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Comic Blog


Mittwoch, 30. April 2008

Rising Stars – 2. Akt – Teil 2

Filed under: Superhelden — Michael um 15:36

J. Michael Straczynski\'s Rising Stars 2. AktDer Endkampf. Im Kamf gegen den Wahnsinn von Critical Maas geht es nicht um die Macht, die Vorherrschaft oder etwas ähnlich Triviales. Es geht schlicht und ergreifend um das Überleben. Die Helden, die noch nicht dem Einfluss von Critical Maas erlegen sind, stellen sich ihr gesammelt entgegen.
Doch Wahnsinn und Schlauheit widersprechen sich nicht. Und so stehen bald Freunde gegeneinander, die kurz zuvor noch glaubten, auf derselben Seite zu sein. Über der Stadt, in der Luft und in den Straßenschluchten bekämpfen sich die beiden mächtigsten Helden der Welt.

Jeder Kampf und jeder Krieg geht einmal zu Ende. Zum Schluss müssen sich die Überlebenden über einen Neubeginn klar werden. Wie gehen Helden dabei vor?
Gerade noch haben sie einen der ihren zu Grabe getragen. Sie haben gesehen, was ihre Uneinigkeit anrichten kann. Es ist an der Zeit, gemeinsam Lösungen zu finden. Diese Welt braucht eine Veränderung. Wenn nicht Menschen mit ihren Kräften diese Veränderung herbeiführen, wer wird es dann machen?

Wir werden die Welt verändern, Matt. Und wenn es uns umbringt.

Patriot kündigt seinen Job bei Nexus-Corp. Aus dem Mietheld wird ein Friedens- und Umweltaktivist. Und er ist nur einer von vielen.

J. Michael Straczynski lässt die Helden Helden sein. Nichts ist mehr vor ihnen sicher. Verbrecher, Drogenhändler, internationale Verwicklungen, Bedrohungen aller Art. Überall greifen diese Menschen ein. Patriot beseitigt nukleares Material. Er räumt eigenmächtig eine atomare Abschussrampe nach der anderen.
Straczynski erlaubt es seinen Helden, einem rein moralischen Gesetz zu folgen, abseits aller staatlichen Regelungen. Damit sind sämtliche Konzepte, wie sie der übliche Superheld sonst kennt, über den Haufen geworfen.

Sicherlich gab es den einen oder anderen Ausreißer, aber wohl nicht in dieser Form. Patriot schert sich nicht einmal um seine persönliche Herkunft, Amerika wird nicht verschont. Es wird sogar der Konflikt im Heiligen Land gelöst. Eine Heldin wurde zur Sünderin und büsst nun. Die normalen Menschen interpretieren den Vorgang als Gottes Zeichen, der nun endlich Einhalt gebieten will. Einige wenige wissen es besser.
Heldenszenarien beschäftigten sich nicht erst durch den 11. September mit echten Gegebenheiten. Aber hier wird stellenweise mit einer gesunden Portion Naivität agiert. Doch wo in anderen Comic-Universen die Helden zum Scheitern verdammt waren, räumt Straczynski seinen Recken den Erfolg ein, allerdings nicht ohne den Preis dafür zu bezahlen.

Der zweite Teil dieses zweiten Aktes um die Rising Stars wird grafisch von Christian Zanier, Stuart Immonen und Brent Anderson betreut. Rein optisch ergibt sich hier ein besseres Bild als im ersten Teil. Zanier ist wieder dabei. Als Veteran, der bei Comic-Serien wie Buffy und Angel mitarbeitete, versteht er sein Handwerk, aber er ist auch sehr mainstream-orientiert.
Immonen pflegt eine eher eigene Handschrift, wie er schon in Marvels Ultimativem Universum unter Beweis stellen konnte. Wenn eine fliegende menschliche Fackel die Drogenanbaufelder in Kolumbien in Brand setzt, wurde mit Immonen genau der richtige zur Illustration gefunden.

Als dritter im Bunde macht Brent Anderson den besten Eindruck (was natürlich auch immer Geschmacksache ist). Sein Held John sieht zwar ein wenig wie Winnetou aus, aber ich bezweifle, dass jenseits des großen Teichs jemals etwas von Pierre Brice als Karl May-Darsteller bekannt wurde.
Der besondere Eindruck mag auch von der Episode herrühren, die er gestalten durfte. Die Veränderung, die mit dem Heiligen Land vorgeht, ist die interessanteste und hinterlässt den größten Eindruck.

Obwohl schon einige Jahre alt gehört Rising Stars sicherlich mit zu den Wegbereitern einer ernsthafteren Superheldenthematik – aber immer noch dramatisch, traurig und, wie kann es bei Straczynski anders sein, vielen Intrigen im Hintergrund, die die neuen Götter zu Fall bringen sollen. 🙂

J. Michael Straczynski’s Rising Stars 2. Akt – Teil 2: Bei Amazon bestellen

Montag, 28. April 2008

Die Rächer – Die Initiative: Grundausbildung

Filed under: Superhelden — Michael um 18:09

Die Rächer - Die Initiative 1: GrundausbildungIn der Luft auf Wolken zu surfen macht ungeheuer viel Spaß. Ein harmloser Zeitvertreib, der niemanden belästigt – Falsch gedacht. Cloud 9 ist es nur kurz gestattet auf Wolke Nummer 7 zu sein. Bereits nach Minuten gehen zwei F16 Abfangjäger der Air Force auf Parallelflug.
Den Flugzeugen kann Cloud 9 noch entkommen, doch einem Gegner wie War Machine kann sie nicht entkommen. Ihre Helden-Identität kommt ihr nur zögerlich über die Lippen. Helden-Identität? Wie das klingt! Trotzdem findet sich Abby wenig später in einem Ausbildungslager für Helden wieder.

Yellowjacket und War Machine beäugen die neuen Rekruten mit einem hohen Misstrauen gegenüber unbedachten Neulingen, aber sie sind auch äußerst neugierig, was die Fähigkeiten ihrer Schützlinge zutage fördern werden. Auf einen Neuling werden sogar Hoffnungen gesetzt – als eine Art Captain America Junior. Und tatsächlich: Fitness, Ego und Intelligenz gehen bei MVP, so der richtige Code-Name, Hand in Hand. Nach sportlichen Aktivitäten geht es in den Übungsraum. Zunächst verläuft das Kampftraining zufrieden stellend, doch dann geschieht die Katastrophe.

Ich sprüh’s an jede Wand, neue Helden braucht das Land.
Nach dem Civil War werden neue Helden dringender benötigt als jemals zuvor. Man glaubt, zu wissen, dass der Held von morgen ausgebildet, ja erzogen werden muss. So entsteht abseits der Schule, die einst Charles Xavier ins Leben rief, eine neue Art von Ausbildungscamp, dessen Beigeschmack militärischen Drills deutlich ist.

