Amojar brennt. Die einst prächtigen Gebäude haben längst ihre beste Zeit hinter sich. In den Ruinen halten sich nicht mehr viele Menschen auf und selbst ihnen haftet nichts von der früheren Pracht an. Als Amojar brennt, gehen sie und niemand blickt zurück. Die Zauberer von Tichit suchen immer noch die beiden Zwillinge Emba und Senga, die sie verdächtigen, den Amber gestohlen zu haben. Penon, einer der Zauberer, mag angesichts der vielen Flüchtlinge und Heimatlosen nicht mehr so weitermachen wie bisher. Er weiß, dass sie den Menschen helfen können, eine neue Heimat aufzubauen. Unter den skeptischen Blicken seiner Gefährten beschwört er die Menschen, sich helfen zu lassen. Obwohl der Ruf der Zauberer von Tichit alles andere als ein menschenfreundlicher ist.
Die Suche, die Jagd, die Flucht, sie alle sind an ihrem Ende angelangt. Und es endet dort, wo es begann: Auf Tichit, der Insel der Zauberer. Dieter beschreibt auf der Vorgabe des von Frederic Contremarche erzählten Universums eine zerstörte Welt. Nicht nur Amojar und Tichit sind nur noch ein Abglanz einer Zivilisation. Die Natur hat sich gegen die Menschen verschworen. Alles ist nur noch Wüste, Einöde und störrisches Meer. Aber es ist auch eine gute Grundlage für eine spannende Geschichte, die hier im fünften Band von Der Schwur des Ambers ein fulminantes Finale erfährt.
Da waren sie nur noch zu dritt. Die Anzahl der Zauberer ist kontinuierlich geschrumpft. Acht waren es zu Beginn. Die verbliebenen drei Männer können nicht von der Jagd auf den Amber lassen, den sie gestohlen glauben, dabei sollten sie es eigentlich besser wissen. Aber Dieter zeigt die Beteiligten dieses Szenarios, Männer und Frauen, für die die Jagd und das Verstecken vor ihren Verfolgern längst zum Selbstzweck geworden ist. Erst als einer von ihnen richtig nachdenkt, fasst er die richtige Schlussfolgerung und findet somit die Lösung. Aber Dieter lässt keine Milde walten.
Der Abschlussband besticht durch grafische Wucht. Zeichner Etienne le Roux und Kolorist Axel Gonzalbo nutzen die Gelegenheit um den (vorläufigen) Untergang zu zelebrieren. Apokalyptisch anzusehen ist die Vernichtung Amojars. Stürme über dem Meer und der Insel Tichit tun ihr Übriges, um eine endzeitliche Stimmung zu schaffen, in der es tatsächlich dem Ende entgegen geht. Das ist zwar mit aller nötigen Theatralik inszeniert, tragisch, kämpferisch, aber hat dem Augen dafür umso mehr zu bieten und weiß entsprechend zu fesseln.
Starke Tuschestriche, kräftige Farben, mit einem imitierten breiten Pinsel aufgetragen und mit immer dem richtigen Blick für das Umgebungslicht präsentieren sich feine Bilder, die aufregender werden, wenn das kalte Grau und Blau des Sturmes und das feurige Licht innerhalb der Mauern von Tichit zuschlagen. In einem Rückblick des Dieners Chum wird aus der grafischen Linie ausgebrochen und ein eher leichter, aquarellartiger Farbauftrag gewählt. Auch Outlines finden sich in dieser traumartigen Sequenz nicht.
Ein tolles Finale: Eine düstere Fantasy-Geschichte findet ihren Abschluss. Schnörkellos und geradlinig erzählt. Dieter beweist einen starken Sinn für die Tragödie, das Ende ist voller Dramatik. Ausdrucksstarke Bilder eines sehr guten Teams aus Zeichner und Kolorist setzen dem Finale das I-Tüpfelchen auf. Für Freunde insbesondere von reiner Schwert-Fantasy sicherlich ein Tipp. Die Kenntnis der bisherigen vier Bände vorausgesetzt. 🙂
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