Dienstag, 22. April 2025
Zurück AUS SAN FRANCISCO. Und wieder zurück NACH SAN FRANCISCO. MARC DACIER hatte sich bereits auf eine andere Reise gefreut und entsprechend seinen Koffer mit Winterbekleidung bestückt. Auch aus der Reise nach Teheran wird nichts. Sein Chefredakteur hat ein anderes Ziel für MARC DACIER im Sinn, eines, wo bekannte Gesichter auf ihn warten. Obwohl nicht zur Gänze solche, die ihn gerne lebend sehen. MARC DACIER hat sich bei amerikanischen Gangstern Feinde gemacht. Allerdings bei der amerikanischen Polizei auch eine Menge Freunde. Die sind bereit, ihn während seines Aufenthaltes in den Staaten angemessen zu beschützen. Das Problem ist nur: MARC DACIER ist so ziemlich die letzte Person, die beschützt werden will.
Da hat JEAN-MICHEL CHARLIER die Kulisse von Band 3 anscheinend so gut gefallen, dass er im 4. Abenteuer einen weiteren Ausflug dahin macht, sozusagen als Ausgangspunkt für die weitere Handlung. Die gibt sich nicht nur mit SAN FRANCISCO zufrieden. Denn MARC DACIER ist hier nicht der einzige Typ, der um sein Leben fürchten muss. So tun er und sein neuer Bekannter sich notgedrungen zusammen.
Die Spur hat JEAN-MICHEL CHARLIER zurück in den Zweiten Weltkrieg gelegt, in jene Gefilde, in denen die Vereinigten Staaten gegen Japan kämpften. JEAN-MICHEL CHARLIER wusste als Autor aber nicht nur mit seiner jüngeren Vergangenheit zu spielen, er kannte seine Gegenwart ebenso gut. Entsprechend ist MARC DACIER auf seine Art auch ein Kabinettstückchen Geschichte, das rückblickend über seinen Unterhaltungswert hinaus interessant ist. Darüber hinaus wob er meisterhaft immer neue Höhepunkte in die Handlung ein, überraschend, an der einen oder anderen Stelle sogar mit einer Prise Humro versehen.
EDDY PAAPE, als Comic-Künstler unter anderem für LUC ORIENT bekannt, zeichnet nach drei Vorläufern die vierte Episode lässig, ohne Fehl und Tadel. Er kennt seine Zeit, seine Technik, seine Mode, hat gesehen, wie die Menschen seiner Zeit aussahen, jene, die sich auf Bühnen, Kino und Fernsehen hervortun und auffallen. Demzufolge mag es hier Ähnlichkeiten zu bekannten Gesichtern geben, ohne ihnen aber ganz nahe zu kommen. Doch es lässt sich abschätzen, woher EDDY PAAPE seine Inspiration nahm. Letztendlich hat er sich bei der Technik auch an seiner Realität bedient.
Interessant ist, dass EDDY PAAPE gerne mit Visagen arbeitet, und das ist nicht abwertend gemeint. Herausragende Charaktere (oder selbst Nebenfiguren) sind sehr individuell gestaltet und teilweise lässt sich ihre Funktion in der Geschichte an ihrem Gesicht ablesen. Das ist eine Technik, die gerade der Comic anbietet, wo sich die Figuren dem Diktat des Künstlers beugen und so aussehen, wie es die Handlung verlangt. Ganz im Gegensatz zum Film, wo Casting, Kostüm und Maske diese Wirkung erzielen. So kann EDDY PAAPE aus einem viel größeren Fundus schöpfen. Die Grenze ist einzig sein Talent und sein Können.
MARC DACIER, der strahlende Held. Oder doch nicht? MARC DACIER ist ein junger Mann, der in Situationen gerät, aber zweifelsfrei ist er nicht der abenteuerliche Held, wie ihn EDDY PAAPE mit den Serienfiguren LUC ORIENT und JOHNNY CONGO gezeichnet hat. JEAN-MICHEL CHARLIER geht hier ganz bewusst andere Wege, als er in anderen seiner vielfältigen Publikationen gegangen ist. MARC DACIER ist nicht auf den Kopf gefallen, aber sicherlich ist er, trotz seines Journalistenberufes, ein wenig blauäugig, naiv und JEAN-MICHEL CHARLIER lässt ihn manchmal nur mit mehr als nur äußerster Not mit dem Leben davonkommen. Da macht auch DIE GEHEIMNISSE DES KORALLENMEERS keine Ausnahme.
