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Comic Blog


Sonntag, 03. April 2016

SUPERMAN UNCHAINED

Filed under: Superhelden — Michael um 10:15

SUPERMAN UNCHAINEDKann es auf dem Planeten Erde eine Kreatur geben, die noch mächtiger ist als SUPERMAN? Zunächst scheint es unmöglich zu sein. Doch die Zeichen mehren sich, dass es tatsächlich so ist. Aber ist dieses Wesen wirklich ein Feind? Das Auftreten dieses Wesens, anfangs noch verborgen agierend, könnte zu keinem schlechteren Zeitpunkt erfolgen, da eine neue Terrorgruppe zur weltweiten Bedrohung geworden ist und selbst SUPERMAN seine arge Not mit den Attacken dieser Verbrecher hat. Darüber hinaus muss er sich Sorgen um Louis Lane machen. Die Reporterin wirft sich mit Vorliebe in Situationen, die sie regelmäßig Kopf und Kragen kosten könnten.

SUPERMAN UNCHAINED. Der Stählerne hat reihenweise Feinde erlebt und es waren sogar welche dabei, die ihn hätten töten können. Das Ereignis fand zwar statt, aber er kam schließlich zurück. WRAITH heißt der neue Gegner, dem das gelingen könnte, was DOOMSDAY auf Dauer verwehrt blieb. Comic-Autor Scott Snyder ist es gelungen, in der Vielzahl der Superheldengeschichten einen Akzent zu setzen, wie es so schön heißt. Denn in der Vielfalt ein sprichwörtliches Ausrufezeichen zu platzieren, in einer Miniserie, ist schwierig geworden. Scott Snyder geht der Frage nach, was gewesen wäre, wenn SUPERMAN nicht nur nicht der einzige Alien-Held wäre, sondern es einen gegeben hätte, der sich zeitgleich zu SUPERMAN in den Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika gestellt hätte.

Für das hier auf über 320 Seiten versammelte Projekt hat er sich mit einem Comic-Ausnahmekünstler verbündet, der mit seiner Zeichenstilistik zahlreiche Nachahmer gefunden hat. Und nur wenige haben seine Qualität bislang erreichen können. Für den Superheldenfan ist Jim Lee seit seinen Arbeiten für Batman – Hush, den Allstar-Batman-Abenteuern oder den Geschichten über Supermans Rückkehr. Eine vergleichsweise zarte, sehr ausgefeilte, mit vielen Details angereicherte Skizzenführung zeichnet seine Arbeiten aus, die mit Helden in Bodybuilder-Maßen und Model-Gesichtern daher kommen. WRAITH, der hier als Feind von SUPERMAN aufsteht, ist ein muskelbepackter Gigant in der Tradition von Jim Lees Frühwerk WILDC.A.T.S..

WRAITH tritt als hünenhafter Kriegermönch auf. Sehr auf seine äußere Form reduziert, gibt er sich als Überwesen nur durch seine Energiestrahlung zu erkennen. Äußerlich ist er kraftvoll, aber auch undefiniert. Die Charakterisierung erfolgt stärker durch das Verhalten der Figur. Scott Snyder kreiert eine ehrenvolle Figur, die sich für die falsche Seite oder den falschen Weg entschieden hat. In gewissem Sinne ist sie eine Weiterentwicklung von Genosse Superman, jene Gedankenspielerei, die das Raumschiff mit dem kleinen Kal-El in der Sowjetunion niedergehen ließ und nicht in den Kornfeldern von Kansas. So gibt WRAITH die Antwort auf die Frage, was gewesen wäre, wenn der Kryptonier als Kind in die Hände des amerikanischen Militärs gefallen wäre und dessen Erziehung genossen hätte.

Ganz nebenbei: Privates aus der Bat-Höhle und der Festung der Einsamkeit. Zeichner Jim Lee mag die Blicke hinter die Kulissen. Ganz besonders die Bat-Höhle hat es ihm dabei angetan. Wie es dort drin aussieht, mit all der Technik, die dort geparkt ist, ist bei Jim Lee immer toll anzusehen. Und ganz im Sinne des aktuellen Blockbusters BATMAN V SUPERMAN darf auch noch WONDER WOMAN Schützenhilfe leisten und an der Seite von Batman antreten. Jim Lee vermag diese Figur sehr gut zu inszenieren, gleichzeitig darf er sich mit einem neuen Batman-Outfit vergnügen.

Wer auf schöne Zeichnungen steht und gerne vergleicht, Bandbreiten innerhalb des Comic-Universums mag, wird mit der Titelbildgalerie im Anhang dieses fetten Abenteuers fündig. Verschiedenste Zeichner und Koloristen liefern einen großen Querschnitt von Interpretationen des Stählernen und bieten gleichzeitig eine Zeitreise durch die Zeitalter des Superhelden-Comics. Die Grafiken bilden Erinnerungen an einen Superman, als das S auf der Brust des Recken noch viel stärker als solches wahrgenommen wurde, als er im Zweiten Weltkrieg eingriff oder ganz modern wieder mit langer schwarzer Matte auf der Bildfläche erschien. Große Gegner wie Mongul, Lex Luthor, Doomsday oder Cyborg fehlen in dieser Galerie ebenfalls nicht.

Als SUPERMAN-BLOCKBUSTER im Comic-Format angekündigt, darf dieses Prädikat uneingeschränkt unterstrichen werden. In dieser hier zusammengefassten Miniserie stimmt alles: Erzählung, grafische Umsetzung und Zusatzmaterial sind top! 🙂

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Samstag, 20. Februar 2016

AVENGERS: ULTRON FOREVER

Filed under: Superhelden — Michael um 19:06

MARVEL EXKLUSIV 118 - AVENGERS: ULTRON FOREVERUltron hat gesiegt. Die Welt ist nur das Puppentheater dieser künstlichen Intelligenz. Die wenigen Menschen, die überlebt haben, wurden einem Netzwerk angeschlossen und dienen dem metallenen Ungetüm. Doch einer hat sich geschworen, der Herrschaft der Kreatur ein Ende zu bereiten: Dr. Doom. Alleine jedoch kann er nicht gegen diese Macht bestehen. Dr. Doom hat einen Plan. Mit den Helden, die am besten zur Umsetzung des Umsturzes geeignet sind, will er gegen den mechanischen Despoten vorgehen. Und so holt er aus den unterschiedlichen Epochen jene Avengers, denen der Sieg über Ultron seinen Berechnungen nach gelingen sollte.

