Nicht eine, nein, hunderte von Jägerinnen existieren auf der Welt, aber es gibt nur eine Buffy. Sie ist diejenige mit Erfahrung im Kampf gegen das Böse. Folglich wurde sie zur Anführerin eines ganzen Jägerinnen-Corps. Aber selbst das hält das Böse nicht im Zaum.
Im guten alten Schottland befindet sich eine der Zufluchten der Jägerinnen. Hierhin haben sich die Mädchen (und Xander) nach der fürchterlichen Katastrophe von Sunnydale zurückgezogen. Dort, einst Buffys Heimat, erinnert nur noch ein Krater an das kleine amerikanische Städtchen. In Schottland ist das Leben ganz anders geworden – und nicht leichter. Aus vielen Jägerinnen ein großes Team zu schmieden ist sehr viel leichter als getan.
Hab dir doch gesagt, entweder „Xander“ oder „Sergeant Fury“.
Xander fühlt sich halbwegs wohl. Ein Auge fehlt zwar, dafür kommt er sich wenig vor wie ein Comic-Held. Er liebt den Vergleich mit dem Kommandanten von Shield, einer Schutz-Organisation aus dem Marvel-Universum. Von seiner Position aus kann er helfen. Xander ist reifer geworden. Ein Umstand, der sich nicht von Dawn behaupten lässt, die ihre Zeit im Inneren der Burg verbringt und sich nicht sehen lassen darf. Zwar ist sie nicht viel reifer geworden, dafür aber umso größer, so groß, dass sie in der Lage ist, jemanden zu zertreten. Ihr Verhältnis zu ihrer Schwester Buffy ist arg gespannt. Sie wünscht sich Willow zurück, die für sie eine Art Mutterersatz geworden ist, aber Willow ist weit weg und niemand weiß wo.
Derart viele Aufgaben und Probleme sollten eigentlich den Alltag ausfüllen, und Buffy hat wirklich genug zu tun, doch leider weiß sie nicht, dass es noch immer Menschen und Wesen gibt, die ihr bewusst nach dem Leben trachten. Neben einer militärischen Einheit, die versucht, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen, um diese Terrorzelle auszuheben, hat sich auch Amy wieder eingefunden. Für eine gewisse Zeitspanne zum Dasein einer Ratte verdammt, ist Amy wieder da – und nicht allein. Sie hat einen neuen Freund, der ein starkes Interesse an Buffys und insbesondere Willows Ableben hat.
Viel Feind,viel Ehr’. Das schien schon immer Buffys Motto zu sein und daran hat sich auch in der 8. Staffel nichts geändert, die nun als Comic erscheint, da die Serie im Fernsehen nicht fortgesetzt wurde und Autor Joss Whedon auch leider nicht die Gelegenheit bekam wie im Falle Firefly, einen Kinofilm nachzureichen. Buffy ist hier endgültig erwachsen geworden, obwohl ihr dieser Zustand immer noch befremdlich erscheint, denn sie hat viel Zeit ihrer Jugend verloren und im Kampf verbracht. Von ihrer Zeit als Tote will man als Fan gar nicht reden.
Es hat sich viel getan. Amerika liegt hinter den Hauptfiguren, Schottland ist die neue Wahlheimat. Neue Freunde finden sich, aber alte Feinde sind immer noch gegenwärtig, denn wenn es nach Buffys Feinden geht, hat sie zu viele offene Rechnungen hinterlassen. Eine dieser Feinde ist Amy, jene Hexe, mit der besonders Willow zu tun hatte. Amy hat einen Freund, den die Serienfans kennen, hier aber weniger wiederzuerkennen ist – aus gutem Grund. Joss Whedon schöpft aus dem Vollen. Die Jägerinnen ergehen sich in Übungen und realen Kämpfen gegen untote Schotten. Zwei Hexen bekriegen sich am Himmel mit mächtigen Zaubern. Buffy irrt in einer Vision durch ein Traumland (an einem glibberigen Höhleneingang passiert sie sogar einen schlafenden Gamoreaner, siehe Die Rückkehr der Jedi-Ritter). Kurzum, Whedon unterliegt nicht mehr den finanziellen Grenzen einer Studioproduktion und kann es richtig krachen lassen.
Der Humor, der zuweilen in den Buffy-Episoden vorhanden war, fällt hier geringer aus – allerdings nahm er auch mit zunehmender Ernsthaftigkeit und höherem Gruselfaktor in der Serie ab. Es gibt noch die kleinen Anspielungen und Szenen, die aus dem Rahmen fallen (wie Dawn als badende Riesin in einem Teich im Wald) , doch der Witz, hervorgerufen durch gesprochenes Wort oder Tonfall, fehlt.
Das schadet dem Unterhaltungswert nicht im geringsten, da Whedon sich mehr auf die Entwicklung des Horrors konzentrieren kann.
Unterstützung erhält er dabei in den vorliegenden Episoden von den Zeichnern Georges Jeanty (Der lange Weg nach Hause) und Paul Lee (Die Kette). Jeanty fällt mit dem Staffelauftakt die größere Aufgabe zu. Er ist sehr bemüht mit seinen Bildern an den Originalschauspielern zu bleiben. Häufig gelingen ihm auch wirklich schöne Ansichten. Zwar sind diese immer ein wenig reduziert, doch dank der sehr guten Tuschearbeit von Andy Owens bleiben die Menschen hinter den Figuren erkennbar. Wo die Ausstattung ein wenig zurückbleibt, gibt es für Jeanty in den Massenszenen umso mehr zu tun.
Zum Thema Farbe konnte Dave Stewart gewonnen werden, Veteran von B.U.A.P. und Conan. Aber er zeigt auch ganz eindeutig wo seine grafischen Vorlieben liegen. Wenn es Monster sind, sieht die Kolorierung besser aus, wenn die grafische Vorlage, auch bei Menschen, etwas verwackelt ist, sieht er zu, dass er diese noch aufwertet.
Eine wirklich tolle Cover-Galerie rundet den ersten Band der Reihe ab. Die Bilder von Jochen haben Posterqualität.
Echtes Buffy-Feeling im Comic von Buffy-Autor Joss Whedon. Endlich ist die Jägerin wieder da. Und wie! Die Feinde sind einfallsreich wie eh und je, Buffys Probleme sind nicht weniger, eher noch größer geworden (auch im wahrsten Sinne des Wortes). Ein gutes Team führt die Serie (leider nur) als Comic fort. Als Fan von Buffy darf man sowieso dankbar sein, als Horrorfan dankbar für unterhaltsames und spannendes Lesefutter. 😀
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