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Comic Blog


Donnerstag, 31. Dezember 2020

STAR WARS – DOKTOR APHRA 6

Filed under: SciFi — Michael um 18:45

STAR WARS - DOKTOR APHRA 6Keine direkt zerrüttete Kindheit. DOKTOR APHRA ist eine junge Frau geworden, auf die ihr Vater in gewisser Weise stolz gewesen wäre. Irgendwie ist sie in seine Fußstapfen getreten. Ihr Interesse für andere Kulturen, erst solchen, die lange vergangen sind, hat sie bestimmt von ihm geerbt. Ihre Mutter verließ den Vater, nahm die Tochter mit. Währenddessen war der Vater mit seiner Arbeit beschäftigt und wunderte sich allenfalls über die eingetretene Stille. In der Gegenwart ist aus dem neugierigen Mädchen eine Abenteurerin geworden. Belastet vom Schicksal der eigenen Familie schlittert sie in den größten Konflikt ihrer Zeit, die Rebellion gegen das allmächtige IMPERIUM.

DIE UNGLAUBLICHE REBELLENSUPERWAFFE lautet der Untertitel der 6. Folge um die räuberische Historikerin DOKTOR APHRA. Tatsächlich stößt die junge Frau bei ihren Aktivitäten auf ein legendäres Gewehr, das es dem WIDERSTAND ermöglichen könnte, dem IMPERIUM einen entscheidenden Schlag zu versetzen. Die Idee ist so fantastisch gut, dass sie für einen Film oder wenigstens eine Episode in der einer der neu geplanten STAR-WARS-Streamingserien umgesetzt zu werden. Interessant ist DOKTOR APHRA darüber hinaus, weil sie mit ihrer Kaltschnäuzigkeit bis ins Zentrum zweier Machtblöcke vordringt. Das gibt dem Leser tolle Einblicke in bereits bekanntes Geschehen (ähnlich wie es THE MANDALORIAN praktiziert hat).

Der vorliegende Band nimmt sich sehr viel Zeit um einiges aus der Familiengeschichte von DOKTOR APHRA zu enthüllen. Konzentrierten sich die Vorgängerabenteuer mehr darauf, wie die junge Frau ein ums andere Mal den Kopf aus der sprichwörtlichen Schlinge zog oder auch auf ihre Liebschaften, nimmt die weitere Entwicklung der Handlung einen konkreten bezug auf die Vergangenheit. Mit dabei, so viel zum Thema Liebschaften, eine Ex, die DOKTOR APHRA mit einer Art Hassliebe betrachtet. Die weibliche Zukunftsvariante von INDIANA JONES ist eben nicht nur eine Diebin und Schurkin, sie ist eine liebenswerte Diebin und Schurkin. Und verdammt abgebrüht.

Das stellt sich im Verlauf der Handlung heraus, als SIMON SPURRIER seine Heldin auf eine irre Mission schickt. Grafisch findet eine Umorientierung statt. Immer noch wird Wert auf eine realistische Darstellung gelegt, aber sie schwankt zwischen Manga-Einflüssen und Zeichnungen, die eher europäisch wirken und ich so stilistisch in einem franko-belgischen Album vermuten würde. Auffallend (und eine gute Lösung) ist die deutliche Separierung der Gegenwarts- und Vergangenheitsepisoden durch unterschiedliche Zeichner innerhalb eines Heftes (der Sammelband beinhaltet die Ausgaben 32-36 der Serie). Die Wirkung ist sehr leserfreundlich und imitiert auf ihre Weise entsprechende Bildtechniken, wie sie Serienjunkies von Rückblicken auf dem Bildschirm kennen mögen.

Ohne alte Bekannte geht es nicht. Neben besagter Ex von DOKTOR APHRA gibt sich auch ein pechschwarzer WOOKIE die Ehre: BLACK KRRSANTAN. Der alte Bekannte aus einer düsteren Vergangenheit ist zur Stelle, als DOKTOR APHRA Hilfe braucht (und außerdem, wie kann es anders sein, schuldet die junge Frau dem WOOKIE noch Geld). Doch dieser Rückschritt auf bekannte Charaktere ist ein dramatischer Vorgeschmack, auf ein sehr interessantes Finale, bewegt es sich doch mitten ins Herz des Imperiums.

Einerseits wegen DOKTOR APHRA ein tolles Kapitel der STAR-WARS-SAGA, andererseits wegen neuer Einblicke in das imperiale Geflecht auch für Hardcore-Fans der SAGA sehr lesenswert. Spannend von Anfang bis Ende und gleichzeitig das große Einläuten des Serienabschlusses im folgenden Band. TOP! 🙂

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Samstag, 26. Dezember 2020

WAYNE SHELTON – GESAMTAUSGABE 4

Filed under: Thriller — Michael um 18:23

WAYNE SHELTON - GESAMTAUSGABE 4DSCHEMAIL KHAN und WAYNE SHELTON sind zwei Abenteurer, die sich trotz ihrer Unterschiede auf Augenhöhe begegnen. Freundschaftlich, so lange es den eigenen Interessen dient. Niemals gänzlich dem anderen vertrauend. Dennoch existiert eine gewisse Fairness, die einer dem anderen entgegenbringt. Es ist durchaus kompliziert und scheint, als wisse jeder der beiden, es könne einmal die Zeit und Gelegenheit kommen, in der der eine den anderen brauchen werde. WAYNE SHELTON, der sich mehrfach in der Hemisphäre von DSCHEMAIL KHAN herumtreibt, muss sich dieser Hilfe eher und öfter versichern …

Ein 59 Jahre alter Tausendsassa! Endlich wissen wir das genaue Alter von WAYNE SHELTON. Bei einer Gelegenheit schwärmt er von seinen Jugendzeiten und den Abenteuern, die er im Alter von 19 Jahren erlebt habe (kurz bevor er als Soldat in den Vietnam-Krieg zog). Vierzig Jahre liegen diese Abenteuer nun zurück. So macht ihn die argentinische Polizei darauf aufmerksam. Aber, das Alter hin oder oder her, in Sachen Action kann sich der erfahrene Thriller-Held immer noch mit jedem beliebigen Kintopp-Helden messen.

