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Comic Blog


Mittwoch, 31. August 2016

STAR TREK – Comicband 12 – Die neue Zeit 7

Filed under: SciFi — Michael um 19:03

STAR TREK - Comicband 12 - Die neue Zeit 7Ein unerklärliches Phänomen stoppt das Raumschiff Enterprise auf seiner Reise durchs All. Die Crew vermutet einen Quantensturm, seine Auswirkungen indes sind unabsehbar. Plötzlich gibt es einen Kontakt. Ein weiteres Raumschiff driftet auf die Enterprise zu, offensichtlich ein Schiff der Sternenflotte. Captain Jane Kirk hat sich zuvor ihre Haare zum Pferdeschwanz zusammengebunden und lässt einen Kanal zu den Unbekannten öffnen. Nicht nur sie erlebt eine faszinierende Überraschung.

Hinter dem Spiegel sind noch viele weitere Existenzen denkbar. Welche Wege mögen die uns bekannten Charaktere noch genommen haben? Der STAR TREK Fan erinnert sich bestimmt an jene Geschichten, in der Kirk, Sisko und Freunde plötzlich vollkommen andere Rollen einnahmen. Kirk abgrundtief böse, Sisko tot und ausgetauscht. Aber es gibt eben noch zahllose andere Varianten und das Abenteuer PARALLELLEBEN geht dieser Möglichkeit auf den Grund und sorgt für eine denkwürdige Begegnung innerhalb des neuen STAR TREK Universums rund um Chris Pine (Captain Kirk) und Konsorten.

Die Episode verströmt einen nostalgischen Charme. Die Zeichnungen sind geradlinig von Yasmin Liang angefertigt. Stilistisch finden sie sich zwischen den Arbeiten des langjährigen STAR-TREK-Comiczeichners David Messina und der noch viel länger zurückliegenden kleinen Animationsserie. Yasmin Liang setzt auf den sorgsam gesetzten Strich an der exakt richtigen Stelle und gibt den originalen Figuren ebenso ihren Abwandlungen präzise das vom Leser und Kinogänger erwartete Aussehen mit.

Aufwendiger grafisch aufbereitet ist die Folge ICH, ENTERPRISE, die mit einer Thematik spielt, die dem Fan bereits in ICH HEISSE NOMAD und STAR TREK – DER FILM, in gewissem Sinne sogar in TNG: SHERLOCK DATA HOLMES und TNG: DAS SCHIFF IN DER FLASCHE begegnet ist, denn das Zauberwort lautet einmal mehr: KI, künstliche Intelligenz. Eine Maschine, ein Teil einer Maschine, ein Programm erlangt ein Bewusstsein. Mit dem Reboot der STAR TREK Saga erschien auch das eine oder andere neue Gesicht auf der Enterprise. Besonders auffallend ist Keenser (an der Seite von Scotty, auch hier im Band zu finden). Aber im Speziellen auf der Brücke taucht ein glatzköpfiges Crew-Mitglied auf: Wissenschaftsoffizier 0718.

Mike Johnson (Autor) hat bereits in mehrfachen Bänden seine Verbundenheit zur Saga gezeigt. Mit ICH, ENTERPRISE schließt er eine offensichtliche Erklärungslücke. Der kahlköpfige Mann ist die Inkarnation der Hauptdarstellerin der Serie schlechthin, ohne die es niemals eine derartig große Fangemeinde gegeben hätte. Die Enterprise selbst erhält ihren sprechenden Auftritt über die übliche Computerstimme hinaus. Das zu lösende Problem der Episode ist nicht neu, aber die Crew hat sich schon häufiger mit Themen beschäftigt, denen auch William Shatner und Leonard Nimoy begegneten. So schließt sich der Kreis des Reboots.

