Sonntag, 17. Februar 2019
HERCULES ist als Krieger recht verlässlich, als Freund und Saufkumpan ebenfalls, nur ein Geheimnis ist wahrschlich nicht so gut aufgehoben. Aber, er ist eben auch in erster Linie Freund, weshalb er das Geheimnis um einen besonders begabten Arzt lüftet und seine Kumpels BEN GRIMM und JOHNNY STORM zu dieser sehr speziellen Klinik bringt. Weitab von der restlichen Zivilisation versteckt, führt RACHNA KOUL eine Praxis, in der jeder, der es sich leisten kann, Heilung findet. Jeder und so entdeckt JOHNNY STORM, die MENSCHLICHE FACKEL, bei der Ankunft gleich einen alten Bekannten: HYDRO-MAN …
Die FANTASTISCHEN VIER gibt es nicht mehr. Die, wie sie zuletzt auch vermehrt hierzulande genannt wurden, FANTASTIC FOUR, haben ihr Comic-Leben hinter sich. Neue Geschichten gibt es nicht mehr. In gewisser Weise hat auch die letzte, recht lieblose Verfilmung mitgeholfen, einem Urgestein der Comic-Unterhaltung den Todesstoß zu versetzen. Ich persönlich finde das äußerst schade, da es sich bei der ehemaligen MARVEL-FIRST-FAMILY um eine der Figurenkonstellationen im Comic-Bereich mit dem wohl größten Potential handelt.
Nun wird ein kleiner neuer Vorstoß gewagt: Wenigstens das DING (BEN GRIMM) und die FACKEL (JOHNNY STORM) kehren auf die Comic-Seiten zurück. Das liebenswerte (wie auch nach dem Unfall bedauernswerte) DING wurde von jeher mit großer Herzensgüte ausgestattet und lange hegte es den verständlichen Wunsch, wieder einmal so auszusehen, bevor es jene Reise ins Weltall und die damit einhergehende Verwandlung in den Steinklotz auf zwei Beinen gab. Dieser Wunsch exisitiert längst nicht mehr. JOHNNY STRORM hingegen, der kleine Bruder von SUSAN STORM (die UNSICHTBARE), wurde es zuteil, die MENSCHLICHE FACKEL zu werden. Von jeher ein Heißblut, eher von Leidenschaften als von der Ratio angetrieben, fiel ihm so ziemlich die Rolle zu, die ihm scheinbar von jeher bestimmt war.
Und nun das: Mit dem Verschwinden des Ehepaares MR FANTASTIC und SUE STORM schwinden die Kräfte der beiden Zurückgelassenen. Aber, vielleicht gibt es eine Heilungschance? Oder ist alles nur eine große Hoffnungsblase? Änderungen sind im MARVEL-Universum inzwischen an der Tagesordnung. Auch in dieser sehr großen Comic-Welt reiht sich Event an Event, befeuert gleichzeitig die Kinoleinwände und Pantoffelkinos. So gibt es hier (wie bei DC) Parallelwelten. Außerdem hat sich diese Welt, in der sich BEN GRIMM und JOHNNY STORM herumtreiben, einigen elementaren Veränderungen stellen müssen.
Ziemlich zentral aufgestellt ist die Wandlung von DR. DOOM in einen eher gemäßigten Zeitgenossen. Dieser, der sich nun als eine Art IRON MAN mit Umhang und Kapuze präsentiert, begegnet den restlichen FANTASTIC 4 mit Milde und Mitleid. Autor CHIP ZDARSKY mag geahnt haben, dass er den Bogen diesbezüglich nicht allzu weit überziehen darf. Dafür gibt es dann das (ein) Paralleluniversum, in dem es einen gänzlich anderen, aber immerhin in alter Form gewalttätigen und übergeschnappten DR. DOOM gibt. Was sich CHIP ZDARSKY hier ausgedacht hat, lässt alte Zeiten sehr ungewöhnlich neu aufleben.