Wer sich die Szenerie betrachtet, genauer das Desaster während des Ausbildungskampfes, wird vielleicht an Starship Troopers oder Space 2063 erinnert. Besonders in ersterem gibt es eine ähnliche Situation während der Ausbildung – die aber wegen ihrer grundsätzlichen Dramatik auch hier funktioniert.
Die Mischung der neuen Helden, die noch nicht so recht wissen, was das bedeutet, bringt Charaktere mit, die in der Tat noch recht blass aussehen. Eine gewisse Vertrautheit kann man als Leser jedoch mit einigen Charakteren haben. Komodo stahl das Echsen-Serum und ist nun eine weibliche Halbechse mit bestechenden Eigenschaften. Trauma erinnert rein optisch an den merkwürdig jugendlichen Feind aus Tellos (einer Serie, der hierzulande leider kein Erfolg beschieden war).

Interessant sind die Streitereien hinter den Kulissen in dieser von Stefano Caselli leicht überzogen gezeichneten Geschichte. Stilistisch ist er ein wenig eine Mischung aus Mike Wieringo (2007 leider verstorben) und Ed McGuinness. Sehr feine Linien und eine ausgezeichnete Farbgebung von Daniele Rudoni machen aus der Auseinandersetzung, die erwähnten Streitereien, zwischen dem ehemaligen Schurken von Blitzschlag und Henry Pym eine tolle kleine Szene, die einen Kern der Initiative ins Zentrum rückt. Dabei ist die Rekrutierung von Bösewichtern, die einem noch nützlich sein können, keine Erfindung marvelscher Comic-Autoren, sondern eher inspiriert von caesarianisch amerikanischen Praktiken.

Nachdem die Situation schon im Übungsraum eskalierte, mag man sich als Leser fragen, wie dann noch ein realer Einsatz Erfolg haben soll. An der Seite alter Recken geht es gegen einen Carrier der Verbrecherorganisation Hydra, die sich als wahres Trainingsziel entpuppt.
Stefano Caselli kann sich im Verlauf der Handlung weiter action-reich austoben. Komodo wird gegen Spider-Man ins Feld gebracht, eine Bewährungsprobe, bei der jedem klar ist, dass sie scheitern muss.
Jedoch hat Autor Dan Slott eine Überraschung eingebaut, die – nachdem der Leser einen kopflosen Thor-Klon ins Auge fassen durfte – für die Helden noch einige Wendungen parat halten dürfte. Bei Marvel scheint man fest entschlossen zu sein, das eigene Universum weiterhin umzukrempeln und dafür keine szenarischen Grenzen mehr zu scheuen.

Ein feiner Auftakt, dem vielleicht wirklich neue klassische Helden entspringen können. Dass solche Geschichten auch stets mit einem Augenzwinkern gelesen sollen, beweist der Auftritt von Stan Lee (im 1963er Aussehen), der selber erzählt, wie die Rächer wirklich entstanden. 🙂

Samstag, 26. April 2008

Marvel Zombies vs. Army Of Darkness

Filed under: Superhelden — Michael um 14:17

Marvel Zombies vs. Army Of DarknessKauf’ smart! Kauf’ im S-Mart! – Nun, Ash hat bei seinem Sturz aus großer Höhe im Augenblick andere Probleme als über seinen alten Job nachzudenken. Im Vergleich zu seinen sonstigen wilden Aktionen tat Ash nichts Aufregendes. Er ging nur ins Licht. Um in einer Welt zu landen, die dem Untergang geweiht ist.
Ash hat schon viel gesehen. Untote Kreaturen, die eine mittelalterliche Burg angriffen, Dämonen, mit einem höllischen Spaß an der Gewalt … Aber merkwürdige Kostümierte, die sich mitten auf der Straße prügeln und dabei ansehnlich artistische Kapriolen auf den Asphalt legen – das gab’s noch nicht!

Ash amüsiert sich sehr über diese kostümierten Idioten. Das beruht jedoch auf Gegenseitigkeit, denn seine warnenden Worte über Untote und magische Bücher lassen die Rächer mehr als nur schmunzeln. Spider-Man verspricht den seltsamen Mann mit der Kettensäge im Gepäck aus dem Weg zu schaffen. Doch zu spät.
Der verseuchte Sentry hat diese Welt erreicht. Die ersten Opfer sind bereits zu beklagen. Die lawinenartige Geschwindigkeit, mit der sich die Seuche ausbreiten wird, nimmt langsam Fahrt auf. Spidey gibt sein Bestes, aber das ist nicht genug.

Nach dem großen (und außergewöhnlichen) Erfolg der Marvel Zombies, die sich erfolglos mit den Ultimativen Fantastischen Vier angelegt haben, findet sich mit der Army Of Darkness nun ein neuer Gegner, der im Fun-Splatter-Genre Kultstatus genießt.
Genauer gesagt, hat die Armee der Finsternis diesen Kultstatus nur einem zu verdanken, nämlich Ash, dem ganz normalen Verkäufer aus dem S-Mart.
Sam Raimi brachte die Tanz der Teufel-Reihe ins Rollen, mit der Army als letztem Ableger und brachte dem Comic-Fan ebenso die hervorragende Spider-Man-Trilogie mit Tobey Maguire in der Hauptrolle. So schließt sich der Kreis ein wenig.

Selbstverständlich ist Ash bemüht, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Für ihn bedeutet dies, das Necronomicon zu finden, das bösartige Buch, das ihm schon einmal allergrößte Schwierigkeiten bereitet hat – nun, hätte er den Spruch Klaatu Barada Nikto richtig aufgesagt, wäre das nicht passiert. Leider ist nicht der gute Dr. Strange im Besitz des Buches, sondern ein anderer Magier, der mit dem frechen Mundwerk von Ash so gar nichts anfangen kann: Dr. Doom.

Willkommen in Latveria!
Die Seuche hat schon das beschauliche Land erreicht, nachdem ein verseuchter Quicksilver die Krankheit über die ganze Welt getragen hat.
John Layman bleibt in der Tradition von Robert Kirkman (hier als Berater tätig) und nimmt die Marvel Zombies nicht allzu ernst. Da lacht der pechschwarze Witz aus einem Kurzauftritt einer unbekannten Heldengruppe, aus einem verpackten Ash, der sich mühsam wie eine Raupe fortbewegen kann oder einer Zombie-Ente, die sich über einen unaufmerksamen Ash hermacht.