Erfan Fajar (Zeichner) und Sakti Yuwono sowie Infansyah Noor (Koloristen des Stellar Labs Teams) spielen hier mit starkem Realismus. Die Farbgebung ist fast fotorealistisch zu nennen. Es entsteht die Atmosphäre eines Fotoromans, tatsächlich einer Fernsehfolge entnommen. Zum guten Schluss, in der dritten Episode APOLLO, erleben die STAR TREK Fans guten alten SciFi-Monster-Horror, wie er in der Originalserie mit den Folgen DAS LETZTE SEINER ART oder GANZ NEUE DIMENSIONEN gepflegt wurde. APOLLO wird von Mike Johnson außerdem im Geiste einer Geschichte wie METAMORPHOSE erzählt. Mehr soll nicht verraten werden.

Mike Johnson trifft STAR TREK auf den Punkt. Die beiden ersten Episoden können richtig begeistern und hätten als Fernsehfolgen ebensolche Reaktionen hervorrufen können. Die neue Comic-Besatzung macht sich in jeder Hinsicht, je mehr sie sich von den Kinofilmen löst und mehr in Richtung der klassischen Serie tendiert. 🙂

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Sonntag, 28. August 2016

STARLIGHT – DIE RÜCKKEHR DES DUKE McQUEEN

Filed under: SciFi — Michael um 10:41

STARLIGHT - DIE RÜCKKEHR DES DUKE McQUEENMan stelle sich vor: Ein junger Mann erlebt das Abenteuer seines Lebens auf einem fernen Planeten, führt ein Volk in die Freiheit und besiegt einen Despoten und letztlich wird dieser junge Mann dafür jahrzehntelang verehrt. Nur auf der Erde halten ihn alle für einen Lügner, im besten Fall für einen Spinner! So ist es Duke McQueen ergangen. Nur seine Frau glaubte an ihn und seine Geschichten vom Planeten Tantalus. Nun ist sie gestorben und die beiden Söhne von McQueen machen sich vor allem Sorgen, ob der alte Mann allein klar kommt. Und McQueen selbst? Er träumt von den Tagen vor 40 Jahren, als Menschen zu ihm aufsahen. Heute, ein Jahr nach dem Tod seiner Frau, wartet er mit einem eigens gekochten Essen auf seine Familie und keiner von ihnen kommt …

Mark Millar, einer der Stars unter den Comic-Autoren, hat sich eines Themas seiner Jugend angenommen. Nach Killern (WANTED), Superhelden (KICK-ASS) und Geheimagenten (KINGSMAN) beschäftigt er sich abseits etablierter Comic-Universen wieder einmal mehr mit einer besonderen Art von Held, demjenigen, der zur Legende wurde. Das mag ein Widerspruch zur Einleitung sein. Aber die Geschichte hat nicht umsonst den Untertitel DIE RÜCKKEHR DES DUKE McQUEEN, denn auf dem Planeten Tantalus steht sogar zu Ehren des ehemaligen Kämpen eine Statue, die an den Wolken kratzt.

Diese Helden, die sich im Weltraum herumschlugen, die auch Inspiration für George Lucas waren, werden irgendwann einmal alt sein. Ein Flash Gordon zum Beispiel, der hier ganz eindeutig Pate gestanden hat. Aber was dann? Mark Millar beschreibt zunächst die Verlorenheit eines Helden, der Ruhm kennen gelernt hat und feststellen muss, wie sehr eine passende Umgebung dazu gehört, um diesen Ruhm zu bewahren, auszukosten, zu genießen und davon für lange Zeit zu zehren, wenn sich keinerlei neue Möglichkeiten ergeben, ein derart aufregendes Leben weiter zu führen. Mark Millar betreibt keine Tiefenpsychologie. Er präsentiert jemanden, der eine kurze Zeit seines Lebens vielen sehr geholfen hat und der mit den dazu nötigen Fähigkeiten in der Heimat nichts mehr anfangen kann. 40 Jahre lang.

