Arthur und Kei sind auf der Suche nach Abenteuern. Sie sind in einem jungen Mannesalter angelangt, in dem sie sich beweisen wollen, ja, beweisen müssen. Aber wie? Zuerst einmal muss Ausrüstung angelegt, wollen Reittiere gefunden werden. Die beiden Brüder haben keinerlei Besitz, also was bleibt noch an Möglichkeiten, wenn einem bäuerische Arbeit nicht gefällt und man ein Krieger werden will? Stehlen! Aber auch das will gelernt sein. Der Hof, den sie aus der Ferne beobachten, sieht verlockend aus. Da er bewacht ist, wird es wohl kaum ohne Blutvergießen abgehen. Das Schicksal hingegen meint es gut mit den Brüdern und ihrem neuen Begleiter. Ein Nebel zieht auf und verbirgt ihr Tun.
Wer war der berühmte König Arthur wirklich? Was war mit der Tafelrunde? Und Merlin? Welche Rolle spielte der Zauberer bei all diesen grandiosen Ereignissen, die von einem Wendepunkt Britanniens handeln? Vergesst die bisherigen Romane wie Die Nebel von Avalon, schön gefärbte Filme wie Der erste Ritter oder die alten Klassiker wie Die Ritter der Tafelrunde. Das wahre Leben dieses Kriegers war rauer, aber auch magischer, zauberhafter, mystischer. Arthur entwickelte sich langsam von einem die Abenteuer suchenden Räuber zu einem Freiheitskämpfer.
In jenen Tagen streifte ein gereifter Mann durch die Lande, weise, mit einem unbestimmbaren Alter und einem Geheimnis behaftet. Myrddin, so sein Name, wurde von Autor David Chauvel bereits ausführlich im ersten Band Myrddin, der Verrückte vorgestellt. Wer mit den erwähnten Veröffentlichungen oder anderen vertraut ist, wird hier so manches Detail oder diese oder jene Figur wieder erkennen. Aber mehr auch nicht. Der Weg, den Chauvel hier mit seinen Figuren beschreitet, ist anders, viel mythologischer, historisch, aber auch phantastisch.
Wir begegnen Myrddin und seinem Freund und Helfer Taliesin zu Beginn der Geschichte, als sich Myrddins eigenes Leben wieder beruhigt hat, die Geschichte Britanniens jedoch auf des Messers Schneide steht. Das Volk der LLoegr hat sich im Kampf behauptet und das Volk der Kymry zurückgedrängt. Aus diesem Volk geht Arthur als Ziehsohn von Kynyr hervor. Für fünf Kinder ist der gestandene Mann der Vater, zwei von ihnen entstammen seinem eigenen Fleisch und Blut, drei sind adoptiert. Alle verstehen sich prächtig und gedeihen so, wie es sich Eltern nur wünschen können. Myrddin, zu Gast bei Kynyr, entdeckt Arthur und sieht in der Zukunft, was einmal werden wird, aber er schweigt.
Die Jahre vergehen. Kei, Kynyrs leiblicher Sohn, und Arthur sind enge Freunde, ja Brüder, als entstammten sie den gleichen Eltern. Bedächtig, ausführlich, aufregend für den Leser, erzählt Chauvel seine Sage, die auch immer wieder von kleineren Geschichten und Beschreibungen durchbrochen wird. Diverse Krieger, die später an der Seite von Arthur reiten und kämpfen, haben ihre ganz besonderen Fähigkeiten und Namen. Vor einer Schlacht wünscht sich Arthur eine Ablenkung durch einen Barden, der ihm eine spannende Legende erzählt. Durch diesen Trick, wenn man es so nennen kann, entwirft Chauvel nicht nur ein groß angelegtes Bild von Arthurs Leben, sondern auch eine vielschichtige Ansicht eines längst vergangenen Britanniens.
Jerome Lereculey zeichnet höchst realistische Bilder und reiht sich mit seinem Können in die Riege der großen Künstler im Bereich Comic ein. Wer sich an Filme wie Braveheart erinnert und diesen in all seinen Ausprägungen mochte – Ausstattung, Kämpfe, Schlachten, Abenteuer – wird sich hier optisch gleich wohl fühlen. Lereculey verweigert sich keiner Herausforderung. Massenszenen finden hier in einer Fülle statt, die den Details auf den Leinwänden älterer Meister ähneln. Das Land Britannien erhält durch die gezeigte Landschaft, die Wohnstätten in verschiedenen Ausführungen, spezifische Kleidungen und Waffen einen richtig stofflichen Charakter, als habe es reale Vorbilder für diese Grafiken gegeben – ganz so wie bei alten journalistischen Zeichnungen, bevor die Fotografie diese Technik der Reiseberichte ablöste. Kraftvolle und doch sparsam eingesetzte Farben, ausgeführt durch Jean-Luc Simon, unterstreichen die Mischung aus Sagenerzählung und Dokumentation.
Kraft- und liebevoll erzählt. Arthur ist wahrhaftig von David Chauvel als keltisches Heldenepos angelegt (so der Untertitel der Reihe). Es ist so spannend, wie alte britannische (auch englische) Sagen immer sind. Wer glaubte, sämtliche Facetten der Arthur-Sage zu kennen, sieht sich getäuscht. Mit vielen neuen Ideen ist Arthur packende Historien-Unterhaltung. 🙂
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