Ernsthafter umgesetzt werden die Bilder von Fabiano Silva Neves, Fernando Blanco und Sean Philips. Eine möglichst realitätsnahe Darstellung wird während der gesamten Geschichte aufrecht erhalten – einzige Ausnahme: Der Schluss. Hier wird die Handlung derart abstrus, auch für Ash selbst, so dass die grafische Umsetzung dieser Tatsache auch folgt und beinahe ein wenig mad-haft, cartoony zu nennen ist.
June Chung verleiht den Bildern durch ihre Farbgebung eine sehr gute Plastizität.

Die eigentliche Konfrontation zwischen den Marvel Zombies und der Army Of Darkness fällt vergleichsweise kurz aus (aber heftig). Das Necronomicon erledigt seine Arbeit und ist damit sogar auf zweierlei Arten hilfreich. Im zweiten Fall auf für das Buch schreckliche Weise. Hier kommt Laymans schwarzer wie auch etwas alberner Humor zum Vorschein.

Ein kurzweiliger Zombie-Spaß-Knaller mit einer außerordentlich heftigen Cover-Galerie von Arthur Suydam im Anhang, die nichts von dem Witz verrät, den der Leser im Inneren zu erwarten hat. 🙂

Sonntag, 06. April 2008

WildC.A.T.S: Heimkehr nach Khera

Filed under: Superhelden — Michael um 20:04

WildC.A.T.S.: Heimkehr nach KheraKhera! Endlich daheim! Dumm nur, wenn einem die Heimat so fremd ist. Fremder noch als das Asyl auf der Erde, dem man so lange Zeit ausgeliefert war. Dieses Gefühl beschleicht die WildC.A.T.S. nicht nur. Es springt sie regelrecht an!
Die, die einmal die WildC.A.T.S. haben noch mehr zu tun, als mit ihrer Heimat fertig zu werden. Zwar haben sie endlich den Weg nach Hause gefunden, leider müssen sie aber auch feststellen, dass sie vergessen wurden. Niemand hat auch nur im mindesten daran gedacht, ihnen mitzuteilen, dass der Krieg gegen die Daemoniten vorüber ist.

Auf der Erde ist es auch nicht einfach. Das Ersatz-Team funktioniert noch lange nicht mit der gleichen Verbundenheit der alten WildC.A.T.S.
Ladytron ist eher ein Punk als ein Superheld. Sie ist jemand, für den die Action im Vordergrund steht. Ihre Integration stellt eine große Herausforderung für ihre neuen Team-Mitglieder dar. Bisherige Simulationen waren ein Flop. Nach der 17. Variante, an deren Ende Tao wieder einmal von ihr getötet wurde, startet das Programm erneut.

Zwei Erzählebenen, eine Unmenge von Helden und auch Feinden machen es dem Einsteiger in das Wildstorm-Universum nicht gerade leicht, der Geschichte zu folgen.

Alan Moore ist der Autor hinter den WildC.A.T.S.. Der Autor selbst ist durch seine sehr bekannten Veröffentlichungen eine Größe im Comic-Geschäft. Aus seiner Feder stammen Geschichten wie V wie Vendetta, Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen und das sehr ausdrucksstarke From Hell. Die WildC.A.T.S. sind etwas seichter, leichtere Kost, aber Moore versäumt es nicht, zu erzählen. Sehr viele Informationen prasseln auf den Leser ein. Zahlreiche Figuren werden vorgestellt, deren Relevanz für die Geschichte sich mit vielen anderen deckt. Das ist ein ungewöhnliches Konzept. Wer einen Vergleich anstellen möchte, kann diesen zur JLA ziehen. Hier herrscht eine ähnliche Fülle der Charaktere.

Der Erfolg der WildC.A.T.S. war groß genug, um mit den Alteingesessenen der Branche ein Stelldichein zu haben, so mit der erwähnten JLA, den X-Men oder auch Spawn.

Wir begegnen den WildC.A.T.S. in einer Umbruchphase. Auf Khera heißt es für jeden der Neuankömmlinge sich neu einzufinden. Dabei geht jedes Mitglied seinen Wurzeln nach, frischt alte Kontakte auf oder schafft neue. Das gestaltet sich teilweise schwierig, denn die kulturellen Identitäten sind kaum vorhanden, so dass mitunter sehr stark ins berühmte Fettnäpfchen getreten wird.
Moores Erzählweise ist geschickt gewählt, zeigt sie doch die verschiedenen Kulturen auf dem fremden Planeten, offenbart gleichzeitig die Fertigkeiten der einzelnen Charaktere und stellt sie vor eine neue Aufgabe.
Dieser Erzählstrang ist der elegantere.

Auf der Erde hingegen ist die Geschichte über die Zurückgebliebenen deutlich komplizierter, da hier mehr Wert auf Wiedererkennung gelegt wird. Allerdings sind die Figuren – ein großes Plus von Moore – gleich von Beginn an durch eine gute Wahl von Details derart vielschichtig, dass bei all der anfänglichen Verwirrung keine Langeweile. Exemplarisch hierfür ist eine Figur wie Tao, ein Name der als Abkürzung für taktisch angereicherter Organismus steht. Tao ist geheimnisvoll, wägt ab, seziert im Geiste und legt nie das gesamte Ausmaß seiner geistigen Fähigkeiten offen.

Grafisch wurde einige Ausnahmetalente für die WildC.A.T.S. an den Zeichentisch geholt. Beispielhaft sind sicherlich Travis Charest, der bei Jim Lee in die Lehre gegangen sein könnte. Zeichner wie Dave Johnson und Kevin Nowlan pflegen einen ähnlich grafisch zerbrechlichen Stil wie ein Leinil Francis Yu. Die sorgfältige Kolorierung drängt sich nicht in den Vordergrund, ist schlicht, setzt ins rechte Licht, aber ist nicht sehr experimentierfreudig.

Insgesamt stellen sich sehr kraftvoll aussehende Bilder dem Leser vor. Wer die Daemoniten erblickt, mag sich an jene Wesen erinnert fühlen, wie sie auch der Negation im vergangenen Crossgen-Universum dienten.
Interessant ist auch der Wandel in den Erzählbögen. Am Ende ist der komplizierter ausschauende Strang der (rein subjektiv) gelungenere, während die Geschichte auf Khera spielend an Tempo verliert und weniger leicht zu verfolgen wird.

