Bilder aus anderen Tagen, nicht unbedingt besseren Zeiten. Liz fällt es schwer, die alten Fotografien zu betrachten, auf denen sich die Mitglieder der B.U.A.P. von einst wiederfinden. Hellboy grinst in die Kamera, die übliche Zigarre im Mundwinkel. Abe Sapien hat noch nicht das eigenständige Auftreten und schaut eher zurückhaltend. Eine Vision gibt Liz darüber Aufschluss, wie die Lösung des Krieges gegen die finsteren Geschöpfe aussehen mag. Hellboy kann es nicht schaffen. Aber Liz hat die Macht dazu, eine Macht, die sie tief in sich vergraben hat, weil sie sich insgeheim davor fürchtet.
Ein Weltenkrieg geht zu Ende. Kein Weltkrieg, obwohl er global stattfindet. Ein Weltenkrieg, denn verschiedene Welten stehen einander gegenüber. Die der Menschen, die des Okkulten. Hätte H. G. Wells zu seiner Zeit einem solchen Projekt gegenübergestanden, vielleicht wäre etwas in dieser Form dabei herausgekommen. Allerdings ist die 10. Folge der B.U.A.P., mit dem Titel König der Furcht, vielschichtiger als der Krieg der Welten von Wells. Mike Mignola, Erfinder von Hellboy, der mit B.U.A.P., der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, eine sehr erfolgreiche Ablegerserie geschaffen hat, muss eine Reihe von Handlungssträngen zu ihrem Ende führen.
Ein Geist kommt nach Hause. Aus einer Figur, die einen ähnlichen Sympathiegrad erreichte wie vielleicht ein Boba Fett in Star Wars, haben Mike Mignola und John Arcudi konsequent eine Nebenfigur gestaltet, beinahe ohne Worte agierend, rein aus einer dunklen Äußerlichkeit heraus mitreißend. Lobster Johnson, ein Held aus den späten Tagen des Zweiten Weltkriegs, kehrt an den Ort seiner persönlichen Verdammnis zurück und wird endgültig befreit. Die Art und Weise, wie dies vonstatten geht, ist düster-romantisch zu nennen. Sicher gibt es keine Liebenden, die hier zueinander finden, dennoch existiert eine Atmosphäre, die an typisch englische Schauermärchen erinnert. Ein sehr spezielles Schlussbild dieser eingeschobenen Episode verstärkt diesen Eindruck noch.
Plötzlich verschieben sich die Fronten, bieten sich Feinde als Verbündete an. In Abe Sapien, dem langjährigen Mitstreiter an der Seite von Hellboy werden Zweifel geweckt. Auch seine Kollegen von der B.U.A.P. werden ein wenig misstrauisch angesichts einer Vertrautheit mit einem Feind, der die Menschen zuvor noch gnadenlos bekämpfte. Mike Mignola und John Arcudi schaffen im einen Handlungsstrang noch einmal Verwirrung, während parallel dazu Liz Sherman vor der größten Aufgabe ihres Lebens steht. Mignola und Arcudi haben den Punkt einer normalen Mystery-Handlung weit überschritten. Längst hat die Handlung ähnlich epische Ausmaße angenommen, wie es in Ausgabe 12 von Hellboy der Fall war.
Guy Davis, im Traumduett mit dem Koloristen Dave Stewart, kann mit seiner skizzenhaften Stilistik einige ruhige Momente einfangen, auch erlösende Szenen, für das Auge wirkungsvoller sind natürlich jene Szenen, die an mythische Erzählungen von Lovecraft erinnern oder auch an die glanzvollen Zeiten japanischer Monsterfilme. Das ist unheimlich, sehr phantasievoll, auch ein wenig trashig, aber weder die Autoren noch der Zeichner haben sich je gescheut, Grenzen zu überschreiten und alle Mittel auszuschöpfen.
In den Grafiken bleibt für den Leser noch Raum für Interpretationen. Gerade die Monster, menschengroß und schleimig eklig oder hoch wie ein Wolkenkratzer, bleiben immer etwas diffus. Die Gestaltung lässt sich kaum mit etwas bisher Bekanntem vergleichen. Die herangezogenen Genres (s. o.) mögen den Entwürfen entfernt nahe kommen, doch selten haben sich Grafiker so weit von bekannten Vorstellungen aus der einschlägigen Literatur oder Filmindustrie entfernt.
Ein Knallerende einerseits, mit vielen verknüpften Enden andererseits. Mignola und Arcudi haben im Laufe der Zeit viele Bälle losgetreten, haben aber keinen Faden verloren, sondern führen nun alles zusammen. Sehr phantastisch, selbst für das Genre ungewöhnlich, sehr gut, doch Vorkenntnisse sind Pflicht. Weder Hellboy noch B.U.A.P. sind noch Lektüre für zwischendurch. B.U.A.P. ist zu einem Eckpfeiler des Genres geworden. 🙂
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