Zum Inhalt springen


Comic Blog


Donnerstag, 23. Juli 2009

Die Kaste der Meta-Barone 4

Filed under: SciFi — Michael um 19:32

Die Kaste der Meta-Barone 4 - Aghora und NamenlosIn dem Augenblick, den Aghora für ihre Niederkunft wählte, ist sie verwundbar. Die Hexen, die sich einen neuen Körper zugelegt haben, wissen das. Aghora wird langsamer als gewöhnlich sein, vielleicht auch unkonzentriert. Einen besseren Zeitpunkt als diesen für einen Angriff auf einen Meta-Baron wird es nie wieder geben. Ein Wesen könnte den Angriff nicht nur überleben, sondern auch gewinnen: Zombra. Die Frau verfügt über eine einzigartige Fähigkeit. Diese ist so einzigartig, dass man ihr einen eigenen Gefängnisplaneten gebaut hat, einzig mit dem Zweck, sie für immer und für alle Zeiten wegzuschließen. Aber es gibt noch andere, die eine Rechnung mit der Kaste der Meta-Barone offen haben und diese sind nur allzu gern bereit, das Wagnis einer Befreiung Zombras einzugehen.

Ein überraschender Abschluss! Der Autor, Alexandro Jodorowsky, spinnt eine überraschende Wendung ein, die auch einem M. Night Shyamalan eingefallen sein könnte (Sixth Sense). Eigentlich, so sollte man als aufmerksamer Leser sagen, hatte man es die ganze zeit vor Augen und hätte es ab einem bestimmten Punkt der Handlung auch vermuten können, aber …

Die Handlung war bisher einfach zu gut und zu fesselnd, um auf derlei Detailsuche zu gehen. Die Meta-Barone haben unterschiedlichste Formen gehabt. Sie waren kämpferische Giganten, zeugungsunfähig, verstümmelt und sogar mehr Maschine als Mensch. Mit Aghora findet sich nun ein Männergehirn in einem Frauenkörper (wie es dazu kommt, sollte jeder selber lesen). Ist die Geburt bereits ein Ereignis für sich und in mancher Geschichte der Höhepunkt, leitet sie hier nur eine fabelhafte Geschichte ein, die sich zum Tüpfelchen auf der I der gesamten Reihe entwickelt.

Ein Meta-Baron kann nur an die erste Stelle aufrücken, wenn er seinen Vater tötet. (Für Fans der Reihe nichts Neues.) Ein Meta-Baron muss männlich sein. (Auch nichts Neues.) Der zu tötende Vater hat sich vollkommen in eine Maschine verwandelt, indem er jedes noch menschliche Gewebe austauschte. (Das ist neu.) Sein Sohn ist ein Mann in einem Frauenkörper. (Das ist auch neu.) Diese beiden machen sich nun daran, im Endkampf gegeneinander anzutreten. Jodorowsky macht daraus noch viel mehr. Eisenhaupt, der amtierende Meta-Baron dürfte entgegen seiner gesamten Konzeption gerade zu dem Meta-Baron geworden sein, dessen Liebe zu einer Frau ihm den größten Schmerz eingebracht hat.

Die Liebe ist der größte Feind des Kriegers.

Ausgerechnet eine Frau (oder ein Mann), geboren aus beinahe wahnhafter Liebe, muss dies dem eigenen Vater zum Vorwurf machen. Sicherlich sind die Kämpfe im vorliegenden Band der helle Wahnsinn, seitens der Ideenvielfalt wie auch von der grafischen Umsetzung, aber bei der Tiefe der Handlung hat sich Jodorowsky ein Stück weit selbst übertroffen. Aghoras Beziehung zum geliebten Haustier (eine kleine Schwäche der Meta-Barone), einer Wolfstarantel wie auch der irrsinnige Kampf gegen Zombra, die über die Macht verfügt, sich unendlich zu vervielfältigen, all das sind Einfälle, die so weit hergeholt sind und doch so gut eingefügt sind, dass sich Unstimmigkeiten ergeben.

Juan Gimenez hat sich mit dieser Reihe selbst ein kleines Denkmal als Illustrator gesetzt. Ohne Zweifel hat er auch viele andere tolle Arbeiten in seiner Aquarelltechnik abgeliefert, aber hier darf er noch eine Spur wahnsinniger zu Werke gehen als z.B. in Die vierte Macht. Er versteht sich auf Perspektive, auf die Konstruktion von Raumschiffen und die Inszenierung von Szenen. Er ist natürlich vor der Zeichnerkrankheit nicht gefeit, die verschiedenen Charakteren ein ähnliches Aussehen beschert. Man mag darüber hinweg sehen, zumal Jodorowsky derart unterschiedliche Vorgaben gemacht hat, dass diese Krankheit sehr gut in Schach gehalten wird und Gimenez gezwungen ist, sich viel und Außergewöhnliches einfallen zu lassen.

Der Humor steht nicht abseits. Sei es die Superlaus oder auch der linkische Versuch eines kleinen Roboters zu einer Ersatzliebschaft zu werden, Gimenez Kunst vermag es, diese wahnwitzigen Ideen gut aussehen zu lassen. Man könnte sie auch gigantisch nennen, angesichts der Superlaus, deren Abbildung hier eine Doppelseite ausfüllt. Gimenz beweist auf jeder Seite, dass er ein Meister der Farbe und des Phantastischen ist.

Ein gelungener und versöhnlicher Abschluss nach einer Reihe von unversöhnlich kämpfenden Kriegern: Alexandro Jodorowsky und Juan Gimenez legen hier ihr Hauptwerk vor, das ungeachtet anderer Publikationen von ihnen auch richtungsweisend für andere Autoren und Künstler ist. 🙂

Die Kaste der Meta-Barone 4, Aghora und Namenlos: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.