Abseits von DC und Marvel gibt es noch andere, ungewöhnliche Helden. Es lohnt sich für den Superhelden-Fan, diese zu erkunden, denn mit neuen Fähigkeiten und neuen Welten kommen auch abgewandelte Erzählformen, die nicht so eingängig sind, dafür aber umso nachhaltiger faszinieren. 🙂

Montag, 24. März 2008

Rising Stars – 2. Akt – Teil 1

Filed under: Superhelden — Michael um 13:42

Rising Stars - 2. Akt - Teil 1Chicago. Kriegsschauplatz. In all den Jahren, in denen die amerikanische Öffentlichkeit mit kritischem Blick auf jene Specials schaute, jene Menschen mit Superkräften, scheint sich ihre schlimmste Befürchtung bewahrheitet zu haben. Eine junge Frau, die sich selbst den Namen Critical Maas gegeben hat, konnte die Kontrolle über eine Vielzahl von Specials gewinnen. Nun stellen sich die wenigen, die noch frei sind, gegen sie.
Ravenshadow, Chandra und Sanctuary greifen Chicago zusammen mit einigen Freunden an. Ihnen wurde Immunität und Straferlass seitens der Regierung zugesagt. Doch die Kämpfe ufern aus. In Washington will man nicht länger tatenlos zuschauen und schickt die verbliebenen Specials, denen man offiziell vertraut, nach Chicago.
Matthew Bright und Patriot, das Helden-Aushängeschild der Firma NexusCorp machen sich auf den Weg. Ihre Ankunft verschlimmert die Lage noch mehr.

Die junge Frau, die sich Critical Maas nennt, ist nicht nur wegen ihrer enormen Kräfte, körperlich wie geistig, gefährlich. Sie leidet außerdem an einer gespaltenen Persönlichkeit. Die aggressive Seite, die einst das junge Mädchen schützte und abschottete, verfolgt nun ihren persönlichen Rachefeldzug. Waren die Ziele früher einzelne Personen, ist es heute nun die ganze Welt.
Die Specials wenden sich gegeneinander, vergeuden ihre Kräfte in einem sinnlosen Kampf, der so nicht vorgesehen war.

Rising Stars, das sind sie, die Menschen mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten, dazu auserkoren, das Blatt zu wenden, für alle, für die gesamte Menschheit. Aber es dauert, bis diese Erkenntnis zu allen durchdringt, insbesondere zu den Specials selbst. Denn viele sind an einer Heldenkarriere überhaupt nicht interessiert.
J. Michael Straczynski konzipierte eine Heldenwelt, in der sich viele ihren Fähigkeiten nicht stellen wollen. Lieber gehen sie einem normalen Beruf nach und gründen eine Familie.
Der einzige Mensch mit Superkräften, der seine Fähigkeiten als Held nutzt, ist Patriot, der angestellte Held einer Firma namens NexusCorp. Seine in blau-weiß-rot gehaltene Kostümierung erinnert an einen voluminösen Captain America.

Wer hat alles Lust auf einen Krieg? (Critical Maas)
Ähnlich wie es bei den X-Men auch Menschen gibt, die sich ihre Mutantenkräfte zunutze machen, um ihre eigenen Interessen zu fördern, so ist es hier eine, die durch ihre Schizophrenie in diese Rolle gezwungen wird. Während Critical Maas nicht nur brutal ist, sondern auch die Fähigkeiten anderer Specials im wahrsten Sinne des Wortes pervertiert, ist die ursprüngliche Person in ihr alles andere als gewalttätig. Maas, entstanden als Schutzfunktion, ist eine klassische Figur, wie sie in Psychothrillern häufiger zu sehen war. Straczynski spielt mit dieser Figur, indem er ihr unbegrenzte Macht zur Verfügung stellt.

Die Kostümierung der einzelnen Figuren ist zurückhaltend und weniger überbordend als in anderen Heldenuniversen. Die meisten verzichten auf eine gesonderte Kleidung und heben sich eher durch eine gewisse Extravaganz voneinander ab.
Dank der beiden Zeichner Christian Zanier und Ken Lashley entstehen dennoch streng voneinander unterscheidbare Charaktere. Ihre zeichnerische Stilrichtung ist mittlerweile eine gängige Art der Bebilderung von Comics. Künstler wie Jim Lee (Batman), Michael Turner (Fathom), Tony Daniel (The Tenth) oder auch Andy Park (Tomb Raider) pflegen diese Art des Realismus. Man kommt als Leser nicht umhin zu glauben, sie seien alle in die gleiche Schule gegangen.
Trotzdem gibt es immer auch Unterschiede.

Hier setzt sich ein Ken Lashley mit seinen Episoden von seinem Kollegen qualitativ ab. Beide zeichnen sicherlich überdurchschnittlich gut, aber Lashley ist ein wenig besser in der Gestaltung der Gesichter wie auch der gesamten Optik. Dank Marlo Alquiza und Alp Altiner sind die beiden letzten Episoden in dieser Zusammenfassung etwas feiner und strukturierter getuscht.

Künstlerisch tragen die Zeichnungen die von Straczynski erdachten Charaktere sehr schön. Von Kapitel zu Kapitel werden die Figuren dichter, greifbarer. Die Aufopferung der Specials wird fühlbar, denn die Grenze wird hier schnell überschritten. Bei so manchen, die als einzige Alternative zur Rettung anderer den eigenen Tod ins Auge fassen, fällt die Entscheidung ohne zu zögern. Diese Charakterstärke findet sich nicht immer in den normalen Superheldengeschichten, gilt es doch dort auch eine Figur am Leben zu erhalten. Der Tod dient dort nur zur Absatzsteigerung – dieser Eindruck stellt sich jedenfalls rückblickend ein.

Superhelden anders ins Weltgeschehen eingebunden, spannend, in erster Linie sehr tragisch. Diese Helden müssen sich ihren Platz erkämpfen, gegen ihre eigene Angst und die Angst der Menschen. Ein mittleres Endzeitszenario mit einen hoffnungsvollen Ende.

Dienstag, 11. März 2008

Captain America 1

Filed under: Superhelden — Michael um 21:11

Captain America 1Captain America ist tot. Obwohl es unbestritten ist, verhalten sich einige ehemalige Freunde immer noch wie in Trance. Als könnten sie es immer noch nicht glauben. Die Totenwache in der Bar ist sehr still. Dugan und das Ding, sonst eher laut, halten sich zurück. Alte Freunde treffen sich nach langer Zeit wieder. Und Feinde.

Captain America ist ein Phänomen – ein sehr positives noch dazu.
In all den Jahren seiner Comic-Existenz ist er nicht nur gegen die Superschurken angetreten, sondern auch gegen terroristische Vereinigungen unter der Führung des Red Skull. Nach dem 11. September wurden auch die Bedrohungen im Comic realer, wurde die Wirklichkeit zu einem Teil des Marvel-Universums.

Captain America stand auf gegen die eigene Regierung, aber nicht gegen das eigene Land – und musste am Ende erleben, wie das, was er verteidigen wollte, unter seiner Gegenwehr am meisten zu leiden hatte. Der Captain starb während eines Attentats, doch der Traum, der Charakter, für den er einstand, starb nicht. Im Gegenteil, bereits kurz darauf wird nach einem Ersatz gesucht, nach jemandem, der den Schild wieder hochhalten kann.
Und so läuft eine Serie weiter, Captain America, nur ohne den Helden, auf den es eigentlich ankommt, denn Steve Rogers ist tot.

