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Comic Blog


Mittwoch, 20. Oktober 2010

Ritter des verlorenen Landes 2 – Der Guinea Lord

Filed under: Mystery — Michael um 18:05

Ritter des verlorenen Landes 2 - Der Guinea LordDie Hexe will frei sein. Aber auch Hexen haben ihre Grenzen. In ihrem geschwächten Zustand ist ein Entkommen aus dem Felsenschacht unmöglich. Leider erliegt jemand ihren Verlockungen und Einflüsterungen. Für einen guten Preis erlangt sie die Freiheit, wenn ihre Zitat auch nur noch knapp bemessen ist. Sollte es sein, dass eine Hexe, eine Morrigan, die Seiten gewechselt hat? Dass eine Hexe nun zu den Guten gehört? Mit dem Wissen um die Stärken, schlimmer noch um die Schwächen der Morrigans? Einen ärgeren Feind können sich die Hexen nicht vorstellen und so schicken sie ihren gefürchteten Krieger, den Guinea Lord. Derweil sind die Menschen nicht untätig, allerdings geraten auch sie an ihre Grenzen. Ohne magische Hilfe werden sie den Kampf verlieren, aller aufgebotenen Tapferkeit zum Trotz.

Der Guinea Lord: Ein unaufhaltsamer Kämpfer des Bösen, unkenntlich, schwer gepanzert, unbarmherzig sowieso. Aber auch unaufhaltsam? Nein, es gibt ein Mittel, nur hilft es nicht auf die Dauer. Dieser Krieger, die Parallele ist in Zeiten der Popkultur unübersehbar, erinnert an Darth Vader, nur skrupelloser vielleicht und scheinbar niemandem verpflichtet. Andererseits ist der Schwarze Ritter ein beliebtes Thema in mittelalterlichen Abenteuern (siehe: Prinz Eisenherz) und eine sehr einprägsame und ausdrucksstarke Figur. Äußerlich hat die Rüstung die Anmutung einer verkohlten Oberfläche, durch die an manch aufgerissener Stelle rohes Fleisch durchschimmert. Mehr erfährt der Leser nicht von dem Charakter hinter der Rüstung.

Aber Jean Dufaux beschreibt ihn mit vielen Details als Höllenwesen, auch mit Rottweilern, einer Hunderasse, die durch die erste Verfilmung von Das Omen ein recht negatives Image erhielt und schnell mit Teufelshund assoziiert wurde. Dufaux zitiert auch auf anderem Wege. Als ein Handlanger, Lord Galway, mit seiner Entlohnung nicht einverstanden ist und mehr verlangt, übergibt er sich mit einem Schwall von Goldstücken. Unwillkürlich erinnert diese teuflische Attacke an eine Szene aus Die Hexen von Eastwick. Aus Kirschkernen wurde hier Gold.

Die Bösewichte, die Jean Dufaux entwirft, die Entwicklung, die sie durchlaufen, wäre für sich allein genommen, schon eine Geschichte Wert. Im Kern geht es jedoch um eine Hexe, die zur Abtrünnigen wurde, da sie von der Gnade berührt und eine Fee wurde. Gefährlich wird sie damit für die Hexen, denn ihre Wandlung hat sie nichts von den dunklen Mächten vergessen lassen. Die Hexen blasen zum Halali. Die Jagd ist effektvoll, das Szenario voller Zeichen und Symbole (ein See voll Blut, eine sich wehrende Natur, schwarze und weiß Schwäne), kurzum auf jeder Seite dich erzählt.

Philippe Delaby brilliert mit jeder von ihm angefertigten Zeichnung. Allerdings muss der sehr große Anteil des Koloristen Jeremy Petiqueux auch angeführt werden. Aus sehr natürlichen, extrem realistischen Zeichnungen werden atmosphärische Bilder, die durch eine sehr feine Strukturierung eine hohe Plastizität erreicht. Der Farbauftrag wirkt darüber hinaus sehr natürlich, wie mit echtenMitteln aufgetragen. (Das muss nicht sein, aber immerhin sieht es so aus.)

Delaby ist nicht nur ein guter Charakterzeichner, seine Monster sind neben dem titelgebenden Guinea Lord sehr liebevoll angefertigt. Der Kryptos, ein Dämon, der beschworen Rede und Antwort steht, ist unübertrieben, dafür umso realistischer wie auch die dunkle Version des ehemaligen Mönchs Eirell. Weniger ist mehr, könnte hier überschrieben werden. Delaby und Petiqueux geben ein hervorragendes Grafikteam ab und zeigen hier, dass sie insbesondere ein mittelalterliches Szenario perfekt einzufangen verstehen.

Gruselig, mit Sinn für dichte Erzählung präsentiert: Mittelalterliche Horrormär und Hexenjagd von einem absolut harmonierenden Team aus Autor, Zeichner und Koloristen. Selten so gut in dieser Kombination! Sehr schön. 🙂

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