Der verletzte Mann erwacht in der sicheren Obhut von Johann und Pfiffikus im Schloss. Obwohl ihn die Kopfverletzung noch schwächt, hat er nichts als seine Pflichterfüllung im Kopf. Er hätte längst wieder bei seinem Meister sein sollen, der sehnsüchtig das kostbare Gut erwartet, das der Bote bei sich trägt: Den Stein der Weisen. Weder Johann noch Pfiffikus glauben an solchen Hokuspokus. Als ein Ganove den Stein stehlen will, ist jedoch klar, dass es noch andere gibt, die von der Wirksamkeit des Gegenstands überzeugt sind. Gemeinsam machen sich Freunde auf den Weg zum Empfänger des Kleinods, einem Zauberer, der es vielleicht am besten weiß. Leider fangen damit die Schwierigkeiten erst an.
Die Schlümpfe sind noch nicht da: Vorerst müssen die beiden Helden, Johann und Pfiffikus, der aufrechte Page und der gewitzte kleine Hansdampf, ihre Abenteuer alleine bestreiten. Aber das schaffen sie sehr locker, obwohl ihnen auf und über dem Papier kleine und größere Steine in den Weg gelegt werden. Peyo (bürgerlich: Pierre Culliford) hatte das Glück seine Geschichten alleine zu schreiben und zu gestalten, gänzlich unkontrolliert war nicht. Ein ausführlicher redaktioneller Teil der zweiten Folge der Gesamtausgabe von Johann und Pfiffikus gibt Beispiele der internen Zensur des Verlagshauses.
Eine Folterszene wurde gekürzt dargestellt. Wahrscheinlich auch heute noch eine richtige Entscheidung. Eine Verwandlungsszene eines Bösewichts, eigentlich eine schöne Maskerade und heute sicherlich nicht mehr der Rede wert, fiel der Schere zum Opfer. Aber das sind letztlich Kleinigkeiten. Musste Peyo bei den Kurzgeschichten, die hier abgedruckt sind, noch sehr pointiert arbeiten, zeigt er endlich nach einem vielversprechenden Beginn (nachzulesen im ersten Sammelband) sein ganzes erzählerisches Können.
Der Stein der Weisen, das erste hier abgedruckte albenlange Abenteuer, etabliert die beiden Freunde in aller Kürze, bevor ein ereignisreiche Einleitung sogleich zu einem Auftrag führt, der sich in der Folge als sehr gefährlich herausstellt. Allerdings kennt Peyo auch sein Publikum und flechtet humorvolle Wendungen ein, Verwechslungen, ganz so, wie es in französischen Komödien stets gerne gezeigt wird und bis heute vortrefflich funktioniert.
Herausragender sind die Abenteuer Der Schwur der Wikinger und Die Quelle der Götter. Hier wird deutlich, dass Peyo sich nicht mehr nur mit einem Abenteuer zufrieden geben will, sondern durchaus auch längerfristige Handlungsbögen anstrebt. Aus einer Rettungsmission wird ein Abenteuer zu Lande und zu Wasser, an der Seite von Wikingern. Vergleicht man das Gespann Johann und Pfiffikus mit früheren Duos, so sind die beiden eine Art Dean Martin und Jerry Lewis des Cartoons. Der eine nach heutigen Gesichtspunkten stets beherrscht und smart, der andere etwas tollpatschig, vorlaut und auch albern.
Die Wikinger ermöglichen auch den übergang zur nächsten Handlung. Noch sind die beiden Recken nicht wieder daheim. Nach einem eher handfesten Abenteuer mit wilden Kämpfen und Aktionen wird es nun wieder magischer. Ein ganzes Dorf will von einem Fluch erlöst werden. Peyo musste bei der Erstveröffentlichung in Deutschland auch einen kleinen Eingriff in die Handlung erdulden, die aber nach Auskunft des redaktionellen Teils letztlich in sich geschlossener wirkte als das Original.
Stilistisch perfektioniert: Abgesehen von einer Kurzgeschichte, Heiligabend im Schloss (vermutlich eine deutsche Erstveröffentlichung), ist der Strich ungeheuer präzise geworden. Natürlich sind die Bilder dem Cartoon gemäß sehr schlicht im Aufbau gehalten. Es gibt keine Übermäßigen Details. Peyo beschränkte sich auf das Wichtige einer Erzählung. Die Handlung sollte fließen, nicht aufhalten. Dennoch lohnt es sich sehr, auch bei Bilder zu verweilen, denn gerade der Wechsel von Perspektiven, die Ansichten der überaus gelungenen Figuren, bei deren Gestaltung Peyo offensichtlich immer wieder den Schalk im Nacken hatte, dürfte jedem Cartoon-Freund einen ordentlichen Spaß bereiten. Peyo unterhält einfach mit jeder Seite.
Drei albenlange Abenteuer, mehrere Kurzgeschichten, ein ausführlicher Teil zu Peyos Arbeit sorgen für ein langes Lesevergnügen mit diesen klassischen Cartoons, die jung geblieben sind und durch ihre sorgfältige Gestaltung immer noch vorbildlich sind. 🙂
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