Helden aller Zeiten vereinigt euch. Es ist nicht das erste Mal, dass sich verschiedenste Recken aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oder aus alternativen Zeitlinien zusammenfinden, um eine gemeinsame Aufgabe zu erfüllen. Nun befinden sich also wieder Avengers im Zeitstrom und wie so oft können die Comic-Künstler einiges auf den Kopf stellen. Ein Thor ist nicht genug. Deshalb gibt es gleich drei davon. Vision, Black Widow und Iron Man kommen relativ normal daher. Der Hulk bietet genau wie Captain America einen extra gelagerten Fall.

Es war einmal ein Superheldenpärchen: Jessica Jones und Luke Cage. Beide erobern gerade das Pantoffelkino. Wer hätte gedacht, dass die Tochter dereinst den Job von Cap übernehmen wird? Im Zuge der Verweiblichung des Marvel-Universums, wie zum Beispiel bei Thor und Loki schon geschehen, ist hier einer konkreten und guten Idee gefolgt worden. Dieser Captain America ist cooler als das Original, emanzipiert sowieso, athletisch wie Spider-Man. Captain America ist nur eine Überraschung innerhalb dieser Avengers-Gruppierung.

Al Ewing (Autor) und Comic-Zeichner Alan Davis gönnen sich den Spaß, diese Avengers völlig gegen den Strich zu erzählen. Der Hulk ist im Gegensatz zu seinen späteren Inkarnationen eher putzig geraten. Das Thor-Trio ist eine gelungene Abwechslung zu einem ansonsten meist ernsten Charakter, der nicht sonderlich viel Spaß versteht. Im Dreierpack kann selbst der langjährige Fan Neues an der Figur entdecken. Besonders, da es in Asgard später rund geht und sich wohl einer der ungewöhnlichsten Kämpfe in der Göttersphäre überhaupt entspinnt. Al Ewing holt sehr viel Unterhaltsames aus dem Szenario heraus und entwirft einige feine Wendungen.

Zeichner Alan Davis gehört zu den besten Künstlern seiner Zunft. Er hat bereits an den Avengers gearbeitet, an den Fantastic Four, X-Men und Captain Britain. Seine Grafiken gehören jeweils zu den Höhepunkten der Serien und besitzen einen hohen Wiedererkennungswert. Seine Art, Gesichter zu entwerfen, ist unverkennbar und im Hinblick auf eine ältere Generation von Comic-Zeichnern klassisch und zudem zeitlos zu nennen.

Schnörkellos exakt erinnert seine Technik an Größen wie Curt Swan (Superman). Alan Davis zeichnet jene Linien, auf die es ankommt. Allein durch Tusche aufgearbeitet, besitzen die Zeichnungen genügend Kraft, um alleine, sogar in Schwarzweiß zu bestehen. Jedem Comic-Fan sei empfohlen, nach Arbeiten von ihm Ausschau zu halten. (Wer mehr dem DC-Universum zugetan ist, mag sich vielleicht einmal die Batman-Interpretation von Alan Davis ansehen.)

Ein Wiedersehen und eine Vorausschau. Ein unbekanntes Avengers-Team gibt sich die Ehre in einer Welt, die völlig vor die Hunde gegangen ist. In dieser Endzeitstimmung ist ein rundes Abenteuer entstanden. Grafisch Top mit klasse Einfällen gibt es hier schöne Action abseits der Haupthandlungslinien und Events. 🙂

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Montag, 08. Februar 2016

SUPERMAN – SONDERBAND 60 – CONVERGENCE

Filed under: Superhelden — Michael um 12:43

SUPERMAN - SONDERBAND 60 - CONVERGENCEGefangen unter Kuppeln, in der Gewalt einer fremden Macht. Die Superhelden haben ihre Kräfte eingebüßt und wurden samt ihrer Städte entführt. Ein Superman genießt den Zustand, einfach nur Clark Kent sein zu können. Es ist eine Gewöhnung hier und dort eingetreten. Hier und dort? Superhelden verschiedenster Realitäten und Welten hat es in diesen unerklärlichen Zustand verschlagen. … Bis sich eines Tages der Entführer meldet. Die Kuppeln über den Städten verschwinden, die Helden erhalten ihre Kräfte zurück. Die darauf folgende Drohung ist einfach. Kämpft gegeneinander. Wer gewinnt, gewinnt sein Leben. Kämpft niemand, werden alle sterben. Wer den Kampf verweigert, gibt seine Stadt der Zerstörung preis.

CONVERGENCE. So viele Comic-Höhepunkte jagten in den letzten Jahren einander im DC-Universum. Dieses Comicereignis trägt diesen vielen Ideen Rechnung. Ob Infinite Crisis, Kingdom Come oder Zero Hour und andere mehr, nicht nur die sehr bekannten Figuren sind hier versammelt in abgeschlossenen Geschichten, auch ein paar eher unbekannte Recken geben sich hier ein Stelldichein. Eine der seltsamsten, im Prinzip ebenfalls nach Aussage der beteiligten Charaktere, ist das SUPERGIRL MATRIX, das nach Spachtel riecht. Hört sich komisch an, ist aber so.

Wenn dem falschen Supergirl ein streitendes, offensichtlich verheiratetes Pärchen gegenüber gestellt wird, ahnt man als Leser schon, dass hier nicht alles bierernst genommen wird. Kurz darauf hat sich der Mann (der mehr Karikatur eines Helden ist) aus der Konfrontation verabschiedet und ein Supergirl mit jugendstilhaft wirr wehenden Haaren steht einer Heldin gegenüber, die allein durch ihre Annie-Lennox-Frisur auffällt. Und die es sich gefallen lassen muss, ob angesichts ihres Alters ein hautenges Dress noch angesagt ist. Schließlich tritt sogar Ambush Bug auf, der einen ähnlichen Kultcharakter innerhalb des DC-Universums genießt wie Mr Mxyzptlk. Kündigte sich das Chaos vorher bereits an, ist es hier vollends ausgebrochen.

