Cassie geht mit dem sportlichen Jungen in der Nacht spazieren. Es ist eine ganz normale Verabredung – nun, vielleicht nicht für Cassie. Die junge Frau hat einen Hinweis erhalten. Jemand tötet Cheerleader. Könnte ihr Begleiter dieser Jemand sein?
Wer kennt sie nicht? Die Splatter-, Slayer- und Slasher-Filme? – Nun, ich hoffe, höchstens all jene die über 18 Jahre alt sind, obwohl abgespeckte Versionen dieser Genre-Filme auch in Varianten ab 16 Jahre ihr Publikum finden.
Ein Slasher, ein irrer Killer, aus welchen Beweggründen auch immer, ist aus dem Kino nicht wegzudenken. Freddy, Michael oder Jason sind die bekannteren Vertreter ihrer Art. Aber auch eher namenlose oder austauschbare Gesellen wussten, was man im letzten Sommer getan hat oder welche düsteren Legenden noch erzählt werden müssen.
Verschiedene Gesetzmäßigkeiten finden sich in Slasher-Filmen wieder – was auch in der Zeitschrift MAD vor vielen Jahren einmal verhöhnt wurde. Renne immer in einen Keller – weil es daraus ganz bestimmt kein Entkommen gibt. Habe auf jeden Fall Sex mit jemandem – wenn Du in der nächsten Szene dran glauben willst. Falls nicht, sei wenigstens das einzige überlebende Mädchen, das sich den Slasher mit einer Stricknadel oder einem anderen zweckentfremdeten Gegenstand vornimmt.
Ein solches Mädchen ist Cassie, die Tochter eines Slasher-Monsters, einer Köchin in einer Kantine, die mit Vorliebe aus den Kids Hackepeter machte, die sich gegenüber ihrer Tochter schlecht verhalten hatten. Aus Cassie wurde allerdings kein zweiter Jason, sondern sie stellte sich ihrer wiedergängerischen Mutter und vernichtete sie.
Damit nicht genug. Cassie gewinnt außerdem einen Helfer. Äußerlich leicht mit einem Slasher zu verwechseln (auch wegen der Gasmaske, die er bei Einsätzen trägt), ist Vlad ein wertvoller und starker Begleiter, der nicht nur austeilen, sondern auch einstecken kann.
Tim Seely ist der Erfinder dieser Slasher-Parodie, die nun endlich kommt – denn ganz ehrlich, es ist erstaunlich, dass etwas ähnliches so lange auf sich warten ließ.
Traten sogar die Original-Slasher im Comic gegeneinander an, wie z.B. Leatherface und Jason Voorhees, begegnen uns nun neue Kreationen wie Bobby, Laura und Vater Wrath, Lloyd und Jimmy sowie die Lunch Lady. Ihre Motive sind unterschiedlich, ihre jeweilige Rache ist fürchterlich und schaurig einfallsreich. Tim Seely greift tief in die Ideenkiste. So sind, abgesehen vielleicht von der Lunch Lady, der Mutter von Cassie, die Gestalten äußerst ausgefallen.
In der Galerie der Slasher, im Anschluss an die Episoden aufgelistet, sind die beiden Duos besonders gelungen. Das Mädchen Laura, das den Zombie-Priester Vater Wrath kontrolliert, und schließlich die Eigeninitiative übernimmt, ist zusätzlich der Stein des Anstoßes für Cassie einmal Party-Luft zu schnuppern und das zu tun, was Jugendliche in ihrem Alter schon mal so tun: Spaß haben. Bisher war Cassies Leben von Spaß weit entfernt. Das junge Ding, das an der Seite von Vlad für Ordnung unter den Freaks sorgt, wird nicht von der Lust auf das Töten oder aus Rache angetrieben. Schiere Angst ist es, die Furcht, einmal genau so zu werden wie ihre Mutter, eine Wiedergängerin, die wahllos Menschen tötet.
Das zweite Duo ist allerdings das I-Tüpfelchen, denn der Slasher treibt sich auf einer Comic-Convention herum und lässt dabei so illustre Namen wie Robert Kirkman und Steve Niles über die Klinge springen. (Der Genre-Fan wird in diesen Namen die Macher z.B. hinter The Walking Dead und 30 Days Of Night erkennen.)
Alleine diese Episode ist mit solch abgrundtiefem schwarzem Humor erzählt, dass man als Leser zwischen Lachen und Staunen schwankt, da der Einfallsreichtum derartige Blüten treibt, wie man es seit den Killerbabies in der Wiege des Schreckens vielleicht nicht mehr gesehen hat.
Die Erzählung wäre in diesem Fall nur halb so gut ohne die beiden Zeichner Federica Manfredi und Stefano Caselli. Gerade bei Federica Manfredi, die federführend bei den Episoden 2 und 3 ist, muss man sich fragen, warum diese talentierte Künstlerin in den letzten Jahren nicht schon häufiger in Erscheinung getreten ist. Allerdings agiert sie auch nicht Genre-fremd, da sie schon Vampire in Szene setzte. Der Seitenwechsel hat ihr gut getan. Aber es ist nicht nur der zeichnerische Stil, sondern auch die Farbgebung, die dank Davide Amici in einem deutlichen Anime-Stil ausfällt.
Doch auch die erste Episode, von Stefano Caselli gezeichnet, weiß dank der Kolorierung von Sunder Raj sehr zu gefallen, da er einen gemäldeartigen Stil bevorzugt, den ich persönlich bevorzugen würde, aber der auch ungeheuer arbeitsintensiv ist.
Hack/Slash ist Trash, und will Trash sein. Aber es ist guter Trash, der unterhalten will und dies mit Bravour schafft. Die Voraussetzung ist natürlich, dass man über die gewollt komischen Vertreter der Monster- und Slasher-Filme lachen kann. Dank der beiden Zeichner Stefano Caselli und Federica Manfredi spielt Hack/Slash grafisch außerdem noch in der Oberliga der Comics mit. Perfekte Genre-Unterhaltung mit einem ordentlichen Schuss Albernheit. 😀
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