Einst gingen sie durch dick und dünn. Sie eroberten ein Königreich. Sie schufen eine neue Ordnung. Aber nur einer konnte König sein. Der heute Verbannte, er wollte nie viel vom Leben, nur den Kampf. Den aber gab es nicht mehr. Hektor, der Held von Schwarzenfels, vegetierte dahin, mit Wein und Weibern, bis er endlich wieder einen Kampfesauftrag erhielt und seinen endgültigen Niedergang besiegelte. Heute ist er alt und doch immer noch unbeugsam und kampfeslustig. Frauen gibt es kaum noch in seinem Leben, dafür umso mehr Wein. Ein Brief holt Hektor aus seinem Versteck hervor und sofort zieht er das Unheil wieder magisch an, denn viele scheinen nur darauf zu warten, sich mit dem alten Kämpen zu messen.
Es ist eine ferne Welt, in Henscher (Autor) und Tarumbana (Künstler) den Leser schicken. Mittelalterlich, kriegerisch, brutal, auch zügellos, voller Missgunst und Intrigen. Hier ist der Verbannte eine klassische Figur, fast ein urtümlicher Rambo. Er wurde weggeschickt, vergessen, aber als er gebraucht wird, zögert man nicht, ihn zurückzurufen und er nimmt den Ruf auf und kommt. Die Schilderung bleibt insgesamt locker. Sie lässt Platz für eigene Interpretationen. Der Start der Geschichte erfolgt im tiefen Winter, in einem von allen Göttern verlassenen Landstrich, bis die Handlung in den Kern des Reiches vorstößt, das der Verbannte einstmals verlassen musste.
War eben noch alles düster, eisig, grausig, wird es nun hell und gleißend, wie ein Sonnenaufgang nach einer ewig langen Nacht. Farbstimmungen und Schattenspiele gestalten diese Welt lebendig. Tarumbana liebt es, in klar definierten Farben zu arbeiten. Stahlblau, goldgelb, blutrot. Jede Farbe hat auch stets ihre Aussage und lässt keine Missdeutung zu. Einzig: Warme Farben bedeuten nicht automatisch etwas Gutes. Ist ein Eisgrau eine Farbe für Krieg, Einsamkeit, führen warme Farben zunächst in die Irre. Rot ist die Farbe des Verrats, der Intrige, des angedeuteten Inzests. Das Flackern eines Kamins, ein verlockendes und beruhigendes Beige ist lediglich die Vorstufe zur gnadenlosen Gewalt.
Hektor, die Hauptfigur, ist ein grimmiger Mann und als solcher auch permanent dargestellt. Kein Gefühl gibt ihm eine Blöße, zählt man Wut nicht dazu. Denn wütend ist er schnell. Tarumbana hat aus dem Verbannten eine Art versteinerten Berserker gemacht. Mag man irgendwann mutmaßen, dass das vielleicht zu wenig ist, sieht man sich als Leser schließlich eines Besseren belehrt. Der Verbannte kann anders, wenn ihn etwas bis ins Mark trifft. Dieser Fall tritt ein und ist, da man sich zu diesem Zeitpunkt der Figur sehr angenähert hat, umso schockierender.
Der Farbauftrag ist schnell erfolgt, fast flüchtig, aber auch auf den Punkt gebracht, wie in einer Momentaufnahme. Tarumbana gestaltet nach Art eines heimlichen Beobachters, der kaum Zeit hat, seine Geschichte einzufangen. In kräftigen Strichen erfolgt Schicht auf Schicht. Durch den starken Gegensatz von Licht und Schatten schafft Tarumbana eine sehr räumliche Wirkung. Im Skizzenanhang darf man einen kleinen Blick auf seine Technik werfen, von der Entstehung bis zum fertigen Bild. Tarumbana hat nicht viele Landschaften oder Räumlichkeiten im Detail zu malen, doch wo sie zu sehen sind, entfachen sie die Phantasie des Lesers und werfen Fragen auf, die leider (noch?) nicht beantwortet werden.
Ein Fantasy-Abenteuer, dessen normale Anteile überwiegen. Magie und Phantastik deuten sich an, sind ein Mysterium. Wer mehr Wert auf den Schwert-Anteil im Fantasy-Genre legt und starke, klar definierte Charaktere mag, in schöner Ausgestaltung, findet hier spannende Unterhaltung. 🙂
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