Superboy gegen Superman. Es gibt Szenarien, die wiederkehren. Entweder funktionieren sie sehr gut oder sie besitzen einen besonderen Reiz. Der Kampf zweier stählerner Varianten (sogar schon mit tödlichem Ausgang) macht die Sympathieverteilung oft schwer. Zeichner Karl Moline steht hier vor der Aufgabe, den Punk unter den Superboys gegen den Grandpa der Supermen antreten zu lassen. Im Laufe der Jahrzehnte wurde es immer wichtiger, auch einmal einen Blick auf den Boden zu werfen, dorthin, wo die Schäden der ganzen Klöppereien ihre Auswirkungen zeigen. Hier findet sich ein wissenschaftliche Sicht, die letztlich ebenso erschüttert wird, wie die von Normalbürgern. Kein Wunder, wenn sich die Helden mit Passagierflugzeugen verprügeln, als handele sich bloß um überdimensionale Baseballschläger.

Abgeschlossene Geschichten mit verschiedenen Inkarnationen beliebter DC-Charaktere sorgen für Spannung und eine Menge Unterhaltung. Autor Keith Giffen (einer der beiden Erfinder des Ambush Bug), der hier neben dem etwas anderen Supergirl den Bug ins Rennen schickt, weiß mit seinem Abenteuer extra zu begeistern. Dafür lohnt sich der ganze Band. Eine schöne Ergänzung zum CONVERGENCE-Event. 🙂

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Donnerstag, 28. Januar 2016

FANTASTIC FOUR – Der lange Abschied 3

Filed under: Superhelden — Michael um 12:44

FANTASTIC FOUR - Der lange Abschied 3Die Scarlett Witch kämpft gegen die Scarlett Witch. Der Hulk tritt gegen den Hulk an. Captain America trifft auf eine bizarre Version seiner selbst und eines Falcon. In der Welt der FANTASTIC FOUR ist dank des QUIET MAN einiges durcheinander geraten. Jemand, von dem es keiner der Beteiligten erwartet hätte, wird helfen diesen Tag zu retten. Und noch jemand, größer, kräftiger, auffälliger, macht sich bereit, für seinen Beitrag zum Geschehen. Das DING ist sauer und jetzt geht es rund!

Autor James Robinson fiel eine undankbare Aufgabe zu. Er schloss das Kapitel FANTASTIC FOUR ab. So traurig das auch klingt, gerade für jene Fans, die die First Family des Marvel-Universums ins Herz geschlossen haben. Das ist wirklich das Ende eines Superhelden-Mythos. Weitere Veröffentlichungen wird es nicht geben … Na, ja, immerhin wurden sie nicht umgebracht, so dass eine Wiederbelebung möglich wäre, aber danach sieht es nun einmal nicht aus. Seit 1961 haben die Fantastischen Vier das Marvel-Universum beglückt und gerade durch ihre Vielfalt, ihren Zusammenhalt und die Mischung begeistern können. Sie waren die Familienserie der Superhelden-Unterhaltung. Sie wuchsen mit den Jahrzehnten und fügten sich gut unter die restlichen Marvels.

Eine Menge dieser anderen Helden und natürlich auch viele Schurken geben sich hier zum guten Schluss ein Stelldichein. Die Unsichtbare kann hier beweisen, dass sie die Mächtigste der FANTASTIC FOUR ist. In einer regelrechten Schlacht stellt sie sich gegen Helden, die der Leser aus dem Marvel-Universum kennt … und auch wieder nicht. Allen Veränderungen zum Trotz. Der Leser erfährt den Auslöser für die Demontage der FANTASTIC FOUR. Reed Richards gerät in die Gefangenschaft des geheimnisvollen Drahtziehers, der seine Intelligenz durchaus mit Mr Fantastic messen kann. Im Zuge dieser Offenbarung hat nicht nur die Unsichtbare alle Hände voll zu tun. Auch die übrigen drei Mitglieder der First Family mit Karacho ins Geschehen ein.

Quiet Man, ein Mann der tausend Gesichter, Industrieller, Wissenschaftler, sicherlich auch Genie, ist letztlich ein Agent des Chaos. Die beiden Zeichner, hauptsächlich Leonard Kirk, haben mit all den auftretenden Marvel-Charakteren ordentlich zu tun, denn ist nicht so, als kämen diese Helden und Schurken in einer einzelnen Version daher. Doppelt oder nichts. So könnte das Motto lauten. Zum Abschied wird hier geklotzt, nicht gekleckert. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Helden gegen ihre Alter Egos antreten. Secret Invasion, Rückkehr der Helden sind Beispiele. Aber Leonard Kirk inszeniert in bestem Realismus einen Kracher, in dem es auf der ganzen Welt rund geht.

Die wunderbar exakten Zeichnungen sind toll, sehr plastisch koloriert und es ist keine Spur davon zu sehen, dass nach dieser Ausgabe Schluss sein würde und man sich deshalb vielleicht nicht ganz so viel Mühe geben müsste. Das genaue Gegenteil scheint der Fall zu sein. Eben weil es der Abschied ist, sind die Grafiken überragend geworden. Jeder Fan der FANTASTIC FOUR darf hier begeistert sein.

In diesem Zusammenhang sind besonders die Kuriositäten in diesem Band auffallend. Ob nun Sleepwalker, die erste Fackel gemeinsam im Team mit dem Submariner oder der Auftritt des Dings mit einem sehr interessant gemischten Quartett der Frightful Four. Fast entsteht hier eine Galerie, wie sie in sofort in einer der Enzyklopädien des Marvel-Universums Einzug halten könnten.