Der zweite Frühling sieht normalerweise anders aus, doch für Duke McQueen, eine gute Namenswahl für diesen Weltraum-John-Wayne, geht das Leben noch einmal von vorne los. Durch eine gewisse körperliche Eingeschränktheit ist die Herausforderung jetzt noch größer und macht so für den Leser umso mehr Spaß. Goran Parlov ist der richtige Zeichner für den Job. Es ist ein karger Zeichenstil, treffsicher, wie ihn ein Cory Walker (Invincible) in heutiger Zeit, früher ein John Buscema, aber noch viel mehr ein später Moebius anwendeten. Da gibt es die Reduzierung auf das Wesentliche, wie es sich ebenfalls ein Mignola über die Jahre angeeignet hat und mittlerweile sehr populär geworden ist.

Das hat stilistisch sogar Zeichentrickcharakter, wie er sich neueren DC-Produktionen findet. Oder auch in den Animated-Serien von Batman und Superman. Mark Millar erzählt geradlinig eine Geschichte, wie man sie lesen will. Der Held zieht es durch. Es gibt Wendungen, die Goran Parlov die Gelegenheit geben, schöne Eindrücke von Tantalus zu vermitteln, nicht ganz so detailreich wie es ein Moebius im Incal tat, aber auf dem besten Weg dahin. Ive Svorcina, Kolorist, belässt es bei einer einfachen, teils in poppigen Farben ausgeführten Kolorierung ohne viele Verläufe. Schattierungen finden kaum Verwendung. Man vermisst sie in dieser Konzeption nicht. So ist der Eindruck eines kolorierten, nostalgischen Rückblicks noch stärker.

Hommage, Parodie, Jugendabenteuer, einfach eine Menge spannender Spaß, den Mark Millar erzählt und Goran Parlov mit einem leichten, peppigen Zeichenstil in Szene setzt. Für Freunde flotter Space Operas. 🙂

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Montag, 15. August 2016

DER ROTE KORSAR – Gesamtausgabe 7

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:43

DER ROTE KORSAR - Gesamtausgabe 7 - Schachmatt den SklavenhändlernDas Schiff des Roten Korsaren ankert vor der afrikanischen Küste. Die Mannschaft benötigt Wasser und vielleicht noch dringender frisches Obst, denn Skorbut greift unter den Matrosen um sich. Immer mehr Männer werden krank. Jedermann an Bord weiß, wie gefährlich eine Landung an der Küste ist. Baba erinnert sich daran, wie er hier von Sklavenhändlern verschleppt wurde. Und jedermann hat eine Vorstellung davon, wie die Einheimischen auf Weiße reagieren, die es wagen, einen Fuß auf den Strand zu setzen. Rick, der Sohn des Roten Korsaren will es dennoch riskieren. Eine Wahl bleibt ihnen nicht. Alle Vorsicht und Vorausschau nützt nicht. Rick und sein Landungstrupp laufen im dichten Dschungel in eine Falle …

Nachdem dem Tod der beiden Ausnahmekünstler Victor Hubinon und Jije stand Autor Jean-Michel Charlier vor der Wahl, die Serie enden zu lassen oder nicht, denn ein Nachfolgezeichner war über zwei Jahre hinweg nicht zu finden. Dann stieß Charlier auf den jungen Illustrator Patrice Pellerin. Zu Beginn der 1980er Jahre fand sich so ein Zeichner, der dem ROTEN KORSAREN noch eine Spur mehr Realismus gab, als es Hubinon und Jije bislang getan hatten. Diese Figuren, die sich fraglos stark an den bisherigen Vorgaben orientierten, bringen ein wenig mehr Kino mit. Sie wirken allesamt härter, der ROTE KORSAR gemeiner, durchtriebener und, betrachtet man die beiden Szenarien, die hier in der 7. Gesamtausgabe abgehandelt werden, das hat er auch bitter nötig.

