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Comic Blog


Dienstag, 30. November 2010

Die Legende der scharlachroten Wolken 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:15

Die Legende der scharlachroten Wolken 1 - Die Stadt, die zum Himmel sprichtEin Fremder findet sich einer kleinen Absteige wieder. Niemand kümmert sich um ihn. Vorne auf einer provisorischen Bühne wird ein Puppenspiel aufgeführt. Den Oberen dieses Landes scheint der Inhalt des Stücks nicht genehm zu sein. Schon drängen sich Soldaten nach vor, die das puppenspielende Mädchen festnehmen wollen. Der Fremde, zerlumpt gekleidet, wird immer noch nicht beachtet. Seit langem hört er die Stimmen nicht. Seit langem ist er zum ersten Mal wieder sehr konzentriert. Der tödlichste Jäger ist der, der Geduld hat. Und ein Jäger, der unsichtbar zu sein scheint. Als er sich in die Festnahme einmischt, hat niemand mit seinem Eingreifen gerechnet. Aber ein fliehendes Mädchen ist bald die geringste Sorge der Soldaten, denn die Izunas, Schneewölfe, greifen die Stadt an.

Saverio Tenuta hat eine Geschichte wie auch einen Comic-Auftakt geschaffen, der sich an eine japanische, mythologische Umgebung anlehnt und eine eigene Legende schafft, die mit einem äußerst westlichen Szenario beginnt.

Ein Fremder taucht auf. Er weiß nichts mehr von seiner Vergangenheit. Stimmen verfolgen ihn wie Visionen. Er versteht es zu kämpfen, eine überaus wichtige Eigenschaft, da man ihm nach dem Leben trachtet. Verrat und Liebe sind im Spiel, der Wunsch nach Macht, dem ein ehemaliger loyaler Soldat nur im Wege stehen konnte.

Saverio Tenuta raubt seinem Helden aber nicht nur das Gedächtnis. Der rechte Arm des Mannes fehlt, auch hat ihm jemand im Kampf das linke Auge geraubt. Mit diesem Handicap hat er anderen Soldaten immer noch einiges voraus. Tenuta könnte an dieser Stelle fortfahren und eine reine Rachegeschichte erzählen, aber er schwenkt um und so gelingt ihm eine Mischung aus Thriller, Fantasy, ein wenig Märchen und großem Abenteuer. Fantasy hält sehr schnell mit dem Angriff der Izunas Einzug. Diese Schneewölfe dürften das schönste Untier sein, das seit langem im Fantasy-Genre geschaffen wurde. Seine Form wirkt äußerlich einfach, aber es ist die Einfachheit eines Raubtiers, wie sie auch in der Realität vorkommen. Schlank, kraftvoll, mit einem eindrucksvollen und toll entworfenen Kopf versehen, könnte man sie als eine Turboform der Warge bezeichnen.

Eis und Kälte ersticken diese Welt. Vor diesem Weiß kommen sämtliche andere Farben besonders klar zur Geltung. Tenuta liebt es in seinen samtweichen Bildern mit Rot zu spielen: Rote Blätter, rotes Blut, rote Zeichnungen. Es sind Bilder, bei denen es sich lohnt, einmal die Lupe darauf zu richten. Die feinen Strukturen sind in der Vergrößerung immer noch glasklar. In der Vergrößerung zeigt sich der Arbeitsaufwand der Grafiken sehr deutlich. Diese transportieren ein Epos. Ein völlig geschlagener Held muss sich dem Bösen seiner Vergangenheit stellen und somit auch den damit verbundenen Ängsten.

Der Gegner, der den fremden Krieger derart schlug, ist ein kleines Meisterwerk. Nicht selten ist dem Bösewicht eine besondere Gestaltung zuteil geworden. Das zeigt auch die Leistung, die es zu vollbringen gilt, will man diesen Giganten besiegen. Aber noch ist es nicht soweit. Vorerst kann sich der Leser an diesem finsteren Gesellen erfreuen, der in dieser leicht zeichentrickartigen Ausdrucksweise wie ein Schauspieler wirkt, der Stunden in der Maske verbringen musste, um so auszusehen.

Es gibt sicherlich Vergleichbares in der japanischen Mythologie wie auch in jüngeren Abenteuergeschichten, aber die Behutsamkeit der Erzählung wie auch das phantastische Artwork heben den Reihenauftakt sehr hoch aus der Masse von Comics heraus. Wer keine Mangas mag, sich dennoch für asiatische Geschichten begeistern kann, und technisch hochwertige Grafiken liebt, sollte einen Blick riskieren. 🙂

Die Legende der scharlachroten Wolken 1, Die Stadt, die zum Himmel spricht: Bei Amazon bestellen

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