Frauen vernascht er wie JAMES BOND, Action erlebt er wie ETHAN HUNT. Vielleicht ist er nicht ganz so kriminalistisch begabt wie ein SHERLOCK, aber auf alle Fälle ist er ein Überlebens- und Lebenskünstler, der nicht einmal aufgibt, als ihm seine gesamte Habe unter den Fingern zerrinnt (nicht seine Schuld). In den Abenteuern TREIBSAND (Band 10), 100 MILLIONEN PESOS ( Band 11) und NO RETURN (Band 12) verschlägt es ihn rund um die Welt. Beginnend mit dem IRAK, gefolgt von ARGENTINIEN und schließlich dem IRAN. Für ersteres und letzteres Land gilt WAYNE SHELTON, der altgediente SÖLDNER, überhaupt für die arabischen Regionen des Planeten, gilt er als Experte. Obwohl man ihm teils mit Misstrauen begegnet, greift man seiner Erfolge wegen gerne auf seine Dienste zu.

WAYNE SHELTON bleibt international, aber er bleibt teils auch sehr privat. Das erste und zweite Abenteuer hat im Kern eines der ältesten Motive der Welt als Antrieb. Und in zweiter Linie geht es wohl um das zweitälteste Motiv der Welt. Ersteres ist Liebe, zweiteres ist Geld. Warum beides so oft zusammen hängt, beantwortet auch WAYNE SHELTON nicht. Doch dank des Autors JEAN VAN HAMME werden die Motive fein miteinander verstrickt. Die Themen werden an entgegengesetzten Ecke der Erde abgehandelt. Die Variationen sind sehr unterschiedlich voneinander. JEAN VAN HAMME ist kein Autor, der es bislang nötig hat, sich zu wiederholen. Seinen Einfallsreichtum hat er in zahlreichen Comic-Thrillern unter Beweis gestellt.

TREIBSAND lautet der Name des Abenteuers, in dem eine Landschaft zum Feind wird und eine derart prägnante Rolle spielt, dass sie titelgebend geworden ist. Darüber hinaus ist der Rest der Gegner menschlicher, aber ebenso erbarmungslos wie die Natur. Schön ist zu verfolgen, wie in 100 MILLIONEN PESOS die Vergangenheit WAYNE SHELTONS einmal mehr thematisiert wird. JEAN VAN HAMME gelingt dies mit einem sehr, sehr ausdauernden Augenzwinkern. Ganz besonders dann, wenn der Charmeur und Frauenheld WAYNE SHELTON ausgerechnet die Verkleidung eines Priesters auf den Leib gezwungen bekommt.

FRAUENHELD ist ein gutes Stichwort, denn es beleuchtet auch die Beziehung zu seiner langjährigen Dauerfreundin HONESTY GOODNESS. Die Varieté-Künstlerin und der Söldner hängen aneinander und führen gleichzeitig eine überaus moderne offene Beziehung. Da gehört es schon dazu, dass WAYNE von HONESTY zum Geburtstag eine Prostituierte als Geschenk erhält. Das Geschenk fällt umso extravaganter aus, da es sich selbst auf dem offenen Meer per Fallschirm überbringt. Immerhin, wie es die Geschichten zeigen, ist das Paar auf Biegen und Brechen ineinander verliebt.

Nach all den Gefühlsirrungen und -wirrungen der ersten beiden Abenteuer wird es in der letzten Episode politischer, eine Spur riskanter. In bester Thriller-Manier führt WAYNE SHELTON eine hochgefährliche Personenextraktion aus. Im IRAN taucht er ein in eine Umgebung, in der es sich schwer feststellen lässt, wer nun Freund oder Feind ist. Das Rätselraten steht der Geschichte gut und würzt das actionreiche Geschehen.

Nach wie vor gilt: Wer Thriller in Comics mag, komtm an WAYNE SHELTON (und HONESTY GOODNESS) nicht vorbei. Der überaus menschlich geratene Held, Lebemann, ein globaler Nomade ist in diesem Genre eine der sympathischsten Figuren. JEAN VAN HAMME erzählt mit großem Spaß, interessant und einem tollen Gespür für ein spannendes Setting. Comic-Künstler CHRISTIAN DENAYER hat WAYNE SHELTON bestens im Griff, toll realistisch, filmisch. Beste Unterhaltung auf gleichbleibend hohem Niveau. 🙂

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Samstag, 05. Dezember 2020

LTB 539 – ZURÜCK AM TATORT ENTENHAUSEN

Filed under: Comics für Kinder — Michael um 16:25

LTB 539 - ZURÜCK AM TATORT ENTENHAUSENWas unternimmt einer nicht alles, um Geld zu sparen?! DAGOBERT DUCK hätte gerne die neuesten Nachrichten, ist aber nicht bereit dafür zu bezahlen. Deshalb hilft ein Marschin den Stadtpark weiter, dahin, wo andere Leute in aller Öffentlichkeit Zeitung lesen. Das kennen einige schon und sind darüber nicht begeistert, einen unfreiwilligen Mitleser zu haben. Aber DAGOBERT DUCK wäre nicht so reich geworden, besäße er nicht Einfallsreichtum und Hartnäckigkeit. Leider wird er dabei eines Tages gehörig vorgeführt. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

50 Jahre TATORT. Das muss eine Fernsehreihe erst einmal schaffen! Kaum ein Fernsehformat ist so gehätschelt worden, man sollte sagen, aufs Überleben getrimmt worden wie der TATORT. Während DER KOMMISSAR, DER ALTE, DERRICK und viele andere (auch Nachfolgeformate) ein Zeichen ihrer Zeit waren, ein meist gnädiges Ende gefunden haben, meisterte der TATORT sein Überleben, indem es in einer Reihe von Bundesländern und deren Fernsehanstalten verschiedene Ermittler-Teams an den Start schickte. Und selbst diese wechselten über die Jahrzehnte kontinuierlich und schufen so neue interessante (oder auch wenige interessante) Charaktere.

Nun heißt es also im LUSTIGEN TASCHENBUCH 539: ZURÜCK AM TATORT ENTENHAUSEN. Denn der TATORT war bereits in Ausgabe 506 in ENTENHAUSEN zu Gast. Damals hat DONALD DUCK mit seinen Ermittlungen handfestes Chaos fabriziert. Jetzt erhält er eine zweite Chance. Zum Jubiläum 50 JAHRE ENTENHAUSENER POLIZEI rücken durch das Fernsehen sattsam bekannte Polizisten zur Feier an und wollen sich alle in einem Hotel einquartieren. Doch kaum angekommen, verwandelt sich das Hotel in eine Falle. Metallene Schotten fallen herunter und riegeln das Gebäude hermetisch ab. Da muss DONALD DUCK ran. Und seine Gegner sind kein Geringeren als die PANZERKNACKER, das PHANTOM und GUNDEL GAUKELEY.