Grafisch ist die vorliegende Ausgabe top! JIM CHEUNG und VALERIO SCHITI rangieren technisch auf dem Niveau eines TERRY DODSON, eines JIM LEE, eines STUART IMMONEN oder auch dem des verstorbenen MIKE WIERINGO. Kurz: Was die Fans hier geboten bekommen, ist feinste Comic-Kunst. So, wie es auf dem Titelbild angekündigt wird, geht es auf den Innenseiten weiter. Das ist in der ersten Hälfte noch recht irdisch und auf eine direkte Fortsetzung angelegt, während die zweite Hälfte eine alternative Realität auslotet (ähnlich wie FANTASTIC 4 – DAS ENDE von ALAN DAVIS), in der es so richtig kracht und weitere Gaststars ihr Stelldichein geben.
Viel Nostalgie gibt es hier zu entdecken, aber gleichermaßen kluge Ansätze für neue Wege, die von den FANTASTIC 2 beschritten werden können. Autor CHIP ZDARSKY offenbart hier bereits den Ideenreichtum, den es dazu braucht. Fein angelegt sind Rückblicke mit verschiedenen Zeichenstilen, auch gruselig anmutende Szenen, die ebenso in eine Horrorstoy münden könnten. Besondere Erwähnung neben den beiden Zeichnern JIM CHEUNG und VALERIO SCHITI verdient Kolorist FRANK MARTIN, der in DAS DING UND DIE FACKEL von Anfang bis Ende ein farbliches Feuerwerk erster Güte abbrennt. So darf das FANATASTISCHE DUO weitermachen! 
DAS DING UND DIE FACKEL 1, FANTASTISCHES DUO: Bei Amazon bestellen.
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Montag, 04. Februar 2019
1954. HELLBOY bereichert noch die B.U.A.P., die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, mit seinen Fähigkeiten. Der Zweite Weltkrieg liegt ein paar Jahre zurück, dennoch haben haben noch nicht alle offiziellen Verlierer aufgegeben. Man könnte sogar behaupten, dass nicht alle Verlierer in der Abgeschiedenheit ihrer Verstecke überhaupt bemerkt haben, dass sie Verlierer sind. So gerät HELLBOY einmal mehr in die Fänge einer Wehrmacht, die sich mit ungewöhnlichen Techniken und paranormalen Möglichkeiten beschäftigt. Leider kommt der Abkömmling aus der HÖLLE zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt und wird ausgerechnet zum Schlüssel einer merkwürdigen Forschung.
Nach mehreren großen Abenteuern, die global zu nennen sind, auch solchen Ereignissen, die HELLBOY zum Kern seiner Existenz führten, bringt HELLBOY-Erfinder MIKE MIGNOLA und ein Team von Zeichnern eine sehr unterschiedliche Abfolge von Geschichten. Sie beleuchten Geschehnisse, die furchtbare Konsequenzen im Großen haben können, oder mysteriöse Begebenheiten, die Familienkreise durcheinander wirbeln.
HELLBOYS erste Auseinandersetzung, mit der auch das Titelbild des vorliegenden 17. Bandes der Reihe aufmacht, orientiert sich an den guten alten Zeiten der Figur. MIKE MIGNOLA spielte gerne mit dem Mystizismus des Dritten Reiches herum; hier fühlt man sich als Leser in Varianten der letzten Jahre versetzt, Stichwort: IRON SKY. Wer genau hinschaut, wird die aus dem Schnee ragende, etwas altmodisch anmutende UNTERTASSE entdecken. Nach anfänglichen Verweisen auf einen anderen Klassiker, THE THING, werden MIKE MIGNOLA und Erzählerkollege CHRIS ROBERSON selbst nostalgisch und schreiben für Zeichner STEPHEN GREEN eine Steilvorlage. DÜSTER und im weiteren Verlauf mit ordentlichem BUMMS.
