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Comic Blog


Dienstag, 22. November 2011

Touna Mara 1

Filed under: Mystery — Michael um 11:54

Touna Mara 1 - Das Gedächtnis des SteinsWinter. Der Schnee fällt unaufhörlich weiter. Mensch und Tier werden vom Hunger gequält. Obwohl er sich kein Jagdglück verspricht, wagt sich ein einzelner Mann, Horn, hinaus in den Wald. Doch längst wurde er zur Beute erkoren. Ora, seine Frau, kennt die Gefahren, aber sie hat auch Vertrauen, ist ihr Gefährte doch einer der besten Jäger des Clans. Leider irrt sie und eine alleinstehende Frau hat sich im Clan früher oder später unterzuordnen, ob sie will oder nicht. Tar-Khan, ein Kraftprotz, der sich nimmt, was er will, sieht seine Gelegenheit gekommen. Er nimmt Ora. Doch für eine dauerhafte Verbindung ist das kleine Mädchen Touna im Weg. Ora fasst einen folgenschweren Entschluss.

Werwölfe. In der heutigen aufgeklärten Zeit sind sie ein Mythos, von der Unterhaltung genährt zwar, aber letztendlich ein Ammenmärchen. Die verschiedenen Charaktere, die hier im ersten Teil von TOUNA MARA in das unwirtliche Sibirien geschickt werden, können mit Mythen ebenfalls nichts anfangen. Für sie zählen nur Fakten. Doch so einfach ist es nicht. Der Leser weiß mehr. In abwechselnden Abschnitten beleuchtet Autor Patrick Galliano einmal die sehr ferne Vergangenheit und die Gegenwart. Als Geschichtsschreibung noch nicht existierte und der Mensch noch in der Natur präsent war und nicht nebenan, spielen sich dramatische Ereignisse ab, die zur Geburt eines Kindes führen, dem später eine wichtige Rolle zukommt.

Das Wolfskind: Heutzutage ist dieses Wort ein gern genutzter Begriff. Gilt er dort für verwahrloste Kinder, steht er hier wortwörtlich für jenen Mythos, den auch ein Rudyard Kipling für seinen Mogli benutzte (Dschungelbuch). Der Vater stirbt, das Kind wird geboren: Touna. Galliano konstruiert seine Geschichte Schritt für Schritt und zeigt zunächst die Verdammnis von Tounas Mutter, den glücklichen Überlebenskampf des Kindes und die Verderbtheit Tar-Khans, der seinen gesamten Clan ins Unheil stürzt. Hier findet sich bereits genügend Erzählstoff, aber Galliano schlägt die Brücke in die Gegenwart, wo die Fäden aus der Vergangenheit zusammenlaufen.

Mara: Eine junge Frau, eine Wissenschaftlerin, beherrscht, auf ihre Aufgabe konzentriert, arbeitet sich in den wahr gewordenen Mythos der Wolfskinder ein. Sie sind hier keine verwahrlosten Kinder, sondern tatsächlich Mischwesen. Mario Milano widmet sich dieser Wesen, den Wölfen, den Mischformen, den Werwölfen mit Hingabe ans Genre und erschafft Ansichten, die ein wenig an Kultansichten aus The Howing (dt. Das Tier) erinnern. Milano zeichnet realistisch. Seine echten Wölfe sind sehr schön anzuschauen. Der Strich ist sehr genau und überlegt. Härte wird mitunter abgemildert, manche Szene sind abe auch eindeutig genug.

Vor diesem Realismus sieht der Leser in den Abschnitten, die in der Vergangenheit spielen eine sich langsam vollziehende Verwandlung. Hier wird nicht mit dem üblichen Werwolf-Mythos gespielt, sondern eine eigene Variante entwickelt. Eine dauerhafte Veränderung, von Vollmonden ausgelöst, aber nicht mehr rückgängig zu machen, steht hier im Vordergrund. Galliano und Milano nehmen das Sprichwort ernst: Der Mensch ist des Menschen Wolf. Aus dem einstigen Clanchef wird (zusammen mit seinem Gefolge) die Geißel seines Volkes. Aus dem anfänglichen Drama in der Vergangenheitsschilderung wird ein Horrorreißer. Demgegenüber kann die Erzählung der in der Gegenwart angesiedelten Abschnitte etwas zurücktreten. Wie in einer Atempause wechselt Galliano zum Tempo eines Wissenschaftsthrillers.

Der Leser hat den Wissenschaftler einiges an Wissen voraus, allerdings erschließen sich in der Gegenwart auch neue Aspekte, die nicht sofort einzuordnen sind und für eine größere Rätselhaftigkeit des Phänomens sorgen. So dreht Galliano an einer weiteren Spannungsschraube, die die Schicksale der beiden so unterschiedlichen Frauen Touna und Mara einander näher bringt.

Thriller, Steinzeitdrama, Werwolfhorror, von Autor Patrick Galliano geschickt miteinander verschmolzen und spannend arrangiert. Mario Milanos realistische Zeichnungen machen aus dem ersten Band des Zweiteilers ein cineastisches Erlebnis. 🙂

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