Der, auf den es nun ankommt, ist Bucky Barnes, der einstige Sidekick von Captain America. Lange Zeit verschollen, hat Bucky eine bewegte Geschichte hinter sich, als Wintersoldat wurde er von den Russen ausgebildet und zu einer Killermaschine zweckentfremdet. Nun ist Bucky wieder da, sein Gedächtnis funktioniert ebenfalls wieder und der Freund von einst ist tot. Wäre Bucky nicht ein idealer Kandidat als Caps Nachfolger?
Mit dieser Frage beschäftigt sich der vorliegende Band – auch, muss man sagen, denn es geht nicht nur um das Gedenken und das Ausloten von Möglichkeiten, sondern auch um Schuld und Reue sowie Gegner, die nun endlich ihre Stunde gekommen sehen.

Sehen ist das Stichwort, denn so wie auf der Leichenbahre hat wohl niemand bisher Steve Rogers gesehen. Tony Stark vermutet, das Supersoldatenserum habe nach Caps Tod seine Wirkung verloren. Bewiesen ist nichts, Fakt ist, dass Caps Körper viel schneller zerfällt als gewöhnlich und Muskeln sich immens zurückgebildet haben. Die Aussicht, dass dieser geschundene Körper auch noch seziert werden soll, ist das erste Schockelement in dieser Geschichte. Es ist die Demontage eines Comic-Mythos. Anders lässt es sich nicht sagen. Immerhin ist Captain America ein Stück Literatur-Geschichte, wenigstens für jene, die Comic als einen Teil der Literatur begreifen.

Die Geschichte funktioniert natürlich nicht nur durch ihre überraschenden Wendungen, sondern auch dadurch, dass sie sehr gut in Szene gesetzt sind. Charaktere wenden sich hier gegeneinander, die ansonsten auf der gleichen Seite stehen – oder standen. Bezeichnend hierfür und besonders packend ist die Begegnung der Black Widow mit dem Wintersoldat. Ihrer beider Zankapfel: Der Schild von Captain America.
Wie auf jeder Seite dieser Geschichte ist auch diese Szene grafisch exzellent umgesetzt. Dank der Kameraperspektiven und der Schnappschüsse von Buckys Gesicht erschließt sich dem Leser hier sehr viel, was im Text nicht gesagt wird. Bucky ist kein Captain America. Er ist nicht edel. Er schaltet den Feind aus, tötet ihn, auch wenn es vermeidbar wäre. All dies weiß er auch und es nagt an ihm.

Dieser Zwiespalt ist eines der Kernthemen und dank Ed Brubaker und Steve Epting ist dieser Marvel-Abschnitt ein gutes Beispiel für das erwachsene Zeitalter der Comics geworden.
Kämpfe sind in dieser Geschichte auf ein Mindestmass beschränkt. Der Zwiespalt einzelner Figuren wie auch ihre inneren Kämpfe sind viel größere Themen, als zunächst anzunehmen gewesen wäre. – Natürlich muss der Leser nicht auf die Action verzichten, aber sie ist hier kein Selbstzweck, während eine Handlung nur aufgesetzt worden wäre.

Eine faszinierende Gegnerin ist die Tochter des Red Skull, Sin – welch treffender Name. Ein rotzfreches, brutales Gör mit roten Haaren, fast eine Faith des Marvel-Universums, der weibliche Part der Natural Born Killers. Killen und Spaß dabei haben, kämpfen und dieses Handwerk auch beherrschen. Brutalität kommt zumeist in Thrillern und Schockern stärker zur Geltung, wenn sie von Frauenhand ausgeübt wird. Sin hebt sich deutlich von anderen Kalibern ihrer Zunft ab, die es reichlich gibt (wie Lady Deathstrike oder Mystique).

Ein Captain America-Abenteuer ohne Captain America, im, im besten Sinne, erwachsenen Marvel-Universum, mit allem, was ein echt anmutendes Action-Drama mit sich bringt. Beste Helden-Unterhaltung.

Donnerstag, 06. März 2008

Wolverine 50

Filed under: Superhelden — Michael um 22:33

Wolverine 50Im Schneegestöber wirkt der Mann wie der leibhaftige Verteidiger der freien Welt. Mit vor Wut verzerrter Miene greift der Mann mit dem aufgedruckten A auf der Stirn und dem Stern auf der Brust die deutschen und italienischen Verbände an. Seite an Seite mit Wolverine hält er den Feind auf.
Eigentlich kann sich Wolverine an diese Szene nicht erinnern. Eigentlich sollte er sich nicht an diese Szene erinnern. So jedenfalls behauptet es Wild Child, dem Wolverine kurz darauf inmitten der feindlichen Soldaten begegnet. Wild Child behauptet, Wolverine werde sich später nicht mehr an diese Begegnung erinnern. Erst wenn ER es will, würden die Erinnerungen zurückkehren. ER? Wer ist ER?

Wer ER ist, ist in der Gegenwart zwar wichtig, aber nicht entscheidend. Zuvor trifft Wolverine auf die Ergebnisse eines Angriffs von Wild Child, der sich mit erschreckender Leichtigkeit gegen Sasquatch durchsetzen kann. Blut färbt den Schnee rot, während Wolverine dem Geheimnis von Waffe X erneut auf den Grund gehen will. In den Eingeweiden der alten Anlage entdeckt er seinen alten Feind Sabretooth in einer mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllten Röhre.
Angriff ist die beste Verteidigung, denkt sich Wolverine und will die Angelegenheit ein für alle Mal aus der Welt schaffen.
Aber damit unterliegt er einem folgenschweren Irrtum.

Sabretooth läuft Amok, dreht durch. Der Mutant, der zu allen Zeiten und bei jeder Begegnung unberechenbar schien und sich als äußerst gewalttätig erwies, hat jede menschliche Regung verloren und ist nur noch von seinem Instinkt geleitet. Diese plötzliche Wildheit macht einem nicht minder starken Gegner wie Wolverine sehr zu schaffen.
Wie sehr, davon können sich die Wolvie-Fans dank Autor Jeph Loeb in einer von Action strotzenden und sehr rätselhaften Geschichte überzeugen.

Action ist fast schon Wolverines zweiter Vorname. Wo er auftaucht, wird gekämpft. Das gehört dazu, dass muss so sein. Die 50. Ausgabe dieser neuen Wolverine-Reihe kann mit eindrucksvollen Bildern aufwarten. Seien es die Zeichnungen von Simone Bianchi, die Tuschearbeiten ebenfalls von Bianchi und Andrea Silvestri sowie (besonders) die Kolorierungen von Simone Peruzzi und Morry Hollowell sind ein grafischer Höhepunkt, der sich in einer Heft-Produktion nur selten findet.
Der Anlass dafür dürfte das Ende einer Ära sein, denn der Endkampf zwischen Sabretooth und Wolverine, den beiden Erzfeinden mit ähnlichen Fähigkeiten, hat es in sich. Über einiges wird der Schleier der Sicht aus größerer Entfernung gelegt, aber Blut gibt es immer noch genug und nicht alles wird der Phantasie des Lesers überlassen.

