Zarla ist eine Waise. Ihre Eltern, einstmals die Bezwinger von Drachen, kehrten vor vielen Jahren aus dem Feld nicht zurück. Aber Zarla ist nicht vollends allein. Ihr Großvater passt auf sie auf. Eine Riesin namens Garda sorgt sich um alle beide. Und dann wäre da noch Hydromel, ein ganz besonderer Hund. Die Gefahren in Zarlas Welt sind überschaubar. Für ein Mädchen, das es sich in den Kopf gesetzt hat, eine Heldin wie ihre Eltern zu werden, ist dies allerdings von Nachteil. So wird jede Chance genutzt, die sich für den Kampf nur bietet. Zarla ist noch sehr jung, ihr Mut jedoch ist viel, viel größer. So würde sie sich in so manche ausweglose Situation begeben, wäre da nicht Hydromel. Denn Hydromel hat ein kleines Geheimnis, das sein Frauchen nicht kennen darf, aber die Besorgnis über Zarlas Ausflüge bei Großvater und Garda mildert.
Eine neue Heldin ist im Land: Szenarist Janssens schließt sich mit dem Entwurf dieser Fantasy-Welt Autoren wie Jeff Smith (Bone) an, die den oft düsteren Weltenbeschreibungen und Abenteuern eine heitere und bisweilen absurd komische Note abgewinnen können. Die tollkühne Kämpferin, für die sich Zarla hält, ist letztlich ein kleines Mädchen, der ein herzensguter und sehr starker Dragon-Bull, ein Drachen-Jagdhund, zur Seite steht.
Situationskomik pur: Elegant erzählt Janssens von den Begebenheiten, in die Zarla mit großem Anlauf hineinstolpert, im Vertrauen auf ihre Fähigkeiten, nicht wissend, dass der vermeintlich alte Hund im Hintergrund der eigentliche Kämpfer ist. Wenn aus dem boxerähnlichen Hund eine rothäutige Kriegerkreatur mit Reißzähnen wird, die sich trefflich im bewaffneten Kampf auskennt, haben viele Feinde nicht einmal mehr genügend Zeit zur Flucht. Das ist von putzigem Humor. Guilhem greift diese Stimmung auf und kreiert eine Zarla, die mit Kulleraugen und kleinen blonden Zöpfen den Feinden entgegentritt.
Ideenreichtum und Anspielungen: Ob es nun Geistergeschichten sind, die die junge Heldin anlocken oder brutale Wegelagerer in Form von Alafanten, die Klischees des Genres werden genüsslich aufs Korn genommen. Manches nehmen Janssens und Guilhemo auseinander, manches sind kleine Verbeugungen vor Romanen, Filmen oder auch Computerspielen. In den Zeichnungen, in denen sich der Stil aus dem Hause Disney findet, Einflüsse eines Albert Uderzo (aus der Zeit, als er noch Umpah-Pah und Pitt Pistol zeichnete) und die Knuffigkeit des Comics von Jeff Smith, brilliert Guilhem mit vielen Kleinigkeiten am Rande.
Ist es der Reiter auf einem Pfau, der Oger und seine sprechende Fledermaus, Hyperosse, Feen, natürlich Drachen, die hier eine immens wichtige Rolle spielen oder sind es die Einzelheiten einer mittelalterlichen Welt, die sich in Zarla zu einem sehr unterhaltsamen, gefälligen Gesamtbild zusammenfügen? Starke, präzise Außenlinien meißeln die Figuren in ebensolch präzisen Haltungen. Mimiken sind treffgenau gezeichnet, manchmal unterstützt durch Details der jeweiligen Kreatur, wie sich am Beispiel der Alafanten mit ihren gefiederten Ohren sehr schön sehen lässt.
In Zarla findet sich eine Atmosphäre, wie sie auch in einem Taran und der Zauberkessel zum Tragen kam: So gibt es durchaus gruselige Momente. Die Farbgebung von Cesano ist kräftig, kontrastreich und stützt den Zeichentrickeindruck der einzelnen Szenen. Die Qualität des Titelbildes ist jener der Innenseiten gleichzusetzen.
Ein guter Anfang: Ein komischer, ein sehr schön erzählter Comic, mit vielen feinen Einfällen, zum Schmunzeln und zum Lachen, eine Fantasy-Komödie mit Potential, die nicht zuletzt durch das Gespann Zarla und Hydromel aus der Masse hervorsticht. Mehr davon! 🙂
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