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Comic Blog


Montag, 18. August 2008

All Star Batman – Gesamtausgabe 1

Filed under: Superhelden — Michael um 20:12

All Star Batman - Gesamtausgabe 1Fassungslos muss der Junge zusehen, wie seine Eltern vor seinen Augen erschossen werden. Batman hatte den Wunderjungen schon lange im Auge. Die artistische Begabung ist außerordentlich. Allerdings hatte Batman nicht damit gerechnet, dass sein Eingreifen so schnell erforderlich werden würde. Eigentlich sollte es ein netter Abend für Bruce Wayne werden. Er hatte Vicky Vale zu einem Rendevous eingeladen. Die Kolumnistin hatte sich extra für ihn in Schale geschmissen. Ihr Ziel, ein Zirkus, bot eine gute Show. Und dann das!

Schluss mit lustig! Batman kann den Killer wenig später identifizieren. Jacko-Boy Vanzetti, ein kleiner Gangster, der für Geld für jeden Job zu haben ist. Doch der Killer ist nicht der einzige, der ein Interesse an den Graysons, den Artisten, hatte. Obwohl sich ihr Sohn in der Obhut der Polizei befindet, ist er nicht in Sicherheit. Batman greift ein. Ein riesiger Fledermausschwarm geht ihm voraus.

Du bist jetzt ein Rekrut. Es ist Krieg.

Batman kann Gangster und anderem Geschmeiß auf vielerlei Arten Angst einjagen. Er kann sie verdreschen und seine dunkle Natur hervorragend auf den finsteren Straßen abreagieren. Aber mit einem Kind vermag er nicht umzugehen. Seiner Meinung nach muss ein Kind so leiden, wie er einst leiden musste. Bei seinem Faktotum Alfred stößt er mit dieser Erziehungsmethode auf taube Ohren. Und so herzlos, wie Alfred ihm unterstellt, ist er schließlich auch nicht. Immerhin organisiert er für die verunglückte Vicky den besten Arzt, der zu haben ist. Der wohnt nur leider in Paris.

Der Kasper aus Metropolis soll ihn holen. Ruf Kent an, beim Daily Planet. Der kümmert sich drum. Und sag ihm, er tut Batman damit einen großen Gefallen.

Frank Miller hat sich den dunklen Ritter erneut vorgenommen. Nach einem gealterten und desillusionierten Exemplar ist dieser Batman ein krankes Individuum, dessen Verbrecherjagd Ausdruck von Mission und Wahnsinn ist. Mit seinen Tricks und technischen Methoden – die vom Feinsten sind, wie man so schön sagt – hat er sich nicht nur Respekt bei den Verbrechern verschafft. Seine Heldenkollegen sehen seine Machenschaften mit äußerstem Argwohn. Er hat es sogar soweit gebracht, Superman erpressen zu können, denn er kennt die Geheimidentität des Stählernen – Superman weiß hingegen nicht, wer Batman in Wahrheit ist.

Batman ist ein wenig freaky, leicht reizbar, leicht eingeschnappt. Der spätere Robin findet den Namen seines Autos – Batmobil – tuntig. Batman ist not amused. Kein Wunder, schließlich handelt es sich bei dem Batmobil um ein Fahrzeug, das fahren, fliegen und tauchen kann. Batmans Grinsen ist diabolisch, sein Vorgehen halsbrecherisch. Alles in allem benimmt er sich wie ein Adrenalin-Junkie, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick. Allerdings ist er auch intelligent und nutzt seine vorhandenen Ressourcen präzise. Die Bathöhle ist riesig. Roboter bauen und entwerfen sich selbst, die Höhle ist ein riesiger Spielplatz für einen selbst ernannten Vigilanten.

Frank Miller hält sich aber nicht nur mit einem für normale Leseraugen merkwürdigen Batman auf, sondern er zeigt auch völlig andere Nebenfiguren. Aus Black Canary wurde eine junge Frau, die heimlich trainiert hat, um sich für all die Pöbeleien der Typen, die sie anmachen, während sie hinter dem Tresen steht, zu revanchieren. Irgendwann rastet sie aus, schlägt den halben Laden zusammen, die Typen gleich mit, stiehlt deren Geldbörsen und eine Harley Davidson gleich dazu. Ein neues Nachtwesen ist geboren.
In Metropolis beschäftigen sich Superman, Plastic Man, Green Lantern und Wonder Woman mit dem düsteren Phänomen in Gotham City. Leiden können sie ihn alle nicht. Bislang haben sie ihn als Außenseiter verachtet (seine Methoden sowieso), doch nun erhält ihre Meinung über ihn eine ganz andere Dimension. Batman hat ein Kind entführt – dass Dick Grayson zu einem Lehrling des dunklen Ritters werden soll, ahnen sie nicht. Der Fledermausmensch diskreditiert alle Superhelden und gibt den Verantwortlichen endlich die Handhabe, um gegen alle Superwesen vorzugehen.

Millers Helden – und das haben sie mit seinen Figuren aus anderen Batman-Geschichten gemein – wirken immer etwas unfähig. Nur Batman weiß, wo es lang geht. Immerhin ist er auch derjenige, der weiß, dass Kal-El fliegen kann. Im Gegensatz zu Superman, der von dieser Fähigkeit noch überhaupt nichts weiß und nur schnell läuft. Eine JLA gibt es nicht. Die Helden treffen sich in einer verlassenen Lagerhalle. Und trotzdem eifert so mancher diesem Batman nach. Gerade für junge Frauen scheint dieser Mann ein gewisser Anziehungspunkt zu sein, so auch für ein 15 Jahre altes Mädchen namens Barbara Gordon.

Der besondere Punkt ist die grafische Aufmachung. Jim Lee zeichnet mit der Unterstützung von Scott Williams (Tusche) und Alex Sinclair (Farben) ein bildnerisches Feuerwerk, wie es der Fan bereits aus Batman-Event Hush her kennt. Hätte Miller auch an die Bilder Hand angelegt, wie er es auf alternativen Covern getan hat, hätte die Geschichte recht schnell ins Lächerliche abgleiten können. So aber sind Bilder dank Jim Lee entstanden, die vor lauter Kraft beinahe platzen. Richtig toll wird es, wenn sich Lee ganz- oder doppelseitig austoben kann. Generell gilt bei Lee: Titelbildqualität = Comicqualität. Da gibt es keinerlei Unterschied.

Wer schon andere Batmans von Miller nicht mochte: Finger weg. Wer einen Batman sehen und lesen möchte, der einen vollkommen eigenen Weg geht – der sich um nichts und niemanden schert, sich selber nicht schont und es geil findet Batman zu sein, wie er sich einmal selbst ausdrückt – der hat hier einen alternativen Batman vor sich, bei dem es noch heiß her gehen kann, denn der Joker hat seinen Einstand noch nicht gegeben. Ein Freaky- und Brutalo-Batman in faszinierenden und technisch einwandfreien Bildern von Jim Lee.

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