Ein grandios packendes (leider endgültiges) Finale. Ungeheuer opulent gestaltet, an große Events erinnernd. Von den beiden Comic-Machern, insbesondere von Top-Zeichner Leonard Kirk, sieht man hoffentlich bald mehr. Denn gerade Kirk empfiehlt sich mit den zahllosen Helden und Schurken, die hier auftreten, geradezu für weitere Serien. 🙂

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Samstag, 05. Dezember 2015

BATMAN – ERDE EINS 2

Filed under: Superhelden — Michael um 18:59

BATMAN - ERDE EINS 2Diese Verfolgung endet auf einem Balkon. Batman liegt bewusstlos und angeschlagen zwischen den Zierpflanzen. Wenig später liegt er in einem Bett, rührend versorgt, den Oberkörper entblößt und verbunden. Die Maske hat man ihm gelassen. Batman wurde von einem Fan gefunden. Die vielen Anfeindungen und der Verdacht, er habe den ehemaligen Bürgermeister der Stadt, Oswald Cobblepot, ermordet, erleichtern Batman seine selbst auferlegte Aufgabe nicht. Dennoch gibt es Menschen in der Stadt, die in ihm ein Symbol der Hoffnung und eine Vertrauensperson sehen. Die ihm entgegen gebrachte Sympathie wiegt schwerer als die zuverlässige Pflege. Etwas gefasster macht sich Batman wieder an die Arbeit.

Inzwischen können die alternativ zur Original-Storyline erzählten Abenteuer bekannter Superhelden kaum noch nachgezählt werden. Ob nun Neubeginn oder auf anderen Erden, diese hier, die zweite Folge um einen Batman, der beginnt, ist hervorragend gelungen. In der ersten Folge wurden einige neue Wege im Leben von Bruce Wayne anskizziert und teilweise schon beschritten. Diese werden nun konsequent fortgeführt. Aber mehr noch: Figuren, die man zu kennen glaubte, weichen von ihren gewohnten Mustern ab und werden neu definiert. Zusammen mit einem Batman, der stellenweise noch unsicher ist, sein Equipment erst nach und nach zusammenstellen muss, entsteht ein Comic-Charakter, der richtig, richtig gut wird!

Eine ultrafeine Charakterisierung ist das Kennzeichen dieser zweite Episode, in der sich viele Figuren vorstellen. Einige treten gleich wieder von der Bühne ab, einige sorgen für Überraschungen, wieder andere legen eine Wandlung hin, die sich gewaschen hat. Fans von Batman dürfen sich auf den Riddler, Killer Croc, auf die Geschwister Dent, einen sympathischen Detective Bullock und einen Alfred Pennyworth freuen, der härter als gewöhnlich ausfällt.

Anklänge dieses Pennyworth fanden sich in der Original-Storyline in Rückblicken auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs, als der Butler noch kein Butler war, sondern Angehöriger des Militärs. Dieser Pennyworth ist härter, viel weniger zurückhaltend, ist ein Zyniker, jemand, der sich der Gefahr zugunsten von Schwächeren stellt. Kurzum, er ist das (fast) perfekte Vorbild für Batman. In Sachen Manieren und Alltagstauglichkeit ist er das in jedem Fall für Bruce Wayne. Wie gut er zu Batman passt zeigt eine Schlüsselszene, in der eine Konfrontation unausweichlich ist. Im Vergleich zum originalen Pennyworth ist der Charakter von ERDE EINS wie eine Große-Bruder-Version.

Für den Riddler gilt das nicht. Sein Charakter bleibt im wahrsten Sinne des Wortes zu rätselhaft. Er ist mehr ein Joker, wie ihn Heath Ledger spielte. Dieser Riddler will die Welt einfach nur brennen sehen. Dieser Riddler ist brutal, aber etwas ohne Kontur. Da fällt Killer Croc deutlich besser auf. In filmischem Design angelegt, durchaus mit Parallelen zur kommenden Version im DC-Kinoblockbuster Suicide Squad, gestaltet Gary Frank einen echt aussehenden Croc und führt ihn in einer dialogstarken Szene mit Batman optimal vor.

Der eine ist Staatsanwalt und mit einem brennenden Hass auf Bruce Wayne versehen. Sie ist Bürgermeisterin und Bruce doch sehr zugetan. Hier liegt der Konflikt auf der Hand. Und was zunächst nach einer rein privaten Angelegenheit des Sohnes ermordeter Eltern ausschaut, wird auch zu einer Mission für Batman. In Gotham City erreicht die Kriminalität in diesem Band jedwede gesellschaftliche Schicht.

Dieser Batman kann sich immer besser (durch)schlagen. Das Equipment wird professioneller. Aber mit einem wichtigen Detail hapert es noch. Diese Anmerkung muss sich der maskierte Held seitens seines Kontaktmannes bei der Polizei, Detective Gordon, gefallen lassen. Er ist noch kein guter Detektiv. Aber er ist auf dem besten Wege dahin. Auch andere Personen meinen besser und richtiger über Batman oder Bruce Wayne Bescheid zu wissen. Die einen halten ihn für überheblich, weil er so schutzlos agiert, die anderen denken bei ihm nur an seine familiäre Vergangenheit und scheren ihn mit seiner Abstammung über einen Kamm. Die Vorlage von Geoff Johns wird von Zeichner Geoff Johns optimal ausgebaut. Hier finden sich perfekte Emotionen, tolle Choreografien und packende Action-Sequenzen, deren Auslöser hauptsächlich der Riddler ist.

Eine der besten Alternativerzählungen zu bestehenden Comic-Szenarien. Auch das Team aus Geoff Johns und Gary Frank hat sich gesucht und gefunden und arbeitet mit einer ähnlichen Dynamik wie es z. B. auch ein J. Michael Straczynski und ein John Romita jr. bei Spider-Man taten. Alle Batman-Fans sollten sich diesen Handlungsstrang nicht entgehen lassen. 🙂

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Dienstag, 29. September 2015

FLASH REBIRTH

Filed under: Superhelden — Michael um 18:49

FLASH REBIRTHEine Ankunft wird erwartet. Bei der JSA, der Justice Society of America, freut sich jeder auf seine Weise. Neben der allgemeinen Freude gesellt sich auch Sorge hinzu. Jay Garrick, ein weiterer Flash, der seine Fähigkeiten äußerst pragmatisch sieht, weniger wissenschaftlich, erinnert sich an jene Zeiten, als die Zeit Kapriolen schlug und Vergangenheit und Gegenwart einander in die Quere kamen. Bei einem Mann wie Barry Allen, der geradewegs gegen die Zeit, in der Zeit, scheinbar vor ihr davonrennen kann, müssen in Sachen Geschwindigkeit vollkommen eigene Maßstäbe angelegt werden. Ja, Barry Allen ist wieder da. Froh und voller Selbstzweifel.

