Quasigrodo sieht nicht so aus, aber er ist ein ganz schlauer Kerl. Er versteckt sich mit Eleganz und Wonne hinter seiner äußeren Erscheinung und gibt seinem Pfarrer den Quasigrodo, den dieser in der verirrten Seele sehen möchte. In Wahrheit aber nutzt Quasigrodo seine Situation gehörig aus und überrascht damit den kleinen Spirou, der ansonsten nie um eine Antwort verlegen ist und hier nun sprachlos auf das Ergebnis von Quaisgrodos Schläue blicken kann. Andere würden es vielleicht Durchtriebenheit nennen oder notwendiges Durchsetzungsvermögen. Gerade von letzterem herrscht in Spirous Familie allgemein kein Mangel. Der kleine Spirou selbst ist findig und seine Oma … nun, der kommt man besser nicht in die Quere, sollte man anderer Meinung als sie sein. Bei ihr gehen Tatkraft und Schlagkraft Hand in Hand.
Mit Zeichnern macht man keine Späße: Besonders dann nicht, wenn man als gezeichnete Figur in einer gewissen Abhängigkeit zu diesem Berufsstand steht. Für diese Kindereien, wie es im Vorfeld tatsächlich heißt, ist außer Janry (Autor) und Tome (Zeichner) noch Dan mitverantwortlich. Es macht schon einen großen Unterschied, auf welchem Papier eine Figur gezeichnet wird, wie sicher die Striche sitzen, wie gut getuscht und koloriert wird. Wenn die Figuren sich allerdings beschweren, wird ihnen kurzerhand das Wort entzogen. Doch der 15. Band der Reihe Der kleine Spirou bewegt sich mit seinen Geschichten meistens in der wirklichen Welt und weitaus weniger abstrakt.
Der kleine Spirou hält Charaktere bereit humorvoll sind, auch cholerisch wie Turnlehrer Jahn, skurril wie Quasigrodo, senil, aber vor allem in vielerlei Hinsicht auch herrlich normal. Zuletzt genannte Figur, Quasigrodo, leitet mit der Beschreibung seines Lebenslaufes den Band ein. Von der Schule bis zu seiner letzten Anstellung als Gehilfe in einer Kirchengemeinde begegnet der Leser der an die dramatische Figur des Quaismodo angelehnten Quasigrodo als Spross eines überaus kapitalistischen Systems, der schließlich zu Fall gebracht wird. Janry flechtet frech aktuelle Probleme der Weltwirtschaft ein, vermischt es mit Klamauk, während Tome es mit einem doppelten Augenzwinkern serviert.
Bereits der kleine Spirou hat Probleme oder auch Leidenschaften, die sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Frauen sind bereits ein Thema. Ehrgeiz und Leistungsdruck, auch das Mogeln werden auf besondere Weise thematisiert und sei es nur, wenn das Geschäft auf dem Töpfchen zu ganz besonderen Höhenflügen reizt. Hier kommen der formulierte Witz von Janry wie auch die von Tome gezeichneten Ausdrücke zu einer hinreißenden Mixtur zusammen. All dies bewegt sich auch innerhalb der Pagenfamilie, so dass der Leser einen zusätzlichen Einblick in den Stammbaum des kleinen Spirou erlangt. Sofern er neben Lachen und Schmunzeln dazu kommt.
Tome gelingt in scheinbar gestauchten, verzerrten Figuren Ausdruck und Haltung zu vereinen, so dass bereits hier viel an Humor herauszulesen ist, ohne auch nur ein Wort aufgenommen zu haben. Gerade bei den Kinderfiguren zeigt sich Tomes Talent mit kleinen, präzisen wie intuitiven Strichen seinen Sketchaufbau Papier zu bringen. In manchen Sequenzen beweist er so auch den sehr menschlichen, sprachübergreifenden Humor, wenn Janry auf Dialoge oder Erklärungen verzichtet.
Als Antipathieträger sticht einmal mehr Turnlehrer Jahn hervor, eine Lehrerfigur, die sicherlich jeder einst (oder noch) in einer verwandten Form vorweisen kann. Großmäulig, der geborene Besserwisser, mehr Forderer als Förderer und neben seiner Tätigkeit als Lehrer kulinarischen Genüssen nicht abgeneigt. Das äußerst sich jedoch meistens in übermäßigem Trinken und Essen und wirkt alles andere als genießerisch. Janry verwendet Jahn gerne in slapstickhaften Situationen, so auch hier im Zoo, als übereifrigen Helfer (Thema: Besserwisser) oder als hilflosen Autofahrer vor einem Garagentor (Thema: Choleriker).
Ein Feuerwerk der Späße, ein besonders schönes diesmal, mit neuen Ideen, mit großer Spielfreude der Darsteller vorgeführt (was natürlich Tome zu verdanken ist, der hier zur Hochform aufläuft). Wer an trüben Wintertagen lachen will, liegt hier richtig. 🙂
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