Asgard, die Heimstatt der Asen, hat wieder eine stärkere Verbindung zu Midgard, der Welt der Menschen. Doch der Platz, den sie in dieser ihnen unbekannten Welt eingenommen haben, gefällt ihnen nicht sehr. Und man ehrlich: Wer lebt schon gerne in Oklahoma? Für Loki, nach der Rückkehr der Asen in Gestalt einer Frau zugegen, ist dieses mulmige Gefühl der Asen, ein willkommenes Geschenk, um Missgunst zu säen und Intrigen zu schmieden. Die Asen fühlen sich schlicht fehl am Platz. Oklahoma ist zu heiß, zu karg. Ihnen fehlen die Berge, die Wälder, der Schnee und die Jagd. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass sie früher als angenommen, in den Genuss einer neuen Heimat mit all diesen Vorzügen kommen. Aber zu welchem Preis?
Thor, nach Odins Verschwinden, der Herr über Asgard, wird durch einen unglücklichen Zwischenfall, von seinem Thron vertrieben. Und Balder, Thors Halbbruder, fällt auf die zischelnden Einflüsterungen Lokis herein. Die Asen finden eine neue Heimat, weit entfernt der Vereinigten Staaten, im königlich regierten Latveria.
Nach einem ruhigen und sorgfältigen Anlauf, geschrieben von J. Michael Straczynski, gipfeln die bisherigen Winkelzüge Lokis in dieser Ausgabe, in der alles wieder einmal anders wird. Straczynski, bekannt durch die Fernsehserie Babylon 5, im Comic-Genre längst etabliert durch sein Comic-Universum Rising Stars und seine Beiträge zu Spider-Man, hat sich des Donnergottes angenommen, bevor er ihn vor dem nächsten Marvel-Großereignis wieder verließ. Schwierig genug, bedenkt man, dass ein Ereignis das nächste jagt. Die Zwischenzeit hat Straczynski gut genutzt und dem Mythos Thor einen neuen Anfang beschert.
Deutlich rasanter und dramatischer präsentiert sich diese 5. Folge der neuen Thor-Reihe. Nach einigem Geplänkel muss Thor nun wieder den Hammer in die Hand nehmen und kämpfen. Zeichner Olivier Coipel, der mit seinen höchst realistischen Bildern einen enormen Eindruck hinterlassen hat, übergibt auf den letzten Metern den Staffelstab an Marko Djurdjevic, der ihm künstlerisch in nichts nachsteht, sondern noch aufwendigere Grafiken gestaltet.
Das Aussehen Thors in der von Straczynski erzählten Handlungslinie ist martialischer, soldatischer. Die Grundoptik wurde erhalten, doch der vor Jahrzehnten entstandene Comic-Charakter hat deutlich von seinem Glamour-Aussehen verloren. In einer kleinen, von Alt-Meister Stan Lee erzählten Episode kann der Leser einen direkten Vergleich anstellen. Thor trifft im Haupthandlungsstrang auf Bor, Odins Vater. Im folgenden Zweikampf zeigen die Künstler ihr Können durch einen cineastischen Blick auf das Geschehen. Das besitzt die Rasanz des Duells zwischen Hulk und Abomination in der jüngsten Verfilmung des grünen Riesen.
Marko Djurdjevic darf sich in der zweiten Hälfte auf die ruhigeren Momente konzentrieren. Hierbei ist der Fokus nicht nur auf das Schicksal des Donnergottes gerichtet. Grafisch ebenso beeindruckend sind die Szenen in Latveria. Die Asen speisen am Tisch von Dr. Doom. Aber, und hier zeigt sich auch der Humor (eine Szene, die an alte Kostümfilme erinnert), schöner noch ist die Szenerie, in der Volstagg eine Idee hat. Allein nach diesem Einschub würde man sich als Fan ein kleines Spin-off mit Volstagg und seinen beiden Freunden wünschen (plus Ziegen), natürlich von Djurdjevic gestaltet.
Hier stimmt wirklich alles: Eine ausgewogene Handlung mit Dramatik und Aktion, Bilder von Top-Zeichnern, die aus diesem Handlungsabschnitt eine Premium-Ausgabe machen. 🙂