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Comic Blog


Samstag, 22. September 2012

D 2 – Lady D’Angeres

Filed under: Mystery — Michael um 18:04

D 2 - Lady D'AngeresLord Faureston ist ein gefährlicher Mann. Schlimmer noch: Es handelt sich bei der ätherisch aussehenden Gestalt, der es beständig gelingt, Frauen zu betören, um einen Vampir. Selbst ein Mann wie Richard Drake, der so viel von der Welt gesehen hat, ist von der Art seines Feindes inzwischen überzeugt. Drake, der Abenteurer, ist ins schwarze Herz Afrikas vorgedrungen, hat sich mit Stammeskriegern verbrüdert, hat mit ihnen gelebt und ist mit ihnen in den Krieg gezogen. Zum Schluss hat er sich gänzlich ihren Riten untergeordnet. Er wurde einer von ihnen. Daheim in England sind ihm diese neu gefundenen Instinkte im Kampf gegen die unheimliche Kreatur nützlich. Doch bei allen Erfahrungen, die Drake gemacht hat, haben sie ihn nicht auf die Begegnung mit Lady D'Angeres vorbereitet. Eine Frau, die tief in seine Seele zu blicken vermag.

Alain Ayroles spielt mit dem Mythos der Vampire, wie ihn einst ein Bram Stoker auf den Weg brachte. Darüber hinaus vernachlässigt Ayroles die modernen Ansätze mit den Schmusevampiren völlig und vermischt eher den Klassiker von Stoker mit einer Figur, wie sie sich ein Henry Rider Haggard (Allan Quatermain) ausgedacht hat. Die Geschichte setzt sich im viktorianisch anmutenden England fort, doch die Rückblenden, die sich mit den Geschehnissen selbst, den Berichten über den Grafen kreuzen, sind allesamt barbarischer als jene Ereignisse, denen sich Richard Drake und sein Komplize Mister Jones stellen müssen. Denn bei allem Raubtier, das in den Vampiren steckt, bewahren sie sich doch eine Spur von zivilisierter Vornehmheit.

Ein finsterer Höhepunkt: Die Begegnung zwischen Jäger und Vampir. Ayroles und der Zeichner Bruno Maiorana (bekannt von der Serie Garulfo) gestalten in der Form und der Erzählung etwas Ausgefallenes. Richard Drake tritt gegen den schweigsamen Lord Faureston an, eine Auseinandersetzung, die nicht die einzige in diesem Band ist, aber besonders beeindruckt. Mensch gegen Vampir wurde schon häufiger thematisiert. Hier ist es der Kampf des Jägers gegen eine Bestie, kühl, ohne Emotion, professionell auf beiden Seiten geführt. Letztlich mag sich der Cineast an eine Stimmung erinnert fühlen, wie sie Der Geist und die Dunkelheit auf die Leinwand brachte. Michael Douglas in der Rolle des Großwildjägers besitzt viele Anteile, die auch die Figur des Richard Drake auf das Papier transportiert.

Bruno Maiorana ist stilistisch eigen, unverwechselbar und bringt die nötige Information mit strengem Strich auf die Seiten. Das ist puppenhaft, marionettenartig, künstlerisch in jedem Fall, eine Mischung aus moderner und altmodischer Optik, die gerade in Szenen, in denen der Leser in die Epoche eintauchen darf, besonders deutlich wird. Die aufgesetzte Vornehmheit kontrastiert optisch mit den Erinnerungen an Afrika. Wildheit gegen Borniertheit, Natur und Kriegstanz gegen die Oberen Zehntausend mit Frack, Zylinder und Rüschenkleidern. Die zwei Gesichter des Richard Drake, dessen dunkle Seite das Interesse von Lady D'Angeres weckt, geraten immer mehr in den Vordergrund.

Thierry Leprevost koloriert die in unterschiedlichen Stärken gezeichneten Figuren und Kulissen mit einer markerähnlichen Farbgebung, Arbeit am Zeichenbrett imitierend. Je exotischer es wird (Afrika, Nachtszenen, Rückblicke in das Leben des Grafen), desto intensiver ist das Seherlebnis.

Der zweite Band der Trilogie D weiß rundum zu überzeugen und spielt sämtliche Stärken aus, die ein zweiter Akt besitzen kann (nicht muss). Die Spannungssteigerung ist enorm, auch der Trick, Richard Drake an den sprichwörtlichen dunklen Abgrund zu manövrieren, ist gelungen und lässt für die Auflösung viel erwarten. Wer dem Genre eine neue Seite abgewinnen will, sollte einen Blick riskieren. 🙂

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