Die tierischen Instinkte, hier besonders von Sabretooth, malen ein Monster, das gestoppt werden muss. Wolverine besorgt sich dazu eine Waffe, die er bei Freunden zwischengelagert hat. Eine Waffe, die in der Lage ist, seine Selbstheilungskräfte außer Gefecht zu setzen. Dementsprechend kann sie auch Sabretooth den Garaus machen. Wie das geschieht, dürfte zu den härtesten Szenen im Marvel-Universum seit langem gehören.

Im Hintergrund sind die geheimnisvollen Kräfte am Werk, Romulus, der Fremde, scheint schon lange zu existieren. Er ist eine Art finsteres Ebenbild, die andere Seite der Waage und eines Tages, so Wild Child, muss es zwangsläufig zur Konfrontation zwischen den beiden kommen.
Doch wann das geschehen wird, darüber lässt Jeph Loeb den Leser noch im Unklaren.
Was bleibt, ist eine Episode in Wolverines Leben, die sich atemlos lesen lässt. Bis zur letzten Seite kann man als Wolvie– wie auch als X-Men-Fan nur gebannt weiterblättern. Die Geschichten um Wolverine, einem der Vorzeigehelden von Marvel, waren schon häufig gut, auch sehr gut. Die hier ist besser. 🙂

Dienstag, 04. März 2008

Countdown zur Final Crisis 1

Filed under: Superhelden — Michael um 21:38

Countdown zur Final Crisis 1Die junge Frau ist etwas ungewöhnlich. Sie nennt sich Duela und ist gleichzeitig Jokers Tochter. Eine Tochter, mit der der Joker nicht sehr vertraut ist. Allerdings benimmt sich Duela wahrhaftig so, als habe sie den Wahnsinnigen zum Vater. Und so gibt es auch Helden, die der durchtriebenen Verbrecherin die Stirn bieten.
Die Geisel, mit der Duela zwecks Lösegeldforderung vom Dach des Gebäudes schwebt, ist sie auch sogleich wieder los. Ein Held mit einer den Kopf komplett bedeckenden roten Maske hat die Verfolgung aufgenommen. Die junge Frau kommt nicht weit. Kurz darauf wird sie erschossen. Hilflos muss der nicht minder junge Held mit anschauen, wie Duela einen sinnlosen Tod durch die Hand eines unbekannten Außerirdischen stirbt.

Jimmy Olsen ermittelt. Befriedigende Antworten erhält er zunächst nicht. Der Rat, sich mit dem Joker zu befassen, hilft ihm auch nicht weiter – wie konnte er auch erwarten, dass der Irre vom Dienst ihm in irgendeiner Form hätte weiterhelfen können. Etwas Gutes hat dieser Ausflug nach Arkham jedoch.
Etwas passiert mit Jimmy Olsen. Etwas, von dem er anfangs nicht weiß, wie er es bewerten soll. Es rettet ihm das Leben, das ist sicher, denn es hat nichts mit Glück zu tun, dass er sich plötzlich mit Elastoman strecken kann und so eine Chance gegen Croc hat.

Andernorts wird darüber diskutiert, was mit den einschneidenden Veränderungen nach dem Zusammenfall des Multiversums geschehen soll. Einige Mitglieder Monitors haben ihre ganz eigene Vorstellung von der Schadensregulierung nach der letzten Crisis. Einig werden sie sich jedenfalls nicht. Für die schwächeren Lebewesen im Universum, Schurken oder nicht, schwebt damit ein permanentes Damoklesschwert über ihren Köpfen, von dem sie nicht einmal etwas ahnen.
Auch Jimmy Olsen nicht, der miterleben muss, wie ein Gott vom Himmel stürzt und stirbt.
Auch Mary Marvel nicht, die ohne ihre Kräfte dem Bösen hilflos ausgeliefert ist, bis ihr ein alter Bekannter begegnet, der seine Kräfte nicht mehr will.
Langsam nehmen die schleichenden Veränderungen Gestalt an. – Während die Armeen aufmarschieren und ein guter Freund zu Grabe getragen wird.

Klingt rästelhaft? Ist es auch ein wenig, denn der Countdown zur Final Crisis ist eine sehr verschachtelt angelegte Geschichte, an der Autor Paul Dini die Feder führend beteiligt war. Viele Charaktere, sonst eher Nebenfiguren, rücken nun in den Mittelpunkt des Interesses.

Jimmy Olsen ist einer davon. Er bereits diverse Helden-Erfahrungen. Diese Spontan-Kräfte, die besonders bei Gefahr auftreten, sind allerdings neu und lassen noch einige kommende Überraschungen vermuten.
Mary Marvel findet nicht ganz zu sich selbst. Ihre Kräfte kehren zurück, aber auf Kosten eines anderen, von dem der DC-Fan es nicht erwarten, dass er sie loswerden wollte.
Die Rogues, eine Ansammlung von Gaunern, sind eher mit sich selber beschäftigt, als dass sie jemand anderem Probleme bereiten würden.
Karate Kid grübelt über seinen Aufenthalt in dieser Zeitperiode nach. Donna Troy, zeitweilige Wonder Woman, will tatkräftig dabei helfen, eine ganz bestimmte Person zu finden.
Zwei Tode überschatten die Ereignisse. Ein Gott fällt und ein guter Freund wird verabschiedet. Bart Allen, Kid Flash, verabschiedet sich per Videobotschaft bei den versammelten Helden auf seiner Beerdigung – genau dies dürfte wohl eine der besten Szenen im DC-Universum seit langem sein.

Nicht, dass der Tod eines Helden begrüßenswert ist, doch die Art der Inszenierung hat es in sich und erläutert gleichzeitig ein wenig den Superhelden-Mythos, den die Comics geschaffen haben und stellt exemplarisch in aller Kürze einen Charakter hinter der Maske vor, wie es kaum besser hätte gemacht werden können. – Leider ist Bart Allen tot und kann nicht mehr auftreten. (Nun, man soll in Comics niemals nie sagen.)