Aber es ist wohl kaum ein Spoiler, wenn ich erwähne, dass DONALD DUCK schlussendlich den Tag rettet. Etwas anderes wäre kaum denkbar. Das geschieht natürlich in bester Komödienmanier, wie stets. Natürlich sind nicht alle Geschichten auf den TATORT ausgelegt, aber zumeist kriminalistisch spannend. So darf der Leser mit PHANTOMIAS rechnen, mit weiteren PANZERKNACKER-Auftritten, KATER KARLO, mit Ermittlungen durch MICKY MAUS ebenso. Manche Geschichten passen nicht unter den TATORT-Deckel, so zum Beispiel DIE FARBEN DER ZUKUNFT (eine Geschichte, die zurück ins Zeitalter von KÖNIGIN VICTORIA führt) sowie das Abenteuer DIE RÜCKKEHR DES GESTALTWANDLERS (hier geht es geradewegs in den Weltraum).

Eine echte Überraschung ist die Episode DER MENTALIST. DUSSEL DUCK besucht eine Vorstellungen eines so genannten Mentalisten (andere würden Magier oder Zauberer sagen). Die Sinnestäuschungen und Tricks beeindrucken DUSSEL DUCK ziemlich. Nach der Vorstellung verliert der Mentalist seinen magsischen Hut. DUSSEL DUCK hat das Glück, das gute Stück zu finden und selber in den Genuss von magischen Tricks zu kommen. Diese Tricks bleiben aber nicht unbemerkt. GUNDEL GAUKELEY, die PANZERKNACKER und sogar KLAAS KLEVER mischt sich ein. Die EPISODE kommt OHNE WORTE aus. Das ist das Tolle daran. Alles ist selbsterklärend, klasse, sehr humorvoll gestaltet und erzählt.

Für jeden ist etwas mit im Geschichtenkorb. Natürlich für die TATORT-Fans und besonders solche Leser, die schon die Ausgabe LTB 506 zu würdigen wussten (dort wurde das TATORT-Thema abgehandelt und gebührend bearbeitet). Die Vielfalt macht Spaß, aber das Krimielement könnte sich noch viel stärker durch den gesamten Band ziehen. 🙂

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Mittwoch, 25. November 2020

TITANS – BRENNENDER ZORN

Filed under: Superhelden — Michael um 19:22

TITANS - BRENNENDER ZORNMAMMOTH ist unter den FEARSOME FIVE kein Mann für chirurgische Eingriffe. MAMMOTH drischt drauf. Muskelberge und Übergröße garantieren dafür, dass dort hinterher kein Gras mehr wächst. Auf einen groben Klotz gehört eine grobe Kelle und wird aus BEAST BOY im nächsten Moment ein überdimensionales grünes NASHORN. Leider hat sich BEAST BOY verschätzt. Er kassiert Treffer. Die kurz darauf keine Rolle mehr spielen, denn es gilt unbeteiligte Zivilisten zu retten. Sogleich fängt er als grüner ELEFANT Trümmerteile auf. Die TITANS kennen ihre Prioritäten…

Es sind keine TEENS mehr. Die TITANS sind zu einem schlagkräftigen, verschworenen Quartett herangewachsen. DAN JURGENS, langjähriger Autor im DC-UNIVERSUM, hat sich der TITANS angenommen und ihnen ein paar rasanter Abenteuer beschert. An seiner künstlerischen Seite ist der SCOT EATON, der stilistisch an DAN JURGENS heranreicht. Der hier als Autor tätige DAN JURGENS hat selbst viele Comics illustriert. Über den Tellerrand der Comics hinaus wurde er bekannt durch den TOD VON SUPERMAN. Nun also die TITANS:

Vier SUPERHELDEN mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten, allen voran TIM DRAKE alias ROBIN, der sich auf seine Fitness und seinen starken Intellekt verlässt. Die fliegende Außerirdische STARFIRE verschießt Energiestrahlen, ist schneller, stärker als Menschen und nahezu unverwundbar. Die geheimnisvolle RAVEN ist magisch und mit vielerlei Fertigkeiten unterwegs, unter anderem mit Telekinese und Teleportation. Derjenige Held aber, der wirklich für optische Überraschungen sorgt, ist BEAST BOY. Wie der Name es andeutet, kann sich der grünhäutige junge Mann in Tiere verwandeln und ihre Fähigkeiten annehmen. Und nicht nur in die üblichen Tiere, wie sein Auftritt als KING KONG eindrucksvoll beweist.

Die TEEN TITANS und die TITANS sind als HELDEN mehr in der zweiten Reihe unterwegs. Sie sind eben der Nachwuchs und die SIDEKICKS. Das hat zur Folge, dass sich der Leser auf mehr Überraschungen einstellen kann. Weniger bekannte HELDEN bekämpfen zumeist auch weniger bekannte SCHURKEN. Oder sogar völlig neue HALUNKEN. Hier bekommen es die TITANS mit die FEARSOME FIVE zu tun. Ja, auch DC hat ein FEARSOME-Team wie MARVEL, nur gönnt man sich hier einen VERBRECHER mehr. Auf einen halben Blick dachte ich schon, es handele sich um ALPHA-FLIGHT (MARVELS kanadisches Superheldenteam). Das Missverständnis wurde schnell geklärt.

Immerhin aber gibt es einen Telepathen, einen Schläger, eine Alchemistin, einen Techzauberer und einen Anführer, der sich zunächst allein die Ehre gibt. Es steht also im Verlauf fünf zu vier. In bester Kinomanier bleibt hier kein Stein auf dem anderen und bald geht es um nichts weniger als das Schicksal der Welt. Das relativiert sich in der zweiten Hälfte von BRENNENDER ZORN, in der es deutlich geheimnisvoller zugeht und die SCHURKEN undurchschaubarer sind. Ganz zum Schluss wird es dann GALAKTISCH und tatsächlich taucht ein alter Feind von SUPERMAN auf: MONGUL. Ein Gegner, der selbst dem STÄHLERNEN zu schaffen machte. DAN JURGENS macht aus diesem Zusammentreffen eine traditionelle wie spannende Arena-Gladiatoren-Begegnung.

Der Leser darf ein paar private Momente der Charaktere erwarten. Tiefgreifend in den zwischenmenschlichen Bereich hinein wird es nicht. Es gibt andere jugendliche Heldengruppierungen, bei denen das der Fall ist. Vielleicht ist man hier seitens MARVEL etwas verwöhnt worden. Andererseits gibt es durchaus im DC-HELDEN-UNIVERSUM familiäre und freundschaftliche Verwicklungen, die auch die Handlungen tragen (und das sehr gut machen) oder zumindest ein wichtiger Teil der Geschichte sind.

