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Comic Blog


Dienstag, 12. Juli 2011

DER LETZTE INCAL 1 – Die vier John Difool

Filed under: SciFi — Michael um 12:01

DER LETZTE INCAL 1 - Die vier John DifoolDer Untergang: Die Menschenhaben dem neuen Virus nichts entgegenzusetzen. Einmal befallen erfolgt die Auflösung des menschlichen Organismus in Rekordzeit. Blasenbildung, Deformierung, Verflüssigung. Bevor das Ende erreicht ist, eilen bereits Aasfresser zu Tisch. Inmitten dieser zukünftigen Apokalypse steckt John Difool und weiß von nichts. Die Polizei, Roboterdroiden, glauben aber, dass er etwas weiß und wollen genau dieses Wissen aufspüren. Auf ihre ruppige Art erreichen sie jedoch nichts. Wie es sich kurz darauf zeigt, hat noch eine andere Seite ein Interesse an John Difool, dem Tunichtgut. Aus einem Sturz in die Tiefe zu Beginn von Difools Eintritt in diese Geschichte wird alsbald eine halsbrecherische Flucht, in der es um Leben und tod geht.

Die vier John Difool: So mancher Charakter, der mit John Difool in der Originalgeschichte um den Incal in Berührung kam, hatte schon mit einem genug zu tun. Nun soll es derer gleich vier an der Zahl geben? Ja, tatsächlich, und selbst John Difool kommt mit sich auch nicht besonders gut zurecht. Alejandro Jodorowsky wirft mit der neuerlichen Trilogie Der letzte Incal einen neuerlichen Blick auf dieses seltsame, aber auch überaus amüsante und spannende Universum, das auch die Metabarone hervorbrachte.

Diese Vielschichtigkeit dürfte es Neulingen in diesem Universum schwer machen. Denn allzu vieles wird vorausgesetzt. Die Geschichte, die hier beginnt, dürfte für Leser mit Incal-Unkenntnis wie ein Sprung ins kalte Wasser sein. Darüber hinaus ist diese Science Fiction für denjenigen Leser vielleicht gewöhnungsbedürftig, der noch nie in Kontakt mit Werken von Jodorowsky kam. Die Herangehensweise des Autoren ist nicht unbedingt neu zu nennen, aber sie verweigert sich einer tiefgehenden Ernsthaftigkeit. Hier will nicht erleuchtet, sondern unterhalten werden, durch intelligent erzählt, aber auch mit mehr als nur einem Augenzwinkern.

Das Besondere an Jodorowskys Arbeit, hier speziell im Incal-Universum ist die ungewöhnliche Dichte an Einfällen, auch absurden Ideen, manchmal sogar wahnwitzig zu nennen. Das ist, will man einen Vergleich ziehen Barbarella zum Quadrat. Dafür braucht es einen Zeichner, der diesen Wahnwitz entsprechend umzusetzen versteht, auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit, damit der Wahnwitz umso besser ins Schwarze trifft. Jose Ladrönn kann als künstlerischer Pedant bezeichnet werden. Der Zeichner überlässt nichts dem Zufall. Einzelheiten bildlich umzusetzen, ist hier Programm.

Die Spielfläche, die Jodorowsky ihm bietet, einerseits durch die Ursprungsserie John Difool vorgegeben, ist gigantisch. Und so verwundert es nicht, dass die Bilder besonders beeindruckend werden, wenn Ladrönn sich über die Planetenoberfläche ausbreiten und Massenszenen generieren kann. Gute Maschine gegen böse Maschine. So lautet die Überschrift im Hintergrund. Entsprechend sind die Bilder eine Pracht der Gegensätze: Metall gegen biologische Vielfalt. Und letzteres ist wörtlich zu verstehen. Ladrönn zeigt einen außergewöhnlichen Zusammenprall in seiner feinen, sehr diffizilen Zeichenweise, der erst wieder Luft zum Atmen lässt, wenn Jodorowsky die Handlung in mystische Realitäten lenkt und die vier John Difool sich treffen.

Tears of Gold: Eine Kurzgeschichte zum Schluss, klassisch erzählt von Jodorowsky, bildgewaltig von Ladrönn inszeniert, bietet einen gänzlich anderen Blick auf die Macher und ihre Fantasie: Südamerikanisch phantastisch, mit jenem melancholischen Flair, das sich manchmal auch in Geschichten eines Gabriel Garcia Marquez oder vergleichbaren Autoren wiederfindet.

Ein Leseerlebnis für Fans des INCAL wie auch für Freunde von außergewöhnlicher Science Fiction. Außerordentlich prächtig gestaltet. 🙂

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