Rennen können sie alle! Doch es gibt nur einen Barry Allen. Manche Helden kommen in mehreren Inkarnationen zu unterschiedlichen Epochen daher. Sie werden von unterschiedlichen Menschen (im Normalfall) ausgef?llt. Oder sie haben Vorgänger und Nachfolger mit abgewandelten Namen oder Kostümen. Im schlimmsten Fall haben sie einen Erzfeind, der auf das Negativste kopiert, wie in diesem Fall, den Reverse-Flash. Autor Geoff Johns, ein Kenner der Materie und nicht umsonst an der Pilotfolge der aktuellen Serie des roten Blitzes beteiligt gewesen, nimmt den Leser in dieser Wiedergeburt mit auf einen irren Speedforce-Trip, in dem von Flashes nur so wimmelt.

Denn die Reise an der Seite des zurückgekehrten Barry Allen, des durchaus besten Flashs, bietet gleichzeitig eine Schau auf all jene Charaktere, die sich dank der Rennkraft weitaus schneller als der Normalbürger über die Erde bewegen können. Und mehr. Weil der Flash dank seiner Superkraft noch mehr kann, als nur ziemlich flott zu laufen. Zum Beispiel wiedergeboren zu werden. Und damit fangen die Probleme an. Barry Allen ist nicht der erste Rückkehrer. Einige Helden verstarben, waren verschollen und kehrten zurück. Doch beim Flash hat sich eine Nebenwirkung eingeschlichen, die anderen Nutzern der Speedforce höchst gefährlich werden kann.

Eines der ersten Opfer dieses negativen Effekts ist Savitar, eher eine Randfigur, aber eindeutig ein Bösewicht, der einiges Schlimmes angerichtet hat, um überhaupt in den Genuss der Speedforce zu gelangen. Barry Allen will den Ganoven einfangen. In Blitzgeschwindigkeit ist von dem Halunken nur noch ein Häufchen Asche und Knochen übrig. Geoff Johns passt sich mit derlei Schockeffekten der vergangenen Entwicklung, auch bei DC, an. Ereignisse wie Blackest Night sind ein deutliches Beispiel für eine Gangart, die auch bei Flash keine Gefangenen macht.

REBIRTH? Nur von Barry Allen? Natürlich nicht. Es hätte klar sein müssen und sollte auch Fans des roten Blitzes klar sein, ohne hier spoilern zu müssen. Die Bilder sind ein Spektakel, sobald der Flash auftritt. Einen Eindruck vermittelt des aufgeladene Blitzgewitter auf dem Titelbild. REBIRTH bedeutet aber auch das Wiedersehen mit zahlreichen Weggefährten, auch legendären Begebenheiten wie einem Wettrennen zwischen Superman und dem Flash. Andere Charaktere, allen voran selbstverständlich die Green Lantern, Gäste der JLA und JSA runden diese Sonderausgabe ab und geben so einen Eindruck, auf kommende Serienereignisse auf allen möglichen Monitoren, wenn der Flash dort an der Seite weiterer Helden (und Schurken) in Legends Of Tomorrow agieren darf. Geoff Johns wusste wahrscheinlich schon früh über dergleichen Pläne Bescheid.

Ethan Van Sciver ist ein perfekter Techniker und rangiert auf derselben Stufe realistischer Zeichner wie Jim Lee oder Dan Jurgens, um nur zwei weitere DC-Veteranen dieses Formats zu nennen. Die körperliche Darstellung ist natürlich wie immer übertrieben und wird wahrscheinlich auch so erwartet. Während besagte TV-Events in dieser Hinsicht zurückrudern, hält Van Sciver an den klassischen Vorgaben fest, die nur von ganz wenigen Grafikern durchbrochen werden. Eine Natürlichkeit in einer weitaus weniger muskulären Erscheinung wird nur dem Otto Normalbürger und älteren Herrschaften zugestanden. Dazu gehört seltsamerweise auch der Flash der JSA, Jay Garrick.

Ein grafischer Hammer und eine würdige Rückkehr, allerdings dürften sich besonders eingefleischte Flash-Fans über dieses Event freuen, da doch sehr viel aus der Vergangenheit (aller) Flashs hier zum Tragen kommt. Wer die vielen Details nicht scheut, wird mit dieser rasenden Jagd auf einen ultimativen Schurken bestens bedient. 🙂

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Sonntag, 02. August 2015

KICK-ASS 3

Filed under: Superhelden — Michael um 19:38

KICK-ASS 3Wo die Liebe hinfällt, erwachsen andere Prioritäten. Als Superheld zu agieren, wird zweitrangig. Auch die Befreiung einer alten Freundin kann da schon mal hintenan gestellt werden. Dabei ist es nicht einmal böse Absicht. Wo das Herz spricht, versagt der Verstand und die Vernunft. Dave Lizewski ist ein Superheld. Der Name seines Alter Egos lautet KICK-ASS. Inzwischen hat er eine unbestrittene Bekanntheit erlangt und ist der kriminellen Unterwelt mehr als nur ein Dorn im Auge. Nach einer kleinen Ruhephase, in der beide Seiten, Helden und Gangster, ihre Wunden geleckt und neue Kräfte gesammelt haben, übernimmt nun ein neuer Halunke die Führung der organisierten Kriminalität. Plötzlich haben KICK-ASS und seine Kollegen einen Gegner, dessen Brutalität selbst bei seinen eigenen Leuten berüchtigt ist.

Der finale Tritt in den Arsch. KICK-ASS macht das Triple voll. Und das Ende hat es in sich. Jugendliche Superhelden in einer Welt, die von Superhelden träumt. Wo die Industrie rund um das Thema mit Comics, Filmen und Merchandising boomt, aber wahre Helden Mangelware sind. In diese Welt ist KICK-ASS eingeschlagen wie eine Bombe und hat schnell Vorbildcharakter bekommen. Vorbild? An der Seite von HIT-GIRL lernt jemand wie KICK-ASS nur eines. Es werden keine Gefangenen gemacht.

