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Comic Blog


Mittwoch, 26. Oktober 2011

Schmetterlingsnetzwerk 2 – Herr Mond

Filed under: Thriller — Michael um 10:46

Schmetterlingsnetzwerk 2 - Herr MondEustache und Mücke haben überlebt. Wie hoch der Glücksfaktor dieses Entkommens war, zeigt sich bei ihrer Flucht und dem anschließenden Versteckspiel. Der Feind scheint seine Augen und Ohren überall zu haben. Ihr Überleben kann nur gelingen, falls sie die Stadt verlassen können. Je besser die finanzielle Lage für solch eine Flucht ist, umso besser ist es auch. Nur haben Eustache und Mücke dieses Geld nicht. Wie gut, dass sie Diebe sind. Und genau das ist ihr Problem, denn gegen die Brutalität und Skrupellosigkeit ihrer Gegner haben sie keine Chance. Zunächst jedenfalls.

Der zweite Teil von Schmetterlingsnetzwerk lebt von einer noch besseren Darstellung seiner Charaktere. Die beiden Diebe Eustache und Mücke sowie die Prostituierte Zibeline sind sehr unterschiedliche Figuren. Sie sind keineswegs eine eingeschworene Gemeinschaft. Liebe wird nicht erwidert, noch scheint Dankbarkeit ein Grund für Zuneigung zu sein. Für Mücke ist die fremde Frau einfach nur ein Störfaktor. Der lange Dieb (Eustache) und der zwergwüchsige Dieb (Mücke) besitzen außerdem eine vollkommen andere Gefühlslage. Besticht Eustache noch durch einen gewissen Optimismus, hat Mücke sich eher mehr als weniger dem Schwermut (zuweilen auch dem Alkohol) ergeben.

Eric Corbeyran und Cecil teilen sich die Autorenschaft an dieser Reihe, die in eine Zeit entführt, die optisch vor dem Ersten Weltkrieg angesiedelt ist. Kleine Nachrichtenplakate künden außerdem von einem drohenden Grenzkrieg. Die Stadt mit ihrem güldenen Licht ist der heimliche Nebendarsteller. Immer glänzt sie metallen, erstrahlt kupferfarben, wie die kleine Schwester von Metropolis, kein urbaner Dschungel, mehr ein Schloss mit tausend Schlössern. Diese Umgebung verheißt eine gewisse Magie. Doch so schön sie ausschaut, so lauert doch hinter diesen prächtigen Kulissen etwas sehr, sehr Böses.

Eric Corbeyran und Cecil haben ihre Helden in einen Kriminalfall geschickt, der sie mit der Herstellung von Snuff-Videos in Verbindung kommen ließ, will man die moderne Bezeichnung dieser düsteren Legende nutzen, da hier natürlich noch die guten alten Filmrollen zum Einsatz kommen (noch dazu als Stummfilm). Im Ergebnis bleibt es jedoch das Gleiche: Zur Unterhaltung zahlender Kunden wird Folter und Mord an Frauen auf Film gebannt. Es ist eine Welt, die in ihrer Düsternis auch einem Autoren wie James Ellroy eingefallen sein könnte. In dieser Welt existiert keine weiße Weste, auch bei der Polizei nicht.

In dieser Welt, die gegen den Strich dieser Düsternis gestaltet ist, die optisch mehr die Heiterkeit eines Verneschen Abenteuers besitzt, existieren nur wenige Lichtblicke, die meist durch Aufopferung zustande kommen. Mitgefühl und Beistand sind noch nicht tot. Aber sie sind schwer zu finden, denn wer andere beschützt, riskiert hier sein Leben. Diese Aussage irritiert umso mehr, da die Figuren einen leichten Knuffigkeitsfaktor besitzen. Nicht nur der kleine Mücke, auch der Drahtzieher im Hintergrund strahlen diese Tendenz aus. DerBaron, der eigentliche Feind der beiden Diebe, könnte, hätte er weiße Haare, sogleich als Weihnachtsmann auftreten. Es ist dieses Sich-Entziehen gängiger Klischees, das bewusste Entgegenstellen unerwarteter Bilder, die die Spannung im zweiten Teil untermauern.

Sehr finster, noch spannender als der erste Teil mit zwei ausgezeichneten Hauptfiguren, einer ungewöhnlichen Freundschaft vor einer tollen Kulisse. Sehr gut. 🙂

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