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Comic Blog


Mittwoch, 13. Januar 2010

Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:30

Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure 2 - Die Schwadron der StörcheDie Spione haben gute Vorarbeit geleistet. Die Doppelgänger sind perfekt ausgewählt. Leider haben sie sich nicht allzu perfekt auf ihren Einsatz vorbereitet. Selbst wenn: Niemand hätte ahnen können, dass sie auf Flieger treffen, die sich in Australien und in den USA auskennen. So wird Tanguys Vater, ohne es zu ahnen, zum Ziel. Die Spione können kein Risiko eingehen. Schnell ist das Flugzeug von Kommandant Tanguy manipuliert. Gleich nach dem Start schraubt der erfahrene Pilot die Maschine in die Lüfte, doch plötzlich …

Die Mirage III ist nicht nur etwas, auf das Frankreich in seiner Armee stolz sein kann, es ist auch etwas, auf das viele Menschen im weiten Bereich des Waffengeschäfts sehr gespannt sind. Oder interessiert. Über die Maßen neugierig, ließe sich auch sagen. Andere hingegen wollen das Flugzeug einfach nur abstürzen sehen. Ein Auftrag führt Tanguy und drei seiner Mannschaftskameraden nach Israel. Die dortige Luftwaffe möchte ihre Staffeln modernisieren. Dafür brauchen sie das Beste vom Besten. Tanguy ist überzeugt, dass ihre Vorführungen zum Verkauf des Flugzeugtyps beitragen können. Der Auftrag wird schwieriger, als er gedacht hat.

Albert Uderzo gehört, das beweist er mit dieser zweiten Ausgabe der gesammelten Abenteuer von Tanguy und Laverdure, zu den ganz Großen. Bereits mit der ersten Zusammenfassung wusste er zu überzeugen und konnte zweifelsfrei zeigen, dass er noch mehr kann, als nur Funnys zeichnen. Hier bricht die Professionalität noch mehr durch, sind die Zeichnungen noch sicherer, auf den Punkt genau realistisch, dass man es als Leser fast schade finden kann, dass Uderzo diesen Pfad einmal zugunsten von Asterix aufgegeben hat.

Ohne Frage ist er ein Meister der Karikatur, des Funny-Charakters. Wer sich die Figur des Ernest Laverdure genau betrachtet, wird stilistische Eigenarten finden, die es bei Asterix zuhauf gibt, aber auch schon beim guten alten Umpah-Pah zu sehen sind. Eigentlich, wenn man bei aller Bewunderung ganz ehrlich ist, passt Laverdure nicht so recht neben die anderen Figuren, die sehr realistisch gezeichnet sind. Aber es ist gerade dieser Ausbruch, der dieser Reihe eine gewisse Leichtigkeit verleiht, der sich französische Komödien und Abenteuerfilme in den 60er Jahren rühmen konnten.

Neben Gesichtern, die reale Vorbilder haben, wie Abbildungen im Vorwort belegen können, finden sich hier und da auch Charakterköpfe, die einem durchaus bekannt vorkommen. Ein Oberst Arf von der israelischen Luftwaffe könnte durchaus mit einem Caesar verwandt sein. Arf ist weitaus realistischer gezeichnet, doch der gesamte Entwurf der Figur (Gesichtsform, Alter, Haarfarbe, Statur usw.) erinnert stark an den späteren römischen Heerführer, der in der Asterix-Reihe eine nicht unwesentliche Nebenrolle spielt.

Nebenrollen sind hier haarklein auf das Beste besetzt. Selbst der minimalste Auftritt eines Polizisten oder eines Wirts sprüht vor Individualität und ist für jeden Comic-Schaffenden vorbildhaft (die zwar gut sind), dessen Gesichtstypen sich generell wiederholen. Das ist im übertragenen Sinne großes Kino eines Perfektionisten.

Jean-Michel Charlier ist der zweite Kopf dieses Comic-Traumduos. Hier greift Charlier tief in die Trickkiste der Fliegergeschichten. In der großen Zeit des Kalten Krieges wird die Entwicklung der Kampfflugzeuge gnadenlos vorangetrieben. Die Mirage III steht hier exemplarisch für diesen technologischen Einsatz. Trainingsflüge würden schon genügend Möglichkeiten schaffen, um dieses Prachtflugzeug in Szene zu setzen. Aber Charlier wäre nicht Charlier, würde er sich mit Standardsituationen begnügen. So kommen zu den allgegenwärtigen Gefahren des modernen Jagdfliegers noch Sabotage und Spionage, Entführungen und Anschläge hinzu.

Schlussendlich tritt noch Laverdure auf den Plan. Nicht nur, dass er allerhand Unsinn anstellt, an dem er Schuld hat und auch nicht, darüber hinaus ist er ein Tausendsassa, der mit seinem Sportwagen noch mehr Chaos anrichten kann. Eine Spinne im Pilotenhelm (der nicht geöffnet werden darf) genügt schon für einen heiteren Einschub. Laverdure ist die Figur, mit der stets zu rechnen ist, die allerdings nicht vorausberechnet werden kann. Darüber hinaus ist Charlier mit Laverdure ein sehr sympathischer (obwohl er immer ins Fettnäpfchen tritt) und lebensfroher Held gelungen.

Nicht nur ein Stück Comic-Geschichte: Beste Abenteuerunterhaltung, toll und sehr abwechslungsreich erzählt, mit absoluter Perfektion in Szene gesetzt. Wer ein vollkommen anderes Bild von Albert Uderzo gewinnen möchte, dem sei die zweite Gesamtausgabe der Reihe ans Herz gelegt. Selbst Jahrzehnte nach ihrem ersten Erscheinen setzen die hier versammelten Abenteuer immer noch Maßstäbe. 🙂

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