Die Welt der Turniere ist eine ganz eigene. Sie ist voller Gefahren, doch zählen Mut, Entschlossenheit und natürlich kämpferisches Geschick zu den Voraussetzungen, um in ihr zu bestehen. Roland hat selbst genügend Kämpfe bestritten, auch ungewöhnlicher Art. Aber diese Waffengänge, über die ihm sein Vater eines Tages berichtet, sind fast abenteuerlicher, als es die eigenen Erinnerungen an vergangene Ereignisse sind. Und davon gibt es wahrlich genug. Ob Roland nun gleich zweimal zum Ritter geschlagen wurde oder ob er einem riesigen und ungemein treuen Hund begegnete oder sich mit Geistern, Spukgestalten und Bestien abgab, es mangelt nicht an Erfahrungen, die dieser vergleichsweise noch junge Mann gemacht hat.
Der 8. und zugleich letzte Band der Reihe um die gesammelten Abenteuer der ungestümen Ritter Roland beschließt die Erzählungen mit Kurzgeschichten, gewohnt spannend, aber auch mit Humor und einem Gespür für Traurigkeit erzählt. Für den Leser mag es selbst traurig sein, dass diese vorzügliche Zusammenstellung des Gesamtwerks um Roland aus der Feder von Francois Craenhals nun am Ende angelangt ist. Wunderbar ließ sich über die Dauer eine Entwicklung in der Arbeit ersehen, auch ein Heranwachsen der Figur des Ritters selbst, der aus dem schlichten Dasein des Knappen hinaus in die zuweilen sehr weit entfernte Welt aufbrach und mit viel Geschick sein Schicksal meisterte.
Sicherlich ist es schön, den Abenteuern des jungen Ritters zu folgen, aber besonders schön in diesem Band ist der Umstand, wie das Augenmerk auf die kleinen Leute des Mittelalters gerichtet wird. Die Dörfler, Bauern, die Kinder, eben jene, die ansonsten eher begleitend neben den großen Helden einher laufen und meist nur Statisten sind. Ein Riesenhund wartet nicht nur mit einem Rätsel auf, er entpuppt sich auch als besonders hartnäckig in seiner Treue. Eine Hungersnot peinigt das Volk und ein Grenzzaun sorgt für Streitigkeiten unter Familien. Hass und Angst führen zur fälschlichen Verfolgung einer Hexe. Daneben darf Roland nicht nur einmal seinen Mut beweisen, der in diesem Band sehr auf die Probe gestellt wird. Ein Spukhaus bringt ihn an den Rand des Wahnsinns.
Die Erzählweise ist natürlich kürzer als bei den albenlangen Geschichten, die Schwerpunkte sind anders gesetzt und gleichzeitig gelingt Francois Craenhals das Kunststück binnen kurzem den Leser einzufangen und an die Geschichte zu binden. Es sind auch Geschichten, in denen Roland erwachsener und reifer wirkt als der Rest seines Umfeldes, sieht man von der Eingangsgeschichte Wie Roland von Wallburg zweimal zum Ritter geschlagen wurde ab. Die Narretei, die Rolands Vater in der abschließenden Geschichte, Galagrenant der Gewaltige, zum Besten gibt, beschließt auch den Kreis, wenn deutlich wird, woher Roland eigentlich sein Ungestüm hat und auch zeigt, was einst aus dem jungen Roland werden mag.
Grafisch ging Francois Craenhals keine Experimente ein. Ein klarer Stil richtet das Bild auf den Betrachter aus, häufig sehr nah am Geschehen, mit satten Tuschestrichen und leuchtenden Farben. Manche Figuren agieren wie Schauspieler, Gesichter sprechen ebenfalls Bände, ganz gleich wie der Text ausfallen mag. Es ist klassisch ritterliche Unterhaltung, in der auch optisch neuere Strömungen vergeblich gesucht werden. Sie kann aus diesem Grunde nicht gleich kindgerecht genannt werden, sondern eher als Sagenerzählung wirken, oder, wie es heute so gern genannt wird, als all-ager. Hier ist für jede Altersgruppe etwas dabei.
Vorbei: Sehr schade, die Reihe ist nun an ihrem Ende angelangt, aber was für ein Gesamtwerk ist daraus geworden! Francois Craenhals hat ein sehr schönes und zeitloses Werk hinterlassen, eine der liebevollsten Arbeiten im Comic-Bereich und auch in ihrer Gesamtheit eine der prachtvollsten. 🙂
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