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Comic Blog


Freitag, 15. Juni 2007

Heimliche Helden 6 – Kater Karlo

Filed under: Cartoon — Michael um 13:39

Heimliche Helden 6 - Kater KarloHelden brauchen Bösewichte. So konnte auch Micky Maus nicht ohne Widerpart auskommen. Einer, der ihm schon sehr früh das Leben schwer machte, war Kater Karlo.
Die vorliegende 6. Ausgabe von Heimliche Helden stellt diese ruppige Figur in den Mittelpunkt, die im Laufe vieler Jahre ihren Charakter gewandelt hat und erstaunlich vielschichtig wurde. Das sehr umfassende Vorwort zum Thema listet verschiedene Stadien des Fieslings (auch seine Vorläufer) auf. Angesichts dieser kleinen Rundschau werden Erinnerungen wach: Kater Karlo, zu Beginn noch mit einem Holzbein ausgestattet, wie er in einem Cartoon-Western der Gegenspieler von Micky war. Oder jene wirklich hervorragende Slapstick-Episode auf dem Baugerüst, in der Donald Duck den guten Karlo als Vorarbeiter in den Wahnsinn treiben darf.
Aber Karlo blieb nicht eindimensional auf den Bösewicht reduziert. Im Laufe der Jahre wurden ihm sogar eine Gefährtin (Trudi) und Kinder zur Seite gestellt.

Aber das Hauptfeld von Karlo blieb das des Bösewichts. Mit den Geschichten In der Mausefalle, Carli Caruso und Überfall auf den Goldexpress wird ein guter Querschnitt aus dem Schaffen von Karlo gezeigt. Seine Gegner können über ihn sagen, was sie wollen. Karlo mag nicht immer der Findigste sein, aber er ist kein Aufgeber. Immer wieder denkt er sich neue Aktionen aus, um an das ganz große Geld zu kommen. Witzigerweise kommen gleich zwei Geschichten in einem Western-Ambiente daher, ein Genre, das bereits in seiner Trickfilm-Frühzeit gerne genutzt wurde.

Der Start des Bandes mit der Geschichte Munteres Bordleben zeigt Karlo als Privatmann, der sich nichts weiter gönnen möchte, als einen kleinen Angelausflug. Hier wird aus dem sonst so hartnäckigen Gegner ein Opfer von Donalds Bemühungen, die eigenen Neffen aus dem Feld zu stechen. Wer nur wenige andere Geschichten aus Karlos Abenteuern kennt, wird sich zwangsläufig wundern, wie geduldig Karlo all die Pannen über sich ergehen lässt – bis ihm schließlich doch der Geduldsfaden reißt.

Ein ganz anderes, ein eher ungewöhnliches Abenteuer, bietet sich mit der Geschichte Der Schatten des Drachen aus dem Jahre 1999, in der Karlo ein Gesetzloser ist, der schließlich Micky gegen einen gefährlichen Fürsten beisteht. Angesiedelt ist das Szenario im mittelalterlichen Japan. Damit erreicht Karlo endlich den Gipfel des sympathischen Gauners. Hier besitzt er einen eigenen Ehrbegriff. Er hat Witz und weiß andere charmant für sich einzunehmen, er kann sogar mit Kindern umgehen und ist sich für Drecksarbeit nicht zu schade. Die Geschichte, von Tito Faraci geschrieben und Paolo Mottura gezeichnet, hat nicht nur alles, was der Leser von einem Disney-Abenteuer erwarten kann. Es besitzt auch alles, was eine gute Helden-Geschichte ausmacht.
Mottura macht aus Karlo eine optisch sehr ansehnliche Figur. Irgendwie fühle ich mich ein wenig an einen Bud Spencer im Katerkostüm erinnert, immer schlagfertig, freundlich und ein wenig knurrig.

Von den insgesamt sechs Geschichten in diesem Band sind vier Stück deutsche Erstveröffentlichungen. Dazu gehört auch der Schatten des Drachen, dessen Erzähllänge deutlich über jene der anderen hinausgeht.
Mehr Humor und Slapstick, so wie es die Disney-Fans lieben, bieten die Geschichten In der Mausefalle und Überfall auf den Goldexpress. Sieht man einmal von Karlos Einsatzbereitschaft zu einem Überfall ab, ist sein Verkleidungstalent immer eine Lachträne wert – ganz besonders dann, wenn er sich in Frauenkleidung wirft. Mit Lippenstift und einem sorgfältig rasierten Kinn vermag er auch Micky zu täuschen, wenn auch nur kurze Zeit.

Karlo ist und bleibt ein Gauner. In Carli Caruso bietet sich ihm die Möglichkeit einer legalen Karriere, die er nicht zu nutzen weiß. Zwar ist er ein durchtriebener Verbrecher, aber auch ein Mann, der mit seiner Stimme, die Damenwelt zu begeistern weiß. – Langfristig betrachtet, ist es schade, dass diese Idee nicht weiterverfolgt wurde. (Jedenfalls ist mir nichts davon bekannt.)

Es ist schön, zu sehen, wie sehr sich Kater Karlo über die Jahrzehnte hinweg entwickelt hat. Er ist der grantige Kerl, der Gauner, der Schwerenöter, der Kämpfer und manchmal sogar ein Freund. Die 6. Ausgabe der Heimlichen Helden rund um Kater Karlo ist ein wirklich rundum gelungener Querschnitt aus Witz und Spannung.

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