Beeindruckend ist DAS VERNUNFTLOSE TIER, eine Geschichte, die sich im engen familiären Umfeld abspielt und eine regelrechte Tragödie herausarbeitet. Ein GEISTERAFFE steht im Zentrum der Ereignisse. Und mehr soll darüber auch nicht verraten werden. Grafisch schafft Zeichner PATRIC REYNOLDS ein wunderbares 50er-Jahre-Gefühl. In seinen Figuren spiegelt sich viel Gefühl, eine innerliche Zerrissenheit wird zu Markte getragen und seine Geisterattacke, von DAVE STUART koloriert (wie auch der ganze Band), ist kurios und spannend gleichermaßen.
Die Mischung macht’s: Nicht nur recht unterschiedliche Zeichner mit einigermaßen familiär orientierten Stilen machen den vorliegenden Band aus. Es ist eine tolle Mischung der Geschichten, die einerseits in die allseits beliebte Feindschaft HELLBOYS gegen den Okkultismus des Dritten Reiches entführt, die beschriebene Familietragödie, sondern eben auch ins ferne HONGKONG, das mit einer gänzlich anderen Mythologie aufwartet. In GEISTERMOND arbeitet Zeichner BRIAN CHURILLA mit einem peppigen Strich, immer noch in der Nähe des Originals, aber mit einer deutlichen Tendenz zu HELLBOYS Animationsausflügen. Es ist toll, wie eine Figur wie HELLBOY zwischen unterschiedlichen Höllenwelten hin und her springt. MIKE MIGNOLA und CHRIS ROBERSON (Autor von iZOMBIE) kreieren hier für den Leser ein abwechslungsreiches, fühlbar exotisch fremdes Szenario, frisch und unverbraucht.
Zum guten Schluss, in einer ganz kleinen Episode, gibt sich Zeichnerlegende RICHARD CORBEN die Ehre. Düster erzählt, in zu einer weiteren Wurzelstrecke von HELLBOY, wenn die Auseinandersetzung mit dunklen Mächten auch zum Kampf mit den ureigenen inneren Dämonen wird. Kurz, prägnant, zum Kern der Figur, sogar ein Stück zur ursprünglichen, heute fast nostalgisch anmutenden Konzeption von MIKE MIGNOLA (in die früher häufiger entführt wurde).
HELLBOY ist nicht umsonst zu einem der Massstäbe für Mystery und Horror innerhalb des Comic-Mediums geworben. Mit einer breit gestreuten Themenvielfalt quer über die globalen Mythologien hat MIKE MIGNOLA die Figur genial über die Jahre am Leben erhalten und oft sogar neu erfunden. Wie teilweise in diesem Band. Klasse! 
HELLBOY UND DIE B.U.A.P. 1954: Bei Amazon bestellen.
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Die gute alte Zeit ist Fluch und Segen zugleich. Unter den Klingonen gibt es solche, die sich nach alten Tagen sehnen und an die Rückkehr ihres glorreichen Führers KAHLESS in Form eines Nachfolgers glauben. In der korrupten Gesellschaft, in die sich das Klingonische Reich entwickelt, scheint dies aber nicht möglich zu sein. Verrat ist ein bewährtes Mittel, sogar in der Familie kann niemand sicher sein. Die Schwachen werden unterdrückt. Das familiäre Kastensystem verhindert den Aufstieg vieler Klingonen ohne Gnade. T’KUVMA entzieht sich diesem System zumindest zeitweilig. Sein Weg führt ihn zu vielen Prüfungen auf dem Klosterplaneten BORETH. Doch ausgerechnet dort werden die Weichen für sein weiteres Leben an der Spitze der KLINGONEN gestellt …
Die KLINGONEN sind eine der großen Erfindungen innerhalb der Science Fiction. In der anfänglichen Konzeption noch etwas blass geraten, kam mit THE NEXT GENERATION ein ordentlicher Sprung, der nicht zuletzt durch die Figur des WORF getragen wurde. Die engültige Verfeinerung des Konzepts gelang in der Serie DEEP SPACE NINE (in der WORF noch stärker half, die KLINGONEN in den Fokus des STAR-TREK-UNIVERSUMS zu rücken) und natürlich mit STAR TREK VI, das den drohenden Untergang der klingonischen Heimatwelt QO’NOS thematisiert. Mit STAR TREK DISCOVERY, einem zeitlichen Sprung zurück (aus heutiger Sicht) von STAR TREK CLASSIC, wird ein Hauptaugenmerk auf die Beziehung der so verschiedenen Konzeptionen, STERNENFLOTTE und KLINGONEN, gelegt. Genauer gesagt: auf den STERNENKRIEG der beiden.