Paul Dini liefert die Storyline. Eine Vielzahl von Autoren hat die Einzelheiten beigesteuert. Ihre Fähigkeiten gehen in dieser Sammlung ein bißchen unter. Gelungene Szenen, die auch vor dem Hintergrund vergangener Ereignisse herausragen, sind die Veränderungen die Black Adam mitmacht. Eben noch ein wahnsinniger Schurke, ist ihm jetzt nur noch daran gelegen, seine Kräfte an den Nagel zu hängen. Diese Veränderung ist erfrischend für den Leser und steht auch für die Veränderungen, die übergreifend an allen Ecken im DC-Universum im Gange ist. Nichts ist mehr heilig. Jeder Thron kann gestürzt, jedes Idol kann angetastet werden. (Wiederkehrende Tote einmal ausgenommen.)

Zeichnerisch ist eine ebensolche Vielfalt vorhanden. Besonders überzeugen können Tom Derenick mit einer sehr klassischen Art zu zeichnen, wie auch Jesus Saiz, der einen sehr ländlich anmutenden Jimmy Olsen zu Papier bringt und seine Verwandlung in ein Wesen mit Superkräften noch merkwürdiger erscheinen lässt. Carlos Magno zeichnet in einer Weise, die Wesen wie Mary Marvel wirklich marvelhaft aussehen lässt, ein Zeichner mit Starqualitäten, sollte er einmal an die richtigen Geschichten gesetzt werden.

Eine sehr komprimierte Geschichte, wieder mit einer Vielzahl von Figuren, wie es der Leser von den diversen Krisen im DC-Universum schon gewohnt ist. Es bahnen sich erneut große Veränderungen an, von denen sich nicht sagen lässt, wie umwälzend sie sein werden. Fans von großen Sagas kommen hier wieder voll auf ihre Kosten. 🙂

Montag, 03. März 2008

Annihilation Conquest Prolog

Filed under: Superhelden — Michael um 20:19

Annihilation Conquest PrologAnnihilus wurde geschlagen. Galactus’ einstige Herolde sind über die Galaxis verteilt, richtungslos, ziellos. Terrax, Stardust, der Silver Surfer und auch Firelord räumen in den Trümmern auf. Nicht alle Gefolgsleute von Annihilus sind vernichtet. So mancher glaubt sein eigenes kleines Reich errichten zu können.
Terrax ist ein Wesen, das mit seiner Axt denkt. Sicherlich ist er furchtlos und Kämpfer, wie es nicht viele gibt. Sicherlich gibt er nicht so leicht auf, aber sehr weit reichen seine Gedanken nicht und Konsequenzen sind ihm gleichgültig.
Anders verhält es sich mit Stardust, nicht humanoiden Ursprungs, erkennt er sehr wohl Konsequenzen, zieht Schlüsse, ist aber in seiner Gedankenlosigkeit, die seine Ratio überlagert, ebenso brutal wie Terrax.

Wer glaubt, der Silver Surfer würde sich eher menschlich verhalten, sieht sich gewaltig getäuscht. In den Tiefen des Alls kämpft er gegen Wesen, die seinem Herrn gefährlich werden können. Der Surfer selbst gerät an die Grenzen der Belastbarkeit.
Auch Firelord sucht den Kampf, doch er muss dafür weitaus weniger Mühen auf sich nehmen. Dieser Herold hält nichts von den Verträgen, die während des Krieges geschlossen wurden. Die Reste dieser Unholdarmee müssen endgültig kapitulieren oder sterben.

Empfindliche Verluste nahm auch das Nova-Corp hin. Genauer gesagt existiert nur noch einer in dieser intergalaktischen Eingreiftruppe. Richard Rider, genannt Nova, einst ein normaler Superheld der Erde, ist nun viel mehr. Seine Kräfte übersteigen das von ihm bekannte Maß bei weitem. Wie draußen zwischen den Sternen versucht er alleine die Aufgaben zu bewältigen, die eigentlich für ein ganzes Corps gedacht waren. Bald ist er am Ende seiner Kraft. Psychisch angeschlagen scheint er nur eine vernünftige Lösung zu geben: Urlaub auf der Erde.
Aber: Dort hat man nichts von dem Krieg im All erfahren. Und mehr noch: Richard weiß nichts von einem Civil War und davon, wie sich die Dinge in seiner Heimat geändert haben.

Fünf Wesen mit übernatürlichen Kräften erleben ihren ganz persönlichen Wendepunkt. Terrax, Stardust, Silver Surfer und Firelord, Herolde von Galactus stehen mit ihren doch ungewöhnlich übermenschlichen Problemen Nova gegenüber, der, zwar voller Erfahrung, im Herzen immer noch ein junger Mann und von Heimweh geplagt ist.

Unterschiedliche Autoren und Zeichner mit gegensätzlichen Zeichenstilen kommen hier mit diesen Episoden zusammen und stellen einen Prolog bereit, der alle Protagonisten an einen Startpunkt entlässt. Christos N. Gage und Stuart Moore haben die undankbare Aufgabe erhalten, sich mit den unsympathischen Charakteren abzugeben. Terrax besitzt wirklich keine Eigenschaft, die es erlauben würde, dass ein Leser mit ihm fiebert. Und Stardust ist so fremdartig, dass eine Identifikation mit ihm schwer fällt. Kurz, das Schicksal der beiden nimmt keinen Leser sonderlich mit.
Im Gegensatz dazu können der Silver Surfer und Firelord schon eher mitreißen. Einsame Rächer, konsequent und erbarmungslos und – im Falle des Surfers – auch bereit, die eigene Existenz zu opfern, um den Sieg davonzutragen.
Nicht umsonst sind die zuerst Genannten und die zuletzt Genannten auf dem Cover auf der jeweils anderen Hand von Galactus abgebildet. Wer die Andeutungen von Galactus aufmerksam liest, kann sich außerdem sicher sein, dass sich hier etwas zusammenbraut.

Zeichnerisch können in den Herold-Episoden besonders Andrea Di Vito und Scott Kolins überzeugen. Di Vito stellte sein Können schon im untergegangenen Crossgen-Universum unter Beweis und zeigte gleichzeitig damit, dass er mit phantastischen Stoffen hervorragend umzugehen weiß. Der Silver Surfer wird von ihm gewohnt exakt und mit einem guten Blick für schnelle Bewegungen gezeichnet. Maßgeblichen Anteil an den guten Bildern hat aber auch Paul Mounts, ein Kolorist, dessen Name häufig in Erscheinung tritt. Die Qualität seiner Arbeiten spricht einfach für sich.
Scott Kolins zeichnet einfacher, comic-hafter, aber immer noch aufwendiger als es zum Beispiel Giuseppe Camuncoli, in der Terrax-Episode macht. Durch die Kolorierung von June Chung, die auch die Bilder von Camuncoli veredelte, werden Kolins’ Grafiken richtig schick – das dürfte ein treffendes Wort dafür sein.

