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Comic Blog


Freitag, 16. Mai 2025

PARKER – EINE FALLE FÜR PARKER

Filed under: Thriller — Michael um 17:28

PARKER – EINE FALLE FÜR PARKERPARKER verdient sein Geld mit Verbrechen, genauer mit Überfällen. Für einen Job arbeitet er mit anderen Ganoven zusammen. Anschließend teilt man die Beute und zerstreut sich. Vielleicht sich man sich mal wieder, arbeitet erneut zusammen, vielleicht nicht. Das ist kein Milieu, in dem viele Freundschaften entstehen. An diesem Tag haben sich PARKER und seine Kumpane genau den Zeitpunkt einer Bargeldlieferung bei einer Bank ausgesucht. Man geht professionell vor, veranstaltet Lärm, lässt Rauchbomben hochgehen, ist auch rabiat, falls einer aufmüpfig wird. Dann folgt die Flucht. Zunächst sieht alles nach einer runden Sache aus …

Nach dem Roman THE SOUR LEMON SCORE von RICHARD STARK entstand der vorliegende Comic-Thriller EINE FALLE FÜR PARKER. RICHARD STARK ist ein Pseudonym des amerikanischen Schriftstellers DONALD E. WESTLAKE. Zeit seines Lebens (2008 verstorben) hat er sich mit Thriller und Kriminalgeschichten einen Namen gemacht. Seine Figur des PARKER hat es mehrfach auf die Leinwand geschafft (allerdings teils unter geänderten Namen). WESTLAKE alias RICHARD STARK veröffentlichte noch in seinem Todesjahr 2008 seinen letzten PARKER-Roman (von insgesamt 23). Die Vorlage der Geschichte EINE FALLE FÜR PARKER stammt von 1969. DOUG HEADLINE, der den Thriller für das Medium Comic adaptiert hat, konnte also mit Fug und Recht davon ausgehen, dass RICHARD STARK (bleiben wir mal bei diesem Autorennamen) genau wusste, wie es sich damals in den 1960ern mit dem Leben in den USA verhielt.

Nach der großartigen doppelbändigen MARTINI EDITION, in der DARWYN COOKE seine Vision von PARKER adaptierte, erzählte und zeichnete, haben sich DOUG HEADLINE (Adaption, Text) und KIERAN (Zeichnungen, Farben) einer bislang nicht für das Medium Comic umgesetzten Geschichte angenommen. Sie greifen das Grundkonzept von DARWYN COOKE auf. Schwarzer, leicht ruppiger Strich und eine Extrafarbe für mehr Tiefe und Schattierungen. Als kleiner Clou wird in manchen Fällen die Struktur eines Fingerabdrucks als Schattierungsmuster verwendet. Waren die Zeichnungen und Figuren von DARWYN COOKE noch verspielter, ein Stil, der sicherlich seiner langjährigen Arbeit im Bereich Animationszeichnung geschuldet war, sieht es hier anders aus.

KIERAN geht da deutlich härter, erwachsener vor, kennt das Genre und die amerikanischen Gesichter, die die TV-Landschaft in den 1960er und 1970er bevölkerten. Der überwiegende Teil der Handlung bleibt an PARKER dran. Er ist die zentrale Figur, durch die die Handlung vorangetrieben wird. Gäbe PARKER auf, gäbe es keine Handlung. Wie sieht PARKER aus? Er hat ein kantiges Gesicht, dichte Augenbrauen, meist einen durchdringenden Blickt. Selbst in der skizzenhaften Darstellung ist das alles sehr leicht zu entdecken. PARKER trägt Anzug. Er ist ein Gangster mit Stil, kein neumodischer Hippie. Die Haare sind beinahe militärisch geschnitten, einen Schnauzbart gibt es nicht. Charakterlich ist er unnahbar, konzentriert, fokussiert. Hat er ein Ziel, hängt er sich rein. So gesehen ist wie ein Terrier, der sich an etwas festbeißt, besonders wenn es gewagt hat, ihn reinzulegen. Das kommt mitunter vor, dass jemand diesen Fehler begeht. Dann wird jede Höflichkeit abgelegt.