ROMANE und COMICS zum großen MERCHANDISE beleuchten gerne Vorgeschichten zu Ereignissen auf der großen Kinoleinwand oder dem Pantoffelkino. Mit dem ersten Band zu STAR TREK DISCOVERY – DAS LICHT VON KAHLESS wird dieses Konzept wieder aufgegriffen. Unter der Feder von KIRSTEN BEYER und MIKE JOHNSON wird dem Leser das enge Geflecht inenrhalb der klingonischen Gesellschaft vor Augen geführt. Der Leser erfährt, wie stark der Verlust von Macht, von Einfluss auf das klingonische Gemüt einwirkt, wie sehr an Hoffnungen gearbeitet wird. Und obwohl es sich um eine Kultur handelt, die zu den Sternen reisen kann, ist sie ungeheuer in ihren Traditionen und ihren religiösen Richtlinien verwurzelt.
Ein Mythos der KLINGONEN ist jenes LEUCHTFEUER VON KAHLESS. Die beiden Autoren schaffen eine kluge, nicht unbedingt vorhersehbare Lösung dieser Idee, gekoppelt an einen Mann, der einen Weg annimmt, teils vorherbestimmt, teils aufgedrängt. Manchmal bekommen Charaktere so lange eine Bestimmung erklärt, bis sie sich selbst trauen, diesen Glauben für sich anzunehmen. Das gelingt über die ganze Strecke der Geschichte sehr gut, indem ein KLINGONE gezeigt wird, der im Laufe der Jahre Stück für Stück über sich hinauswächst und zu noch mehr als nur zu dem Sinnbild wird, was sein Umfeld von ihm erwartet.
Wo sind die HAARE der KLINGONEN hin?! Die gingen bereits in INTO DARKNESS verloren, teils sogar schon in THE UNDISCOVERED COUNTRY (GENERAL CHANG). Der völlig bloß liegende, haarlose Schädel offenbarte viele neue, auch kunstvolle Gestaltungsmöglichkeiten der klingonischen Schädelstruktur. In der vergleichsweise action-armen Handlung, die sich schwer auf zwischenklingonische Verhältnisse stützt, gibt in es in der überwiegenden Mehrheit der Bilder die Gelegenheit für Zeichner TONY SHASTEEN sich mit dem klingonisch körperlichen Merkmal schlechthin zu beschäftigen. Hierbei zeigt sich, dass gerade der Stirnplatte eine gewisse Unverwechselbarkeit zukommt und dass insbesondere bei Kerncharakteren große Sorgfalt auf diesen Blickfang verwendet wurde. TONY SHASTEEN nimmt den Staffelstab in dieser Hinsicht mit vollendeter Genauigkeit auf.
Eine neue Ära im STAR-TREK-UNIVERSUM: Für FANS der KLINGONEN ist dieser Band ein unbedingtes Muss. FANS der STERNENFLOTTE und der FÖDERATION gehen über die gesamte Strecke der Geschichte leer aus. Guter Stoff, der die ursprünglichen Ideen von STAR TREK konsequent und beherzt fortführt. Sehr gut! 
STAR TREK DISCOVERY 1, DAS LICHT VON KAHLESS: Bei Amazon bestellen.
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