Grafisch ein aus einem Guss gezeichnetes sehr actionreiches Dauerabenteuer. SCOT EATON beherrscht einen tollen realistischen Stil. Gekonnt werden alle Aufgaben erledigt, von der Kamerafahrt, der Perspektive, der Figuren, der Kampfakrobatik. Ebenso Szenen, die so manches in den Schatten stellen, was andere SUPERHELDENSERIEN zu bieten haben. Wann hat schon einmal ein giftgrüner GARZILLA (frei nach GODZILLA) in einen SUPERHELDENKAMPF eingegriffen? Wahrscheinlich nie. Aber das beweist noch etwas anderes. BEAST BOY kann sich nicht nur in reale oder sogar ausgestorbene TIERE verwandeln. Erfundene TIERE gehören ebenfalls zu seinem Repertoire. (Und auch das bekommt SCOT EATON super hin.)

Ein rasantes Comic-Abenteuer der TITANS. BRENNENDER ZORN verteilt sich auf drei Akte, die keine Zeit zum Verschnaufen lassen. Für die HELDEN nicht, für die Leser auch nicht. Stark illustriert von SCOT EATON, versiert vom DC-Veteranen DAN JURGENS erzählt. 🙂

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Montag, 23. November 2020

SAVAGE AVENGERS 2 – SCHWERT GEGEN MAGIE

Filed under: Superhelden — Michael um 19:45

SAVAGE AVENGERS 2 - SCHWERT GEGEN MAGIEIm einen Moment sitzt CONAN noch an der Bar eines ziemlich desolaten Gebäudes. Im nächsten Moment trifft in ein Betäubungspfeil. Als der Barbar erwacht scheint alles unverändert zu sein. Aber CONAN ist misstrauisch. Draußen erwarten ihn seltsamerweise modern ausgerüstete Spezialeinheiten. Für den CIMMERIER und seine kämpferischen Fähigkeiten sind sie nur leichte Beute. Kurz darauf durchbricht er eine Wand und gerät einmal mehr in eine andere Welt…

Ein sehr, sehr ungewöhnliches Team und eine ungewöhnliche Lösung, die Autor GERRY DUGGAN für dieses Experiment gefunden hat. CONAN, DR. DOOM und DR. STRANGE kämpfen gemeinsam Seite an Seite gegen einen brutalen und sehr mächtigen Feind. Was aus der Not geboren ist, ein Stück weit von den Umständen bestimmt, mausert sich zu einem schlagkräftigen Trio.

Die Mischung ist gut gewählt. DR. DOOM hat seine eigenen Höllenerfahrungen. CONAN kennt Zauberer und hasst sie wie die Pest. Und letztlich DR. STRANGE, dessen Abenteuer stets mystisch angehaucht sind, komplettiert den Reigen mit seinen Fähigkeiten und einem eher feingeistigen Verhalten. Bevor es zu dieser Gruppe kommt, muss GERRY DUGGAN noch mit dem vorhergehenden Abenteuer abschließen. Denn dort arbeitete CONAN mit dem PUNISHER zusammen.

Dieses DUO funktioniert, weil beide ähnlich brutal zu Werke gehen, jeder seine Lasten der Vergangenheit mit sich zu tragen hat und jeder die Fähigkeiten und den Charakter des anderen respektiert. So kämpfen sich beide aus dem WILDEN LAND zurück in die Zivilisation. Hierbei geschieht eine Art Annäherung. Optisch: Der PUNISHER wird durch die notgedrungen gewählte Kleidung immer mehr zum barbarischen Kämpfer. CONAN hingegen greift auf die Waffen zurück, die ihm unter die Finger kommen. Das kann dann schon mal ein Sturmgewehr sein. Je nach Konfrontation der Charaktere können kuriose Momente entstehen.

Bestes Beispiel ist das gemeinsam eingenommene Essen von CONAN und DR. DOOM. CONAN empfindet DOOMS MASKE als eitles Accessoire. DR. DOOM nimmt schließlich (ein sehr seltener Moment in der MARVEL-WELT) seine Maske ab. CONAN bleibt gelassen, eine Reaktion auf das Gesicht (das selbst dem Leser verborgen bleibt) erfolgt nicht. Wer den einen oder anderen COMIC-Band gelesen hat, weiß, dass der CIMMERIER schon viel gesehen hat und nicht mehr leicht zu schockieren ist.

Grafisch teilen sich gleich drei Comic-Künstler die Arbeit an den Zeichnungen. Ich mag alle drei, obwohl sie sich gut gegeneinander abgrenzen. Bezeichnend für alle drei ist, wie gut sie optisch auf den Punkt kommen. PATCH ZIRCHER, der hier den Löwenanteil der Arbeit hat, ist der penibelste Illustrator der Runde. Der Künstler arbeitet mit sehr feinen Strichen (jeder Künstler in diesem Band hat seine eigene Tuschearbeit übernommen). Detailreichtum, Großaufnahmen werden nicht gescheut. Besonders, wenn DR. STRANGE sich ans Werk begibt, werden die Szenen von PATCH ZIRCHER noch aufwendiger.

Anders bei seinen Vorgängern KIM JACINTO und RON GARNEY. Ihrer beider Technik ist skizzenhafter. Bei RON GANRNEY noch deutlich stärker, der dadurch in grafische Nähe eines JOHN BUSCEMA rückt (wenngleich dessen Bilder noch deutlicher getuscht worden sind). Der Vergleich liegt nahe, denn JOHN BUSCEMA war DER CONAN-Zeichner schlechthin und hat vieles gezeichnet, wovon die Figur in Film und Comic später noch zehrte.

Mein Favorit der tollen Drei ist KIM JACINTO, der sozusagen den Epilog des Vorgängerbandes gleich zu Beginn von Band 2 abliefert. Ein schöner klarer Seitenaufbau, keine Experimente, sehr exakte Zeichnungen, mit ein wenig Retrocharme dank eingefügten Rastern. Die echten Kerle hier, CONAN und PUNISHER, werden ideal in Szene gesetzt, hart zu sich selbst, freundschaftlich zum Kumpel. Der Wechsel zwischen rasanten und ruhigen Sequenzen ist gelungen. Eine Knallerszene ist der Kampf von CONAN und PUNISHER gegen einen Riesenwolf. Das fetzt selbst auf Papier!

