Zeichen: Eine Dürre hat den Wasserspiegel des Ngorongoro-Kraters in Tanganjika erheblich sinken lassen. Plötzlich gibt es viel bessere Möglichkeiten das lang gestreckte Ufer in Augenschein zu nehmen. Professor Heidegang nutzt die Gelegenheit. Am Ufer ist eine Öffnung zu sehen. Der Professor und seine Begleiter müssen ihre Köpfe einziehen, um mit ihrem Kanu in den kurzen Tunnel zu gelangen. Am anderen Ende weitet sich der Tunnel zu einer Höhle. Merkwürdige Abbildungen bedecken die Wände. Viel Zeit bleibt den Männern nicht. Draußen hat es begonnen zu regnen. Ein Steigen des Wasserspiegels hätte zur Folge, dass die Männer zurück tauchen müssen.
Aber der Professor ist zu aufgeregt, um sich mit derlei Einzelheiten abzugeben. Er taucht, wenn auch aus anderem Grund. Denn unter ihnen im Wasser glänzt ein Lichtschein. Dort muss es noch weitergehen. Als der Professor auf der anderen Seite des Felsen wieder an die Wasseroberfläche kommt, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen.
Abenteuer pur: Das bedeuten Blake und Mortimer. In bester Tradition eines Henry Rider Haggard oder eines Jules Verne öffnet sich eine vergangene Zeit, in der es hinter den Kulissen der Welt noch Geheimnisse gab. Entworfen von dem verstorbenen E. P. Jacobs setzen nun Yves Sente (Autor) und Andre Juillard die Abenteuer der beiden aufrechten Briten fort.
Geheimnisvolle Zeichen, die an die weltberühmten (und teilweise immer noch rätselhaften) Kornkreise erinnern, führen auf die Spur einer uralten Zivilisation, weitaus älter, als es die Menschen jemals gedacht hätten. Professor Mortimer, der sich etwas merkwürdig verhält in der letzten Zeit, ist von dieser Entdeckung, die sich bruchstückhaft über die ganze Welt verteilt, begeistert und fasziniert. Begleitet von einer alten Freundin hält es ihn nicht lange in England. Bald schon sind sie auf dem Weg nach Afrika. Aber die Verfolger sind ihnen bereits auf der Spur.
Alle notwendigen Elemente sind hier versammelt. Das Geheimnis muss gelüftet werden. Ein ebenfalls geheimnisvoller und nicht weniger krimineller Widersacher. Einige Handlanger, mehr oder minder begabt, in dem, was sie machen. Ein geheimnisvoller Kontinent (er ist es eigentlich immer noch). Eine lange Reise (immer für Überraschungen gut). Ein guter Freund (als Retter in der Not). Und natürlich der finale Clou (damit konnte eigentlich nicht gerechnet werden, obwohl es Andeutungen gab, schlüssig ist es auf seine Art dennoch). Yves Sente verknüpft die einzelnen Bestandteile auf gelungene Weise, zwanglos, locker, unvorhersehbar. Afrika macht sich als Schauplatz immer gut. Kaum ein Kontinent oder Land (abgesehen vielleicht von China) hält noch derart viele Überraschungen parat, was auch an einer unberechenbaren Tierwelt liegen mag.
Andre Juillard fängt den traditionellen Stil der Reihe sehr schön ein. Es ist beinahe klassisch Herge, vielleicht eine Spur realistischer, vielleicht verpaart mit einer Spur Leo (auch was die Handlung betrifft, lassen sich ein paar kleine Parallelen feststellen). Die Arbeit ist letztlich fein säuberlich ausgeführt. Außenlinien legen die Gestalt fest. Breitere Striche oder gar schwarz angelegte Schatten existieren so gut wie gar nicht. Diese traditionelle Exaktheit macht auch den Charme dieser Produktion aus. Die Bilder bilden eine Einheit mit dem Text, der hier auch richtig gelesen werden sollte und nicht überflogen.
Einfach mal zwei Stunden zurückziehen und ein spannendes, auch charismatisches Abenteuer genießen. Das ist echte Comic-Kultur, mit ausgewogenen Schwerpunkten auf beiden Worten. Wer in der Reihe verwurzelt ist, wird sich über die Handlung freuen, wer Abenteuer der zuoberst erwähnten Autoren Haggard oder Verne mag, wird auch hiermit gut unterhalten werden. Sehr schön. 🙂
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Links:
www.blakeetmortimer.com (Blake und Mortimer, die offizielle Homepage)