Die beiden Geschwister, Hummel und Libelle, sind in ihrer Freude am Wettstreit einander ebenbürtig. Die Tatsache, dass es sich bei Libelle um ein Mädchen handelt, die auch noch jünger als ihr kriegerhaft gebauter Bruder ist, ihm in ihrer Waghalsigkeit zu keiner Zeit nachsteht, macht den unglaublichen Wettkampf auf den Rücken der Drachen noch interessanter. Nicht nur einmal stockt den Zuschauern der Atem. Leider sind die Drachen nicht mit der gleichen Geschicklichkeit gesegnet wie ihre Reiter und so scheint das folgende Unglück nur eine Frage der Zeit gewesen zu sein. Der Baron, alt an zahlreichen Jahren, beobachtet den Wettkampf gespannt und hilflos. Und plötzlich gibt es nicht nur eine folgenschwere Situation, sondern derer gleich zwei, die für große Umwälzungen in der Baronie sorgen werden.
Ein alter Baron, vier Kinder und Feinde lauern vor den Toren des Reiches. Der erste Sohn ist zwar stark und in der Erbfolge an erster Stelle, doch was hilft es, wenn der Zweitgeborene ehrgeizig bis ins Mark ist und bestrebt, ein Geburtsrecht einzufordern, das nicht seines ist. Zurück in Troy: Die beiden Autoren, Christophe Arleston und Melanyn, sind nicht unerfahren, wenn es um die Fantasy-Welt Troy geht. Diese Welt wurde bereits in vielerlei Art betrachtet, in verschiedenen Zeitzonen, doch eine humorvolle Geistergeschichte, bei der sogleich Erinnerungen an das Gespenst von Canterville oder im deutschsprachigen Raum an Hui Buh wach werden, war noch nicht dabei.
Hummel, Zecke, Libelle und Mücke: Die Kinder des Barons, drei Jungs und ein Mädchen, sind nicht nur mit ungewöhnlichen Namen ausgestattet, charakterlich sind sie ebenfalls völlig verschieden. Arleston und Melanyn verkleiden eine Fantasy-Komödie in die typische Form eines Theaterdramas. Sieht man einmal von den komödiantischen Elementen ab, auch von einigen fantastischen Bestandteilen (wie von Drachen), nur nicht von den Geistern, könnten hier Stoffe von Shakespeare Pate gestanden haben. Die Fronten zwischen den Geschwistern Zecke und Libelle verhärten sich, da der eigentliche neue Baron Hummel infolge eines Unfalls allein nicht regierungsfähig ist. Derweil driftet der kleine Mücke immer häufiger in Traumwelten ab, wo ihn Geister zu attackieren versuchen.
Die Komik steht hier zwar im Vordergrund, doch mit dem herausragenden Zeichner Eric Herenguel wurde ein Künstler für diesen Zweiteiler gefunden, der schon mit einer anderen Veröffentlichung bewiesen hat, wie gut er Genres zu mischen vermag. In Silbermond über Providence, einer Mixtur aus Horror und Western, zeigte er bereits, mit welch feinen Abstufungen er Charaktere in Szene zu setzen vermag.
Die liebevolle Umsetzung der Figuren sorgen für die Lebendigkeit der Geschichte. Bevor auch nur ein Geist seinen Fuß auf Troy setzt, dürfen Nebencharaktere wie Ritter Titan für Heiterkeit sorgen. Titan, ein Mischung aus Schotte, einer Spur Tapsigkeit und mit einer gehörigen Portion Unmusikalität gesegnet, ähnelt einem Troubadix, während der geistig umnachtete Hummel mitunter wirkt, als sei ihm ein Hinkelstein auf den Kopf gefallen (in Wahrheit war es noch etwas weitaus größeres).
Szenisch wird viel Theatralik aufgewendet und der Leser wie vor einer Bühne platziert. Diese Erzählweise fördert die Komödie. Aktionselemente, die Herenguel mit unterschiedlichen Perspektiven inszeniert und so schöne Ausblicke auf diese fantastische Welt gewährt (so auch aus der Vogelperspektive), sind aber nicht weniger stark präsentiert. Besonders turbulent wird es, wenn sich die Geister die Ehre geben. Arleston und Melanyn geben sich nicht mit einem Gespenst zufrieden, so erwarten den Leser ein kunterbunter Haufen ziemlich exzentrischer Geistwesen, die wie die Nachkommenschaft aus Gespenst von Canterville und Catweazle wirken.
Farblich bevorzugt Herenguel kräftige Farben, aquarellartig und oft durchscheinend aufgetragen. Das zwar quietschbunte, aber nicht aufdringlich kolorierte Abenteuer wird noch eindrucksvoller durch die Spezialeffekte von Lamirand, die vermutlich mit dem Auftreten der Geister zum Einsatz kommen. Genau lassen sich die Künstler nicht darüber aus.
Eine sehr humorvolle, fantasievolle und aktionsreiche Geschichte aus dem Troy-Universum, die jedoch ohne jegliche Vorkenntnis der zahlreichen Veröffentlichungen aus dieser Fantasy-Welt gelesen und genossen werden kann. Eric Herenguel gehört zu den Zeichnern, die sehr viel Atmosphäre erzeugen und komische Charaktere aus dem FF herbeizaubern können. Einfach schön und spaßig. 🙂
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