Ungewöhnlich insgesamt, jawohl! Aber nach vielen anderen Experimenten innerhalb des MARVEL-UNIVERSUMS ein rundum starkes und gelungenes Experiment. Die Handlung von GERRY DUGGAN stimmt, der Gesamteindruck der Illustrationen ebenfalls. Passt! 🙂

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Dienstag, 03. November 2020

SPIDER-VERSE – SPIDER-ZERO

Filed under: Superhelden — Michael um 20:08

SPIDER-VERSE - SPIDER-ZERODie SPIDER-WOMEN und SPIDER-MEN (und ein paar andere) sind zurück! Erneut gilt es das SPIDER-VERSE zu retten. Das allesverbindende Netz ist krank. SPIDER-ZERO, ein Mädchen, noch jünger als MILES MORALES, bittet den neuen SPIDER-MAN ihr bei der Suche nach ANNIE MAY PARKER alias PATTERNMAKER zu helfen. Diese ist verschwunden. PATTERNMAKER hat das neue Netz gewebt und wird benötigt, um weitere Schäden daran zu reparieren. MILES MORALES macht sich schnellstmöglich auf die Suche nach ihr, quer durch das SPIDER-VERSE. Dabei trifft er auf alte Bekannte und Freunde. Gleichzeitig aber wird er ebensovielen Bedrohungen konfrontiert. Ein ganz normaler Tag im SPIDER-VERSE

Das SPIDER-VERSE dürfte eine der besten Ideen im großen Spielfeld der Comic-Helden der letzten Jahre sein. Natürlich entzieht es sich der Ernsthaftigkeit der Themen, die gleichfalls in den letzten Jahren nach vorne kamen, das SUPERHELDEN-GENRE im übertragenen Sinn endgültig erwachsen machte und damit auch für den MAINSTREAM-ZUSCHAUER erreichbar. Aber das SPIDER-VERSE ist nicht einfach nur Klamauk. Es zeigt, wie viel in einer Idee steckt, der des SPIDER-MAN. Denn es zeigt sich, dass nicht nur Alternativen des Netzschwingers machbar sind, sondern auch alternative Versionen von Freund und Feind.

Dazu gehören solche von DAREDEVIL, CARNAGE, KRAVEN, SKORPION. Für MILES MORALES bedeutet das eine Achterbahnfahrt in Realitäten, die seiner ähneln. Genauso landet er im WILDEN WESTEN oder in einer schwarzweißen Fassung, der Welt des SPIDER-MAN NOIR. Das Schöne solcher Geschichten ist immer ihre Grenzenlosigkeit. Deshalb darf sich der Leser auch nicht über eine SPIDER-MA’AM wundern.

Ein recht großes Künstler-Team hat diese hier zusammengefasste Miniserie auf die Beine gestellt. Nicht einmal, wie sonst häufig anzutreffen, hat ein einziger Autor SPIDER-ZERO geschrieben. Es waren mit CHRISTOS GAGE, TARAN GILLAM, JED MACCAY und RYAN NORTH gleich vier Stück am Start. Immerhin bewältigt JED MACCAY drei der insgesamt 6 Episoden. Die Wirkung, erzählerisch betrachtet, wirkt trotz des Quartetts aus einem Guss. Optisch ist das schwieriger zu bewerkstelligen. Ich denke nicht, dass es jemals überhaupt zweien Illustratoren gelungen ist, sich derart stilistisch anzugleichen. Aber da gibt es unter dem Strich nichts zu befürchten. Das Gesamtergebnis ist sehenswert.

Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber meine bevorzugten Episoden sind der Auftakt (mit SPIDER-PUNK und einer Art von SPIDER-MAD-MAX) mit SPIDER-ZERO, die Begegnung mit SPIDER-MA’AM sowie die letzte Episode, in der die Leser wieder auf SPIDER-ZERO und zusätzlich auf PATTERNMAKER treffen. Stilistisch ist hier einiges vertreten. Der Realismus, den ich hier (nicht grundsätzlich) am besten finde. Die dritte Episode hat grafische Anleihen eines Mangas. Das passt zu einer Roboterversion von SPIDER-MAN. Im WILDEN WESTEN trifft MILES MORALES auf den WEB-SLINGER. Diese Episode kommt skizzenhafter daher. Und richtig düster, wie in Hollywoods schwarzer Serie, wird es mit SPIDER-MAN NOIR (die Figur ist klasse, thematisch gefällt es mir nicht so sehr).

Als Zückerchen, für alle SPIDER-MAN-RIESENFANS, haben sich ein paar Comic-Künstler gefunden und neue SPIDER-MAN-Varianten erdacht, illustriert und mit (wenigen) Hintergrundinformationen versehen. Das ist teils kurios (wie SPIDER-MANLY, eine Art CONAN-Version des Netzschwingers), sogar romantisch (mit GARDEN-SPIDER, auf Insektengröße geschrumpft und in einer Gießkanne lebend), aber grundsätzlich einfallsreich.

Das SPIDER-VERSE hat es einfach. Nach doch recht vielen MULTIVERSE-Szenarien ist auch die neue Geschichte um SPIDER-ZERO frisch, flott, unvorhersehbar, lustig, spannend, sehr, sehr einfallsreich. Hier bleibt man dran! Wer das SPIDER-VERSE mag (Comic und Film), liegt hier goldrichtig! 🙂

SPIDER-VERSE, SPIDER-ZERO: Bei Amazon bestellen.
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SUPERMAN – JENSEITS DER ERDE

Filed under: Superhelden — Michael um 20:00

SUPERMAN - JENSEITS DER ERDESUPERMAN war häufiger im Weltall. Nicht wenige seiner Feinde stammen von anderen Planeten. SUPERMAN kennt sich dort aus, kann sich gefahrlos bewegen, über weite Distanzen hinweg. Für andere SUPERHELDEN ist es schwieriger. BATMAN hat als normaler Mensch diese für eine lebensfeindliche Umgebung Fähigkeiten nicht. Deshalb bittet er SUPERMAN in einem dringenden Fall um Hilfe. Aus GOTHAM wurde ein kleines Mädchen entführt. Hier kann der DUNKLE RITTER nicht helfen. Hier muss jemand ran, der stählerne Qualitäten hat und die Entführer zur Strecke und das Mädchen nach Hause bringt. Aber das kostet Zeit. Zeit, in der SUPERMAN nicht auf der ERDE ist. In der er keine einstürzenden Brücken auffängt. Oder Flugzeuge. Ganze Familien davor rettet, erschossen zu werden. Und viele mehr. Sollte SUPERMAN für ein Leben eine ODYSEE beginnen, von der niemand sagen kann, ob sie jemals erfolgreich sein wird?

Was gilt ein Leben gegen viele? Eine ebenfalls nicht selten gestellte Frage. Sollte SUPERMAN sich auf eine sehr lange Reise begeben, um nur einen einzigen Menschen zu retten? Ja, natürlich. Das ist jedenfalls die Antwort, die Autor TOM KING hier dem Leser nahebringt, in einer sehr abwechslungsreichen Miniserie mit dem Titel JENSEITS DER ERDE. Die in einem Band zusammengefasste Serie bietet nicht nur Spannung, sie hält sie von Episode zu Episode hoch, weil nicht vorhersehbar ist, wohin die Reise geht.