PARKER und seine Kumpane laufen nicht unter dem landläufigen Begriff des guten Menschen. An seiner Seite taucht der Leser in eine Welt ein, in der Verbrecher nur auf ihren Vorteil bedacht sind und einander ebenso wenig trauen wie dem Rest der Welt. Da passt der generelle grafische Stil, von DARWYN COOKE initiiert, von KIERAN aufgegriffen und härter angepackt, denn es wird wie eine Momentskizze. Mehr und nuancierter als jene Zeichnungen, die wir aus amerikanischen Gerichtssälen kennen, aber so ausgeführt, als sähe hier ein Zeichner ungebeten zu und müsse um sein Leben fürchten, falls man ihn entdeckt.

PARKER war und ist deshalb so erfolgreich, weil sich Otto-Normal-Leser in ihn hineinversetzen kann. Neben einem gewissen Gerechtigkeitssinn (für einige Ganoven, dass PARKER so etwas besitzt) ist er auch ein Jäger. Seine Beute sind meist andere Gangster. PARKER weiß es vermutlich selbst nicht, aber er wäre auch ein guter Cop oder Detektiv geworden (aber das wird eben nicht so gut bezahlt). Er ist hartnäckig, zielstrebig, kann, einmal auf Touren gebracht, auch sehr genügsam sein. Und meistens ist er kompromisslos, eine Eigenschaft, die Leser im Krimi und Thriller gerne bei einem Charakter sehen. Außerdem erhöht es die Spannung.

Ich mag PARKER im Roman und insbesondere im Comic, hier natürlich, weil die adaptierenden Autoren sehr nah an der Vorlage arbeiten (ganz anders als im Film). Das ist DOUG HEADLINE hier ebenfalls gelungen. Dank ihm und des Zeichners KIERAN kommt die Härte und Kälte des Ganoven sehr gut rüber. PARKER steht sinnbildlich für die komplette Unterwelt. Freundliche Auswüchse gibt es selten. Fehler sind tödlich, ein Menschenleben so gut wie nichts wert. Wer geradlinige Thriller mag, einen düsteren Strich, der die Atmosphäre des Themas und der 1960er bombig einfängt, liegt mit PARKER goldrichtig! 🙂

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Mittwoch, 14. Mai 2025

ROBERT SAX 5 – MÄNNER IN SCHWARZ

Filed under: Thriller — Michael um 13:57

ROBERT SAX 5 – MÄNNER IN SCHWARZ1959. ROBERT SAX führt ein beschauliches Leben. Seine Autowerkstatt läuft, in der Liebe bewegt sich etwas und ausgerechnet dann verhagelt ihm ein Werbeplakat für ein neues Automobil die Laune. Jemand verspricht ein Kraftfahrzeug für kaum 40.000 Francs (nach heutigem Wert ca. 6.000 Euro). ROBERT SAX ist verblüfft, aber auch geradezu beleidigt, denn wie kann jemand ein Auto zu diesem niedrigen Preis anbieten? Sicher, es ist klein, aber Auto bleibt Auto! Er will sich gerne von seiner Empörung ablenken, mit seiner liebreizenden Sekretärin ins Kino gehen, trotzdem lässt ihn dieses lächerlich günstige Fahrzeug nicht los! Dabei weiß er noch gar nichts von den wirklich richtigen Problemen, mit denen er sich in naher Zukunft auseinandersetzen muss!

ROBERT SAX ist wieder da. Und wie es der Kinofilm andeutet, der er sich zusammen PEGGY anschaut, wird es futuristisch, gruselig und sehr gefährlich. Letzteres allerdings ist ROBERT SAX gewöhnt. Und seine Sekretärin PEGGY irgendwie auch. Von MÄNNER IN SCHWARZ, dem 5. Thrillerabenteuer von ROBERT SAX, werden Erinnerungen geweckt (an FANTOMAS, jene Trilogie mit LOUIS DE FUNÈS). Das Titelbild verrät schon ein klein wenig, mit welchen Widrigkeiten ROBERT SAX hier umgehen muss. Das ist allerdings nur auf den ersten Blick humoristisch, betrachtet man das halbe Dutzend identischer Verfolger. Denn die Maschinenpistolen werden hier rücksichtslos eingesetzt. Der Leser kann sich hier auf ziemlich realistische Action gefasst machen.