Seeschlachten, Entführungen, Geiselnahmen, Zweikämpfe, zu Land und zu Wasser, zwischen Halunken und Seestreitkräften aus England und Spanien. Die Welt des ROTEN KORSAREN ist kein Kaffeekränzchen für Matrosen. Dennoch gab es oft eine gewisse Zurückhaltung der Erzählung. Gewalt gab es, sie blieb aber vage. In den beiden Geschichten Die goldene Flotte und Revolte auf Jamaica ändert sich das. Unter dem Gesamttitel Schachmatt den Sklavenhändlern greifen Jean-Michel Charlier und Patrice Pellerin ein sehr düsteres Kapitel der Menschheitsgeschichte auf. Sklavenhandel wird häufig historisch nur mit den Vereinigten Staaten assoziiert. Hier wird deutlich, wie weit die Kreise des Sklavenhandels reichten, wie groß das Drama und die Tragödien dieser Ära waren.

Ein konkreter wie auch ungewöhnlicher Anlass katapultiert die Piraten geradewegs ins Zentrum eines Krieges zwischen Unterdrücker und Sklaven. Das Besondere an den Figuren von Patrice Pellerin ist das gelebte Aussehen. Dieser ROTE KORSAR hat ein raues Leben im Gesicht stehen. Sein Lachen mag noch so herzlich gemeint sein, es schaut aus, als plane er im nächsten Augenblick sein Gegenüber zu verspeisen. Patrice Pellerin ähnelt in seinen Arbeiten stilistisch Jean Giraud, den er noch vor Jean-Michel Charlier kennen lernte.

Bemerkenswert schön anzuschauen sind Massenszenen und weite Blicke, die den beiden Abenteuern eine großartige Atmosphäre verleihen, was aber auch ein Verdienst (im ersten Teil) der Koloristin Claudine Giraud ist. Sie setzt ein beinahe romantisch zu nennendes Licht in Szene. Amerikanische Nächte, Sonnenuntergänge, brennende Wolken verklären die Abenteuer der Piraten und schaffen gleichzeitig eine einzigartige Atmosphäre, die in der Tat an Western wie Blueberry erinnert.

Einen harten Abschluss der Handlung bietet das abschließende Abenteuer REVOLTE AUF JAMAIKA. Das ist nach heutigen Begriffen starkes Action-Kino auf Comic-Seiten, ernsthafter als entsprechendes Blockbuster-Material. Um die Kampfszenen, auch die Spannung etwas aufzuwiegen, folgt noch eine kleine Parodie auf den ROTEN KORSAREN, die bekannte Szenen aufgreift und zudem auf andere bekannte Piraten verweist. Das ist mit großem Augenzwinkern verfasst und gezeichnet.

Prachtvoll! Ein neuer Zeichner reiht sich in den Reigen der Comic-Künstler rund um den ROTEN KORSAREN ein. Patrice Pellerin macht seine Sache ausgezeichnet, gerade mit höchst realistischem Ausdruck bei den Figuren, denen er zusätzliche Tiefe verleiht. Sehr schön! 🙂

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Mittwoch, 10. August 2016

BILLY THE CAT – Gesamtausgabe 2

Filed under: Cartoon — Michael um 10:37

BILLY THE CAT - Gesamtausgabe 2Würstchen könnte vor Eifersucht platzen! Da gelingt es doch tatsächlich dieser kleinen Katze, die sozusagen aus dem Nichts aufgetaucht ist und von Marina aus dem Urlaub mit zurückgebracht wurde, die Herzen der Menschen in der Familie im Sturm zu erobern. Und er, der Bassett, der sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich Zugang zum Kühlschrank zu bekommen, muss vor kleineren Hunden aus der Nachbarschaft den Tyrannen geben, damit sein Magen ausreichend gefüllt wird. Es kommt sogar noch dicker (ein gutes Wortspiel, da Würstchen mit seiner Fülle die Waage derart in Beschlag nimmt, so dass die Gewichtsanzeige gar nicht mehr zu sehen ist). Würstchen erkennt in BILLY den kleinen Jungen wieder, der ihn einst piesackte und dem er diesen grauenhaften Hundenamen zu verdanken hat …