Autor Mark Millar und Star-Zeichner John Romita Jr. verabschieden sich von KICK-ASS mit einem würdigen Finale, das die einzelnen Charaktere in den Comic-Ruhestand entlässt. Die besonders wichtigen jedenfalls. Für einige kommt es knüppeldick. Gewalt hat in der Welt der Superhelden von Anfang an ein Zuhause. Die sehr deutliche Darstellung, über einen gewissen Codex hinaus, wurde vor vielen Jahren zu den Akten gelegt. Dennoch schien diese Gewalt, die sogar Tote im engeren Kreis der Helden zur Folge hatte, nie ganz so ernst zu nehmen zu sein. Bei den verkleideten Helden wie KICK-ASS verhielt es sich komplett anders. Hier waren es eben Jugendliche, Normalbürger, die es mit ernsthaft fiesen Verbrechern zu tun bekommen.

Superhelden in Ausbildung. Nicht nur KICK-ASS lernte, wie in dieser Ausgabe, noch dazu. In Rückblicken erfährt der Leser mehr aus den Zeiten von Hit-Girls Ausbildung durch ihren Vater. John Romita Jr., der den perfekten Zeichenstil zwischen Comic und Realismus gefunden hat, gelingt die Verniedlichung seiner Figuren einerseits, um andererseits im nächsten Augenblick mit Schrecken von Mord und Totschlag im Mafiamilieu aufzuwarten. Selten war Zynismus im Comic besser getroffen als hier. Auf der Basis von Mark Millars Textvorlage und mit einem guten Tuscher (Tom Palmer) sowie einem Koloristenduo (Dean White, Michael Kelleher) können die Bilder ihre Wirkung zu einhundert Prozent entfalten.

Eines der großen Merkmale von John Romita Jrs. Bildern neben seinen szenischen Qualitäten ist die Vermittlung von Emotionen. Vielleicht liegt hier sein Geheimnis, das ihn auch verlagsübergreifend tätig werden lässt und ihn aber auch lange an diverse Einzelhelden gefesselt hat. In seinen Grafiken liegt eine intuitive Wucht. Er ist nicht der exakteste Grafiker im Business, aber sicher einer derjenigen, in dessen Bildern echte Leidenschaft übertragen wird. Das erklärt zum einem überwiegenden Teil den Erfolg von KICK-ASS. Mark Millar ist ein bewiesenermaßen talentierter und großartiger Erzähler (WANTED, SECRET SERVICE), aber ohne die Mitarbeit von John Romita Jr. hätte KICK-ASS niemals so gut funktioniert.

Es leben die Psychopathen: HIT-GIRL und Walter White, Verzeihung, Dr. Alex White. HIT-GIRL wird im Gefängnis einer psychiatrischen Untersuchung unterzogen. Ihr neuer Arzt, Dr. Alex White, ist optisch eine eindeutige Anlehnung an Mr. White aus Breaking Bad und szenisch gleichzeitig eine Verbeugung an gegenüber dem Patienten-Arzt-Verhältnis von Sarah Connor und Dr. Silberman in Terminator 2. HIT-GIRL ist nicht nur ein gandenloser Rächer, zufällig auf der richtigen Seite des Gesetzes, sonst wäre sie einfach nur ein Killer, sie ist auch ungewöhnlich intelligent und emotional abgebrüht. So besitzt das Duell zwischen ihr und Dr. White einen außergewöhnlichen Charme und ist einer der Höhepunkte des Finales.

Erste Hälfte: Der Leser hat Zeit, um sich zu verabschieden und die Helden auch von anderen Seiten kennen zu lernen. Zweite Hälfte: Millar und Romita Jr. lassen es wieder krachen. Eine Superheldengeschichte, die das Genre ähnlich aufgeräumt hat wie Watchmen von Alan Moore. Sehr gut. Nur leider schon vorbei … aber HIT-GIRL ist ja noch da. 🙂

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Montag, 20. Juli 2015

FANTASTIC FOUR 1 – Der lange Abschied

Filed under: Superhelden — Michael um 16:27

FANTASTIC FOUR 1 - Der lange AbschiedBulldozer war nicht immer so schmächtig. Da wundert sich das Ding zu recht. Der neue Bulldozer, kein Mitglied der Wrecking Crew mehr, sondern ein Teamangehöriger der Frightful Four, kann ziemlichen Schutt aus seiner Umgebung machen. Die FANTASTIC FOUR haben darüber hinaus Thunderball, Wrecker und Wizard zum Gegner. Alles in allem etwas durcheinander und nicht vollzählig, kann Verstärkung nicht schaden. Diese findet sich ausgerechnet in einem Team, was einmal als Ersatz gedacht war, aber nicht zum Einsatz kam. Und so können Ant-Man, She-Hulk und Ms. Thing doch noch zeigen, was sie können.

Die Schmerzen liegen in der Vergangenheit begründet. Neue Schmerzen entstehen in der Gegenwart. Die FANTASTIC FOUR, die Fantastischen Vier, haben viel erlebt und haben viele Narben davongetragen, ganz besonders solche seelischer Natur. Sue, die Unsichtbare, muss sich damit abfinden, dass ihre Tochter im Augenblick lieber bei Dr. Doom ist. Der alte Erzfeind der FANTASTIC FOUR kümmert sich vorbildlich um das Mädchen und mehr noch: Valeria scheint einen guten Einfluss auf den mächtigen Schurken zu haben und animiert ihn zu gutem Verhalten. Für die First Family hingegen läuft es alles andere als gut.

Der lange Abschied laut der Titel der Geschichte, die sich James Robinson zu den FANTASTIC FOUR ausgedacht hat. Es ist eine Achterbahnfahrt, die immer mehr von den einstigen Helden demontiert, vor der Öffentlichkeit, anderen Helden, vor sich selbst. James Robinson geht sogar noch einen Schritt weiter. Er schickt die FANTASTIC FOUR vor Gericht. Das Team hat in ihrer Superheldenkarriere nicht nur so manches Leben gerettet. Sie haben bei ihren Aktionen auch gehörigen Schaden angerichtet. Hin und wieder wurde dergleichen thematisiert, wie jene Arbeiter, die hinter den Fantastischen Vier aufräumen. Aber durch die Comic-Geschichte hinweg sind die entstandenen Schäden ungleich größer, so dass kaum ein Bauarbeitertrupp zu Lebzeiten all das Zerstörte abtransportieren könnte.

