In Afrika laufen die Fäden zusammen. Morea, ihr ritterlicher Mentor Terkio, Theo McMullen, der Morea mehr als nur beruflich zugetan ist und Am’nta, die sich als zuverlässige Freundin erwiesen hat, nehmen die scheinbar harmlose Reise auf die andere Seite des Globus auf sich. Aber sie werden bereits erwartet. Als das Privatflugzeug, mit dem sie reisen, über der afrikanischen Savanne abgeschossen wird, kann Morea einmal mehr ihre Unsterblichkeit unter Beweis stellen.
Es ist die alte Geschichte. Ein Fanatiker glaubt mit Waffengewalt könne er den Schwarzen Afrika zurückerobern, nicht nur ein Land, sondern gleich mehrere. Ein geheimnisvoller Mann, der sich hinter einer Maske versteckt, paktiert dazu mit einem Weißen, der nicht nur in einer entsprechend mächtigen Position ist, sondern der außerdem noch Waffen beschaffen kann. Mupata, so der Name des Maskierten, ist sich bewusst, dass er einen Pakt mit dem Teufel eingeht, aber er ist überzeugt, diesen weißen Teufel nach seinem Willen lenken zu können.
Der Hauptunterschied zwischen Regierungstruppen und einer Rebellenarmee ist häufig nur eine Frage des Zeitpunkts. So wird für stetige Abwechslung gesorgt.
Die beiden Autoren Christophe Arleston und Dominique Latil sehen schwarz für die Zukunft Afrikas, im sprichwörtlichen wie auch im wahrsten Sinne des Wortes. In einer Zukunft, in der Kuba zu einem der Haupthandelszentren des Planeten aufgestiegen ist, fristet der afrikanische Kontinent immer noch ein Schattendasein hinter den übrigen Weltmächten. Tradition steht hier neben Armut und ständigen Kämpfen um die Vorherrschaft. Einzig – zumindest optisch – der Reichtum einer großartigen Natur scheint sich auch erhalten, wenn nicht verbessert zu haben.
Nach einem Serienauftakt, der die weltweiten Verstrickungen der Drachen und Engel zum Thema hatte, ihre jahrhundertelange Rivalität, ihre Kämpfe, direkt wie indirekt, ist dieser Konflikt hier ein wenig in den Hintergrund gerückt. Nachdem die Nachschublinien der Engel (die alles andere als Engel sind), wenn man es so ausdrücken will, abgeschnitten wurden, müssen sich die Drachen nun mit den Lakaien der Engel auseinandersetzen. Diese sind, wie Morea als Erbin eines mächtigen Finanzimperiums feststellen muss, sogar im Unternehmen zu finden. Der Preis ist nicht Geld oder Macht, nein, er lautet: Unsterblichkeit.
Die Jagd durch Afrika, dem Verräter hinterher, wird zu einer Abrechnung, die bereits fällig war. Christophe Arleston und Dominique Latil gestalten diese Abrechnung mit dem Aufwand eines Action-Films, aber sie vergessen auch nicht die humoristische Seite. Während in Afrika noch gekämpft wird – nein, wird auf Kuba nicht gespült oder wieder gefeiert – geht Moreas weibliche Konkurrenz auf Kuba eher subtil zu Werke und verschafft sich ganz im Sinne eines Vorbilds wie Sharon Stone in Basic Instinct männliche Hilfe, um ihre Machtübernahme heimlich still und leise über die Bühne zu bringen.
Neben der spannenden und zeitweise witzigen Geschichte hat sich grafisch einiges getan. Vergleicht man Band 1 und Band 5 miteinander, sind die zeichnerischen Fähigkeiten von Thierry Labrosse deutlich gereift. Die Strichführung ist glatter, stärker, man könnte sagen genauer und praller geworden. Zuvor war es skizzenhafter, als seien die Bleistiftstriche nur grob nachgezeichnet worden. Hier nun ist die Tuschenachzeichnung exakter und auf dem Punkt. Labrosse experimentiert ein wenig mehr mit Körperlichkeiten und ihren Perspektiven, wodurch sich bei den Bildern noch der Eindruck einer Kameraführung verstärkt. Auch bei den Gesichtern fallen einzelne Partien einfach voluminöser aus. Augen, Mund und Kinn werden mehr betont. Die Gesichter sind so energischer, wirken ausdrucksstärker – was aber auch auf die leicht geänderte Strichführung zurückzuführen ist.
Insgesamt hatten die grafischen Beteiligten – Labrosse hat sich die Farbgebung mit Christian Goussale geteilt – anscheinend Lust, es so richtig knallen zu lassen. Denn hier zeigt sich der nächste Unterschied zum Serienauftakt. Die Farbgebung ist aufwändiger geworden. Licht und Schatten wurden mehr herausgearbeitet, es findet sich der oder andere gewagte Wischer, so dass eine viel größere Plastizität stattfindet. Optisch also, auch durch die gewählten sehr strahlenden Farben, ein richtiges Bonbon.
Ein rasanter Abschluss dieses Zyklus. Toll gezeichnet und grafisch weitergeführt bietet dieses Abenteuer alles, was das Comic-Herz begehrt: Packende Handlung, sympathische Helden, fiese Bösewichte, technische Finessen, schöne Frauen, gut gewählte Spielorte, ein wenig Romantik, Humor natürlich, aber vor allem eine Spannungsschraube, die bis zum Schluss weiter angedreht wird. 🙂
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