Es war einmal ein böser Junge, der starb und nicht in den Himmel kam. Er wurde auf die Erde in Gestalt einer kleinen Katze zurückgeschickt und erlebte dort eine für ihn merkwürdig veränderte Welt. Plötzlich verstand er die Sprache der Tiere und war gezwungen, nett zu anderen Lebewesen zu sein, wollte er in dieser neuen Gestalt überleben. Zu seinem wichtigsten Freund wurde ein weißer Kater, den der kleine BILLY Onkel Hubert nannte. Dieser Kater wurde zu einem Wegweiser in dieser Katzenexistenz, bevor es BILLY gelang zumindest als kleine gelbschwarz getigerte Katze zu seiner Familie zurückzukehren.

War die erste Hälfte der Erzählungen kindgerecht, aber auch mit einem ernsten Unterton behaftet, verschiebt sich die zweite Hälfte mit den abschließenden drei Alben der zweiten Gesamtausgabe deutlich mehr zur Unterhaltung hin, obwohl es auch kritische Anmerkungen gibt, die von einer Figur wie Sanktifer ausgestoßen werden. Die Geschichten Ein Hund namens Würstchen, Onkel Hubert in Gefahr und Billys Wahl sind aber in erster Linie Abenteuer. Einzig zum guten Schluss wird es noch einmal wirklich mysteriös.

Stephen Desberg behandelt in EIN HUND NAMENS WÜRSTCHEN eher weltliche Themen. Ein Hund tyrannisiert kleinere Tiere, damit sie ihm Futter bringen. Dieses Würstchen ist ein Bassett mit Beinen so kurz, dass der Bauch fast auf dem Boden schleift, und Ohren so lang, dass Würstchen häufig auf sie tritt. Ihm steht ein Spatz als Sprachrohr und Gehilfe zur Seite. Nachdem sich Desberg und Zeichner Stephan Colman entschlossen hatten, mehr auf den tierischen Pfaden disneyscher Handlungen zu wandeln, wirkt dieses Bösewicht-Duo wie eine Persiflage auf solche amerikanischen Konstrukte.

Nichtsdestotrotz ist es ein komisches Duo, welches, insbesondere als es den beiden Kumpanen gelingt, in das Haus aufgenommen zu werden und dort zu bleiben, zur Hochform aufläuft und man sich ein wenig an Sylvester und Tweety erinnert fühlt. Zu BILLY, der auch im Trickfilm angekommen ist, schließt sich mit diesem Vergleich der Kreis. Im ausführlichen 50seitigen redaktionellen Teil in der zweiten Gesamtausgabe wird dieser neue Wirkungskreis von BILLY beschrieben, auch wie es mit ihm zeitweilig im Comic weiterging, aber schließlich ohne Desberg und Colman.

Eine Hauptfigur ist immer nur so gut, wie die Nebenfiguren es ihr erlauben. BILLY, eine putzige, vorwitzige Katze, die ihr Leben lieben lernt, hat mit WÜRSTCHEN, SANKTIFER und ONKEL HUBERT, um nur eine Auswahl zu nennen, sehr ausgewogene Nebencharaktere, denen es zeitweilig sogar gelingt, ihm die Show zu stehlen. Ein jeder vermag sogar, oder Schurke oder guter Kumpel, Sympathie zu wecken. Einzig die Ratten verweigern sich einem positiv emotionalen Zugang (siehe auch Titelbild), allenfalls mag man Mitleid mit ihnen haben. Beim Design ist Colman deutlich gruseliger in der Präsentation der üblen Gesellen, als es zum Beispiel es die Disney-Produktion in Basil der große Mäusedetektiv betrieben hat.