Ein Wiedersehen mit anderen Stars und Schurken gibt es auch. Neben SUPERMAN trifft man GREEN LANTERN oder BATMAN, DARKSEID gibt sich die dunkle Ehre. Als Hommage darf SUPERMAN einen neuen BOXKAMPF bestreiten (welcher Comic-Fan erinnert sich nicht an den FIGHT zwischen SUPERMAN und MUHAMMD ALI?). Es gibt einen Besuch in einem RESTAURANT AM ENDE DER GALAXIS (auf jeden Fall verdammt weit weg von der Erde). Selbst im Weltall verfängt sich SUPERMAN in der Bürokratie und will doch bloß ein Telefongespräch führen (man erinnert sich gerne an eine ähnliche Situation bei ASTERIX). Ein berühmtes Rennen im DC-Universum wird angedeutet. Und wer hätte es gedacht, dass sogar SERGEANT ROCK einen sehr dramatischen Auftritt absolviert. Kurz: TOM KING hat keine vergessen: Neulinge, Gelegenheitsleser und eingefleischte SUPERMAN-Fans, die gerne etwas aus alten Zeiten entdecken.

Die sehr episodenhaft erzählte Handlung kann mit sehr unterschiedlicher Action aufwarten. So hat ANDY KUBERT, Zeichner, allerhand Entfaltungsspielraum, ob in Weltraumszenarien oder irdischen Kulissen. Der Illustrator, der sich über die Jahrzehnte stilistisch eigen von seinem Vater JOE KUBERT, ebenfalls eine Comic-Legende, abgesetzt hat. Beide verbindet der Hang zum Realismus und wer die Arbeiten von Vater und Sohn vergleichen möchte, darf das mit der Interpretation des SERGEANT ROCK tun, den ANDY KUBERT in dieser Mini-Serie abliefert und sein Vater gegen Ende der 1950er Jahre zeichnete.

ANDY KUBERTS Können bei anatomisch und perspektivisch korrekt gezeichneten Menschen steht außer Frage. Spannend für das Auge des Lesers wird es, wenn er sich auf das Feld außerirdischer Charaktere und Figuren wagt. Das sieht gut aus, ist aber auch sehr klassisch ausgelegt, richtet sich ein wenig nach den Vorstellungen von Alien-Entführungsopfern (wie sie zum Beispiel WHITLEY STRIEBER in seinem Buchklassiker beschrieb). Auffallend: Außerirdische haben hier keine Haare. Na, es können eben nicht alle LOBO heißen.

Erzählerisch stark, optisch noch stärker. SUPERMAN ist einmal mehr JENSEITS DER ERDE unterwegs. Das bietet sehr, sehr viel Abwechslung und solche Unterhaltung, wie man sie als SUPIE-Fan in den besten seiner Abenteuer erlebt hat. Empfehlenswert! 🙂

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Freitag, 09. Oktober 2020

BOUNCER – GESAMTAUSGABE 3

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:49

BOUNCER - GESAMTAUSGABE 3Indianer erregen in einer Kleinstadt im WILDEN WESTEN immer Aufsehen. Obwohl sie friedlich in die Ortschaft einreiten, wird ihnen offen von einer Einheit Soldaten gedroht. Dabei haben sie ein ganz anderes Ziel: BOUNCER. Der Sohn von WEISSER ELCH soll sein Erbe antreten und den heiligen Boder des Stammes beschützen. Doch zuvor muss der einarmige Mann, der mitten unter Weißen lebt, beweisen, dass er überhaupt fähig ist, seine Aufgabe zu übernehmen. Der Beweis ist denkbar einfach zu führen. Er muss lediglich, einen anderen Mann im Zweikampf besiegen. Sein Gegner OSO LOCO, der beste Krieger des Stammes, wartet nur darauf, BOUNCER zu töten …

Aber es gibt noch mehr als Mord und Totschlag im WILDEN WESTEN, denn ewig lockt das Weib. Zumindest bei ALEJANDRO JODOROWSKY und seinen Erzählungen ist das häufig so. Männer verfallen ihnen. Manchmal glauben sie noch, die nötige Macht zu besitzen, sich jederzeit zurückzuziehen. BOUNCER ist auch so eine Figur, die sich gerne etwas vormacht. Und einmal mehr hat er nicht den Schneid zu erkennen, wenn es eine Frau tatsächlich gut mit ihm meint oder ob sie ihn nur benutzen will. Meistens ist letzteres der Fall. Mit den Waffen der FEMME FATALE, versteht sich. Manche tarnen sich zuvor, andere arbeiten sehr offen mit verführerischen Qualitäten. Manchmal ist alles ein großes Verwirrspiel. Ganz wie es der äußerst fantasievolle Erzähler ALEJANDRO JODOROWSKY mag.

ALEJANDRO JODOROWSKYs Ansichten erschöpfen sich nicht in einem Frauenbild. Es gibt die Sichtweise einer Mutter, die ihre Tochter ganz standesmäß (ihrer Ansicht nach) verheiratet sehen möchte. Es gibt die Tochter, die aus Liebe bereit wäre, jederzeit mit diesen sogenannten Traditionen zu brechen. Es gibt die Hilfe einer Indianerin, die sich über die Völkergrenzen hinweg um einen verwundeten Weißen kümmert. Liebe und Mitleid sind keine Fremdwörter hier. Aber sie gehen nur allzu oft hinter all der Gier, der Brutalität und einem sehr schlechten Bild über den amerikanischen Westen unter.

Immerhin gibt es die Freundschaft, die BOUNCER dementgegen doch immer wieder findet. Völlig begründet, denn tief in ihm steckt ein gutes Herz, das sich aber gemäß der Regeln einer Anti-Zivilisation zu wehren weiß. Und wie! Gelegenheit erhält er dazu genug. Bis eine Grenze auftaucht, an dessen Schwelle sogar er den Revolver beiseite wirft.

Auffallend sind zwei Aspekte dieser dritten GESAMTAUSGABE von BOUNCER. Erstens der vordergründige Gegner: AXE HEAD. Ohne Umschweife als Unhold präsentiert, wird hier weder von Autor ALEJANDRO JODOROWSKY etwas an dieser Figur beschönigt (oder entschuldigt), noch von Zeichner FRANCOIS BOUCQ, der aus AXE HEAD (wie in einem der guten alten Spaghetti-Western) einen widerlichen Killer macht, der schon in einer rein gezeichneten Variante Abscheu beim Leser produziert. Und weil das nicht ausreicht, werden dem Unhold noch fünf Zöglinge zur Seite gestellt, die ihrem Vater nicht nur in nichts nachstehen. Ich möchte sogar behaupten, dass sie ihn an Brutalität noch überflügeln. Ist furchtbar (gut) fantasiert und wirkt nach, Comic hin oder her.

