Ein Mensch kann in dieser Welt nur überleben, wenn er kämpfen kann. Sonst stirbt er. Oder endet als Mahlzeit. Siamh ist eine tapfere Kriegerin, doch Firbolg ist ein Gigant. Vielleicht war er einst ein Mensch. Über dieses Dasein hat er sich längst erhoben. Er ist nun nur noch eine Urgewalt, eine hungrige Urgewalt. Zunächst schlägt Siamh sich tapfer. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Riese seine Gelegenheit gegen die wendige junge Frau erhält. Da schlägt unerwartete Hilfe zu: Dag. Der Krieger mit der magischen Axt eilt der Kriegerin zu Hilfe, die sie, wie sie betont, eigentlich nicht nötig hatte. Eine Gefährte, ein starker noch dazu, kommt wie gerufen. Aus dem Paar wird eine Familie. Aus ihrer Geschichte entsteht eine Legende.
Denn es können die Guten nicht in Frieden leben, wenn es den Bösen nicht gefällt. So erscheint eines Tages ein Besucher, der um Obdach bittet. Obwohl Siamh misstrauisch ist, gewährt Dag dem Fremden Einlass.
Legenden, Mythen, Sagen. Wer einige davon aus dem nordischen Raum kennt, wird so manches wiedererkennen, in der Mixtur jedoch überrascht werden. Vier Nachkommen sind es schließlich, die von Autor Roman Le Breton in den Wettstreit um die Erfüllung einer Prophezeiung geschickt werden. Jeder hat eine ihm gemäße Aufgabe zu erfüllen. Hier wurden schöne Einfälle verarbeitet, die auch an andere mythologische Welten erinnern. So könnten auch Anleihen bei Sindbad und seinen Kollegen geholt worden sein.
Bran der Verdammte wirkt auf den ersten Blick wie eine Fantasy-Version von Lobo. Diese Figur bringt die Wende. Ihr Eingreifen ist kurz und entscheidend. Siamh agiert in bester Cimmerier-Tradition. Schwache Kinder können nicht zum Clan gehören, noch weniger können sie eine Prophezeiung erfüllen. Allerdings wird die Aussonderung für eines des Kinder zur Chance, denn eine Wölfin nimmt sich seiner an. Siamh ist nicht versöhnt mit den Umständen, verstößt den Jungen Arawn aber nicht völlig.
Man merkt, dass selbst in einem kurzen Eintauchen in die Geschichte eine Reihe von bekannten Elementen sichtbar wird. Der Grund, warum es zu keiner Zeit langweilig wird, liegt in der grafischen Umsetzung, die exzellent ist. Sebastien Grenier macht kein langes Federlesen. Die Zeichnungen und die Kolorierungen kommen bei ihm aus einer Hand. Ob im Gebirge, in dichten Wäldern, in den Höhen und den tiefen Wassern, phantastische Handlungsorte gibt es genug. Krieger und Monster sind ebenso reichlich vertreten. Grenier malt epische Bilder, sehr ausgefeilt, sehr fein, manchmal auch sehr klein auf das Blatt gebannt.
Diese zeitweise auch sehr kleinen Bilder verwundern einerseits, andererseits nötigen sie auch Respekt ab, denn andere Zeichner hätten aus so mancher Szene ein Bombastbild über eine Doppelseite gemacht. Für Grenier sind sie gerade einmal eine Fußnote. Dank der Geschichte hat er viel zu zeigen und pickt sich die Rosinen für die größeren und umso beeindruckenderen Bilder heraus.
Ein sehr geradliniger Fantasy-Knaller, mit allem, was das Herz eines Fans von Schwertern und Phantastik begehrt: Mutige Krieger, furchtbare Kreaturen, wilde Länder, unheimliche Magie. Und ebenso phantastisch gemalt. 🙂
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