Gelungenes entgegengesetztes Flair: Das Heim, in dem BILLY aufwuchs, ist sehr heimelig, die Stadt, in die es ihn immer wieder verschlägt, ist oft abweisend, überfrachtet mit Verkehr und Reklame und Colman gelingt es sogar, sie laut aussehen zu lassen. Woran liegt es, dass die Stadt plötzlich diesen Eindruck macht? Nun, ONKEL HUBERT IST IN GEFAHR. Die positive Weltsicht des weißen Katers, der die Frauen liebt und einen schrottreifen Cadillac sein Zuhause nennt, ein wichtiger Faktor der ersten Geschichten, geht hier ein Stück weit verloren.

Die Geschichten um BILLY THE CAT von Stephen Desberg und Stephan Colman sind Abenteuer eines in einer Katze wiedergeborenen kleinen Jungen, die mehr Tiefe besitzen als die üblichen cartoony gezeichneten Handlungen. Liebenswert, tragisch und komisch, spannend, mit tollen Kulissen angereichert, sind sie tolle Unterhaltung für alle Freunde des Genres. 🙂

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Samstag, 06. August 2016

DER GROSSE TOTE 6 – BRESCHE

Filed under: Mystery — Michael um 10:28

DER GROSSE TOTE 6 - BRESCHEPauline und Gaelle wollen ihren Freund Erwan und die kleine Blanche finden. Während die beiden jungen Frauen die Katastrophe in der Stadt erleben mussten, haben Erwan und Blanche, Paulines Tochter, auf dem Land Zuflucht gefunden. Dort herrscht weniger Chaos, die Notlage ist aber kaum geringer. Strom fehlt, Nachrichten kommen nur über die alten Wege, von Mund zu Mund, Treibstoff ist fast nicht mehr vorhanden. Die Menschen, die unterwegs sind, verlassen sich auf ihre Füße. Wer Glück hat, fährt mit dem Fahrrad. So wie Pauline und Gaelle, die sich einem Männertrio anschließen, eine Entscheidung, die sie schon bald bereuen werden …

Zurück in Frankreich pünktlich zum Weltuntergang. Die Menschen hat die Katastrophe völlig unerwartet getroffen und nur ein Mensch weiß, was tatsächlich hinter den Vorkommnissen steckt. Die Menschen sind nicht allein … Die beiden bekannten Comic-Macher Regis Loisel und JB Djian haben ein reales Endzeitszenario gekonnt mit einer fantastischen Hintergrundgeschichte vermischt.

Der Leser darf keinen großen Weltuntergang im Stile eines Masters Of Desaster erwarten. Die Zerstörung findet hier im Kleinen statt, mit der sich jeder arrangieren muss. Die Erde, so scheint es, habe es sich zur Aufgabe gemacht, moderne Technik abzuschütteln und den Menschen auf alte Wege zurückzuzwingen. So ist das Ambiente vornehmlich ländlich. Dort halten sich die Zerstörungen in Grenzen. Die Menschen auf dem Land haben seit jeher eine andere Lebensgeschwindigkeit an den Tag gelegt und sich mehr auf die Gegebenheiten eingelassen, die von Mutter Natur beschert wurden. Hier beschreiben Loisel und Djian die Szenerie mit einer traurig, nostalgischen Ruhe.

Dieses Grundgefühl ändert sich in der anderen Welt. Es ist eine kleine Welt, von der die Kleinen auf die Welt der Großen schauen. Darauf ist auch der Titel der Reihe zurückzuführen. Ein einzelnes Individuum hatte den Plan, beide Welten durch zwei Kinder miteinander zu verbinden. Dadurch entstand ein schauriges Band, denn die Kinder hier bringen kein Heil, sondern besitzen eine Macht, gegen die ein Mensch kein Mittel besitzt. Blanche, das seltsame Mädchen mit der Taucherbrille auf der Nase und der hellen Haut, der ruhigen Art, die viel zu erwachsen ist für ein Kind ihres Alters, ist eine beeindruckende Bedrohung. Sie könnte auch aus den Gedankenspielen eines Stephen King erwachsen sein, der Carrie und den Feuerteufel mit ähnlichen Kräften wüten ließ.