Im Prozess gegen die FANTASTIC FOUR kann so auch nur ein kurzer Abriss all der Demolierungen erfolgen, an denen die First Family beteiligt war. Selbstverständlich, das sei ihnen zugute gehalten, waren sie selten der Auslöser. James Robinson greift sich die bekannteren Gegner der F4 heraus, den Hulk, Namor, Dr. Doom, Galactus oder die Inhumans. Um die Unterschiede, auch den langen Zeitraum zu verdeutlichen, der hier angesprochen wird, greifen neben dem Hauptzeichner Leonard Kirk noch Gastkünstler zum Zeichenstift. Sind die Bilder von Leonard Kirk betont realistisch gehalten, wird es bei den Rückblicken ebenso gewollt Retro.

Manchen gelingt der Retro-Look ausgezeichnet, bei anderen ist der Strich bereits wieder von Modernität geprägt, sozusagen ein Schritt zurück nach vorn. Diese Einschübe sind unterschiedlich lang, auch ist ihr Aufbau je nach Thematik ein anderer. Interessant ist die Zusammenfassung von längst vergangenen Ereignissen, die noch in das goldene Zeitalter der Comics zurückreichen, jene Epoche, als die Marvels hier noch auf billigstem Papier gedruckt, über den großen Teich schwappten. Diese Collagen zeigen auch Veränderungen in der Gegnerschaft der FANTASTIC FOUR auf. Bezeichnendes Beispiel ist Dr. Doom, der sich zeitweilig auf Magie anstelle von Technik verließ.

Nicht erst mit dem jüngsten Wandel von Thor ist der Feminismus im Marvel-Universum angekommen. Sue Storm hat schon seit langem vorgemacht, wie Frau sich in einer Männerwelt voller männlicher Helden und Schurken behauptet. Nicht immer einfach und dann auch noch mit zwei Kindern. Ihr Kampfeswillen, mit dem sie sich hier einigen der mächtigsten Menschen der Erde stellt und die Tricks, die sie dabei aufwendet, verblüffen selbst nach einer jahrzehntelangen Comic-Lektüre. Da macht nicht nur Thor große Augen.

Der Auftakt zum langen Abschied: Die FANTASTIC FOUR erhalten eine Bewährungsprobe ihrer Charaktere und Fähigkeiten, die sie vor völlig neue Probleme stellt. Und die FANTASTIC FOUR haben viele Probleme im Laufe der Jahre kennen gelernt. James Robinson kennt die vier Helden darüber hinaus sehr gut. Das macht den Auftakt zum Dreiteiler zu einem Fest für F4-Fans. Sehr gut. 🙂

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Donnerstag, 14. Mai 2015

THANOS – Die Infinity-Offenbarung

Filed under: Superhelden — Michael um 17:21

THANOS - Die Infinity-OffenbarungWenn sich ein Schurke um seine Position im Universum sorgt, nach dem Sinn seines Werdegangs fragt, können daraus ungewöhnliche Maßnahmen entstehen. THANOS erscheint seinem jüngeren Ich in verzweifelter Lage, als alles verloren scheint, tief in den Gefilden von Mephistos‘ Heimstatt, der Hölle. THANOS findet einen Weg, um zu entkommen. Wieder einmal. Ebenso wie er dem Tode mehrmals widerstand und ihm entkam. THANOS hat eine Aufgabe, so viel ahnt er, aber er weiß es nicht und die Ungewissheit nagt an ihm. Eie Aussprache mit Lady Death, die ihn verschmähte, bringt einen neuen Begleiter wie auch eine neue Fährte. Die Lösung, das wird beiden schnell klar, liegt in Raum und Zeit verborgen.

Jim Starlin ist nicht nur lange im Geschäft, er ist auch im besten Sinne Old School, weckt Erinnerungen an frühere Erzählungen aus der Reihe des SILVER SURFERS, der hier auch Gastauftritte verbuchen kann. Nach eigener Aussage ist Jim Starlin, hier nur als Autor tätig, nicht als Zeichner, künstlerisch von den Marvel-Urgesteinen Jack Kirby und Steve Ditko beeinflusst. THANOS, mit Die Infinity-Offenbarung im Untertitel, knüpft stark an den guten alten Zeiten an, als man es sich noch gestattete, mit ein wenig Philosophie daherzukommen und Mitdenken von den Lesern zu verlangen. Das ist bei der zwischen den Zeiten und Marvel-Höhepunkten springenden Geschichte dringend nötig.

Keine pure Aneinanderreihung von Action und Auseinandersetzungen. Auf THANOS konzentriert wird hier einer der ultimativen Schurken des Marvel-Universums entblättert. Am Ende ist er gar nicht mehr so böse, sondern ist ein Baustein, der anderen Figuren erst zur Berechtigung verhilft. Böse wird er, weil er alle Mittel zur Erlangung der Allmacht durch die Infinity-Steine einsetzt. Jim Starlin spielt mit diesem Motiv, dass das Marvel-Universum gehörig erschüttert hat (und in der eng verzahnten Marvel-Kinoreihe noch erschüttern wird), indem er THANOS in einer alternativen Zeitlinie verlieren lässt und einem anderen die Allmacht zuschiebt.

Der Incal ist eine bekanntesten grafischen Hinterlassenschaften von Moebius, der mit seiner Interpretation des Silver Surfers sich auch in Übersee in die Gedächtnisse der Comic-Freunde gezeichnet hat. Jim Starlin und Zeichner Ron Lim, dessen Bilder wie von Jim Starlin ausgebildet aussehen, können angesichts eines entscheidenden Wendepunktes kaum bestreiten, mit dem Incal von Jodorowsky und Moebius in Berührung gekommen zu sein.

Transdimensionaler Nexus. Marvel kann komisch sein. Das Ding oder Spider-Man (als noch Peter Parker drinne war) gehören zu denen, die gerne einmal Witze machen. Im Incal war dank Jodorowsky das Absurde das Normale. Jim Starlin hält es lieber ernst und inszeniert durch die wundersame Kraft eines incal-ähnlichen Objekts einen Weltuntergang der anderen Art, mehr ein Fiebertraum, der sogar einer Figur wie THANOS lebensgefährlich werden kann. Und ausgerechnet an dieser Stelle greift eine unterschwellige Komik, denn THANOS stellt bereits sehr früh durch einen in der Zeit reisenden Avatar fest: Das Universum lässt dich nicht im Jenseits bleiben. Dafür ist deine Rolle im großen Plan zu wichtig. Entwarnung ist also angesagt. Spannend und mystisch bleibt es allemal.

