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Comic Blog


Dienstag, 06. November 2012

Der Comic im Kopf

Filed under: Meldungen — Michael um 19:06

Der Comic im KopfDer Comic im Kopf ist erst einmal die Geschichte im Kopf. Wie erzähle ich eine Geschichte? Mit welchen Figuren? Aus welchen Blickwinkeln? Wie inszeniere ich Sequenzen, Szenen? Wie arrangiere ich Dialoge? Und viele Fragen mehr werden von Frank Plein in diesem Band behandelt, der sich allgemein mit der Technik des Erzählens von Geschichten befasst und im Besonderen die Art und Weise des Aufbaus eines Comics vor Augen führt. Schnell wird bei der Lektüre deutlich, wie nah das Medium Comic am Medium Film ist. Letzteres hat sicherlich noch einige Ebenen mehr, einige Möglichkeiten zur Stützung der Atmosphäre, die ein Comic nicht besitzt, doch ist die Bildsprache ein zentraler Punkt, den beide gemeinsam haben.

Warum sollen Geschichten erzählt werden? Eine gute Frage, die Frank Plein sicherlich im Ansatz beantwortet, die aber jeder, der gerne an Geschichten arbeitet, vor allem solchen, die ihm oder ihr am Herzen liegen, stets anders beantworten kann. Dennoch gibt es bestimmt eine Menge von Erzählertypen, verschiedenste Ansätze, eine Geschichte zu erzählen, Gesetzmäßigkeiten, die das Entwickeln von Handlungsbögen erleichtern und vielerlei Techniken mehr, die hier mehr oder weniger erschöpfend erläutert werden.

Dem Autor ist durchaus bewusst, dass er nicht alles bis in die letzte Kleinigkeit beschreiben kann. Warum jemand kreativ ist, was Kreativität überhaupt bedeutet, welche Sorten von Comic-Zeichnern und Autoren es gibt. Die Gruppe der beiden zuletzt Genannten unterteilt Frank Plein sehr amüsant in verschiedene Formen des Scheiterns. Kontinuität, Disziplin und Handwerk stehen an erster Stelle, alles andere mag nur in die Irre führen. Comic-Macher übernehmen sich, desillusionieren, bewerten sich zu hoch, unterschätzen das Handwerk oder den Markt. Demgegenüber stellt Frank Plein viele wertvolle Tipps zur Bildsprache, auch der Besetzung eines Comics, der Kulissen, der Verbindung von Wort und Bild, dem Zusammenhang von Körpersprache und Dialog.

Storytelling: Den Weg, eine Geschichte zu erzählen, gibt es nicht. Ebenso wenig gibt es das Genre, das Bild, den Charakter, die jeden Leser mitreißen. Zuerst steht das Thema, es folgen die Charaktere, die wie sind? Wie sehen sie aus? Wie ist ihr Hintergrund? Wie ist die Welt drumherum? Allein das Drumherum könnte dazu führen, sich zu verzetteln, denn Frank Plein verdeutlicht die Informationen, die zur Darstellung eines Comics zur Verfügung stehen können, nicht zwangsläufig müssen. Sie müssen abrufbar sein, können ein grundsätzliches Gefühl der Komplexität erzeugen, wenn zum Beispiel reale Orte in die Handlung einbezogen werden und den so genannten Subtext erweitern.

Die Geschichte ist eine Sache, aber wie kommt der Comic auf die Seite? Nicht nur das Bild will arrangiert sein, die ganze Seite wartet auf ein Layout und dieses wiederum auf einen schlüssigen Zusammenhang zum Rest des Comics. Welche Techniken erleichtern die Arbeit? Seitenraster von der Stange? Eigene Ideen? Wie machen es gestandene Profis? Ralf König, Jan Suski, Flix und andere gewähren einen Einblick in ihre jeweilige Arbeitsweise, die oft erst mit der fertigen Kolorierung endet. Man sieht, nur das Geschichtenerzählen genügt nicht. Skizze, Reinzeichnung und weitere Stationen sind die Spitzen eines arbeitsamen Berges, der im Verlauf des Prozesses der Entstehung eines Comics erklommen werden will.