Mallie zeichnet eine Welt, die ohne den Pomp sonstiger fantastischer Welten daher kommt. Man gewinnt den Eindruck einer übergreifenden Ordenstruktur, bäuerlich, sehr der Natur zugewandt, einfach, mit einer flachen Hierarchie. Gehüllt in schlichte Gewänder unterscheiden sie sich wenig voneinander. Die Gesichter sind menschenähnlich, aber weniger unterschiedlich. Es gibt mehr Hautfarben und der Wunsch, in der Menge äußerlich aufzugehen, scheinoffensichtlich. Da kann die Eigenmächtigkeit eines Einzelnen nur großen Zorn hervorrufen. All das versteht Mallie mit einem leichten Strich umzusetzen, leichter noch, als es Loisel selbst mit Peter Pan auf dem Papier gelang.

Mit dem Untertitel BRESCHE beschreibt die 6. Folge von DER GROSSE TOTE die Folgen des Zusammenbruchs der Zivilisation. Hervorzuheben sind die Konflikte in der kleinen Welt wie auch zwischen Erwan und Blanche. Jede Situation zwischen den beiden ist wie ein Baustein in einem sehr wackeligen Turm, der irgendwann einstürzen muss. Dank der Zeichenkünste von Mallie und der Komplexität der Handlung bleibt der Spannungsbogen weiterhin stark gespannt und die Neugier auf eine neuerliche Zuspitzung der Ereignisse hoch. Klasse! 🙂

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Montag, 01. August 2016

KING UND KONG – Gesamtausgabe 1

Filed under: Cartoon — Michael um 9:54

KING UND KONG - Gesamtausgabe 1Da sind sie wieder! Der kleine Junge KING und sein Gorillafreund KONG hatten unmissverständlich klar gemacht, dass sie keine fiesen Wilderer im Urwald wollen. Da genügt es nicht, die Gewehre zu zerbrechen. Harry und Joe, die beiden Gauner, wollen einfach nicht aufgeben und finden immer einen neuen Weg, um zurückzukommen. Zu KING und KONGS großem Glück wissen sich die Tiere im Urwald auch selbst zu helfen. Doch sollte das wirklich der Grund sein, weshalb die beiden Wilderer auch vorgeben, neuerdings mit Fotosafaris ihr Geld verdienen zu wollen? KING UND KONG haben allen Grund skeptisch zu sein!

Satte fünf Alben sind in dieser ersten Gesamtausgabe versammelt. Die Abenteuer von KING UND KONG, einem Gorilla und seinem Schützling. Gemeinsam leben sie im Dschungel, im beständigen Clinch mit zwei Halunken, die immer zur Bereicherung in die Wildnis einbrechen, meist durch das Mittel der Wilderei. Flusspferde, Elefanten, Nashörner, Krokodile, kaum eine Kreatur ist vor den beiden Ganoven Harry und Joe sicher. Manchmal locken auch andere Reichtümer, wie zum Beispiel Diamanten, so dass sich sogar noch weitere dunkle Gestalten beteiligen und Eingeborene zu Mitwissern, Helfern, im besten Fall zu Führern durch den Busch werden. Nebenfiguren wie der deutsche Kurt, ein Flussschiffer, komplettieren das Arsenal der Charaktere.

KING, der kleine Junge, ist natürlich eine Verbeugung vor dem großen Affenmenschen Tarzan, aber ebenso vor Korak, Tarzans Sohn, ebenfalls einer Comicfigur, die vor Jahrzehnten der Dschungel durchstreifte. Und KONG? Gar keine Frage eigentlich, wer hier das Vorbild war. Aber eigentlich gehen die Anklänge noch weiter. Panik um King Kong darf hier ebenso als Grundidee dieser Figur herangezogen werden, später treffender unter dem Titel Mein großer Freund Joe neu verfilmt, in dem ein riesiger Gorilla zum Freund einer jungen Frau wird, die ihn von Kindesbeinen an kennt. Auch KONG ist hier ein sprachloser Beschützer, sehr mutig, seinem Freund KING treu ergeben. Eine Treue, die auf Gegenseitigkeit beruht, denn KING setzt ebenfalls seinem Freund zu helfen. Was ihm an Kraft fehlt, macht er durch Finesse wett.

