Hass ist der Antrieb. Irgendwann, vielleicht in der Gegenwart, vielleicht in der Vergangenheit, wird Nero wieder auf Spock treffen. Und dann wird der Romulaner seine Rache haben. Wenn Vulkan vor den Augen Spocks explodiert, wird der Zorn in Nero vielleicht begraben. Doch so einfach, wie Nero sich diese Tat vorstellt, ist es nicht. Vorerst kann Spock in der Zeit entkommen. Für Nero und seine Männer bleibt nur das Warten. Das endlose Warten in klingonischer Gefangenschaft.
Willkommen auf Rura Penthe! Eis bedeckt den Planeten. Nur wenige ist hier das Überleben vergönnt. Aber kaum jemand geht an die Oberfläche. Falls doch, ist es eine Bestrafung. Unter der Oberfläche befindet sich ein klingonisches Gefängnis. Jeder Aspekt für sich allein genommen ist eine Todesfalle. In dieser Kombination, unter der Aufsicht des Klingonen Koth, ist es die Hölle. Nero wartet. Stoisch lässt er alles über sich ergehen. Jede Folter, jede Erniedrigung, denn insgeheim weiß er: Seine Zeit wird kommen.
Die eigentliche Comic-Geschichte zum Neustart von Star Trek mag komplexer gewesen sein, dieser Teilabschnitt der Vorgeschichte ist noch versierter. Ein Bösewicht ist stets ein heimlicher Handlungsheld. Der jüngste Kinofilm hielt diesen ein wenig zu sehr im Hintergrund. Grund genug, sich einmal verstärkt mit dieser Figur zu befassen.
Roberto Orci und Alex Kurtzman geben die Geschichte vor, Mike Johnson und Tim Jones erledigen den Text. Viele Köche stellen hier einen vorzüglichen Brei her, um das Sprichwort einmal abzuwandeln. Nero muss warten. Zwar fliegen er und seine Mannschaft wie auch Spock in die Vergangenheit. Die Endpunkte sind allerdings verschieden. Die Romulaner, denen Nero und seine Männer angehören, geraten in die Fänge alter Klingonen, in einer Zeit (über die ein Worf ungern spricht), in der die Technik nicht modern, die Klingonen aber so kriegerisch wie immer sind.
Star-Trek-Fans können sich auf den Strafplaneten Rura Penthe freuen, von dem selbst Kirk und Pille nur mit Mühen entfliehen konnten (Star Trek VI). In einer Geschichte, die sehr auf den Charakter Neros eingeht, seine Entwicklung und seine Stärke aufzeigt, wächst Zeichner David Messina deutlich über sich hinaus und liefert Bildkompositionen ab, die die Messlatte für künftige Comics aus dem Star Trek Universum (auch aus seiner Feder) höher legt. Die Düsternis des romulanischen Hauptcharakters spiegelt sich in den Bildern wider. Sehr starke Kontraste zwischen Hell und Dunkel, beinahe theatralisch inszeniert, stehen einem ausdrucksstarkem SciFi-Szenario gegenüber.
Technisch perfekt wird das romulanische Zwischenspiel auf der klingonischen Gefängniswelt dargestellt. Fast wünscht man sich als Fan, der letzte Kinofilm hätte noch um ein paar erklärende Szenen aus dieser Geschichte bereichert werden können. Weitere hier gezeigte Szenen sind die I-Tüpfelchen. Auch hier werden Fans einiges erkennen, auch solches, das in der Chronologie der Star Trek Reihe manchmal in Vergessenheit gedrängt wurde.
Ein sehr gelungener Band mit wichtigen Informationen zum letzten Kinofilm, hervorragend mit viel Gefühl für dieses Universum erzählt und einem David Messina, der sich grafisch selbst übertrifft. 🙂
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