Nicht nur die Anleitung, sondern auch eine gute Beispielsammlung dient hier der Veranschaulichung wie der Comic aus dem Kopf auf die Seite gelangt. Ein Comic mag im Ergebnis leicht produziert aussehen, hat aber bis zu diesem Punkt einen langen Weg hinter sich, den interessierte Comic-Leser oder junge Comic-Macher hier ausbaldowern können. 🙂

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Donnerstag, 01. November 2012

Götterdämmerung 6 – Ragnarök

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:22

Götterdämmerung 6 - RagnarökSiegfried wird von Königin Brunhilde schon lange und sehnlich erwartet. Als der Held endlich im Thronsaal steht, an der Seite des Burgunderkönigs Gunther, wird sein Auftritt missverstanden. Denn Brunhilde liebt Siegfried aus eigenem Erleben, während der Recke bislang nur dachte von der Tochter des Göttervaters geträumt zu haben. Siegfried fügt sich den Erklärungen seiner Mitreisenden, es halte sich schließlich um eine Zauberin, und stellt sich getarnt der immens starken Gegnerin zum Kampf, um sie für seinen Lehnsherren König Gunther zu gewinnen. Die Täuschung gelingt, doch schnell wird manchen Beteiligten an dieser tragischen Geschichte klar, dass Brunhilde, die Königin von Island, ihnen nichts Gutes einbringen wird.

Die Götter sind tot, es leben die Götter. Die Geschichte, sehr klassisch, sagenhaft im wahrsten Sinne des Wortes, wurde oft erzählt, weitergereicht, erlebte ihre Spielarten und verbindet hier den Untergang des Burgunderreiches mit dem Untergang der Götter, der Asen. Jede Handlung für sich ist bereits ein umfangreiches Sagengeflecht, Nicolas Jarry nimmt sich für die Erzählung insgesamt sieben Bände (0-6) Zeit. In dieser Ausgabe, mit dem treffenden Untertitel Ragnarök, findet die Reihe ihren Abschluss.

Die Kreise, vielleicht könnten sie in diesem Zusammenhang auch Ringe genannt werden, müssen sich schließen. So war, im Sinne der Sage, zu Beginn das Ende gleich festgelegt. Dem Schicksal zu entrinnen, ist dem Helden wie auch dem Verräter unmöglich. Jeden erwartet am Ende derselbe Preis: Tod. Das klingt nicht nur düster, das ist es auch. Wer nur ein wenig bewandert ist in der germanischen oder nordischen Mythologie, wird hier nichts prägnant Neues entdecken. Nicolas Jarry schafft es dennoch, die Spannung aufrecht zu erhalten, ganz einfach, indem er die Saga so bombastisch wie möglich erzählt.

Durch Djief, Zeichner, ist insgesamt ein bildgewaltiges Epos entstanden, in dem sich in Asgard und in Midgard gleichzeitig, die Erzählstränge wie Stricke um die Beteiligten zusammenziehen. Sind die Bilder in der Welt der Menschen noch relativ zurückhaltend, da Menschen auch nur gemäß ihrer sterblichen Kräfte kämpfen können, bekriegen sich die Götter und Dämonen mit Donner und Blitz, Feuer und Rauch. So kann der Leser sich, wie in den Bänden zuvor auch, auf Breitwandkino freuen, effektvoll koloriert (von Djief und Heban), so dass sehr schöne Ansichten entstanden sind, dramatisch einerseits, traurig andererseits, wenn der Leser vor der Beerdigung Siegfrieds sitzt.

Djief zeichnet, einfache aussagekräftige Gesichter, nah an klassischen Vorlagen, auch der klassischen Linie. Bei der Umgebung, ganz gleich welchen Einzelheiten, ist er ungleich stilistisch aufwändiger. Deutlich wird, wie sehr er den großen Auftritt mag und entsprechende Szenen zelebriert. Der Kampf gegen die Weltenschlange, Wotans letzter Kampf gegen Loge sind nur zwei Beispiele für ein krachendes Finale, dem man nur vorwerfen kann, dass es in zu viele Teile zerfällt und den einzelnen Teilen jeweils zu wenig Aufmerksamkeit zukommt. Aber das liegt einfach an der Fülle des Materials, das auch durch eine Neuerzählung nicht weniger wird.

Eine sehr runde und große Geschichte, mit ewigen Wahrheiten über Freundschaft, Liebe, Verrat und Krieg findet ihren Abschluss. Nicolas Jarry und Djief haben sich als sehr gutes Comic-Team erwiesen und eine sehr schöne Comic-Reihe abgeliefert, nicht nur für Fantasy-Fans oder Sagenfreunde. 🙂

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