Zum Inhalt springen


Comic Blog


Mittwoch, 01. Dezember 2010

Die Legende der scharlachroten Wolken 3

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:22

Die Legende der scharlachroten Wolken 3 - Der perfekte StrichRyin Fujiwara, Dame und Shogunai, ist gänzlich in den Klauen des Wahnsinns gefangen. Die letzten Anker, Gefühle, die sie zu zwei Männern hinzogen, sind zerstört. Der eine Mann verweigerte sich ihr, der andere fiel durch einen Schwertstreich. Das Reich selbst ist in Gefahr. Und so gibt es Männer, die diese Unsicherheit zu ihren Gunsten nutzen wollen. Das Ergebnis ist blanker Terror. Lehnten sich die Leute zuvor schon gegen die Willkür der Shogunai auf und waren den Launen der Wahnsinnigen unterworfen, so war diese Herrschaft bei aller Grausamkeit das kleinere Übel. Von all dem weiß Raido in seinem zur Zeit selbst gewählten Exil nichts. Nachdem er seinen Erzfeind getötet hat, ist er auf den Spuren seiner Vergangenheit, die nicht so ist, wie er angenommen hat. Raido wurde lange Zeit über seine Herkunft belogen.

Inmitten von Zerstörung findet Raido seine wahre Vergangenheit. Autor und Zeichner Saverio Tenuta arbeitet weiter mit einer Form von lyrischen Bildern, sofern diese Verbindung überhaupt möglich ist. Aber es ist auch eine Lyrik, die äußerst brutal ist. Fast schon brutaler als in den beiden ersten Bänden. Es ist keine Aneinanderreihung von Gewalt, aber sicherlich werden die Spitzen dieser Taten den einen oder anderen Leser im Comic nicht recht sein. Andererseits ist es aber auch keine Erfindung von Gewaltformen. Vor einem phantastischen Hintergrund, mystisch, magisch, auch märchenhaft, zeigt Tenuta eine brutale Diktatur. Er schildert die seltsame Logik von grausamen Verbrechen und tiefer Ergebenheit bis hin zum ehrenhaften Selbstmord.

Aber auch diese Welt ist nicht ohne Hoffnung. Auf der Grundlage von Mord und Totschlag, in einer vollkommen vereisten Landschaft, finden sich zwei Seelen, die einander lieben lernen. Der Keim wuchs bisher nur langsam und zaghaft und bricht hier endlich aus. Sinnbildlich dazu steht nun das Reich der Shogunai selbst am Abgrund. In einer Handlung, die stark von Rückblicken geprägt ist, mögen an Erinnerungen an Klassiker wie Conan aufkommen, an das Kind, das entführt wird, nachdem dessen gesamtes Dorf ausgelöscht wurde. Im Zweikampf zwischen Raido und dem schwarzen Wolf (eine gigantisch umgesetzte Szene!) findet sich die Mystik klassischer Sagen.

Saverio Tenuta versteht es, jeder Situation eine bildliche Tiefe zu verleihen. Ruhige Momente vermitteln Stille, dramatische Szenen werden lauter und hastiger. Die Weichheit der Umsetzung ist wie ein Blick durch einen leichten Schleier, sehr schön passend zum Szenario und der winterlichen Kulisse. Der Wahnsinn der Shogunai, der sich wörtlich und bildlich äußert, wird hervorragend durch die grafische Umsetzung getragen (aber auch etwas kurz). Die Suche nach dem perfekten Strich, der Perfektion als solcher, führt zum Wahnsinn und ist Ausdruck desselben. So sehr und so oft sie es versucht, sie dreht sich nur im Kreis, bis ein von Tenuta perfekt inszeniertes Bild dies besser ausdrückt, als Worte es vermögen.

Die Ruhe vor dem Sturm: Saverio Tenuta legt die vorhandenen Puzzleteilchen aus, setzt sie an ihren Platz. Die wenigen Lücken, die jetzt noch existieren, werden sich im abschließenden vierten Band füllen. Grafisch ein Augenschmaus, bei aller Dramatik mit enormer Ruhe erzählt, dürfte die Legende der scharlachroten Wolken ein Tipp für die sein, die eine etwas andere Fantasy-Geschichte suchen. 🙂

Die Legende der scharlachroten Wolken 3, Der perfekte Strich: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.