Der grafische Höhepunkt des vorliegenden Bandes ist aber die Geschichte um Nova. Hier stimmt einfach alles. Zeichnung (Sean Chen), Tusche (Scott Hanna) und Farbe (Guru EFX) ergeben ein Gesamtbild, das mittlerweile als neoklassisch bezeichnet werden könnte. Ähnliche Stile finden sich auch von anderen Zeichnern, besonders im Bereich der Superhelden.
Die Begegnungen von Nova mit Iron Man wie auch mit den (neuen) Thunderbolts stechen in dieser Episode hervor. Gerade das Zusammentreffen mit den Thunderbolts sollte für Überraschungen sorgen, denn Nova kann hier beweisen, wie stark er ist.

Ein guter Start in einen neuen wichtigen Abschnitt im Marvel-Universum. Über den Auftritt von Nova kann sich der Marvel-Fan nur freuen, da dieser Held hierzulande (und überhaupt) etwas zu kurz kommt. 🙂

Samstag, 01. März 2008

Batman – Schwarz-Weiss Collection

Filed under: Superhelden — Michael um 12:17

Batman - Schwarz-Weiss CollectionDie junge Frau ist tot. Ein Schuss traf sie direkt in die Brust. Spärlich bekleidet liegt sie auf dem ungemachten Bett. Erinnerungen werden wach. An eine tote Mutter. Ebenfalls erschossen. Der Mann hinter der dunklen Maske weiß wieder mit bestechender Genauigkeit, warum er diese finstere Aufgabe auf sich genommen hat.
Die Nachforschungen gestalten sich nicht leicht, aber irgendwie ist es trotzdem Routine. Angst einjagen. Die richtigen Personen einschüchtern. Am Ende findet er den Mörder. Einen von ganz oben, einen angeblich unbescholtenen Bürger. Er kriegt sie alle, denn er ist Batman.

Hier sind sie alle versammelt. – Na, gut, vielleicht nicht alle, aber viele, vor allem viele sehr gute Künstler. Der Comic-Fan, oder wenigstens –Interessierte, wird so manche Stilrichtung, so manchen Strich wieder erkennen.

Den Anfang macht Jim Lee, dessen Batman– und Superman immer etwas extrastark ausschauen, aber auch besonders finster sind. Die erste Geschichte, geschrieben von Autoren-Legende Warren Ellis lässt sich als Batman in Sin City beschreiben, eine Geschichte in der Geschichte, ein Mordfall, verbissene Verzweiflung, Zorn. Kurz und knapp werden hier die bezeichnenden Merkmale Batmans auf wenigen Seiten erzählt.

Sehr viel heiterer fällt da die Version von John Byrne aus, der gleichzeitig den Job von Autor und Zeichner übernommen hat. Byrne ist ein Urgestein, schon lange im Geschäft und kennt noch die alten Darstellungen Batmans, obwohl er selber im angrenzenden Universum, dem von Marvel, zu verdienten Ehren kam. Byrnes Batman ist ein fledermausiger Schlingel, aus jener Zeit, als das dynamische Duo ein ewig grinsender Männerclub war und auch so Einzug in das Fernsehen hielt in der Form von Adam West. Byrnes Batman hat Humor, denn wann wendete er zum letzten Mal den vulkanischen Nervengriff an?

Die Ideen in diesen Kurzgeschichten bieten nicht nur viel Spannung, sondern auch viel Humor. Eine sehr schöne Episode zeigt Harley Quinn und Poison Ivy hinter den Mauern von Arkham. Langeweile macht sich bei Harley breit. Während Poison Ivy immerhin Trost bei ihren Pflanzen findet, vermisst Harley ihren Pupsie. Damit ist natürlich niemand geringerer gemeint als Mr. J, gemeinhin auch als Joker im Gespräch.
Freunde der Zeichentrickserien über den dunklen Ritter neueren Datums werden vielleicht schon erraten, dass es sich hier um einen Zeichen- und Erzählstil im Sinne besagter Serien handelt, genauer Batman wie auch Batman und Robin. Obwohl Batsie hier nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt, ist der Wettstreit zwischen Harley und Ivy wunderbar gelungen und getroffen.

Fans dürfen sich in dieser Ausgabe auch auf die Werke von sehr klassischen Zeichnern freuen. Als da wären so klangvolle Namen wie Jordie Bernet und John Buscema. Ersterer ist mit Serien wie Andrax oder Torpedo bekannt geworden, letzterer hat sich wohl mit seinen Conan Adaptionen in den Zeichner-Olymp gemalt.
Klassische Bilder im Sinne der goldenen Comic-Zeiten in den 80ern Jahren des letzten Jahrhunderts finden sich mit José Luis Garcia-Lopez, ein Batman-Abenteuer an der Seite der Grünen Leuchte von Erde 2, oder mit jener Arbeit von Claudio Castellini, in der ein Batman mit der Langspitzohr-Variante seinen Dienst versieht.
Über die Arbeit eines Alex Ross muss eigentlich kein Wort verloren werden. Selbst in Schwarzweiß sind seine Grafiken immer noch allererste Sahne, wie man so schön sagt. Außerdem zeigt er hier, dass seine Bilder nicht nur zum Cover herhalten sollten, sondern vermehrt zur Bebilderung ganzer Geschichten, da sich seine Grafiken besonders zur Umsetzung eines Comic-Romans eignen.

Aber auch die Freunde von Zeichnern, die dabei sind, sich in den Klassikerhimmel zu malen, können sich freuen, dass auch Eduardo Risso und Paul Pope ihre Variation von Batman beisteuern. Rissos Arbeiten zu Vampire-Boy prädestinieren ihn geradezu für düstere Szenarien. Da er sich auch mit Kriminalgeschichten vertraut machte, passt Batman einfach zu ihm.
Paul Pope hingegen entwarf mit seinem Batman eine höchst eigenständige Variante, die ausführlich in Batman – Das 100. Jahr ihren Ausdruck fand. Fernab vom Dasein eines Playboys ist dieser Batman die Inkarnation eines einsamen Rächers, dessen Leben am Tag sich wie in einer Hinterhofeinzimmerwohnung abspielt. Gerade das macht ihn als Figur vielleicht noch interessanter als jener Mensch, dem alle Möglichkeiten offen und zur Verfügung stehen.

Ob im Psychoduell mit Scarecrow oder in der direkten Konfrontation mit Gangstern, seinen inneren Dämonen, Pupsie oder dem Riddler, hier bleibt keine Zeit für Langeweile. Batman – Schwarz-Weiss führt zum Kern der von Bob Kane geschaffenen Figur, aber auch zu Neuinterpretationen, die an Slapstick heranreichen. Eine tolle Sammlung von Geschichten, bei denen manche ruhig hätten länger sein können, einfach, um die Arbeit der versammelten Autoren wie Paul Dini, Warren Ellis, Dave Gibbons und anderer wie auch der erwähnten Zeichner länger genießen zu können. 😀

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