Als die Seuche die Oberhand gewann, griffen die Menschen, solche, die sich nicht religiösen Wahn flüchten wollten, zu radikalen Mitteln. Feuer sollte die Erreger vernichten. Städte brannten nieder, weit über jene Grenzen hinaus, die zuvor geplant gewesen waren. Die Menschen sind fort. Jetzt durchstreifen nur noch der ehemalige Soldat JAN und seine neue Begleitung LN die verlassenen Ruinen. Immer gefolgt von MARGARIT, dem Roboter. Der Weg ist beschwerlich und gefährlich. Obwohl sie auf keinen lebenden Menschen treffen. Denn die Hinterlassenschaften einer untergegangenen Zivilisation haben ihrerseits den Menschen den Kampf angesagt, basierend auf Fehlfunktionen, gegen die es aber ein Mittel gibt. Ebenfalls aus der alten Welt …
JEAN-PIERRE PÉCAU (Autor) und DAMIEN (Zeichner) schließen mit DIE GRÜNE ARMEE ihre Trilogie KALTE SONNE ab. Angesiedelt im alten Europa, erlebt der Leser eine apokalyptische Zukunft, in der nicht Kriege, sondern eine Form der VOGELGRIPPE der Menschheit den Garaus machte. Die wenigen Überlebenden verschanzen sich, vagabundieren, bilden Banden. Technische Innovationen von einst haben sich über ihre Grundprogrammierung erhoben und sind zu neuen Raubtieren in den Bergen geworden. Der Bestand echter Raubtiere erholt sich mangels menschlicher Jäger. Und hier beginnen die Veränderungen, die der Leser von düsteren Zukunftsgeschichten nicht oft geboten bekommt.
Darüber hinaus gibt es hinter allem Geschehen ein Geheimnis, das nun in der finalen dritten Episode gelüftet wird. JEAN-PIERRE PÉCAU wandelt auf den Spuren klassischer Science Fiction, in der sich nicht immer alles zur Zufriedenheit seiner Helden auflöst. Für den Leser jedoch, in diesem Fall für mich, passt es, da sich die Handlung keiner unnötigen und unpassenden Gefühlsdueselei ausgesetzt sieht. Heroisch soldatisch ließe sich der Lauf der Handlung nennen. Erste Aufgabe eines Soldaten ist es, Schwächere zu beschützen. Damit ist für den Charakter des ehemaligen Soldaten JAN fast schon alles gesagt.
Aber eben nur fast. Die Trilogie behandelt zwar einen relativ kurzen Zeitraum, dennoch findet eine Veränderung mit JAN statt. Der Panzer des grantigen Mannes bekommt Risse. Warum das so ist, erzählen einerseits die Rückblicke von JAN in den ersten zwei Bänden, andererseits erlebt es der Leser mit ihm an der Seite von LN. Sogar sein Verhältnis zu MARGARIT dem Roboter wandelt sich. Sicherlich nicht uneigennützig. Tonfall und Verhalten verlieren deutlich von ihrer Kälte zu Beginn der Geschichte.
Die Bilder der Geschichte liefert DAMIEN. Nachdem der Leser in die Vergangenheit blicken durfte, ebenso in eine dystopische Gegenwart, sind es nun karge, spärlich bewachsene Höhenregionen, herbstlich verfärbt, die ihm präsentiert werden. Sie sind durchweg der Hintergrund für den dritten Teil von KALTE SONNE. Vor all dem leben nun Menschen, die schlichtweg all das ignorieren, was einmal war und sich eine neue Legende ausgedacht haben. Diese ist, wie so oft bei Religionen, einfacher einzutrichtern, da es weniger bis keine Erklärungen braucht.
Vor diesem Hintergrund ist zwischendurch und zum Schluss der Kontrast zu einigen technischen Gegebenheiten größer und beeindruckender. Beispielhaft ist ein Schwarm miniaturisierter Roboter, der alles Lebendige tötet, was ihm vor die Sensoren kommt (erinnert an PREY, einen Roman des verstorbenen MICHAEL CRICHTON). Andere gezeigte Technologien deuten Projekte an, die in der Gegenwart des Lesers ins Leben gerufen wurden oder wenigstens Gedankenspiel existieren. DAMIEN arbeitet diese Aspekte sehr schön heraus. Aus Sicht des Lesers (meiner Sicht) hätte es durchaus mehr davon geben können. Dafür ist der Hauptcharakter JAN nach wie vor richtig bärbeißig gelungen!
Ja, zu Ende. Leider. Ein ganz großes Leider! Die Trilogie hätte Potential für eine längere Geschichte gehabt. In jedem Fall hat sie Potential für eine Fortsetzung. Wie auch immer, was hier abgeliefert wurde, ist klasse SCIENCE FICTION, fein erzählt, mit einem Händchen fürs Apokalypsengenre. Darüber hinaus hat die Trilogie mit DAMIEN einen Zeichner erwischt, der mit ähnlichem Feingefühl an die Geschichte herangegangen ist wie Erzähler JEAN-PIERRE PÉCAU. Klare Empfehlung für GENRE- und SCIFI-FANS! 🙂
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