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Comic Blog


Samstag, 29. August 2009

Fables 8 – Arabische Nächte (und Tage)

Filed under: Mystery — Michael um 15:25

Fables 8 - Arabische Nächte (und Tage)Ein Dschinn ist etwas ganz besonderes, selbst für die Begriffe eines Fables. Die alte Dame beschreibt die Fähigkeiten dieser Flaschengeister in den dunkelsten Farben. Keinen Sinn für Moral oder den Unterschied zwischen Gut und Böse besäßen sie, dafür eine Allmacht ohnegleichen. Einstmals wurden sie ausgetrickst und in kleine Flaschen verbannt. Wer sie befreite, dem sollten drei Wünsche erfüllt werden. Solange der dritte Wunsch dazu benutzt wird, den Geist wieder in die Flasche zu befördern, kann niemals ein Unglück geschehen. Aber werden alle Nutzer der Flaschengeister auch so klug sein? Fest steht: Ein Dschinn besitzt uneingeschränkte Macht, mit der es ein Leichtes wäre, ein ganzes Land in Nullkommanichts auszulöschen.

Eine Lösung zur Bekämpfung eines Dschinns gibt es: Einen anderen Dschinn. Dieser könnte einen anderen Geist besiegen, doch nur um den Preis seiner eigenen Existenz. So ein Geist wird nichts zu finden sein. Sinbad, der Anführer der arabischen Fables-Delegation weiß von den Machenschaften seines Ratgebers nichts. So müssen sich die Einwohner von Fabletown etwas anderes einfallen lassen.

Bill Willingham würzt die bekannten Handlungsstränge mit neuen Nebenschauplätzen und Bedrohungen. Im Verlauf der Geschichte um Fabletown hat sich einiges verändert. Wahlen haben die Machtverhältnisse verschoben. Ein Krieg und ein Überfall mussten überstanden werden. Blue Boy absolvierte einen privaten Rachefeldzug. Daneben gab es die kleinen und großen Tragödien, Herzschmerz und Trennungen. Auf diesem Feld stehen die Fables den Menschen in nichts nach, ganz besonders dann nicht, wenn Figuren wie Prince Charming hinter jedem Frauenrock her sind, die es nicht bei Drei auf die Bäume schaffen.

Nun also geben sich arabische Fables ein Stelldichein. Während in Bagdad noch amerikanische Soldaten patrouillieren macht sich ein Dschinn daran seinen Auftrag auszuführen und verwirrt die ausländischen Soldaten mit einem irritierenden Äußeren einer Schönheit aus Tausendundeiner Nacht. Willingham vermengt spannende Ereignisse mit dem Zusammenprall zweier vollkommen unterschiedlicher Zivilisationen und kultureller Eigenschaften. Daraus entstehen wieder humorvolle Situationen, die so ungewöhnlich sind, dass sie sich nicht mit anderen Publikationen vergleichen lassen. Mit den Fables geht Willingham jeder Vergleichsmöglichkeit aus dem Weg, so frisch und neu (und gut) ist da gesamte Szenario.

Gleich zu Beginn wird die mangelhafte Umgangsform der Fables aus Fabletown einerseits und die ebenso mangelhafte Flexibilität der arabischen Fables andererseits einander gegenüber gestellt. Die einen vergessen, ihre arabischen Gäste angemessen zu empfangen, die anderen wollen nicht eher aus ihrer Limousine steigen, ehe sie nicht angemessen empfangen werden. So wissen die drinnen im Haus nichts von ihren Gästen und die in der Limousine werden langsam sehr wütend. Am Ende ist es ausgerechnet Flycatcher, der als Hausmeister arbeitet, derjenige, der die Gäste durch sein Verhalten zum Aussteigen zwingt. Es ist nur eine ganz kleine Episode aus sehr vielen, die hier sinnbildlich für den sehr verschachtelten und sehr durchdachten Aufbau des ganzen vorliegenden Bandes steht.

Fabletown besticht durch gezügelte Fantasie. Hier leben diejenigen, die inmitten normaler Menschen nicht auffallen und sich durch das Stadtbild bewegen können, ohne angestarrt zu werden. Weitaus interessanter (auch optisch) ist die Farm außerhalb der Stadt. Mark Buckingham, der hier grafisch mit den arabischen Fables eine schöne neue Aufgabe hat, geht in der Optik der Farm viel stärker auf. Allein die Kinder von Snow White sind wohl der fantasievollste Nachwuchs der letzten Jahre. Buckingham zeichnet mit einem zarten Realismus an der Grenze zum Bilderbuch. Die Bilder wirken zerbrechlich und sind stets nur mit dem nötigen Strich versehen. Gleichzeitig sind die einzelnen Charaktere sehr ausdrucksstark geworden. Buckingham beherrscht tolle Gesichtsausdrücke und auch die leichten Veränderungen. So entsteht abseits der Erzählung viel Atmosphäre und Tiefe.

Eine äußerst gelungene Begegnung unterschiedlicher Fable-Kulturen. Willingham setzt wieder einige punktgenaue Clous und treibt die Handlung unangestrengt wie auch an jeder Stellen abwechslungsreich voran. Prima. 🙂

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