Selbst die größten Helden waren einmal klein. Ihre Freunde ebenfalls. Ihre Feinde genauso. Doch früh übt sich, wer ein Held sein will. Und auch Boshaftigkeiten wollen einstudiert sein. Die kleine Cian spielt gerne mit Puppen, auch hat sie bereit in diesem jungen Alter eine Vorliebe für die Nachahmung einer Beziehung. Für den kleinen Lanfeust ist diese Art Spiel recht langweilig. In einer solchen Ehe passiert ja nichts! Da ist Cixi, Cians Schwester, weitaus mehr auf seiner Wellenlänge. Das schwarzhaarige Mädchen, das nicht mit Puppen spielt, sie aber köpft, hält es im Spiel auch lieber mit Ehestreit, bis die Fetzen fliegen. Für den zukünftigen Hitzkopf Lanfeust ist dies genau das richtige.
Diese Kinder! Christophe Arleston, als Autor eng mit dem Universum von Troy verwurzelt, kreiert hier Jugendepisoden der späteren Hauptfiguren eines Zweiges der Reihe, nach denen es überaus erstaunlich ist, dass Troy überhaupt noch existiert. Wo Klein-Lanfeust und Konsorten zuschlagen, bleibt kein Stein auf dem anderen. Aber immerhin auch kein Auge trocken. In einer so wundersamen Welt wie Troy, in der jedem Bewohner eine ganz besondere magische Gabe zuteil wird, ist der Moment, in der sie sich zum ersten Mal zeigt, natürlich einzigartig. Dieser Augenblick wird sehnsüchtig erwartet, obwohl niemand vorhersagen kann, welche Fähigkeit es sein wird. Und ob sie überhaupt einen gewissen Nutzen hat.
Christophe Arleston führt dem Leser zusammen mit dem Zeichner Tarquin positive wie auch negative Beispiele vor. Lebendigen Besen die ganze Hausarbeit machen zu lassen, ist eine Fähigkeit von der nützlichen Sorte. Wer aus den Ohren furzen kann, wirkt auf seine Umwelt eher befremdlich. Für Lanfeust ist es umso trauriger, da sich seine Fähigkeit Zeit lässt. Cixi kann längst Wasser zu Eis gefrieren lassen, nur Lanfeust schlägt sich mit den Spätfolgen des Essens seiner Mutter herum. Von einer besonderen Fähigkeit keine Spur.
Tarquin, der Zeichner, der sich dank seiner Arbeiten an Lanfeust von Troy und Lanfeust der Sterne wie alter Hase mit dem Troy-Universum und seinen Möglichkeiten auskennt, zeichnet mit einem sehr schmissigen, frechen Strich die Jugendabenteuer der bei den Fans allseits bekannten Helden. Kugelrunde Gesichter mit wilden Frisuren und breitem Grinsen: Der Friseur hat die Frisuren gestutzt. Die Rache der Jungen geht mit einem diabolischen Grinsen einher. In vielen Einseitern und einigen längeren Abschnitten widmet sich Tarquin dem Erwachsenwerden der Schlingel.
Mal erinnern die Grafiken von Tarquin an Bilderbücher, mal auch an MAD, dann wieder sind sie überaus putzig anzuschauen, aber immer trifft er mit seinen Bildern den richtigen, leicht anarchischen Ton, der das gesamte Universum von Troy trägt. Den Strichen schient keine Regel auferlegt worden zu sein. Wo der Strich hin soll, da sitzt er. Ob nun besonders dünn oder dick, krumm, schraffiert oder perspektivisch vielleicht immer ganz korrekt, spielt hier überhaupt keine Rolle. Das Gesamtergebnis zählt und das stimmt hier.
Ein Spaß im Quadrat: Erlaubt ist, wo der Humor die Geschichten hinträgt. In kleinen Episoden, in denen trotzdem eine Entwicklung der Kinder zu erkennen ist, toben sich Arleston und Tarquin regelrecht aus. Wer auch Spaß an den Kindern anderer Comic-Universen oder an Garulfo hat, liegt hier goldrichtig. 🙂
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