Wie Freunde sich doch manchmal kennenlernen: Da beklaut einer den anderen, steht zuerst in seiner Schuld und schließlich kommen sie nicht mehr ohneeinander aus. Im Gegenteil: Werden sie doch auch noch zum jeweiligen Lebensretter des anderen. Das gibt es wahrscheinlich nur auf Dandalos. Eine planetenweite Stadt. Ohne Unterbrechung. Gasse reiht sich Gasse. Straße folgt auf Straße. Dazwischen, versteckt, existieren Mauern, Grenzen, verbergen sich verschiedene Reiche. Es ist ein Gewirr von Völkern, Menschen und allerlei anderen Wesen, mit vielen Geheimnissen unter der Oberfläche, Königen und Bettlern, Friedensstiftern und Intriganten. Und Kartographen. Nur die Meisterkartographen von Aramantes kennen sich wirklich in diesem riesigen Labyrinth aus.
Archim Decamp ist nicht nur guter Kartograph, er ist auch ein Herzensbrecher und Schwerenöter. Wer ohnehin nicht lange an einem Ort verweilt, hat damit keine Probleme. Eigentlich, denn Archim Decamp ist eben doch zu oft zu lange an einem Ort. Und nicht jede Frau, mit der er anbandelt, ist ledig. Oliver, ein Langfinger, merkt außerdem, dass ein Schäferstündchen nicht jegliche Aufmerksamkeit des Kartographen in Anspruch nimmt. Aus einem Diebstahl wird der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und der Auftakt zu gefährlichen Abenteuern.
Christophe Arleston hat sich wahrhaft auf dem Gebiet der Comics verdient gemacht. Er hat Universen geschaffen (Troy, Ythag) und Mehrteiler erzählt, immer abwechslungsreich und spannend. Wie sehr das eine auf dem anderen aufbaut, zeigt sich wieder einmal hier. Dandalos, ist ein Stadtplanet. Wer einen Vergleich zu Coruscant herstellen mag, liegt genau richtig. Zwar gibt es hier keine Wolkenkratzer, aber das Straßengeflecht, die Vielfalt, die mit diesem Gewirr und Gewimmel einhergeht, ist eine perfekte Grundlage für eine Vielzahl von Geschichten, die sich an allen Ecken und Enden ergeben können.
Paul Glaudels Zeichenstil erinnert an Moebius. Es ist ein wenig verspielter, in jedem Fall aber sehr konstruiert. Galudel überlässt nichts dem Zufallsstrich, vereinfacht aber auch. Optisch erinnert die Ausführung der Figur von Archim Decamp an die Köpfe auf den Osterinseln: Sehr langgestreckt, kantig, die Augen oft im Schatten liegend. Hart gezeichnete Konturen der Wangen und eine Kinnpartie, mit der noch nicht einmal ein Schwarzenegger karikiert wird. Andere Figuren sind deutlich weicher und runder gezeichnet. Echte Kerle sind bei Glaudel gröber und voluminöser.
Arleston und Glaudel folgen sehr schnell einem roten Faden. In den hier zusammengefassten ersten beiden Abenteuern, Der Stadtplanet und Die Glyphe des Hofnarren, agiert eine geheimnisvolle Vereinigung hinter den Kulissen, die Sapientisten. Ihre Intrigen führen sogar zu Aufständen. Lernt der Leser im ersten Teil so auch die Unterwelt von Dandalos kennen und Gefahren, die Arleston, wie so oft, gerne andernorts entlehnt oder zitiert. Arleston kennt seine Vorbilder, vermengt gerne und kreiert so etwas neues. Glaudel hat aber nicht nur Filmzitate umzusetzen. Gleich im zweiten Abenteuer geht es in ein Reich, mit Kostümen, angelehnt an die Mode in Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert.
Das hat optisch stets eine gewisse Moebiussche Simplifizierung, eine verspielte Vereinfachung, der es trotzdem an nichts mangelt, da die Handlung forsch voranschreitet. Die Farbgebung folgt den eher einfachen Formen. Sie ist nicht sehr detailfreudig, dafür aber kräftig, heiter. Mehr braucht es hier nicht.
Ein Umblätterer: Man will einfach wissen, wie das Abenteuer weitergeht. Arleston war in seinen Anfangstagen bereits ein guter Erzähler, der es verstand und immer noch versteht zu erzählen. Stetig steigernd, humorvoll und mit guten Ideen. Leichte Fantasy, die Spaß macht. 🙂
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