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Comic Blog


Mittwoch, 09. August 2006

Die Blueberry Chroniken – Die Jugend von Blueberry

Filed under: Abenteuer,Klassiker — Michael um 14:41

Die Blueberry Chroniken 1 - Die Jugend von BlueberryMike Donovan hat den Sklaven Long Sam wieder eingefangen. Diesen will er nun zurückbringen und an ihm ein Exempel statuieren lassen. Sein Plan stößt bei Tucker, dem Vater seiner angebeteten Harriet, auf keine Zustimmung. Tucker gefallen die Ideen des Nordens, die Abschaffung der Sklaverei nicht, doch er meint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Diese Idee wird sich nicht aufhalten lassen. Er möchte Mike Donovan den Sklaven abkaufen, um dessen Auspeitschung zu verhindern. Mike weigert sich, und es kommt zu einem erbitterten Streit.
Die Umstände sind gegen Mike. Den wertvollen Säbel lehnt er im Tausch gegen Long Sam ab. Leider wird der Säbel zur Mordwaffe und Mike ist gezwungen, ein Leben zu führen, das er nie vorher geahnt hätte.

Mike flieht. Eben noch ein Südstaatler wird aus ihm auf der Seite der Yankees Mike Steve Blueberry. Der Krieg ist für Blueberry etwas völlig anderes als sein bisheriges Leben. Aber er ist bereit alles zu riskieren und setzt ständig alles auf eine Karte. Zwar kann Blueberry sein Leben aus den bedrohlichsten Situationen retten, doch das bedeutet nicht, dass er ein Glückskind ist.

Den Dank für die Zerstörung einer Brücke erntet ein anderer. Hinter den feindlichen Linien entgeht er zwar den Kugeln der Nordstaatler, für die er kämpft, dafür wollen ihm die Konförderierten ans Leben – eine ironische Situation, da er bei seinem Eintritt in die Nordarmee betonte, er werde nicht auf Südstaatler schießen. Sein häufiges Tauschen der Uniformen lässt ihn zwar nicht seine Loyalität vergessen, aber es wird von denjenigen, denen er Treue geschworen hat, falsch gedeutet. Eine Anklage gibt dem Verdacht zusätzliche Nahrung: Blueberry wird als Doppelagent zum Tode verurteilt.
Wieder überlebt er durch Glück und muss feststellen, dass nur der Hass auf seine Person der Auslöser für seine Befreiung war. Bis er seinen Namen endgültig – wenn auch nur teilweise – reinwaschen kann, vergeht noch einige Zeit.

Endlich erscheinen die Anfänge von Blueberry mit diesem ersten Band der Blueberry Chroniken – Die Jugend von Blueberry in einer gesammelten Ausgabe.
(Ich habe mich besonders über diese Ausgabe gefreut, da es auch ein Ausflug in vergangene Comic-Tage ist, als Blueberry hierzulande noch in Schwarzweiß Seite an Seite mit vielen anderen Helden erschien. Siehe: Mit Vollgas ins Abenteuer.)
Als Western und als Comic ist der Name Blueberry legendär. Er steht für Spannung, Abenteuer und einen außergewöhnlichen Helden, nicht immer sympathisch, nicht immer erfolgreich, sehr realistisch angelegt und im Laufe seines Comic-Lebens mit vielen aufregenden Episoden seitens seiner Macher Jean-Michel Charlier und Jean Giraud gesegnet. Charlier ist ein Comic-Autor, der sehr viel bewegt hat und an so manchem Klassiker beteiligt war, die heute immer noch Vorbildfunktion haben (Buck Danny, Mick Tangy, Der Rote Korsar). Giraud hat sich unter den Comic-Zeichnern zu einer lebenden Legende entwickelt. Als Moebius setzte er neue Maßstäbe, als Giraud zeigt er mit Blueberrys Jugendtagen noch einen anderen Zeichenstil, bodenständiger, nicht so experimentierfreudig, wie man es als Leser später von ihm geradezu gewohnt ist.

Interessant ist es, wie eine Figur, die dem Leser zuerst als gemeiner Schnösel nahe gebracht wird, einem mehr und mehr ans Herz wächst. Blueberry, oder besser Mike Donovan, entwickelt sich, nicht zuletzt, da sich in all den Miseren, die er durchlebt, plötzlich Menschen für ihn einsetzen, von denen er das nie angenommen hätte. Diesen Überraschungen stehen ebenso viele Enttäuschungen gegenüber (wenn nicht sogar mehr). Es lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass Charlier seinen Helden regelrecht durch die Hölle schickt und ihm nur selten eine Verschnaufpause gönnt. (Außerdem erfährt der Leser, woher Blueberry seine Boxernase hat.)

Die Kolorierung der Episoden ist mit gleich lockerem Strich geführt wie die Tuschestriche. (Es ist immer wieder faszinierend, wie einige wirklich simple Striche von Giraud umfassende Bilder ergeben.) Die Farben sind eindringlich gewählt, mal erdig, mal grell, immer der jeweiligen Stimmung angepasst und treffend.

Was eigentlich ein Ausflug in die Comic-Geschichte ist, kann sich mit aktuellen Produktionen jederzeit messen – man könnte auch sagen, aktuelle Produktionen müssen sich immer noch an diesen Werken messen lassen. Wer Western zugeneigt ist (oder wenigstens starkes Interesse an Comics hat), kommt an dieser Werkausgabe, die mit gut aufbereiteten zusätzlichen Informationen über Charlier, Giraud und den amerikanischen Bürgerkrieg angereichert ist, nicht vorbei. 😀

Bereits berichtet: Blueberry 42 – Der Schlächter von Cincinnati

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