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Comic Blog


Mittwoch, 16. März 2011

LAIKA

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:44

LAIKADer Junge soll auf den Hund aufpassen, doch er hat nicht um diese Aufgabe gebeten, noch hat er große Lust dieser Bürde nachzukommen. Anstatt den Hund Gassi zu führen, sperrt er ihn im Keller ein. Eines Tages ist ihm selbst diese geringe Fürsorge zuviel. Vollkommen frustriert und vom Hass auf die ganze Welt erfüllt, schmeißt er die kleine Hündin in den Fluss. Fortan ist sie allein auf sich gestellt.

Laika: Hatte der erste Sputnik nicht schon für schockierte Blicke in der westlichen Welt gesorgt, so sollte das erste Lebewesen im All die Vereinigten Staaten erst recht das Fürchten lehren. Ein Hund, werden manche sagen, was ist schon ein einzelner Hund, der in die Erdumlaufbahn geschossen wird. Was ist ein Hund gegenüber all den anderen Versuchstieren, die jahrzehntelang lang im Namen der Wissenschaft und des Fortschritts starben? Die Antwort von Autor und Zeichner Nick Abadzis ist eindeutig: Ein Beispiel für einen falschen Weg.

Am 3. November 1957 schoss die Sowjetunion den Satelliten Sputnik II ins All. An Bord befand sich die Hündin Laika, die als erstes Lebewesen im Weltraum zu unsterblichem Ruhm gelangen sollte. Was hat ein Hund von Ruhm? Nichts. Die kleine Hündin, Teil eines Wurfes, den zunächst niemand will, landet zu Beginn ihres kurzen Lebens in der Obhut eines Jungen. Es handelt sich eigentlich um eine erzieherische Maßnahme, denn der Junge ist missraten und soll durch die Pflege der Hündin Verantwortung lernen. Das misslingt vollkommen.

Laika, oder wie sie hier auch genannt wird, Kudrjawka, wird zum Straßenhund. Nick Abadzis schildert den täglichen Kampf, die seltene Zuwendung durch freundliche Menschen und schließlich den Wendepunkt, der sie als Versuchshund in ein Raumfahrtprogramm bringt. Bis dahin war es ein Hundeleben. Ausgerechnet bei den Vorbereitungen zum Start des zweiten Sputnik erfährt sie so etwas wie ein Zuhause.

Nick Abadzis schildert die seltsame Atmosphäre in diesem Zuhause in sehr einfachen Bildern, die an die Frühzeit der Comics erinnern. Alles ist etwas verwackelt zuweilen schief in den häufig sehr stark aufgeteilten Seiten. Die Linien sind sehr leicht mit dem Pinsel gezogen. Abadzis schafft es dennoch auf diese sehr einfache Weise, seine Charaktere zu skizzieren und die besagte, sehr bedrohliche Atmosphäre einzufangen. Mehr noch: Für einzelne Charaktere, abseits der Hündin, schürt Abadzis Sympathie, allen voran natürlich für die Hundepflegerin Jelena.

Jelena ist gewarnt worden, sich nicht zu sehr mit den Hunden, allesamt Hündinnen, anzufreunden. Allein dieser Prozess der Annäherung wie auch der ersten Verluste (die Hunde müssen auch im Training einige Strapazen über sich ergehen lassen) ist sehr einfühlsam beschrieben und reißt mit. Insgesamt ist die Geschichte um Laika überaus dramatisch, obwohl man es als Leser zuerst nicht zugeben mag. Laika ist der Auslöser. Die Hündin sucht immer die Zuneigung des Menschen, bei aller erfahrenen Enttäuschung, selbst nach den ersten Tests will sie ihrer Pflegerin immer noch gefallen.

Die kindliche Darstellungsweise oder auch Vereinfachung, ganz wie man den Zeichenstil nun definieren will, hält den Leser auf Abstand. Bis die Tränen bei Jelena fließen. In einer Geschichte, deren Ende absehbar ist, man aber doch nicht so wahrhaben will, ist die von Nick Abadzis rekonstruierte und konstruierte Handlung ein Blick hinter die Kulissen des frühen Raumfahrtzeitalters und ein Gleichnis für Verluste jedweder Art, die zum Erreichen von Zielen in Kauf genommen werden.

Das Leben des wohl bekanntesten (echten) Hundes der Welt: Laika, im Wettrennen hin zum Weltraum geopfert, bedingungslos treu, bis zum Schluss. Die Geschichte zeigt eine der besten Eigenschaften des Menschen (Forscherdrang) gegenüber einer der schlechtesten (gnadenloser, von Ideologie zerfressener Ehrgeiz). Hinreißend erzählt. 🙂

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