Zum Inhalt springen


Comic Blog


Dienstag, 12. August 2025

GANNIBAL

Filed under: Comics im Film — Michael um 14:49

GANNIBALEin Dorf im japanischen Nirgendwo. Abgelegen. Isoliert. Schwer erreichbar. Der örtliche Polizist ist erschüttert. Allein, verzweifelt, macht er sich auf den Weg zum Grundstück und Anwesen der Familie Goto, einem über die Gegend herrschenden Clan. Die Gotos betreiben ein Sägewerk und stellen somit den größten Arbeitgeber. Jedermann scheint auf die eine oder andere Weise von ihnen abhängig zu sein. Was hat den Polizisten derart aufgerüttelt, dass er mit gezogener Pistole vor dem Haupthaus der Familie erscheint und sich in wüsten Anklagen verliert?

Eine Serie über Menschenfresser. Das ist nicht einmal ein Spoiler. Der Zuschauer weiß sehr schnell (wegen des Polizisten): Hier geht etwas Furchtbares vor! Hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu! Hier ist etwas ganz und gar nicht normal! Basierend auf einer Manga-Serie ist die gleichnamige TV-Stream-Serie entstanden, in zwei Staffeln erzählt, so dramatisch wie horrormäßig und in seinen insgesamt 16 Folgen verdammt spannend von Anfang bis Ende.

Um das Szenario glaubwürdig erscheinen zu lassen, bedarf es einer entsprechenden Atmosphäre. Aus der (nach einer verstörenden Anfangssequenz) putzigen Wohlfühlatmosphäre des knuffigen Dorfes fernab jeglicher Metropolen bei der Ankunft des neuen Polizisten DAIGO AGAWA und seiner kleinen Familie (seine Frau Y?KI und seine kleine Tochter MASHIRO) entwickelt sich sehr rasch eine fühlbare Bedrohung. Zwar freundlich von den Dorfbewohnern, insbesondere vom Bürgermeister, empfangen, kippt das Bild sehr bald, als die Familie sich nicht so einfügt, wie es scheinbar von ihnen erwartet wird. Die GOTOS schütten auf ihre Art zusätzliches Öl ins Feuer.

Eines Nachts verschwindet die kleine MASHIRO aus dem Familienhaus. Ihre Mutter ist aufgelöst, hat das Mädchen doch sowieso schon mit einem Trauma zu kämpfen und spricht seither kein Wort. Der Vater, der als Polizist nicht unschuldig am Zustand seiner Tochter ist, ahnt nicht, dass jemand (oder etwas) das Mädchen bereits gefunden hat. Aber MASHIRO stellt eine Verbindung her und entgeht einem furchtbaren Schicksal (vorerst jedenfalls).

Es sind solche Szenen (oder näher auf den Inhalt einzugehen) und andere, die den sanften Grusel schüren, die mit Urängsten spielen (nämlich gefressen zu werden) und den Horror im Kopf befeuern. Neben einer sehr ausführlichen Charakterentwicklung, die den Zuschauer nah heranholt, bietet das Menschenfresserszenario auf der anderen Waagschale das Gegengewicht zum sanften Grusel. Doch damit nicht genug. Reale Gewalt bannt den Zuschauer ebenso. Die GOTOS sind nicht nur in der Wahl ihrer Mittel zimperlich, sie haben zudem vor der Staatsmacht keinen Respekt. Selbst wenn ein polizeiliches Einsatzkommando anrückt, bleiben sie unbeeindruckt und setzen sich brachial zur Wehr.

Durchbrochen wird die Handlung in der Gegenwart durch einen Rückblick in eine jahrzehntealte Vergangenheit. Nicht weniger dicht als zuvor erzählt, erfährt der Zuschauer hier, woher der Zustand des Dorfes und der Familie GOTO rührt und wie all der Hass und die Abgründe in dieser Gegend Fuß fassten. Das ist teilweise nichts für schwache Nerven (und wieder einmal darf man sich wundern, in welchen Filmen Kinder mitwirken, und in welchen Szenen, die sie sich selbst noch lange nicht allein ansehen dürfen).

Okay, es ist Horror. Nicht immer ist unter dem Label Horror auch wirklich Horror verborgen. Hier schon! Ein starkes Setting, tolle Hauptdarsteller, eine fabelhafte Erzählung, ein verdammt heftiges Monster (ja, es ist eines!) und eine Spannungsschraube, die von Episode zu Episode weiter angezogen wird. Eine echte Ausnahmehorrorserie. Wer dergleichen mag, kommt hier so was auf seine Kosten! (Abrufbar auf Disney+.) 🙂

Keine Kommentare

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Sorry, the comment form is closed at this time.