Es ist Nacht, weit draußen in der Wildnis. Aber Red Sonja fürchtet die Dunkelheit nicht. Ihrer Besonnenheit und auch ihrer Wildheit ist es zu verdanken, dass sie immer noch siegreich ist. Wie gefährlich eine nächtliche Reise ist, zeigt sich, als sie einem anderen Reisenden begegnet, der so gerade noch dem Ansturm von Wilden begegnen kann.
So treffsicher wie nur ein hyrkanischer Bogenschütze es sonst vermag, setzt Sonja ihre Pfeile ins Ziel und rettet so den Reisenden aus seiner Lebensgefahr. Allerdings währt das Glück des fremden Wanderers nicht lange. An einer Wasserstelle entscheidet sich sein Schicksal und Sonja, die kurz zuvor noch für sein Leben eintrat, muss sich nun im eigenen Interesse gegen ihn wenden.
Der Empfang in der Stadt Gathia fällt frostig aus. Der Fremde war ein Bote. Red Sonja macht sich nicht beliebt, indem sie den Mann tot, enthauptet, zurückbringt. Andererseits bleibt sie auch von der Abneigung anderer Menschen gänzlich unbeeindruckt. Selbst als die ersten Pfeile gegen sie fliegen und die Übermacht unerträglich scheint, setzt sie sich weiter tapfer zur Wehr.
Red Sonja ist als Schwertkämpferin immer ein gern gesehener Gast in Schwert und Magie Geschichten. Lässt der Fan einmal das unsägliche filmische Machwerk beiseite, gibt es bereits im Comic-Bereich einige schöne Auftritte. In Kämpfer wider den Tod traf sie so auch auf Conan und König Kull, zwei anderen Charakteren, die Robert E. Howard ins Leben gerufen hat.
Michael Avon Oeming und Mike Carey haben sich nun erzählerisch der Kriegerin angenommen – und lassen sie erst einmal sterben!
Ein ungewöhnlicher Einstieg, den der Leser auf diese Art präsentiert bekommt. Auf den zweiten Blick allerdings gehen die Autoren äußerst geschickt vor. Da Red Sonja zum Zwecke des Kampfes wiedererweckt wird, wird ihr ein zeitlicher Dolch auf die Brust gesetzt. Ist ihre Aufgabe nicht rechtzeitig erfüllt, stirbt sie – endgültig.
Grafisch wurde hier aus dem Vollen geschöpft und es ist unübersehbar, dass die Qualität eines Cary Nord erreicht werden sollte, der die Figur des Conan jüngst zu neuen optischen Höhen führte.
Mit Mel Rubi wurde ein erfahrener Zeichner gefunden, der Nord durchaus auf Augenhöhe begegnen kann, nur gibt es Unterschiede in der Farbgebung. Bei Nord arbeitete Dave Stewart an der Farbgebung, während es bei Red Sonja zu einer Aufteilung der farblichen Arbeit kommt.
Durchweg sind Caesar Rodriguez und Richard Isanove an den vorliegenden gesammelten Ausgaben beteiligt. Durch die Zuarbeit anderer Künstler entstehen jedoch qualitative Schwankungen. Dies wäre kaum anzumerken, würden nicht zum Beispiel Rodriguez und Isanove den Ball so hoch vorlegen, so dass nicht jeder diese Steilvorlage aufnehmen kann.
Rodriguez und Ivanove reduzieren Tuscheränder sehr schön, aber beseitigen sie nicht vollends. Teilweise werden sie mit Brauntönen übermalt und gehen so mehr in die anderen Farben über. Jeder der Koloristen ist allerdings um Sonjas Haare in höchstem Maße bemüht. Stets ergibt sich eine wallende Haarpracht, manchmal in einzelnen Strähnen gemalt.
Bei Hauttönen, Farben, bei denen am wenigsten gemogelt werden kann, können sich alle Koloristen beweisen – ein Beweis, um den sie nicht herum kommen, denn Sonja gibt ihre Reize zwar nicht preis, aber sie geizt auch nicht damit.
Mel Rubi hat seine Hausaufgaben in jeder Hinsicht gemacht. Die den Pikten ähnlichen Wilden könnten so auch von John Buscema entworfen worden sein. Aber er ist auch Red Sonja erprobt, denn er war mit an der Umsetzung des überaus phantasievollen Crossovers zwischen ihr und Spider-Man beteiligt – für den Wandkrabbler, der sich schon in den Kampf der Hexenmeister einmischte, ist ein Ausflug in die Fantasy so ungewöhnlich nicht (von seinen Erlebnissen an Thors Seite wollen wir gar nicht reden).
Einige sehr gruselige Szenen hätte es so auch früher schon geben können. So ist der Rückblick auf die gute alte Zeit in Aquilonien und Umgebung durch Michael Avon Oeming und Mike Carey mehr als gelungen.
Mit dem Auftritt kleiner, an Kinder erinnernde Dämonen verbinden sie neuzeitliche Erzählung und Monströsitäten mit den alten Geschichten. Schlangendämonen, Abgründe, finstere und vermummte Zauberer, enorme Kämpfe, blutige Schlachten und Zweikämpfe: die Autoren und der Zeichner lassen nichts aus, um den Leser mit einer schnellen Schwert- und Magie-Geschichte zu unterhalten.
Wer schon Conan und seine Zeit und Welt mochte, den Reichtum der Geheimnisse an jeder Ecke, aber eines muskelbepackten Recken überdrüssig ist, wird mit der Roten Sonja bestens bedient und wird mit diesem Auftakt zweifellos seinen Spaß haben. 🙂
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