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Comic Blog


Samstag, 10. Mai 2008

Hellboy 8 – Die Trollhexe

Filed under: Mystery — Michael um 15:41

Hellboy 8 - Die TrollhexeDie Penanggalan riss sich versehentlich den Kopf von den Schultern. Zusammen mit ihren Innereien flog er in einen Baumwipfel und wurde dort zu einem Dämon. – Hellboy hält diese Sage für das Blödeste, das er jemals gehört hat.
Dennoch hat er 1958 seinen Weg nach Malaysia gefunden, um dieser Geschichte nachzugehen. So unglaubwürdig sie sich auch anhören mag, etwas geht um in diesen Dschungeln. Bald findet Hellboy einen kopflosen Körper. Aber wo ist der Kopf? Denn von diesem geht schließlich die Gefahr aus. Hellboy muss nicht lange warten.

Jede Kultur hat ihre Sitten und Gebräuche – und ihre ganz eigenen Dämonen und Geister. Diese Erfahrung macht Hellboy auf seine bekannt eigenwillige Weise, als er sich mit dem Vampir von Prag anlegt. Das recht stumme, aber dafür nicht weniger aggressiv agierende Wesen wehrt sich vehement, doch nicht vehement genug. Und Hellboy sieht wieder einmal etwas Neues. Und begegnet ihm auf seine gewohnt schnoddrige Art.
War die Begegnung mit dem Vampir eher Routine, ist das Eintauchen in die Mythologie Afrikas ein ganz anderes Kaliber: Makoma lässt Hellboy zu einem Teil dieser märchen- und sagenhaften Erzählung um das Werden und Vergehen und die Auferstehung eines Kontinents werden.

Hellboy – in Farbe und bunt!
Hellboy-Stammleser werden zuerst etwas verwundert sein, doch die Eingewöhnung kommt mit dem Lesen. Wer bereits mit B.U.A.P. ist, ist dort bereits farbig am Ball und weiß, dass die Farbigkeit der gruseligen Atmosphäre keinen Abbruch tut, sondern eher noch neue Möglichkeiten eröffnet. Der Leser findet den B.U.A.P.-erprobten Koloristen Dave Stewart in diesem Band wieder, an der Seite von Lovern Kindzierski, die ebenfalls für die Farben zuständig ist.

Neben Mike Mignola, der die Geschichten schrieb, haben noch zwei weitere Künstler zum Bleistift gegriffen: P. Craig Russell und Richard Corben.
Mignolas Zeichenstil, über die Jahre hinweg herausgebildet, kantig, abstrahierend, mittlerweile Vorbild für andere Zeichner, kontrastiert sehr schön mit den grafischen Arbeiten von Russell und Corben. Beide begreifen den humoristischen Unterton von Mignola sehr gut. Russell setzt den Vampir von Prag um, eine Geschichte, die zu einem großen Teil ohne Text auskommt und ihren Witz und Schwung einzig aus den Bildern bezieht. Hellboy ist mitunter nur so kurios, weil seine Gegner kurios sind (manchmal auch ein bißchen albern, so als hätte Mel Brooks Frankenstein inszeniert).

Während Mignola den Rahmen von Makoma zeichnet, übernimmt Corben die eigentliche Handlung – und was für eine Handlung das ist! Sie trifft den Kern dessen, was Mike Mignola über Hellboy in den Comic transportierte. Die Einbindung fremder Mythen – ganz gleich, ob wahr, erfunden oder eine Mischung aus beidem – abseits der üblichen Religionen und kulturellen Sagen macht Hellboy zu etwas Besonderem. In der Geschichte über diesen außergewöhnlichen Kontinent Afrika, der noch viel reicher an Legenden ist, wie mein Lexikon der afrikanischen Mythologie zur Auskunft gibt, kann Mignola so richtig ausholen. (Bei der Gelegenheit: Wer sich Abbildungen alter afrikanischer Statuetten ansieht, könnte den Eindruck gewinnen, diese seien von Mignola entworfen worden.)

Hellboy übernimmt in seinem Tagtraum die Rolle von Makoma. Auf seiner Wanderschaft begegnet er jenen Wesen, die für die Form von Afrika mitverantwortlich sind: Riesen. Makoma muss sie besiegen. Im Kampf werden sie mit zunehmender Niederlage kleiner – bis sie in den mitgeführten Sack passen. Aus den Riesen werden Zwerge, die mit piepsiger Stimme ihre Meinung kundtun oder Makoma verhöhnen. Makoma/Hellboy weist sie auf einfache Art immer in ihre Schranken: Schnauze!
Feuerdämonen, Sandteufel, Drachen bereichern das Feindeslager und zeichnen sich durch eine phantasievolle Darstellung aus. Alles ist bei Hellboy ein klein wenig anders. Wahrscheinlich ist dies das Geheimrezept.

Mignola behauptet zwar, dass nicht alles erklärt werden muss, was in seinen Geschichten so vor sich geht, aber diesmal gibt er auch zu sich bei der einen oder anderen Geschichte etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben. Aber er nimmt es sportlich, denn selbst Hellboy kann so manche Legende oder Erläuterung nicht zufrieden stellen. Wie Hellboy selber sagt: Autsch!

Das Sketchbook (Skizzenbuch) im Anhang – ich liebe es – bietet wieder einige sehr schöne Entwürfe von Mignolas Ideen. In dieser ursprünglichen Form, in der seine Kreaturen noch nicht so starr wirken, sollte sich einmal eine alternative Darstellung finden lassen, etwas räumlicher vielleicht, mit der Hilfe eines Dave Stewart, der schon den Bildern von Guy Davis viele tolle Eindrücke entlockte.

Hellboy ist zurück. Ein rundum schöner Band mit vielen Einfällen Mignolas, mitunter sehr spaßig, immer mit überbordenden Ideen und Einflüssen aus real existierenden Mythologien verbunden. Corben und Russell fügen sich grafisch hervorragend ein, insbesondere Corbens Interpretation ist wunderbar geworden.

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