Aber der Fantastik wird hier selbstverständlich Genüge getan. Das darf so ein STROMDINGENS (ich nenne es in Ermangelung einer mir bekannten richtigen Bezeichnung so) auf dem Cover nicht fehlen. So mancher Cineast dürfte so ein Stromdingens in etwas preiswerteren Science-Fiction-Filmen gesehen haben, wo zwischen solchen Konstruktionen die Blitze unheilverkündend zuckten. Die atmosphärische Gestaltung von ROBERT SAX läuft neben den altehrwürdigen Straßenzügen Brüssels natürlich auch über die Autos. LOUIS ALLOING hat sich hier einige Klassiker vorgenommen und es sich auch nicht nehmen lassen, die belgische Polizei mit ihrem Einsatzfahrzeug, einem VW KÄFER, zu zeigen.

Wer nun annehmen sollte, dass es hier nicht ernsthaft zugeht, liegt falsch. Ganz gleich, welche Thematik gerade behandelt wird, sie wird mit dem nötigen Thrillerflair behandelt. Die Eingangssequenz, diejenige, die alles ins Rollen bringt, toppt auch so ziemlich alles, was es bisher, in den ersten vier Folgen, zu sehen gab. Vom Actionteil wandelt sich die Handlung ins Mysteriöse, Geheimnisvolle, um dann einen detektivischen Part zu erhalten, aus dem langsam und spannend die Auflösung entsteht.

Apropos Fantastik! Bei allen Einflüssen der Science Fiction in diesem Thrillerabenteuer ist das günstige Auto, die WESPE, über das sich ROBERT SAX ärgert, keine reine Erfindung, sondern einem echten Fahrzeug nachempfunden, nämlich der BMW ISETTA (gebaut zwischen 1995 und 1962). Das ursprünglich aus Italien stammende Konzept, der Name verrät es, nahm einiges der heutzutage auf den Straßen rollenden Kleinstfahrzeuge vorweg. RODOLPHE und LOUIS ALLOING haben sich also von der Vergangenheit inspirieren lassen.

Da sind natürlich noch die Zeichnungen von LOUIS ALLOING zu erwähnen (koloriert wurde von DRAC). Es ist nicht ganz die berühmte LIGNE CLAIRE (ich erwähnte das in einem anderen Artikel schon), aber immer noch sehr klar und für mich ausdrucksstark. Wie es LOUIS ALLOING gelingt, mit nur sehr wenigen Strichen sehr aussagekräftige und unterscheidbare Charaktere zu schaffen, ist zwar stets vom Leser gewünscht, doch er bekommt es nicht generell. ROBERT SAX, die Hauptfigur zum Beispiel, wirkt gewieft, sieht ein wenig nach Agent und Playboy aus und LOUIS ALLOING hat ihn so gestaltet, dass er stets aus der Masse heraussticht. Bestes Beispiel ist die Anwesenheit von ROBERT SAX auf einer Automobilmesse in BRÜSSEL. Zusätzlich zum auffälligen schwarzhaarigen Mittelscheitel kommt ROBERT SAX mit schwarzem Anzug, schwarzem Mantel und rotem Schaal daher (eben Agenten- bzw. Playboy-Look).

Ein starker Band, sehr dicht von RODOLPHE erzählt, mit kleinen Überraschungen gespickt. Es werden Comic-Fans mit Hang zu 1950er-Szenarien abgeholt, Automobil-Enthusiasten, Thriller-Freunde und wer in Krimis aus dieser Zeitperiode verliebt ist, wird hier ebenso fündig. Insgesamt eine Serie, die sehr gut und spannend unterhält, hat sie hier außerdem ihren Gipfelpunkt erreicht. Nicht zuletzt auch durch die tolle Gestaltung von Illustrator LOUIS ALLOING. Tolle Nummer! 🙂

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