Zweitens (schon wieder) ein anderes grauenvolles Ereignis: Während BOUNCER in einem Indianerdorf im Apachen-Reservat gepflegt wird, planen Soldaten, aus purem Menschenhass und auf der Jagd nach Skalps, für die eine Belohnung gezahlt wird, ein Massaker. Das Szenario, wenngleich in viel kleinerem Maßstab als das historisch tatsächliche Geschehen, erinnert an das MASSAKER VON WOUNDED KNEE. Gänzlich unvorbereitete Angehörige der Sioux wurden von Granaten und Kugeln der US-Soldaten hingemetztelt. Männer, Frauen und Kinder ohne Unterschied. ALEJANDRO JODOROWSKY hat dieses Ereignis ganz offensichtlich als Vorlage für diese Szene genutzt, die in der ersten Albengeschichte der dritten Gesamtausgabe von BOUNCER vorliegt. Autor und Zeichner walzen diese Szene keineswegs aus. Im Gegenteil, beim Betrachten der Bilder sieht der Leser vor dem geistigen Auge wahrscheinlich mehr, als wirklich zu erkennen ist.

Die dritte Gesamtausgabe von BOUNCER fasst den 6. Teil, DIE SCHWARZE WITWE, und den 7. Teil, DOPPELHERZ, der WESTERN-SAGA zusammen. Die beiden zusammengehörenden Teile einer Doppelfolge geben ein abgrundtief düsteres Kapitel des einstigen Rausschmeißers und jetztigen Saloon-Besitzers wider. Das lässt sich aufteilen in eine Kulissenerzählung, in der ALEJANDRO JODOROWSKY das Gesicht des WILDEN WESTENS zeigt, wie er durch Überlieferungen und sogar Fotografien dokumentiert ist. Die andere Hälfte ist fast schon eine griechische Tragödie, die im Mantel eines Westerns daherkommt. ALEJANDRO JODOROWSKY verbindet beides zu einer packenden und mitreißenden Handlung.

FRANCOIS BOUCQ illustriert auf seine gewohnt perfekte Weise. So entsteht ein lebendiges, wuchtiges Bild. Gleichzeitig ist es schauerlich, da sich Autor ALEJANDRO JODOROWSKY nicht allein auf die üblichen Wildwestthemen verlässt. Stark, kurios, kurzweilig, anders, gut. 🙂

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Samstag, 03. Oktober 2020

DER DETEKTIV VON HOLLYWOOD

Filed under: Klassiker — Michael um 14:23

DER DETEKTIV VON HOLLYWOODDie goldenen Tage des Hollywood-Gruselfilms. Frankensteins Monster erwacht auf der Leinwand. Ein Vampir namens Dracula verschreckt die Kinozuschauer in schönstem Schwarzweiß. Zwei Darsteller des Genres haben sich in Hollywood einen Namen gemacht und sind bekannt für ihre Rivalität. BASIL ORLOFF und VLAD BURLANDI liefern im Film professionelle Arbeit vor der Kamera. Dahinter lässt einer am anderen kein gutes Haar. Beide arbeiten an SOL WURTZELS neuestem Film, DIE RACHE DES RABEN. Leider gerät das Werk noch während der Dreharbeiten in die Schlagzeilen, als der Schriftsteller CHARLES ANDERSON, ebenfalls am Film beteiligt, ermordet wird.

Eher zufällig wird der Detektiv HIPPOLYTE FYNN in die Aufklärung des Verbrechens hineingezogen. Der private Ermittler ist in Los Angeles längst kein Unbekannter mehr. Und besonders INSPEKTOR WHILLER von der Kriminalpolizei hat HIPPOLYTE FYNN sprichwörtlich gefressen, denn überall, wo der Detektiv auftaucht, liegen plötzlich auch Leichen auf der Szene.

Vor rund zwanzig Jahren erschien eine Reihe, deren Fokus auf dem Comic-Künstler PHILIPPE BERTHET lag. Den Auftakt machte DER DETEKTIV VON HOLLYWOOD. Besagter HIPPOLYTE FYNN durfte in mehr als nur einem Fall ermitteln. Er kehrte wieder im Band AMERIKA und in DAS GEHEIMNIS VON WRIGHTSVILLE, beide in der BERTHET-Reihe erschienen. In den nachfolgenden Geschichten bleibt er weiterhin mit HOLLYWOOD verstrickt. Insgesamt schreiben wir in den Krimis das Jahr 1939. Die Amerikaner drehen sich um sich selbst. Der Krieg ist anfangs weit weg. HIPPOLYTE FYNN gleitet durch diese Welt der Eitelkeiten mit großer Selbstverständlichkeit. Nicht immer behält er die Oberhand, manchmal ist auch der Spielball.

An HIPPOLYTE FYNNs Seite ist seine getreue Sekretärin CONNIE, die ihm fast schon mütterlich menschliche Fehler durchgehen lässt, obwohl sie im gleichen Alter wie der Privatdetektiv ist. Ihr wird von den Autoren PATRICK RIVIÈRE und BOCQUET immer mehr Raum gegeben. In Band 3, DAS GEHEIMNIS VON WRIGHTSVILLE, ist sie einmal mehr ermittelnd tätig, aber ohne Rückendeckung und gerät in höchste Lebensgefahr.

Wer klassische Krimis der schwarzen Serie Hollywoods mag, vielleicht immer noch einem SAM SPADE oder PHILIP MARLOWE nachtrauert, landet mit HIPPOLYTE FYNN genau an der richtigen Adresse. Dunkler als der Auftaktkrimi gerät AMERIKA. Plötzlich zieht eine Bedrohung auf, die niemand vorher so recht bemerkt hat oder bemerken wollte. Das ist von PATRICK RIVIÈRE und BOCQUET sehr elegant geschildert und für PHILIPPE BERTHET eine perfekte Vorlage. Seine klaren Linien und präzisen Charakterzeichnungen übertragen diese unterschwellige Stimmung perfekt. Das Titelbild von AMERIKA übersetzt das Gefühl hervorragend. HIPPOLYTE FYNN steht auf einem Friedhof an einem regnerischen Tag. Soeben wurde eine wichtige Person in Hollywood beerdigt.

