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Comic Blog


Freitag, 03. November 2006

Werner oder was?

Filed under: Cartoon — Michael um 15:22

Werner oder wasWerner oder was? fragten sich viele Kids zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Erwachsenen rollten eher mit den Augen oder zuckten verständnislos mit den Schultern.
Werner war da! – Und alle, die Werner für eine Modeerscheinung hielten, hatten enormes Pech, denn er ging nicht mehr weg. Und allen Kritikern zum Trotz schaffte er es noch mit vier Animationsfilmen ins Kino. Inzwischen feiert Werner sein 25jähriges Jubiläum mit einer erweiterten Neuauflage seiner Geschichten. Da heißt es, Blick zurück und nach vorn.

Die Zeichnungen sind schwarzweiß gehalten, wie es der Leser aus Satire-Magazinen oder Karikaturen her kennt – Brösel arbeitete einst für das Satire-Magazin Pardon. Im Mittelpunkt steht der kleine Mann, repräsentiert von Werner. Hier gibt es Alltag, keine Hochpolitik, die Freuden, Sorgen und Nöte sind für viele nachvollziehbar. Gerade das macht Werner so sympathisch. Wer sich einmal in die Zeichnungen eingelesen hat, wird nicht umhin kommen, zuerst zu schmunzeln und schließlich herzhaft zu lachen.

Im März 1981 erschien Werner zum ersten Mal im Licht der Öffentlichkeit. Zu dieser Zeit – und ich spreche da aus eigener Erfahrung – war Werner ein ziemlich anarchischer Comic oder eher eine Sammlung von Comic-Episoden, Einbilderwitzen – ja, Werner war nicht einmal so recht zu beschreiben.
Weil Werner so anders war, weil er soff, die Polizei verar . . ., also, er machte sich über die Vertreter der Staatsmacht lustig, weil er keinen Respekt kannte und derart asozial war, dass er auf Kosten des Steuerzahlers und des Arbeitsamtes munter abhing und das Arbeitslosengeld am nächsten Wochenende auf den Kopf haute. – Na, ein bißchen Moral kannte auch der Werner, weshalb er auch ab und an sein Fett wech bekam.

Werner wechselte unter der Schulbank den Leser. Was sich vorne in dieser Zeit abspielte war sekundär, ja, Werner animierte die Kids zum Lesen – obwohl die Kids in dieser Zeit noch gar nicht Kids hießen.
Popper überfahrt man mit’m Chopper. war einer der Sprüche, die alle Nase lang zu hören waren. Dabei passten sie natürlich niemals zur Situation (untersteht Euch, einen Popper zu überfahren, damit dieser Spruch passt). Und ich sach noch: Werner, mach das nich . . .
Waren bis zu diesem Zeitpunkt eher Magazine wie MAD für Anarcho-Humor zuständig gewesen, löste Werner diesen Vorreiter locker ab: Werner wurde zum Kult. (Was er beizeiten auch auf die Schippe nahm, denn schließlich macht nur Horsts Trecker Kult: Kult, Kult, Kult. – Werner-Fans werden diese kleine Sketch-Episode kennen.)
Werner änderte auch die Trinkkultur der Kids. Hatte es zuvor noch jede x-beliebige Flasch’bier getan, musste es nun Flens sein. Letztlich war das auch egal, am Ende tat es jede, Hauptsache sie fumpte bei Öffnen dank ihres Bügelverschlusses.

Werner änderte sich mit der Zeit. Sein Autor und Zeichner Brösel (richtiger Name: Rötger Feldmann) arbeitete neue Erscheinungsbilder Werners aus, nicht zuletzt wegen der Zeichentrickfilme, die eine einfacher zu handhabende Figur benötigten. Anarcho-Humor mischte sich mit Slapstick. Werner eroberte neues Publikum, nicht zuletzt jene Nachkömmlinge derer, die noch mit Werner aufgewachsen waren.

Brösel hat die vorliegende Neuausgabe mit 16 Seiten erweitert. Wirklich schön ist die kleine vergleichende Schau Ein Haus ist ein Haus, denn sie ist gleichzeitig ein guter Vergleich zu Werners eigener Geschichte. Irgendwie fühlt man sich als Leser gleich zu Hause, trotzdem hat sich vieles getan – natürlich fällt Werner bei weitem nicht so sachlich aus, wie die letzte Hausversion den Anschein hat. Die gezeichneten Gags sind Seite für Seite für einen (oder mehrere) Lacher gut. Teils sind sie aus dem Leben ganz gewöhnlicher Menschen gegriffen, manchmal sind es Missverständnisse, manchmal sind es erzwungene Gags, aber es funktioniert immer. Werners Universum wurde mit der Zeit immer größer.
Die Familie, der Kult um die Horex (Stichwort: Porschekiller), die Polizei, Saufkumpane, viele wurden zu festen Größen und Namen, die Leser wie auch Zuschauer wiedererkannten. Als Fan (oder auch Neueinsteiger) bleibt nur zu hoffen, dass Brösel nach 25 Jahren noch weitere Ideen hat für neue Episoden.

An Gola? An Gola gönnt isch mer dodsauf’n! 😀

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