Harry und Joe sind ein klassisches Klamaukduo. Harry ist von kleinem Wuchs, gierig, findig zwar, aber auch jähzornig von der Sorte, die gerne regelrecht in die Luft geht. Joe ist groß, leicht übergewichtig, nicht so dumm, wie Harry gerne hätte, umsichtiger sogar, was angesichts der stets wiederkehrenden Gefahren kein Wunder ist, denn Harry ist zudem noch lernfähig. Die beiden sind in ihrer Konstellation, auch wegen ihres Runnig-Gag-Verhaltens, eine Art fieses Gegenstück zum Inspektor und Sergeant Dudu (bei uns innerhalb der Rosaroten-Panther-Reihe ausgestrahlt. Wer es bekannter mag, darf Dick und Doof zum Vergleich heranziehen. Auch hier gibt es den eher schlaueren, mehr von sich eingenommenen Part und den etwas weniger klugen, etwas nachlässigeren Teil eines Duos, die sich ebenfalls gerne selbst in die Quere kommen.

Die beiden Comic-Macher Cauvin (Szenario) und Mazel (Zeichner), bei uns in den 1970ern durch Kaline und Kalebasse bereits bekannt geworden, schrieben und zeichneten die hier versammelten Abenteuer zwischen 1975 und 1981. Sehr gut zusammengetragenes Sekundärmaterial, eine grafische Einleitung, acht Kurzgeschichten werden dem Leser vorweg geboten, bevor es mit den fünf ersten Alben (die hier so noch nie erschienen sind) losgeht. Grafisch darf sich der Leser auf einer Stilistik aus der goldenen Zeit der Comics hierzulande freuen, als frankobelgische Figuren hier Erfolge feierten. So arbeitet Mazel optisch wie ein künstlerischer Bruder von Morris und Franquin.

Die ersten veröffentlichten Zeichnungen zeigen wieder einmal sehr schön, wie Figuren langsam aus den Kinderschuhen entschlüpfen, Mazel sich ganz offensichtlich enger herangetastet hat und die Figuren runder, griffiger wurden und die einzelnen Perspektiven immer besser saßen. Der Knuddelfaktor wurde erhöht. Das ist besonders deutlich bei Joe, der zu Beginn viel mehr von einem Gauner hatte, schlanker war und, auch Szenarist Cauvin fand erst ach ein paar Schritten den richtigen Dreh, sich stärker gegen Harry auflehnte.

Wenn die Liebe Einzug hält … Die Freundschaften unter den Menschen, na, ja, auch Menschenaffen halten sich hier schön die Waage, als Cauvin und Mazel beschließen, hier ein bisschen zu spielen. Harry findet wahre Tierliebe und KONG findet jemanden zum Anhimmeln, aber noch interessanter und spaßiger ist das Aufeinandertreffen zweier im Dschungel aufgewachsener Kinder. Cauvin und Mazel brechen hier einerseits aus den gewohnten Strukturen aus, indem sie mit ihren Figuren wunderbar spielen, andererseits schaffen sie neue Running-Gags und treiben diese perfekt auf die Spitze.

Erste Klasse in Sachen Humor, Inszenierung und Spaß. KING UND KONG sind einfach Gute-Laune-Geschichten mit kleinen, mal größeren Anspielungen, immer straff erzählt, mit schönen Einfällen gespickt. Für Fans von Funnies unbedingt empfehlenswert. Darüber hinaus: Tolle Aufmachung und liebevoll produzierte Ausgabe. 🙂

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