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Comic Blog


Montag, 04. Juli 2011

CHEW – Bulle mit Biss! 2

Filed under: Thriller — Michael um 11:50

CHEW - Bulle mit Biss! 2 - Reif für die InselSeit die Hälfte von Colbys Schädel mittels Metall und Computerschaltkreisen rekonstruiert worden ist, ist er nicht mehr der Alte. Man könnte ihm zugute halten, dass er verletzungsbedingt noch eine gewisse Restwut in sich trägt, die er nur zu gerne an dem auslässt, den er für sein Missgeschick verantwortlich macht. Tony Chu muss sich erst mit diesem Verhalten anfreunden, so schwierig es ihm auch fällt. Andererseits sind Tony Handgreiflichkeiten nicht fremd. Er weiß sich seiner Haut durchaus zu wehren und legt dabei nicht selten Verhaltensweisen an den Tag, die auch in seiner seltsamen Fähigkeit begründet liegen. Nicht mehr richtig essen zu können, kann auf die Dauer an die Nerven gehen.

Neue Feinde, alte Freunde: Agent Tony Chu kann sich nur kurz an seinem alten Partner erfreuen, der nun endlich wieder diensttauglich ist. Ausgestattet mit einigen hochmodernen Implantaten hält sich sein Kollege Colby nicht umsonst für eine Inkarnation des 6-Millionen-Dollar-Mannes (im Spaß natürlich). John Layman hält sich nicht lange mit Zitaten auf, allerdings kennt er seine Genres: Abgedrehte Science Fiction, Klamauk, Mystery, Thriller, Zeichentrickserien und vieles mehr. Laymans Held, Tony Chu, ein Mann, der aus einem Geschmack das Wesen und die Herkunft eines Tieres, eines Menschen herauslesen kann, hat ein großes Problem: Die Sinneseindrücke, die er empfängt, lassen seine Speisekarte enorm schrumpfen. Nicht auszudenken, was geschähe, wüsste er jedes Mal, wo der Koch seine Finger hatte, bevor er diesen zum Probieren eintunkte.

Als Sonderling ist er bei seinem Vorgesetzten nicht sehr beliebt. Sein Bruder, ein bekannter Koch, mag Tony auch nicht besonders, da er als Symbol für die Begrenzung des Speiseplans steht. Als Angehöriger der FDA, der amerikanischen Lebensmittelüberwachungsbehörde, ist Tony Chu noch weniger beliebt, seit die Vogelgrippe das Verzehrverbot von Hühnchen notwendig machte und strikt durchgesetzt wird. Auf dem Schwarzmarkt wird Hühnchen hoch gehandelt und verwundert es nicht, welche Möglichkeiten eine Frucht bieten würde, die von ihrer Konsistenz und ihrem Geschmack her alle Vorteile des Hühnchens haben würde.

John Layman nimmt die immer wieder aufkeimende Hysterie im Lebensmittelbereich gehörig auf die Schippe. Man fühlt sich an jene Szenen erinnert, als Sol Roth in Jahr 2022 … die überleben wollen voller Verzückung ein Gulasch zubereitet, weil es so selten geworden ist. In Zeiten künstlicher Verknappung und Verbraucherzurückhaltung durch Vogelgrippe, Rinderwahn, Schweinepest, in Zeiten, da selbst Pflanzen nicht mehr sicher sind, Stichwort EHEC, trifft Layman mit seiner Geschichte ins Schwarze. Aber ihm genügt es nicht, das Thema nur leicht zu ironisieren. Layman legt noch eine Agentengeschichte und eine scheinbar weltweit umspannende Intrige obenauf.

Rob Guillory, Zeichner und Kolorist in Personalunion, vermittelt die verschiedenen Arten von Humor, die hier zu finden sind, auf eine perfekte cartoonartige Weise. Ob brachial, leicht, hintergründig oder auch die kleine Überraschung nebenbei. Eine Frucht, der Hühnchenersatz, schaut aus, als habe jemand ein Alien-Ei mit Tentakeln versehen. Der berühmte Diktator südamerikanischer Länder (da tauchen immer wieder welche auf) wird hier durch den Gouverneur gründlich karikiert.

Guillory übertreibt seine Figuren gern, eine Technik, die insbesondere bei Cartoons sehr beliebt und schon lange bekannt ist, im Comic-Bereich seltener auftaucht. Ein besonderes Merkmal ist die Gegenüberstellung drastischer Formen: Dick, dünn, schlank, fett, kantig, weich, groß klein und vieles mehr. Das kann in einer Figur geschehen, aber auch in der Konstellation verschiedener Charaktere zueinander. Innerhalb einer Figur betrachtet, ist hier der Gouverneur ein schönes Beispiel. Kleiner Körper, riesiger Kopf, noch größere Augen, winziger Bart. Zwei Charaktere, die hier regelrecht aufeinanderprallen, sind Tony Chu und Lin Sae Woo mit ihrer Hommage an die Aufzugschlägerei in Terminator SCC. Layman und Guillory haben einen Humor, der sich nicht festlegen lassen will.

Ein fetziger Spaß, die vordergründig den Agentenalleingang von Tony Chu verfolgt, während hintergründig ein roter Faden ein großes Geheimnis aufbaut. Durch den Ortswechsel entstehen viele neue Facetten, leicht anarchisch, komisch, spannend und kurzweilig. Auf Augenhöhe mit Serien wie Umbrella Academy, nur noch etwas überdrehter. 🙂

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