Jim Starlin gibt THANOS eine ungewöhnliche Stimme. Als Leser hautnah neben einem Vernichter, mächtiger als Ultron oder irgendwelche Götter aus Asgard, wie der Kinogänger schon erahnen konnte, gelten für diesen Allmachtscharakter ganz eigene Regeln. Mystisch wie der SILVER SURFER, eiskalt wie GALACTUS, aber eben auch leidenschaftlich wie alle Marvel-Schurken zusammen. Wer einmal tiefer in die Gedankenwelt eines Comic-Bösewichts schlechthin schnuppern möchte, sollte einen Blick riskieren. 🙂

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Dienstag, 14. April 2015

DAS UPGRADE 1 – Wunder, Würfel, Weltfestspiele

Filed under: Superhelden — Michael um 20:34

DAS UPGRADE 1 - Wunder, Würfel, WeltfestspieleEs war einmal … die DDR. Ronny Knäusel hatte ein ganz besonderes Talent, wie es in einem umzäunten Land von unschätzbarem Wert sein kann. In einem Moment ist er hier, im nächsten Moment ist er zu einem anderen Ort teleportiert. Außerhalb des erlaubten Bewegungsraumes. Außerhalb der DDR. Es ist ein Moment der stillen Freude. Vor einer Sekunde ist die Familie mit all ihren Habseligkeiten noch diesseits der Grenze, ein herzförmig aufstrahlendes Licht später finden sie sich jenseits der Grenze im Freistaat Bayern wieder. Ronny Knäusel, 1988 bereits 21 Jahre alt, lächelt in die Nacht hinein und geht anschließend hinter dem eisernen Vorhang wieder seiner Wege.

Anderswo. Vier Jahre später im Land der Freien. Ein Pizzabote hat ein merkwürdiges Erlebnis, nicht zum ersten Mal, aber er kann sich Gott sei Dank nicht mehr an die beiden ersten Male erinnern. Cosmo Shleym war dereinst ein Rock’n Roller, der sogar im Land der Unfreien auf den X. Weltfestspielen auftreten durfte. Doch Ereignisse aus jener Zeit vor fast 20 Jahren haben Spuren hinterlassen und eine Aufgabe, der er sich mit aller Kraft widmet. Da kommt der Pizzabote Jimi Jesus Jackson wieder einmal ungelegen. Hätte er doch auf seine Intuition gehört!

Das UPGRADE vermischt deutschdeutsche Geschichte (was für ein Begriff!) mit einer fantastisch humoristischen Science Fiction, die Freunden überdrehten Spaßes gefallen dürfte, solchen, denen vielleicht auch Monty Python gefällt oder die andere intelligente Comedy mögen. Die verschachtelte Erzählweise springt in den Jahren hin und her und Springt ist auch gleich das Stichwort, denn mit einem Sprung beginnt diese Geschichte nach einem kleinen Prolog, der sich bereits vor rund 4750 Jahren ereignet. Klingt merkwürdig, aber es ist gerade diese Erzähltechnik, die zunächst verwirrt, sich aber binnen kurzem auf das Klarste entwirrt und dem Leser so manches Aha-Erlebnis beschert.

Besagtes Aha-Erlebnis kommt mit wunderbar komischen Rückblicken auf ein vergangenes System daher, im Kleinen wie im Großen. Ronny Knäusel, die Hauptfigur, lernt der Leser sehr früh kennen, bevor seine Eltern ihn überhaupt gezeugt haben. Das ist wichtig, denn es führt zu einem dieser Aha-Erlebnisse, das der Leser aber erst bekommt, wenn er noch einmal ein paar Seiten zurückblättert. Der Clou soll natürlich nicht verraten werden, aber es ist wirklich eine Glanzidee. Sascha Wüstefelds Händchen für kuriose Gestalten, geradewegs aus einer Soap heraus karikiert oder auch von einer Boulevardtheaterbühne, offenbart sich in den Sequenzen jener vergangenen deutschdemokratischen Tage, in denen alsbald das (gewollte) Tohuwabohu ausbricht.

Als ich den Vater von Ronny Knäusel das erste Mal sah, musste ich sofort an das HB-Männchen denken. Und in der Tat sind die Figuren ein Entwurfkonsortium aus Klassisch, wie im Falle des Männleins, aus Modern im Sinne einer Kim Possible oder eines Super Dinosaur. Es hat zeitweise etwas von einem Entdeckerbuch, in dem sich zahlreiche Außenansichten und Innendesigns einer untergegangenen Epoche finden, ein wenig deutschdemokratisches Mad Men. Das ist so liebevoll und aufwändig gemacht, dass man sich für Ronny Knäusel im Laufe der Serie eine Rundumreise durch die ehemalige DDR wünscht, um möglichst viele dieser grafischen Kabinettstückchen zu entdecken. Die Fähigkeit zur schnellen Reise besitzt er schließlich.

Von der schnellen Skizze zur hochgradig perfekten Ausführung. Die Vereinigten Staaten mit ihrem Yo!-Alltag stehen im deutlichen Gegensatz zur 60er-Jahre-Klicki-Bunti-DDR. Aus nachgeahmter Popkultur wird moderner Dschungel in der Heimat der Tapferen. Die Jahrzehnte und der Kontinent haben sich geändert, an den Verrücktheiten ändert sich nichts. Es wird höchstens, auch optisch, ein wenig nerdiger samt eines riesigen Sendeturms, der an futuristische Vorstellungen vergangener Tage erinnert, wie etwa 2001, schön weiß, gestreckt, rocket-linke.

Ein schick-schräger Auftakt zu einer ungewöhnlichen Zeitreise in einem ungewöhnlichen Setting, sehr bunt, in sehr sauberem Design, mit eigenwilligen, tollen Einfällen und frischem Humor, der auf neue Ideen setzt. Klasse, so darf das weitergehen, 🙂

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