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Comic Blog


Freitag, 08. Juli 2011

OGREGOD 1 – Die Schiffbrüchigen

Filed under: SciFi — Michael um 9:36

OGREGOD 1 - Die SchiffbrüchigenKinder, die sich nicht ausstehen können, befinden sich auf einer Reise, auf die sie keine rechte Lust haben. An Bord ein Angehöriger eines Volkes, der ihnen zu Diensten sein soll und ein Roboter, der zwar gute Ratschläge gibt, auf die aber keiner der hoch gestellten Sprösslinge hören will. Das kann nicht gut gehen. Stimmt. Aber eigentlich stimmen die Voraussetzungen. Das Raumschiff ist ein außerordentlich gutes, auch rasantes, nur ist die kleine Pilotin sehr übermütig (na, als Tochter des Diktators darf sie das vermutlich) und guten Ratschlägen (wie erwähnt) nicht zugänglich. Und so landen alle in einer Galaxie, die nicht zum Imperium gehört. Schlimmer noch: Vor Generalissimus Hizatte, dem Diktator, fürchtet sich dort niemand. Auch die Jugendlichen müssen sich schnellstens damit abfinden, dass vorerst niemand zu ihrer Rettung herbei eilt.

OGREGOD: Eine Macht, die sich bislang nur durch ihre Diener zeigt. Diese jedoch sind bereits derart stark und nicht weniger hochnäsig als der Diktator, so dass die Fronten nur verhärten können. Alejandro Jodorowsky ist ein Erzähler mit viel Humor, mal tiefschwarz, mal albern, mal sehr intelligent. Hier ist es eine Mixtur aus allem und auch ein sehr freundlicher Humor. Die Grundvoraussetzung (Kinder stranden weit entfernt und ohne Hilfe) erinnert an Zwei Jahre Ferien von Jules Verne. Andere Anleihen finden sich in der Gestaltung der Gesellschaftsstruktur: Der kleine Diktator könnte der kleine Bruder des großen Diktators sein, der so genial von Charlie Chaplin verkörpert wurde.

Zwei Klassen: Zweibeiner und Vierbeiner. Letztere sind ebenso mit zwei Armen gesegnet wie alle anderen. Doch zu allem Überfluss ist ihre Haut hellblau. So wird die Kennzeichnung der Andersartigkeit noch größer. Die Vierfüßler sind eine Arbeitskaste und ganz offensichtlich, so wie Jodorowsky sie schildert, die vernünftigen intelligenten Lebewesen dieses Planeten. Leider werden sie völlig unterdrückt.

Zoran Janjetov zeichnet diese Arbeiterkaste, in deren Hinterkopf bereits der Aufstand geprobt wird, äußerst realistisch (von den vier Beinen einmal angesehen), während die tatsächlich Herrschenden zu Karikaturen verkommen. Dekadenz, geistige Armut, Intoleranz, Herrschsucht, Völlerei und einige schlechte Eigenschaften mehr: Für nahezu jedes wird sich ein Gesicht in dieser Gesellschaft finden lassen. Der Hintergrund des Ganzen ist eine glatte, saubere Welt, formschön durchgestylt, allerdings nicht sehr farbenfroh, sondern auf gedeckte Farbtöne reduziert. Blickt man allerdings hinter die Kulissen wird es schmutzig. Dort wo die Arbeiter an Raumschiffen werkeln, Schlachtkreuzer, die nach Aussage des Diktators eine Länge von 50 Kilometern erreichen können, ist es rostig, matschig, unangenehm.

Der Planet, auf dem die Kinder schließlich stranden, ist eine scheinbar lebende Welt. Sie ist gefährlich, wenn sie es für notwendig hält, wenn sie die Kinder in eine für sie genehme Richtung steuern will. Es ist ein Parcours, der zur Zusammenarbeit und zum Erwachsenwerden einlädt. Natürlich hat keines dieser von Jodorowsky besonders hochnäsig entworfenen Kinder eines dieser Ziel nötig. Schneller, besser, mehr zu sein, war bisher die Prämisse ihrer Herkunft.

Schließlich stehen sich zwei Szenarien gegenüber: Die Kinder auf ihrem Planeten und die Eltern in der Heimat. Jähzorn steht einen wirklich langsam aufkeimenden Zusammenwachsen gegenüber. Dank der großzügig angelegten Bilder von Zoran Janjetov, die sich jeglicher Einengung verweigern, wird diese (manchmal etwas abgedrehte) Science-Fiction-Geschichte zu einem Erlebnis.

Im Bereich von Jodorowskys Comic-Schaffen im Science-Fiction-Genre ist OGREGOD bisher ein Höhepunkt. Sicherlich nicht nicht so dicht wie der INCAL, dafür klarer, strikter erzählt, sehr humorvoll ausgeschmückt und von Janjetov zu einer optischen Perle gemacht. Sehr schön. 🙂

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