In den vergessenen Reichen streift der Dunkelelf Drizzt Do’Urden umher, nirgends richtig daheim, oft angefeindet und nur mit wenigen Freunden in dieser großen und gefährlichen Welt gesegnet. Eines Tages verschlägt es ihn an die Seite einer kleinen Gruppe von Menschen, die einer Bande Orks und Ogern hinterherjagen. Drizzt schließt sich ihnen an. In einer kleinen Geschichte erzählt R.A. Salvatore, aufbereitet von Nick Schley, wie Drizzt ein wenig mehr Menschlichkeit gewinnt, indem er einen folgenschweren Fehler begeht. Ausgerechnet ein Goblin wird zum Stein des Anstosses, damit in Drizzts Herzen eine neue Saite angeschlagen wird.
Dieser Goblin (der äußerlich an die Hauselfen aus Harry Potter erinnert) ist ein Sklave. Drizzt wird die Schuld an seinem Tod zu tragen haben. Diese vermeintlich schlichte Geschichte, aus der eine Tragödie wird, ist von Zeichner Rafael Kayanan mit höchst realistischem Zeichenstil in Szene gesetzt worden. Es ergibt sich ein Blick in eine Fantasy-Welt, in der die einzelnen Volksgruppen nicht nur echt, sondern wie aus der Realität abgezeichnet wirken. Hier wurde beste Arbeit im Sinne großer phantastischer Ausstattungen wie HdR oder Star Wars geleistet. Eine verhaltene und düstere Kolorierung unterstreicht den halb dokumentarischen Charakter der Bilder, die Techniken einer Gerichtszeichnung aufweisen.
Das Gegengewicht, die letzte Geschichte in diesem Band, ist deutlich phantastischer angelegt. Im Reiche Eberron, immer noch dem Spielprinzip der Dungeons and Dragons angehörend, ticken die Uhren etwas anders als in den Vergessenen Reichen. Ein wenig erinnert die Atmosphäre an ein Warhammer. Es wirkt kälter, gnadenloser, aber nicht weniger fantasievoll. Graukell, ihres Zeichens Hauptmann, hat eine Geschichte zu erzählen. Sie handelt von einem Krieg gegen Untote und der Verlagerung einer Schlacht auf ein Gebiet, in dem höhere Mächte am Werk sind. Nach einem großen Gemetzel sind zwar die Untoten endgültig tot, dafür stehen den Soldaten Gnolle gegenüber, die ebenso wenig Federlesen um ein Menschenleben machen. Nur Graukell und ihr Getreuer, ein Kriegsgeschmiedeter namens Knüppel, erfahren, was der Feind eigentlich in dieser Gegend wollte. Doch das macht es nicht besser.
Chris Lie gehört als Zeichner eher in die Tradition eines Pat Lee, der mit seiner inzwischen am Randes des Kults kratzenden Reihe Warlands zu einem der Wegbereiter auf dem Feld der Fantasy-Comics gehört. Zeichenstile aus Mangas finden sich hier von Chris Lie weiterentwickelt wieder. Hier wird Farbe als Gestaltungsmittel erwartet. Lie arbeitet ausschweifend, mit vielen Details. Er breitet sich gerne aus, entflieht kleineren Bildern in groß angelegte Ansichten der Landschaft oder auch des Krieges zwischen den Fantasy-Völkern.
Neben einem Ausflug in die Vergessenen Reiche und Eberron dürfen auch die Abenteuer um die Drachenlanze von Margaret Weis und Tracy Hickman nicht vergessen werden. Das Vermächtnis erzählt von einer Initiation, die einen jungen Mann einer schweren Prüfung unterzieht. Optisch von Javier Aranda in Szene gesetzt, wird Seite auf Seite recht kühl, obwohl die Farben von Chris Summers versuchen, eine Art Zeichentrickeffekt herzustellen, was aber nicht immer gelingt.
Ein insgesamt guter Einblick in die Welten von Dungeons and Dragons, mehr noch, vielleicht eine Entscheidungshilfe für eine dieser Rollenspielwelten. Die schönen zeichnerischen Umsetzungen mögen einen zusätzlichen Anreiz bieten. Und wer einfach nur eine rollenspielfreie Zeit überbrücken möchte, liegt hier goldrichtig. 🙂
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