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Comic Blog


Dienstag, 14. Dezember 2010

Maries Drachen 1 – Armance

Filed under: Mystery — Michael um 17:27

Maries Drachen 1 - ArmanceDer Gang in den Wald ist für die zwölfjährige Marie bis zu jenem Moment ein schöner Tag, in dem sie die Schatten der Bäume betritt. Zuvor wurde noch gefeiert. Ein ganzes Dorf war auf den Beinen. Als Marie, allein mit einem großen Schwert bewaffnet, die Wildnis betritt, ändert sich alles. Wahrhaftig alles. Viele Jahre später ist aus Marie eine kämpferische junge Frau geworden, die es meisterhaft versteht, sich ihrer Haut zu erwehren. Mit diesen Fertigkeiten ist es denn auch kein Wunder, dass sie sich als Söldnerin, Kundschafterin, als begleitende Kriegerin verkauft, aber immer auch von dem Gedanken beseelt, vielleicht doch noch eines Tages ihre lange verschollenen Geschwister wiederzufinden.

AnGe, das Autorenduo, gehören zweifellos zu den Vielschaffenden auf dem Comic-Sektor. Die langlebige, wie auch inzwischen umfangreiche Reihe Die Legende der Drachenritter stammt aus ihrer Feder. Der Vierteiler Das verlorene Paradies war mystisch fantastisch, die Trilogie um Belladonna entführte auf sehr unterhaltsame Art in das Zeitalter der Musketiere. Hier entführen die beiden Autoren den Leser in eine Welt, die bekannt erscheint, aber dennoch anders ist. Ein Kaiser herrscht über Frankreich, dabei lautet eine seltsame Aussage eines Mönchs: Es gibt kein französisches Reich.

Auch die Namen, die ein ganzer Kreis von Mönchen ruft, sind unbekannt. Trotzdem klingen sie nicht richtig fremd. Dieses Geheimnis bildet den Sockel der Geschichte, in der sich vordergründig eine junge Frau mit aller Macht auf der Suche nach den wenigen Verbliebenen ihrer Familie befindet. AnGe haben aus Marie eine starke Frau, gemacht, die sich vom Leben nimmt, was sie braucht, in jeder Beziehung. Einen Freund lässt sie zu, eine tiefe Freundschaft, die sie nicht durch Liebe oder gar Leidenschaft zerstören will.

Es ist eine klassische Quest, nicht nur für die handelnden Charaktere, sondern ebenso für den Leser, der den Hauptfiguren nur um Haaresbreite voraus ist. Handlungsorte, Ausstattung und die Entwürfe der verschiedenen Figuren wirken dank der Fertigkeiten von Künstler Thierry Demarez stets einzigartig und prägnant (und sicherlich nicht gänzlich uninspiriert, betrachtet man das tragische Ereignis in Maries Leben und vergleicht es mit der ersten Verfilmung von Conan). Demarez arbeitet mit höchst feinen Strichen. Müssen schwarze Flächen größer sein, wird gerne und viel schraffiert, denn eine andere Strichstärke setzt Demarez nicht ein.

Der Zeichner ist ein Vertreter des Realismus. Die hier auftauchenden Figuren könnten reale Vorbilder haben und bestechen durch ihre Unterschiedlichkeit, ein Umstand, mit dem nicht jeder Zeichner aufwarten kann. Nur selten verrutscht ein Strich, die Seiten sind meistens in ihrer Gesamtheit brillant und wunderbar zu betrachten. Sie vermitteln die notwendige Atmosphäre sehr intensiv und schaffen so ein tolles mittelalterliches Lesevergnügen.

Nah an der Fantasy, aber nur mit einem Schritt die Grenze zwischen Mittelalterepos und Phantastik überschreitend. Technisch versiert und optisch höchst ansprechend gestaltet ist der Auftakt von Maries Drachen mit einer Spur Mystik, nicht wenig Aktion und schönen Schauplätzen eine sehr dich erzählte Geschichte, in der AnGe eine ihrer bislang besten Geschichten vorlegen. 🙂

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