BERTHETS Bilder fangen eine zeitweise mehr, mal weniger dekadente Gesellschaft ein. Man könnte so manchen der gezeigten Persönlichkeiten überkandidelt nennen. Da sind die schön eingefangenen, berühmten Horrordarsteller, die natürlich stellvertretend sind für ihre echten Pendants BORIS KARLOFF und BELA LUGOSI. Es gibt den Blick hinter die Kulissen, in Hollywood wörtlich zu nehmen. Reiche Orte stehen dunklen Schauplätzen gegenüber. Das ist fehlerfrei gestaltet, erschließt sich dem Auge schnell. Experimente unternimmt PHILIPPE BERTHET keine. PATRICK RIVIÈRE und BOCQUET verlassen sich oft über längere Bilderstrecken auf BERTHETs Gestaltung und lassen der Handlung ohne Worte ihren Lauf. Und es funktioniert.

Auch schon als Klassiker zu betrachten. Dank seines historischen Settings, seiner leichten Illustrierung und der konsequent strikten Erzählweise immer noch sehr zu empfehlen. Für Comic-Krimi-Liebhaber sowieso. 🙂

Nur noch antiquarisch erhältlich. Sich danach umzuschauen, lohnt sich.

Sonntag, 27. September 2020

WÜSTENSKORPIONE 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 13:32

WÜSTENSKORPIONE 1Der Wahnsinn des Krieges ist auf vielerlei Arten darstellbar. Oft sind es die Brutalitäten oder die Greueltaten, die einem das Monster Mensch verdeutlichen. Der Irrsinn kann sich aber noch andere Ventile suchen. HUGO PRATT nimmt den Leser mit in ein besonders aberwitziges Kapitel des Zweiten Weltkriegs, den WÜSTENKRIEG. Es ist Herbst 1940. Zwischen Lybien und Ägypten ist davon für die Europäer, die sich in den Sanddünen gegenseitig umbringen, nichts zu bemerken. Die Wüste kennt keine Jahreszeiten. Und sie ist unerbittlich gegen jede Seite. WLADIMIR KOÏNSKY erlebt all die Widrigkeiten von Natur und menschlicher Niedertracht am eigenen Leib. Mehr als einmal steht sein Schicksal auf des Messers Schneide. Und mehr als einmal sieht er, wie seine Wegbegleiter der Tod ereilt …

DER LANGE WEG NACH SIWA lautet der Titel der ersten der beiden hier in einem Band zuammengefassten Geschichten. Im Mittelpunkt stehen WLADIMIR KOÏNSKY, LEUTNANT KORD, HASSAN BENI MUCHTAR oder auch JUDITTAH HORA CANAAN. Jeder ist auf seine Art ein Glücksritter. Die einen schreiten mit hehren Zielen in ihrem Leben voran, die anderen trachten danach reich zu werden, der nächste ist schon glücklich, wenn er aus diesem Krieg heil mit dem Leben davonkommt. Stellenweise in DER LANGE WEG NACH SIWA, sieht man einmal von den Kampfszenen ab (mit einem tollen Zugüberfall), entsteht eine Atmosphäre wie in einem Krimi von AGATHA CHRISTIE. Zeitweise lässt sich auch von Leserseite aus nicht sagen, wer nun welches Spiel spielt. Da heißt es, immer auf der Hut zu sein, welchem Charakter man seine Sympathien schenkt.

PICCOLO CHALET nimmt den Leser mit eine außergewöhnliche Situation, die aber in den erzählenden Genres gar nicht so selten ist. Ein kleines sudanesisches Wüstenfort ist leer gefegt bis einen einzelnen letzten Mann Besatzung. LEUTNANT STELLA genießt nur eine kurze Zeit des Alleinseins. ASKARI-SOLDATEN sind weggelaufen. Die ehemals hier stationierten ITALIENER haben offiziell das Fort verlassen. Es könnte für den einsamen Mann recht langwelig werden, führe nicht unweit des Forts WLADIMIR KOÏNSKY mit seinem britischen Panzer auf eine Mine. Fortan schweißt der Krieg die beiden Feinde für einen gemeinsamen Weg aus der Misere zusammen. HUGO PRATT beweist, dass es für einen Charakter in einer Geschichte immer noch schlimmer kommen kann.

Über allem herrscht eine abenteuerliche Stimmung. CINEASTEN und Freunde von Streifen wie LAWRENCE VON ARABIEN oder DER WIND UND DER LÖWE dürften sich hier gleich heimisch fühlen. Militärisch-politische Verhandlungen, Ränkespiele und im wahrsten Sinne des Wortes Sandkastendiplomatie treffen hier aufeinander. Mittendrin, im Kern des Ganzen, WLADIMIR KOÏNSKY als Archetypus des Abenteurers, des liebenswerten Halunken mit Herz und Verstand. Man mag es eine eigene Moral, einen inneren Kompass oder einen Codex nennen, nach dem KOÏNSKY handelt, ganz gleich, was es ist, er erspielt sich jedenfalls die Sympathien des Lesers mit französischer Leichtigkeit (ja, ich weiß, in der Geschichte ist er Pole, aber ihn umgibt nun einmal das Abenteurer-Flair eines JEAN-PAUL BELMONDO).

Die Zeichnungen von HUGO PRATT bergen keine Überraschungen, hat der Leser bereits in anderen Publikationen von ihm Bekanntschaft mit seiner Technik gemacht. Gewohnt fragil, mit dem Strich fürs Wesentliche, erschließt sich die Welt der WÜSTENSKORPIONE durch die Feder eines Mannes, der diese Zeit, wenn auch noch sehr jung an Jahren, tatsächlich miterlebt hat und kurz danach sein Kunststudium begann. HUGO PRATT schafft die unterschiedlichsten Charaktere, auch solche, die nur kurz auftauchen, einzig bei Schwarzafrikanern driftet er öfters mal in Stereotype ab. Seinen Kampfszenen, mit simpler Infantrie oder mit Fahrzeugen und Flugzeugen sieht man gerne zu. Das ist überaus filmisch. Sich die Skizzen anzuschauen macht Spaß, zeigen sie doch, wie sich HUGO PRATT seine Themen erarbeitet hat, sogar über persönliche Fotos aus den Wüstenkriegen, die ihm als Vorlage dienten.

Ein starkes Stück Comic-Geschichte über ein dunkles Kapitel Menschheitsgeschichte. Trotz allem ist es mit Charme erzählt, mit einem sympathischen Tausendsassa, der sich nicht unterkriegen lässt, gewohnt lässig illustriert, dennoch eindringlich (und die kolorierten HUGO-PRATT-Zeichnungen gefallen mir außerdordentlich). Geschichten mit Tiefgang. Sehr gut! 🙂

WÜSTENSKORPIONE 1, Der lange Weg nach Siwa, Piccolo Chalet: Bei Amazon bestellen.
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