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Comic Blog


Dienstag, 30. November 2010

Die Legende der scharlachroten Wolken 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:24

Die Legende der scharlachroten Wolken 2 - Wie Blätter im WindDer Fremde hat einen Namen: Raido. Dem Mädchen, das er rettete, ist er nun auch zur Dankbarkeit verpflichtet. Meiki sieht zu dem Krieger auf, sieht auch den Mann in ihm, obwohl ihm der rechte Arm und das linke Auge fehlen. Mit der zurückgekehrten Erinnerung, dem vollen Bewusstsein und dem neuerlichen Besitz der Schwerter, die ihm einst im Kampf geraubt wurden, hat sich die Lage für die beiden ungewöhnlichen Freunde verschärft. Denn eigentlich können es sich beide nicht leisten, dass die Herrscherin von ihrem Aufenthaltsort erfährt. Yozeru, ein uralter Mann, wird derweil im Palast gefoltert, um herauszubekommen, wo sich Meiki befindet. Fudo, der Heerführer, kennt keine Gnade. Aber schließlich verhilft ein Trick zur gewünschten Information.

Wie Blätter im Wind: Dies ist nicht nur der Titel des zweiten Teils der Geschichte um den Krieger Raido, das Mädchen Meiki und mittlerweile auch den Jungen Ogi, sondern auch eine gute Umschreibung für den Widerstand, den sie fremden Kräften entgegenzusetzen haben. Nämlich gar keinen. Saverio Tenuta hat eine schicksalsträchtige Geschichte geschrieben und gestaltet. Unerbittlich führt er seine Helden auf einen Punkt zu, an dem sich der weitere Lebensweg der Figuren entscheiden oder auch enden wird. Während Raido, der Krieger, Meiki bei ihren Marionettenspielen zuschaut, deren Ende vorbestimmt ist, so kann auch der Leser dieser Kette von Ereignissen atemlos zuschauen, die sich immer mehr zu spitzen.

Magie, Schwertkampf, Wölfe, Schusswaffen: Saverio Tenuta bringt einige traditionelle Elemente von Schwertkampfepen wie auch Kung-Fu-Filmen zusammen. Als Anleihe an historische Figuren darf hier die Dame Ryin genommen werden. Als Mörderin ihres Vaters und Herrscherin über das Land erscheint sie ein wenig als eine asiatische Variante einer Gräfin Bathory. Ryin leidet an einer Krankheit, die sie entstellt, doch hat sie mittels junger Frauen einen Weg gefunden, der sie in vollkommener Schönheit und Jugend erstrahlen lässt. So brutal ihr Weg zur Erreichung dieser Ideale ist, so brutal gestaltet sich auch das Kampfgeschehen rund um Raido und ebenfalls die Folterresultate.

Spätestens seit Shogun weiß auch im Westen der Leser oder Zuschauer, dass im alten Japan ein Menschenleben kaum mehr als einen toten Fasan wert ist. Wer allein einen genauen Blick auf das Titelbild wirft, wird einen Eindruck der vorherrschenden Mentalität der Mächtigen in diesem Band bekommen. Mehr noch: Es zeigt auch den Gestaltungsspagat zwischen Schönheit und Grausamkeit. So konsequent sich die Charaktere danach verhalten (so ist die Dame Ryin eine Künstlerin der Kalligrafie und japanischer Bildkunst), so konsequent setzt Saverio Tenuta die Ansichten um. Hier geht es wahrhaftig Auge um Auge.

Grafisch setzt auch der zweite Teil der Reihe seinen Höhenflug fort. Die Szenen nutzen viele unterschiedliche Lichtaspekte. In der Nacht, in Zimmern mit schummriger Beleuchtung, in grellem Licht. Tenuta ist immer auf der Suche nach Stimmungen. Schleier und Nebelfetzen, kleine Accessoires sorgen für Hinweise, Akzente neben der erzählten Geschichte. Einiges hält er auf Abstand, anderes holt er nahe heran, hält es, wenn man so will, geradewegs in die Kamera. Das ist nicht immer für Zartbesaitete, aber es sieht auch bei aller Grausamkeit verteufelt gut gemacht aus. (Nimmt man es als großartiges Märchen, bleibt der nötige Abstand zur Betrachtung der Bilder.)

Weiterhin eine großartige grafische Technik und auch Charaktere, die den Leser sehr dicht heranlassen und mitziehen. Ein vorbildliches Epos, hinreißend, aber brutal. 🙂

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