Schon ein kleines Zeitzeichen dieser MARC DACIER. Da, wo andere Autoren und Zeichner sich per Recherche in andere, frühere Zeiten zurückarbeiten, war MARC DACIER schon existent. JEAN-MICHEL CHARLIER und EDDY PAAPE kannten ihre Epoche und demzufolge ist es insgesamt auch ein Bild dessen, was tatsächlich einmal war. Obendrauf gibt es ein spannendes Abenteuer mit einem sehr natürlichen und sympathischen Helden. Klasse! 🙂
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Montag, 21. April 2025
DER KILLER hat ein Herz. Bei aller Professionalität will er es nicht gerne zugeben. Er hätte das Mädchen nicht retten dürfen. Das war nicht Teil seines Auftrags. Aber er hat es getan. Und nun ist sie zu einem Menschen geworden, der ihm vertraut. Er muss zugeben, dass er mit seinem Schützling wie mit einem Freund redet. Das freut ihn vielleicht. Sein Gesicht bleibt unbewegt. Seine Sonnenbrille verbirgt seine Augen und seine tatsächliche Ansicht über die Situation. Er spricht nicht viel. Überlegt. Taktiert. Sucht eine Lösung. Eine Lösung für sie alle. Denn nicht nur das Mädchen ist in Gefahr. BARBARA, seine vorübergehende Partnerin in diesem überaus gefährlichen Geschäft, ist ebenfalls in Gefahr.
MATZ (Autor) und LUC JACAMON (Zeichner) haben ihrem HELDEN (ja, das ist er mittlerweile auf seine ganz eigene Art) schon einiges zugemutet und der 6. Band der Reihe DER KILLER – SECRET AGENDA mit dem Untertitel SAAT DER GEWALT macht da keinen Unterschied. Inzwischen steckt DER KILLER in einer Zwickmühle. Sein Gewissen hat ihn einen Fehler machen lassen, einen äußerst menschlichen, aber für einen Profikiller war das Verhalten alles andere als angebracht. Doch ist erst einmal eine Aufgabe akzeptiert, hier der Schutz des Mädchens, dann hängt er sich rein. BARBARA wird sprichwörtlich an die Wand gedrängt. Ihr bleibt kaum eine Wahl. Die Zusammenarbeit mit dem KILLER ist derart eng geworden, dass sein Fehlverhalten auch ihr angekreidet wird.
Über die gesamte Strecke der SECRET AGENDA hat MATZ das Verhältnis der beiden Auftragsmörder (im Staatsdienst) sorgfältig aufgebaut und nun an diesen alles entscheidenen Höhepunkt geführt. Über die gesamt Distanz war es spannend zu verfolgen, ob und wie die beiden ihrer Linie treu bleiben oder diese aufgeben. Es ist ein Mittel in Thrillern, jemanden von seinem gewohnten Pfad, von seinen Prinzipien, Normen oder von einem vorgegebenen Auftrag abweichen zu lassen, natürlich nicht, ohne diesen zuvor zelebriert und dem Publikum gezeigt zu haben. Das war auch in der Serie häufig der Fall. Eigentlich hätte der Leser wissen können, wohin die Reise geht, aber MATZ und LUC JACAMON haben diese Prämisse gekippt.
DER KILLER wird von Beginn an sehr unaufgeregt erzählt. Das ist sein Markenzeichen. DER KILLER bewahrt die Ruhe. Nervosität bedeutet Fehler. Fehler bedeuten den Tod. Bezeichnend dafür ist in dieser Ausgabe eine Szene, in der es keinen Zweifel mehr daran gibt, dass DER KILLER selbst auf der Abschussliste steht. Das ist keine neue Erfahrung und gehört anscheinend zum Geschäft. Besonders, wenn man eine (aus Sicht der Auftraggeber) falsche Entscheidung trifft. Als nun der Angriff erfolgt (indeutlicher Überzahl), bleibt DER KILLER cool und behält die Übersicht. Aber nicht falsch verstehen, hier ist kein Übermensch im Sinne eines Kinoblockbusters am Werk. Er könnte überwältigt werden, gäbe es da nicht die weniger trainierten Kollegen, die sehr viel eher den Kopf verlieren und damit ihr Leben.
Grafisch bleibt LUC JACAMON seiner gewohnt guten Illustrationsarbeit treu. Das Setting ist in jedem Fall interessant. Hat es den KILLER um die ganze Welt getrieben, hat man ihn in der Großstadt gesehen oder im Dschungel, läuft SECRET AGENDA 6, SAAT DER GEWALT, sozusagen um die Ecke ab oder spielt dort, wo man eher im Urlaub landen kann. Alles ist schön beschaulich (meistens), Berge, Landschaften, Vorstadt, Einfamilienhäuser, Hotels. Diese Nähe zum Handlungsgeschehen lässt diesen Zyklus noch realitätsnäher erscheinen, denn vieles, was MATZ verarbeitet, ist angesichts der Nachrichten der letzten Jahre nicht zur Gänze erfunden, sondern hat, wie es so schön in manchem Thriller oder Drama gesagt wird, einen wahren Hintergrund.
Ein starker Abschlussband des vorliegenden Zyklus‘ SECRET AGENDA. Aber DER KILLER lebt und deshalb wäre es schön, wenn MATZ und LUC JACAMON ihren (Anti-)Helden wieder ins Rennen schicken würden. Die Welt ist groß, da hat eine Figur wie DER KILLER eine Menge Potential erneut ins Geschehen einzugreifen. Für Fans der Reihe wie auch Thriller-Freunde (natürlich ist die Kenntnis der ersten fünf Bände dieses Zyklus‘ Pflicht). Top! 🙂
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